Ist Introvertiertheit mit einer Depression vergleichbar?
Hier Seid ihr extrovertierte oder introvertierte Menschen? habe ich ja schon gefragt, ob ihr eher introvertiert oder extrovertiert seid. Ich habe neulich einen Bericht, in einer Zeitung beim Arzt, gelesen. Dort stand drin, dass Introvertiertheit ein erstes Anzeichen für eine Depression ist und man dann schon hellhörig werden sollte und wenn ein Kind introvertiert ist, sollte man ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Denkt ihr auch, dass Introvertiertheit etwas mit Depression zu tun hat? Kann es wirklich sein, dass es erste Anzeichen sind? Sollte man als introvertierter Mensch, wirklich ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen? Denkt ihr, dass es eher Panikmacherei war, was ich da gelesen habe. Es wurden auch Beispiele in dem Artikel genannt, von bekannten Personen, die an Depressionen litten und sich umgebracht haben, weil man die Introvertiertheit falsch gedeutet hat und nicht geholfen hat.
Sagen wir es mal so: Der Mensch ist ein soziales Tier. Gruppenbildung ist für unsere Art unentbehrlich und extrem wichtig. Introvertiertheit verhindert dies in einem gewissen Maße. Der Kontakt mit anderen Menschen ist für den Menschen abgesehen davon ein Bedürfnis. Ein Mangel an sozialer Bindung führt zu einer veränderten Ausschüttung von Neurotransmittern und Hormonen. Ein solches Ungleichgewicht kann sich als Depression äußern.
Ich halte das für Spinnerei. Die Menschen an sich sind einfach nicht gleich gestrickt, der eine ist ruhiger, der andere hat mehr Temperament und wenn wir alle wären, wie Jürgen Drews, na dann Prost Mahlzeit. Allerdings wird es heute ja als ganz toll verkauft, wenn jemand extrovertiert ist, während man ruhigeren Menschen immer vorhält, sie müssten endlich aus sich raus kommen. Wenn die dann depressiv werden, liegt das in erster Linie daran, dass ihnen pausenlos ihre Schlechtigkeit eingeredet wird.
Da ich als Kind selbst stark introvertiert war, kann ich aus Erfahrung sagen, dass es nicht gleich zu setzen mit Depressionen ist. Auch muss Introvertiertheit kein erstes Anzeichen für eine eventuelle Depression sein. Klar sollte man als Eltern vielleicht mehr auf das Kind eingehen, sofern man mitbekommt, dass es sich zu sehr verschlossen gibt. Vielleicht sucht es gerade das Gespräch mit jemandem, der ihm signalisiert "ich bin für dich da". Dies kann zum Beispiel der Fall sein, wenn das Kind sich plötzlich anfängt extrem zurück zu ziehen etc.
Manchmal aber ist es nunmal so, dass man ein recht stilles Kind vor sich hat, dass sich nicht zu sehr mit seiner Außenwelt austauschen möchte, sondern vieles mit sich selbst ausmacht. Bei mir war es so, dass ich innerhalb meiner Familie daheim mich immer auszutauschen wusste und nur wenn ich keine Lust auf Kommunikation hatte, mich von meinen Geschwistern und Eltern bewusst zurück zog, um für mich zu sein. Ich hatte keine Hemmungen, wenn ich das Bedürfnis zum Reden verspürte, mich mit einem von ihnen auszutauschen.
Allerdings hatte ich eine Blockade mich mit "Fremden" auszutauschen, die nicht in meinem täglichen Umfeld auftauchten. Meist wollte ich schlichtweg meine innerlichen und persönlichen Empfindungen und Gedanken niemand Außenstehendes anvertrauen. Mir war es eine "persönliche" Angelegenheit, auf die ich den anderenkein Recht gewähren wollte. Auf Fragen antwortete ich kurz und knapp, weil ich Konversationen mit diesen familienfremden Leuten bewusst aus dem Weg gehen wollte. Trotz allem war ich ein Kind voller Lebensfreude und hab eine glückliche Kindheit genossen und im Laufe der Zeit bin ich nach und nach aufgetaucht und habe gelernt, wie ich mich "fremden" Leuten umgehen konnte, ohne das Gefühl zu haben, ihnen einen zu tiefen Einblick in mein Privatleben zu gewähren.
Hätten meine Eltern damals - aus welchen Gründen auch immer - mich versucht zu einen Arzt oder Ähnlichem zu schleppen. Dann hätte allein dieser Umstand mich eher depressiv machen können, weil ich als Kind Angst vor Krankenhäusern und Ärzten hatte und ich hätte mich irgendwie vor den Kopf gestoßen gefühlt. Ich denke auch, dass ich im Nachhinein, viel verklemmter auf meine Außenwelt reagiert hätte und gewissermaßen auch einen Groll gegen meine Eltern entwickelt hätte, wenn sie mich aus meiner kindlichen selbst errichteten Schutzmauer gerissen und mich dem "Feind" ausgeliefert hätten.
Meines Erachtens könnte dies einen bleibenden psychischen Schaden bei einem Vorschulkind bewirken, welchen man nicht so leicht beheben kann.
Da kann ich Bellikowski nur zustimmen. Man sollte versuchen, die Menschen so zu akzeptieren, wie sie sind, und nicht, sie zu ändern. Es gibt allerdings auch einfach schüchterne Menschen, die Angst davor haben, sich mit anderen einzulassen. Das hört sich für "normale" vielleicht etwas blöd an, aber manche denken dann immer, die anderen wollen sich nur über einen lustig machen. Schüchterne Menschen haben es schwer und ein "Komm doch mal aus dir raus" wird dann auch nur als Versuch gewertet, jemanden fertig zu machen. Da muss man anders rangehen, wenn man merkt, dass derjenige zwar introvertiert ist, es eigentlich aber gar nicht sein will.
Ich bin keine Psychologin aber ich würde auch nicht meinen, dass Introvertiertheit etwas mit Depressionen zu tun hat, oder dass das ein Anzeichen für eine Depression ist. Die Menschen sind zum Glück eben unterschiedlich und es gibt eben Menschen, die eher introvertiert sind und welche, die eher extrovertiert sind. Das liegt am Gemüt des Menschen und nur weil jemand introvertiert ist, muss er ja nicht gleich depressiv sein.
Anders ausgedrückt: Eine Depression kann man unter anderem auch medikamentös behandeln. Würde ein introvertierter Mensch solche Antidepressiva nehmen, bezweifle ich, dass aus ihm ein extrovertierter Mensch werden würde. Natürlich kann aber auch ein introvertierter Mensch eine Depression bekommen, aber ich denke die Chancen sind da in etwa gleich wie bei einem extrovertierten Menschen.
Natürlich ist Introvertiertheit ein Bestandteil von Depressionen, dass ist denke ich mal, kein großes Geheimnis. Depressive Menschen sind automatisch auch introvertiert und ziehen sich aus dem gesellschaftlichen Leben zurück, wollen daran nicht mehr teilhaben, vernachlässigen Freunde und Familie. Aber sind introvertierte Menschen auch gleich depressiv? Ich denke, dass der von dir als Beispiel angebrachte Thread bereits sehr gut zeigt, dass man auch introvertiert sein kann, ohne dass man gleich depressiv ist. Viele Menschen sind einfach von sich aus und ihrer Art etwas zurückgezogener, dass ist nicht weiter verwunderlich, sollte keinen in Alarmbereitschaft versetzen und auch toleriert werden. Nicht jeder ist eben offen und geht gerne unter Menschen, aber die, die sich eher introvertiert Verhalten, müssen nicht alle gleich depressiv sein. Ich selbst beschreibe mich selbst auch gerne eher als introvertiert.
Ich würde das ehrlich gesagt davon abhängig machen, ob die Introversion von Anfang an bestanden hat oder nicht. Mein Partner ist noch stärker introvertiert als ich, wobei er aber von einer Depression meilenweit entfernt ist. Daher denke ich nicht, dass es da zwangsläufig einen Zusammenhang gibt. Manche Menschen sind eben von Natur aus so und das sollte man akzeptieren. Problematisch wird das meiner Ansicht nach erst, wenn eine Person mit extrovertierten Zügen in die Introvertiertheit "kippt". Dann sollte man schon hellhörig werden und aufmerksam sein, damit man zur Not eingreifen und die Entwicklung abbremsen kann. Meiner Beobachtung nach ist ein "Kippen" eher ungewöhnlich.
Es kommt hier wie so oft darauf an, wie man Introversion definiert. Wissenschaftlich gesehen werden so Menschen bezeichnet, die das Zusammensein mit anderen gerade in Gruppen als anstrengend empfinden und regelmäßig Zeit allein zubringen müssen, um ihre inneren Batterien quasi wieder aufzuladen. Da das gesellschaftliche Ideal aus unterschiedlichen Gründen jedoch der extrovertierte, gesellige, umtriebige Mensch darstellt und introvertierte Menschen nicht nur weniger sichtbar sind, sondern auch eine Minderheit darstellen, existieren natürlich alle möglichen Vorurteile. Wie es eben immer der Fall ist, wenn jemand von der Norm abweicht.
Als introvertierter, aber mitnichten depressiver Mensch empfinde ich es als beleidigend, wenn gleich mit Diagnosen und Behandlungen um sich geworfen wird, nur weil jemand nicht ganz so laut und aufdringlich ist wie andere Leute. Nur weil sich manche Menschen nicht vorstellen können, dass jemand am Wochenende gerne daheim bleibt, ein ruhiges Hobby pflegt, klassische Musik hört oder einfach genre mal alleine bleibt, wird diesen Menschen gleich ein psychischer Defekt unterstellt.
Ich bin eher der Meinung, dass man eine charakterliche Veranlagung und Präferenz nicht automatisch als krankhaft ansehen sollte, sondern sich lieber um die Leute kümmern, denen es vielleicht unter ihrem grellen, aufgedrehten Auftreten so richtig miserabel geht. Nicht jeder, der sich gerne unter Menschen aufhält, ist automatisch immun gegen Depressionen, genauso wie jemand mit seiner Katze und seiner Kakteensammlung vielleicht glücklicher ist als die meisten.
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