Kann man es mit Fürsorge übertreiben?

vom 12.01.2012, 08:08 Uhr

Ich musste gerade auf Facebook etwas von einer Freundin lesen, was mich doch echt erschrocken hat. Da sitzt sie Nachts um halb vier Uhr bei ihrer 8 jährigen Tochter im Bett und fächelt ihr Luft zu, bis die Halsschmerzen und das Fieber des Kindes besser geworden sind. Ich meine ok, dass man seinem Kind Linderung und Liebe geben möchte ist natürlich selbstverständlich, aber dieses finde ich dann auch wieder etwas zu lächerlich und zu übertrieben.

Kann man es mit der Fürsorge denn überhaupt auch übertreiben? Also ich würde garantiert nicht Luft fächernder Weise 1,5 Stunden lang bei meinem Kind im Bett sitzen. Ich meine, um die Zeit geht es mir nicht, aber dieses Luft zu fächern, hat das überhaupt einen Sinn? Manchmal frage ich mich ehrlich, wie man ein Kind nur so dermaßen verhätscheln und vertüdeln kann. Wadenwickel hätten es doch sicherlich auch getan, oder etwas anderes Wirksames.

» MissFly » Beiträge: 362 » Talkpoints: 6,41 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Je nach Höhe des Fiebers sollte man das einfach laufen lassen wie es ist. Meine Töchter haben zwar selten solche Probleme, aber ich unternehme nicht gleich etwas, weil Fieber dem Körper auch hilft. Zumal Luft zufächeln sicherlich auch eine Methode ist, wo ich mir keine Wirkung davon verspreche. Wie du selbst schreibst, sind Wadenwickel effektiver, wenn auch nicht Zeit sparender.

Gegen Halsschmerzen wird diese Vorgehensweise deiner Freundin auch nichts bringen. Da helfen aber Tees und auch entsprechende Bonbons, um einem Kind Linderung zu verschaffen. Klar reagiert man, wenn das Kind krank ist und das auch die ganze Nacht durch. Aber dann doch bitte mit Methoden, welche wirklich etwas bringen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich denke was das angeht sollte man jedem selber überlassen wie er handelt! Wenn meine Kinder krank sind und wirklich leiden dann mache ich auch alles damit es Ihnen besser geht und wenn sie sich dann wünschen, dass ich Ihnen Luft zufächel dann würde ich das auch tun! Klar bei etwas Fieber oder so müssen meine auch einfach mal durch, aber man merkt ja als Mutter auch ob es dem Kind einfach nur ein bisschen unwohl ist oder wirklich schlecht geht.

Viel schlimmer finde ich es wenn Eltern permanent ihren Kindern auf dem Spielplatz hinterher rennen weil sie Angst haben das die Kleinen sich weh tun. Klar darf man nicht unachtsam sein aber auch nicht permanent hinterher rennen und alles kontrollieren wollen. Die müssen auch mal etwas probieren dürfen um zu sehen wie weit sie gehen können. Oder Eltern die zuhause permanent mit Sagrotan rumlaufen oder lauter so Sachen.

» chica1989 » Beiträge: 297 » Talkpoints: 0,06 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Hättest du doch einmal deine Freundin auf Facebook gefragt, ob sie das nicht für ein bisschen übertrieben hält. Die Antwort dürfte jedem klar sein. Ich denke, dass es jeder Mutter oder jedem Vater selbst überlassen sein sollte, wie er mit seinen kranken Kindern umgeht. Man muss nicht alles gut heißen oder verstehen, aber ein wenig Verständnis aufzubringen ist nicht schwierig. Ich kann auch Eltern nicht verstehen, die beim kleinsten nächtlichen Husten in die Kinder-Notaufnahme fahren. Aber ich habe Verständnis dafür. Jeder der ein Kind hat, macht sich um selbiges Sorgen, wenn es krank ist. Die Kraft, die einem dabei antreibt ist bei jedem gleich. Man möchte, dass es einem Kind so schnell wie möglich besser geht.

Sicherlich kann man Fürsorge auch übertreiben. Aber dann doch lieber zuviel Fürsorge als gar keine. Ich hätte sicherlich auch nicht am Bett gesessen und Luft zu gefächert. Ich hätte mein Kind, sicherlich mit zu mir ins Bett genommen oder es zumindest angeboten. Man kennt doch sein Kind und weiß wie es reagiert. Auch wie der Körper für gewöhnlich reagiert. Und ich glaube, wenn dein Kind krank im Bett liegen würde und dich um Linderung, egal auf welche Art bittet, würdest du es tun. Egal um welche Uhrzeit. Fraglich ist natürlich ob man das nun unbedingt auf Facebook posten muss. Kurz um, eine Sache die alle Eltern selbst entscheiden müssen.

» LifeLines » Beiträge: 213 » Talkpoints: 4,50 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Auch ich bin der Meinung, dass die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind sich nicht darüber definiert, dass solche merkwürdigen Aktionen an den Tag gelegt werden. Natürlich möchte man, dass es dem eigenen Kind gut geht, das ist schon klar. Aber es muss eben auch klar sein, dass es Grenzen gibt, und zwar auch wirklich in jede Richtung. Bei Müttern, von denen ich so etwas mitbekomme, frage ich mich wirklich, was diese tun, wenn ihre Kinder mal von zu Hause ausziehen. Werden diese Mütter dann zusammenbrechen und ihres Lebens nicht mehr froh, weil der einzige Lebensinhalt nun weg ist? Mir kommt das immer ein wenig so vor wie eine überzogene Liebe zu einem Tier, im Rahmen derer das Tierchen beschmust, gekuschelt und gedrückt wird, ohne, dass es selbst das eigentlich will. Die Tierhalter, die so handeln, meinen oft, dass sie ihrem Tier damit etwas Gutes tun, aber würden sie einfach nur abwarten, ob das Tier von selbst kommt und wann es vor allem wieder geht, so würden sie doch feststellen müssen, dass das Tier ganz andere Interessen hat als sie, der Mensch.

Dieser Vergleich mag sich nun etwas merkwürdig anhören, aber ich finde beide Fälle durchaus vergleichbar. Im Endeffekt scheint mir in beiden Situationen nämlich ein ganz merkwürdiger Bezug zum geliebten Lebewesen vorzuliegen, der irgendwie weit über das hinausgeht, was gut für diesen Menschen ist, der die vermeintliche Liebe empfängt. Ich will damit auch nicht sagen, dass ein Kind nicht geliebt werden soll, ganz im Gegenteil. Aber ich meine, dass man seinem Kind mit zu viel vermeintlicher Liebe, die man ihm angedeihen lässt, durchaus auch schaden kann.

Meine beste Freundin ist auch jemand, der sehr an seinen Kindern hängt und hohe Ansprüche an sich selbst als Mutter stellt. Ich erinnere mich noch an ein Gespräch mit ihr, das ich vor einem oder zwei Jahren angefangen habe, weil ich feststellen konnte, dass sie ihrer damals zehn- oder elfjährigen Tochter überhaupt keine Möglichkeit gibt, die eigenen körperlichen Grenzen auszutesten, indem die Tochter nicht auf eine etwa 1,50 Meter hohe Mauer klettern durfte. Meine Freundin hatte Angst, die Tochter könnte herunterfallen und sich etwas brechen. Die Tochter war hingegen sauer auf die Mutter, da diese ihr immer alles verbieten würde, was Spaß mache. Solche Situationen sehe ich grundsätzlich als Ausgang derjenigen Situationen, die Du hier beschreibst. Das Kind wird von der Mutter extrem umzingelt und die Mutter ist bei jedem noch so kleinen Wehwehchen zur Stelle, ohne mal zu überlegen, ob sie ihr Kind damit nicht auf eine ganz unglückliche Weise für ein solches „Leiden“ überhaupt erst sensibilisiert.

Wenn ich mir da überlege, wie man mit uns umgegangen ist, als wir noch Kinder waren, könnte ich glatt zu dem Schluss kommen, dass wir gar nicht geliebt wurden, wenn Liebe sich so ausdrückt wie im Falle dieser Freundin von Dir. Aber natürlich stimmt das nicht und wir wussten das als Kinder doch auch. Liebe definiert sich eben anders als über das Zufächern irgendwelcher vermeintlich hilfreich kühlender Luft morgens um halb vier.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich bin in einer Familie aufgewachsen, wo Liebe und Fürsorge den Vortritt hat. Bei uns löst man nicht alles mit Gewalt, sondern reden alles aus und vertragen uns wieder. Wenn ein Kind krank ist, sollte man es eigentlich schon pflegen. Die Mutter könnte stattdessen Tee machen oder dem Kind gar eine Tablette geben.

Natürlich kann man es mit der Fürsorge übertreiben, jedoch bleibt es jedem Elternteil selbst überlassen, wie viel Liebe und Fürsorge er/sie seinem/ihr Kind geben will. In jeder Familie läuft es anders ab, manchen Eltern ist es sogar völlig egal, ob ihre Kinder traurig, krank oder sonstiges sind. Darüber sollten die Eltern einmal nachdenken.

Wie gesagt, würde ich meinem Kind einen Tee kochen, eventuell eine Tablette geben, mich an den Bettrand sitzen und vielleicht noch eine Wärmflasche machen. Dass man Halsschmerzen mit fächernder Weise stillen kann und macht, ist mir unbekannt. Des Weiteren ist es doch krank, wenn man so etwas macht, oder nicht? Wenn einem sonst nichts Besseres einfällt, kann den Fächer auch mit einem elektrischen Ventilator ablösen. Zudem ist es doch bekannt, dass sich Kälte und Krankheit nicht so gut vertragen... Wie du schon sagst, ist die klassische Methode ein Wadenwickel. Verhätscheln würde ich das nicht nennen, da dieser Ausdruck eher in Sachen "lockere Erziehung" mit einbezogen wird. Was noch hilft, wäre Coca Cola, Salzstangen und natürlich Schlaf!

» koekjuli » Beiträge: 62 » Talkpoints: 51,83 »


Sicherlich kann man es mit der Fürsorge übertreiben, aber gerade wenn Kinder krank sind brauchen sie die Eltern besonders. Das Luft zufecheln hat sicher wenig zur Linderung der Symptome beigetragen, aber dennoch war es für das Kind sicher schön. Die Mutter war in der doch recht schweren Situation dabei und das sogar in der Nacht. Außerdem reicht es bei Kindern oft, wenn sie nur denken es würde etwas passieren um ihnen zu helfen. Ein ernsthafter Wille kann nämlich viel bewirken. Und wenn es dem Kind geholfen hat finde ich es nicht schlimm.

Ich würde ehrlich gesagt auch alles tun, wenn meine Tochter krank ist, um ihr Linderung zu verschaffen und wenn das für mich heißt, dass ich nachts an ihrem Bett sitze und ihr Luft zu fächere oder ihr ständig den kalten Waschlappen wechsel und auf die Stirn lege.

Abgesehen davon wenn ein Kind krank ist, glaube ich schon, dass man es auch überbemuttern kann. Man muss auch los lassen können (auch wenn das oft schwer ist) und das Kind wird auch von ganz alleine auf die Eltern zu kommen wenn es die Nähe und Zuwendung braucht.

» Lara2011 » Beiträge: 1466 » Talkpoints: 0,19 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Generell bin ich auch der Meinung, dass man es bei seinen oder auch bei fremden Kindern, wenn man auf welche aufpasst, übertreiben kann. ich denke sogar, dass das ziemlich schnell passieren kann. ich kenne zehn Jahre alte Mädchen, die sich noch nicht selber ein Brot schmieren können weil das ja Mama immer für sie macht und die auch sonst ziemlich verhätschelt werden und damit später sicherlich kleinere oder vielleicht sogar große Probleme im Leben bekommen werden. Schließlich sind Mama und Papa nicht ewig für sie da und irgendwann müssen auch sie loslassen. Ich finde aber nicht unbedingt, dass sich das schon über das Fächern von Luft bei einem kranken Kind äußert.

Manchen Kindern geht es ja wirklich extrem schlecht, wenn sie krank sind. Das ist natürlich auch von der Krankheit abhängig. Oft gibt es ihnen zumindest ein besseres Gefühl, wenn man dann für sie da ist. ich glaube nicht, dass es deiner Bekannten in dieser Situation besonders wichtig war, ihrem Kind Luft zu zu fächern. das das nur wenig bis gar keine Linderung bringen wird sollte ihr selber auch schon bekannt sein. ich glaube eher, dass es deiner bekannten darum geht für ihre Tochter krank zu sein. Und das ist ja auch eigentlich gar nichts schlechtes und ich finde auch nicht, dass das auf eine übertriebene Fürsorge schließen lässt.

Übertriebene Fürsorge zeigt sich meiner Meinung nach im Alltag und nicht in außergewöhnlichen Situationen. Wenn jemand sein Kind auch wenn es schon im Schulalter ist nicht alleine seine Kleidung auswählen lässt, es noch selber anzieht, auf dem kompletten Schulweg auch in höheren Klassenstufen noch begleitet und ihm viele Arbeiten und Pflichten abnimmt, dann würde ich das mit übertriebener Fürsorge gleichsetzen. und es gibt natürlich noch weitere ähnliche Szenarien, welche ich für übertrieben erachte. Aber in diesem Fall kann ich das nicht beurteilen, da ich einfach die konkrete Situation nicht genau kenne.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Na ja, das würde ich jetzt nicht als übertriebene Fürsorge sehen, wenn man krank ist, fühlt man sich halt einfach nicht gut und Kinder leiden halt meistens über und mit ihren Eltern, da ist es schon ok wenn man sich mal die Nacht um die Ohren schlägt und mit Kleinigkeiten die Krankheit und die damit einhergehenden Schmerzen etwas lindern möchte. Kinder stehen nun mal da drauf umsorgt zu werden. Ich glaub es gibt Männer die sind schlimmer ;)

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» aries24 » Beiträge: 1748 » Talkpoints: 9,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Natürlich ist es fraglich, ob das Luft zu fächeln etwas bringt und sicher gibt es deutlich hilfreichere Maßnahmen. Wadenwickel sind sicherlich eine Möglichkeit das Fieber zu senken; mit Halswickeln könnte man etwas gegen die Halsschmerzen tun.

Allerdings glaube ich nicht, dass man in einem Ausnahmefall wir Krankheit wirklich zu fürsorglich sein kann. Ich kann mir auch vorstellen, den Kindern in der Nacht Händchen zu halten, wenn sie so krank sind und einfach nur Zuspruch brauchen. Das tut ja oft auch Erwachsenen gut. Und so lange man nicht wegen jeder Kleinigkeit so einen Aufwand betreibt hat das aus meiner Sicht nichts mit Verhätscheln zu tun.

Fragwürdiger finde ich in diesem Fall nur, warum man das ganze auch noch per Facebook publik machen muss. Aber da bin ich dann wahrscheinlich zu konservativ.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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