Werden Vorbestrafte vorurteilsfrei behandelt?

Ich denke, dass es da auch auf die Situation ankommt und auf die Art der Vorbestrafung. Wenn jemand einen Freund oder ähnliches bestohlen hat, dann denke ich, dass ich dann schon ein bisschen Voruteile haben würde. Wenn jemand auch einen Mord begeht oder Körperverletzung, dann denke ich, dass ich dann auch ein bisschen Angst haben würde. Es hängt aber auch damit zusammen, wie die Person im Gesamten wirkt und rüberkommt.

Aber vom Prinzip her bin ich der Meinung, dass man in so einer Situation imer möglichst ohne Voruteile an einen Menschen rangehen sollte. Man weiß nie, was damals vorgefallen ist und wie es sich dann auch verhalten hat. Menschen können sich ändern und manchmal sollte man eben wirklich genau diesen Menschen eine neue Chance geben - viele dieser Menschen werden sie dankbar nutzen.

Also im Grunde genommen ist es mir völlig, egal ob jemand vorbestraft ist oder nicht. Jedoch kommt dies wirklich auf die Tat an einen Kindermörder oder gar einen Vergewaltiger würde ich keine zweite Chance geben. Einen Menschen der Jemand anderen wie du beschrieben hast Krankenhausreif geprügelt hat würde ich jedoch ohne Vorurteile entgegen treten. Ich selber bin vorbestraft und saß auch bereits wegen Körperverletzung, gefährliche und schwere Körperverletzung sowie gemeinschaftliche Körperverletzung im Gefängnis.

Mir persönlich fällt jedoch natürlich von offiziellen Wegen wie Ämter, Arbeitsstellen die Abwehrhaltung auf, wobei ich ganz klar sage, dass es mir völlig egal ist, wie man mir entgegen tritt. Ich hatte für meine Vergehen Gründe, stehe da heute ebenfalls zu so wie damals auch! Damals bedeutet vor 6 Jahren zur Jugend Zeiten! Mein Arbeitgeber ist vollkommen mit mir zufrieden und interessiert sich in keinem Falle für meine Vorstrafen!

Ich persönlich finde es grauenhaft, wenn Menschen von weniger schlimmen Vorstrafen benachteiligt werden. Ich rede dabei aber nicht von Mord oder so etwas, denn diese Straftaten kann man nicht so einfach übersehen. Jedoch sind Jugendstrafen und andere Delikte nicht selten und können ruhig Mal vergessen werden. Leider ist die Gesellschaft von Vorurteilen jedoch zerfressen und ich weiß noch, wo das damals zu bestimmten Zeiten hingeführt hat.

Ich bin mir sicher, dass jeder schon einmal mit verurteilten Straftätern zu tun hatte, ohne dass es vielleicht weiß. Irgendwo müssen sich diese Leute ja auch aufhalten und es gibt sicher genug Situationen, in denen man mal mit jemandem konfrontiert ist, der vielleicht schon mal im Gefängnis gesessen oder eine andere Strafe erhalten hat. Man weiß ja nie, ob die nette Frau an der Kasse bei Edeka nicht schon mal jemanden verprügelt hat, ob der Patient, den man gerade behandelt hat, abends im Park Frauen vergewaltigt oder ob der neue freundliche Nachbar jemanden ermordet hat. Diesen Leuten begegnet man sicher vorurteilsfrei bis man eben weiß, was sie auf dem Kerbholz haben. In dem Moment, in dem man es weiß, kippt sicher bei den meisten Leuten die Stimmung und der Mensch erscheint in einem anderen Licht, selbst wenn er sich nicht anders verhält als drei Minuten vor seinem Geständnis. Mir geht es da nicht anders als vielen Leuten auch. Für mich sind diese Leute stigmatisiert und sie gehören, je nach Tat, einer anderen Sorte von Mensch an, mit der ich so gar nichts zu tun habe und auch nichts zu tun haben möchte.

Natürlich kann man die verschiedenen Delikte nicht in einen Topf werfen. Emotional am belastendsten finde ich persönlich jegliche Verbrechen an Tieren. Ich mag Tiere viel lieber als Menschen und verabscheue Menschen, die ihre eingebildete Überlegenheit ausnutzen, um Tiere zu quälen, zu töten oder sonstige grausame Dinge mit ihnen anzustellen. Noch dazu sind das Verbrechen, die oft einfach nur auf Sadismus beruhen und keinen Nutzen haben. Bei vielen Morden geht es immerhin noch um Geld oder Erbschaften, auch wenn Mord natürlich ebenfalls eine Straftat ist, die nicht akzeptabel und ebenso verabscheuungswürdig ist. Daneben gibt es noch weitere Delikte, die natürlich ganz oben stehen. Schwere Körperverletzungen, Misshandlungen, Folter und Vergewaltigungen stehen ebenfalls weit oben. Ein Tierquäler, Vergewaltiger, Totschläger oder Mörder hat für mich persönlich seine Menschenrechte und das Recht auf Respekt verwirkt, ich würde ihm keine zweite Chance einräumen und ihn auch nicht als ernstzunehmenden Menschen ansehen. So jemand ist für mich nur ein Verbrecher, nicht mehr und nicht weniger. Ich käme mir auch schäbig vor, ihn auf eine Stufe mit anderen Menschen zu stellen, die es schaffen, sich zumindest so zu verhalten, dass sie niemandem schaden.

Andere User haben ja bereits geschrieben, dass es hier nicht um Vorurteile geht. Diese entstehen oft aus dem Nichts heraus und lassen sich nicht logisch begründen. Wenn man jedoch Vorbehalte einem verurteilten Mörder gegenüber hat, geht es nicht um ein unbegründbares Vorurteil. Wenn jemand ein Mörder ist, dann ist er das einfach und bleibt es bis zu seinem Lebensende. Würde er wieder jemanden töten, würde man sicher hinterher sagen, dass man von demjenigen so etwas ohnehin erwartet hat. Aber das wäre doch kein Vorurteil, sondern die Konsequenz aus dem Handeln dieser Person. Wer sich einmal für einen Mord entscheidet, tut es im Zweifelsfall vielleicht auch nochmal. Natürlich würde jeder Mensch töten, wenn er nur in der richtigen Situation dafür wäre. Aber bei verurteilten Mördern geht es ja nicht um Selbstverteidigung oder ähnliches.

Einem verurteilten Kinderschänder würde man seine Kinder doch auch nicht zur Betreuung überlassen und mit einem Vergewaltiger würde sich wohl kaum jemand bewusst an einem einsamen Ort treffen. Ich würde zum Beispiel auch nicht mit einem Mörder abends durch eine einsame Gegend spazieren wollen. Ich finde es absolut berechtigt, Vorbehalte und Ängste gegenüber solchen Menschen zu haben, die bereits einmal oder sogar mehrfach gezeigt haben, wie weit sie zu gehen bereit sind. Resozialisierung ist gut und schön und im Grunde genommen bekommen diese Leute schon ihre zweite Chance dadurch, dass sie nicht für den Rest ihres Lebens im Gefängnis sitzen. Sie haben die Chance, sich wieder ein Leben aufzubauen und können sogar in manchen Berufen arbeiten, wenn natürlich auch nicht in allen. Aber sie müssen sich auch nicht wundern, wenn jemand von ihren Taten nicht begeistert ist. Resozialisierung ist insofern wichtig, dass sie die Gesellschaft schützt, auch vor höheren Folgekosten. Resozialisierung und eine zweite Chance ist sinnvoll, weil sie der Gesellschaft den besten Kompromiss bietet und damit nützlich ist. Der Täter hingegen ist mir dabei eigentlich egal, ihm zuliebe müsste man ihn nicht resozialisieren. Und ich persönlich möchte auch nicht, dass sich so jemand in meinem Bekanntenkreis befindet.

Ich sehe das auch eigentlich so, dass es mir egal ist, ob jemand vorbestraft ist. Dabei muss ich jedoch sagen, dass es auf die Vorstrafe ankommt. Mir ist alles egal bis auf Mord und Vergewaltigung. Bei diesen beiden Straftaten hat man auf jeden Fall einen sehr schlechten Tat, einen Vergewaltiger würde ich wohl niemals in meinem Freundeskreis aufnehmen. Einen Mörder würde ich auch nicht gerne in meinen Kreisen haben, aber es liegt dann auch daran, wie der Mord zustande kam. Einige haben es wirklich im Affekt, aus Notwehr oder aufgrund des Schutzes des eigenen Kindes getan und dafür hätte ich auch noch bedingt Verständnis.

Jemanden abzugrenzen wegen Körperverletzungen oder solche Kleinigkeiten ist für mich eigentlich total von Sinnen. Fast jeder kann eine Vorstrafe für Kleinigkeiten bekommen, dabei muss man nur jemanden beleidigen, wenn man einen kleinlichen Richter hat. Meine Verlobte ist vorbestraft und ich weiß, dass dies auch so was sie getan hat, Absicht war und sie es nicht bereut. Mich stört es nicht, weil zu mir ist, sie nicht gewalttätig, sie übertreibt halt nur den Schutz ihrer Familie oftmals, aber dennoch habe ich gewisses Verständnis.

Mein Freund stand gestern Vormittag vor meiner Tür mit folgender Geschichte: Vor gut 16 Jahren hatte er eine Firma in den Konkurs „gefahren“ usw., Steuerhinterziehung, Betrug und „Grimms Märchen“ überschlugen sich. Sofort U-Haft, dann nach kurzer Zeit raus mit dem Resultat des ganzen THEATERS damals: 2 Jahre auf Bewährung.

Vorgestern bekam er die Kündigung seines Arbeitsplatzes, da der heutige Arbeitgeber einen „Artikel mit den Grimms Märchen“ aus dem Jahre 1996 mit seinem vollen Vor- und Nachnamen im Internet vorfand. Die Zeitung hat diesen Artikel wohl erst vor kurzem ins Internet gegeben. Wohl gemerkt der Artikel stammt aus dem Jahre 1996. Job als Geschäftsführer ist nun weg. Der Eintrag im Führungszeugnis ist schon gelange gelöscht. Er musste ja auch bei seiner Einstellung ein amtliches Führungszeugnis vorlegen. Er war also nicht mehr vorbestraft.

Jetzt nach fast 17 Jahren steht er als Betrüger und Krimineller da. Geordnete Familienverhältnisse, Arbeit, zahlt seine Steuern usw. Mit 59 Jahren und dem Ausgraben "alter Geschichten" beginnt der soziale Abstieg. Dank der Presse. Nach dem Gesetz gilt er nicht mehr als Vorbestraft, nach dem Internetartikel ist er ein Krimineller.

Ich denke auf keinen Fall, dass vorbestrafte Menschen vorurteilsfrei behandelt werden und das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Meine Verlobte ist vorbestraft und dies grundsätzlich wegen Körperverletzungen und dadurch wird ihr Leben nicht einfach. Bei der Jobsuche waren die Arbeitgeber zwar immer sehr kulant und haben es ihr dennoch ermöglicht zu arbeiten, aber die Menschen haben auch mit Vorurteilen reagiert. Hier wo wir wohnen, obwohl wir in unserem Stadtteil schon 100.000 Leute wohnen haben, haben die meisten Menschen schon sichtlich Angst vor Ihr. Die Leute, die meine Verlobte kennen, haben alle Angst ob Freunde, Feinde oder wie man das auch nennen möchte. Fremde Menschen wissen scheinbar schon von dem ersten Blick her, dass meine Verlobte ganz anders kann.

Es ist nicht so, dass sie jedem der sie anschaut, etwas vor dem Kopf haut, so dürft ihr das nicht denken. Die Straftaten resultierten aus übertriebener Notwehr oder wo Leute wirklich gut angefangen haben, bis es eskaliert ist. Dennoch wissen die Leute einfach, dass wenn es so weit ist, dass man Angst haben muss. Selbst Polizisten und Polizistinnen sind bedeutend vorsichtig und halten eigentlich, wenn sie Sie sehen oder Mal vorbei gekommen sind, weil etwas vorlag, immer stets die Pistole schon in der Hand. Ein Blick ins Strafregister und Leute glauben scheinbar eine bekloppte Schlägerin dort stehen zu haben.

Die Menschen haben somit schon starke Vorurteile, und wenn sie dann wirklich wissen, welche Straftaten stattgefunden haben, dann sind die Vorurteile sofort wieder da. Ich finde es persönlich sehr schade, denn Straftaten sagen nicht immer etwas über jemanden aus, vor allem wenn Leute sich erst dann anders dem Menschen gegenüber verhalten, wenn sie von der Straftat wussten und vorher aber alles in Ordnung war. Das kann ich nicht nachvollziehen.

Das kann man nicht so pauschal sagen. Es gibt Verbrechen, wie zum Beispiel bei Sexualstraftätern oder Mördern aus Habgier, da habe ich nicht nur Vorteile - ich verurteile solche Menschen auch. Denn das sind Verbrechen, für die es keine Entschuldigung und keine Erklärung gibt. Solche Menschen gehören auch nicht wieder auf die Straße zurück.

Körperverletzung ist ein Thema, über das man hingegen nicht einfach so urteilen kann. Wenn jemand eine schwache, junge oder alte Person grundlos krankenhausreif schlägt und nicht einmal den Anstand hat, sich zu entschuldigen, dann lehne ich das wirklich ab. Aber ich glaube an den meisten Körperverletzungen ist nicht nur immer eine Person verantwortlich. Vor allem unter Jugendlichen sind solche Schlägereien mehr oder weniger normal geworden. Sie provozieren sich immer gegenseitig. Dann wird sich geprügelt und anschließend zusammen ein Bier getrunken. Bei solchen Fällen mache ich mir ehrlich gesagt keine Sorgen. Jedoch ist jeder Fall speziell.

Wenn ein Jugendlicher zum Beispiel einer alten Oma die Handtasche klaut, finde ich das viel schlimmer wie einen einfachen Ladendiebstahl. Bei einem Ladendiebstahl denke ich nur, dass jugendlicher Leichtsinn war. Bei der Oma ist es dagegen einfach nur dreist.