Männer stricken - peinlich?

Vor kurzem hat eine Kollegin bei uns in der Firma eine Rundmail an alle Mitarbeiter geschickt. Sie strickt selbst gerne und bastelt kreative Accessoires für Kleidung. Daher hat sie vorgeschlagen, dass man eine Gruppe gründen könnte und alle Kollegen die Interesse haben, können sich regelmäßig treffen, stricken und quatschen. Ein männlicher Kollege hat zurückgeschrieben, dass er auch gerne dabei wäre. Ich weiß nicht, ob es Absicht war, doch er hat die Mail so beantwortet, dass alle die Antwort erhalten haben, anstatt nur die Kollegin. Nun haben ihn viele männliche Kollegen ausgelacht und Witze über ihn gerissen, weil er als Mann stricken will. Am Ende kam er dann auch gar nicht zu dem Treffen, vermutlich waren ihm die Kommentare zu blöd.

Ich fand das ganz schön mies. Soweit ich weiß, haben früher auch Männer gestrickt, sogar beruflich. Zugegeben, man sieht es nicht überall, doch da ist doch nichts dabei, wenn ein Mann strickt, finde ich zumindest. Es geht ja auch darum mit Kollegen und Freunden Spaß zu haben. Ich an seiner Stelle wäre trotz blöder Bemerkungen gekommen. Wie findet ihr das? Kennt ihr Männer, die stricken oder seid ihr selbst welche? Was haltet ihr von Männern mit Strickzeug?

Für manche Menschen ist der Gedanke, dass Männer auch Handarbeiten einfach gewöhnungsbedürftig. Mein Vetter hat früher auch mit uns zusammen mit der Strickliesel gearbeitet und es hat ihm Spaß gemacht. Es ist genauso, wie das Kinderwagen schieben, das früher auch kein Mann gemacht hat und dafür ausgelacht worden wäre. Ich finde die Idee der Kollegin großartig. Und es ist sehr schade, dass der Kollege nun aufgrund der Reaktion anderer Kollegen nicht mehr mitmachen will. Der interessierte Kollege sollte sich über dumme Bemerkungen hinwegsetzen und trotzdem noch hingehen. Vielleicht folgen dann noch weitere, wer weiß.

Ich glaube, dass ich im ersten Moment auch etwas überrascht gewesen wäre, aber warum sollten Männer nicht auch Handarbeiten machen? Das ist wieder so ein typisches Mann / Frau Klischee, dass nur Frauen Handarbeiten machen und nur Männer an Autos schrauben. Es fängt ja auch eigentlich schon in der Schule im Kunstunterricht an, dass auch Jungen stricken und eben Hand - und Bastelarbeiten machen. Gut, meistens sind doch die Mädchen darin besser, aber wenn ein Mann daran Spaß hat, warum nicht?

Ich finde es reichlich kindisch von deinen Kollegen, dass sie sich über diesen Mitarbeiter lustig gemacht haben. Es ist schade, dass sich der Mitarbeiter dadurch so beeinflussen ließ, dass er an dem Treffen nicht teilgenommen hat, aber verstehen kann man es natürlich auch. Es ist sicherlich nicht schön, wenn man zum Gespött der ganzen Firma wird. Mein Cousin kann sogar mit der Nähmaschine nähen und ist auch ein Mann. Ich finde das schon eher beeindruckend.

Ich finde es sehr gut wenn sich auch mal männliche Personen für so etwas interessierten. Wieso nicht ? Nur weil es ein Frauenhobby ist ? Wenn es ihm Spaß bringt sollte man dabei auch helfen meiner Meinung nach.

Meine ehemals bester Freund kann auch stricken. Er macht es zwar nicht, aber hat es eben auch mal gelernt. Ich kann daran nichts Verwerfliches finden, zumal dann eben auch mal mit einem Mann fachsimpeln kann. Das er nun nicht an der Gruppe teilnimmt, ist sehr schade und ich würde als Kollegin dann auch mit ihm reden, das man ihn gern dabei haben würde.

Zumal mir bekannt ist, das in den USA ein Mann für die meisten Vorlagen im Kunststricken gesorgt hat. Ich habe einmal ein Foto von ihm gesehen, wo er schon um die 80 Jahre war und eine riesige Tischdecke gestrickt hat. Ich fand das sehr interessant, weil es einerseits ungewöhnlich ist, aber eben auch zeigt, das es nichts gibt, was das andere Geschlecht eben nicht kann.

Ich kann nun leider nicht stricken, finde es aber gut, wenn andere Leute das können. Das betrifft selbstverständlich auch Männer. Ich kann nähen und habe nach dem Abitur auch zunächst eine Ausbildung zum Schneider gemacht. Das ist sicher auch etwas, das manche rückschrittigen Machos eher lächerlich finden. In meinem Ausbildungsbetrieb gab es auch durchaus Männer und nicht nur Frauen, auch wenn die Frauen in der Überzahl waren. Ich habe auch schon einmal einen Mann gesehen, der in der Bahn sein Strickzeug ausgepackt und einen Schal gestrickt hat. Einen weiteren, vermutlich selbstgestrickten, Schal trug er um den Hals. Ich mag zwar viele selbstgestrickte Sachen nicht so gerne, zum Beispiel Schals, lediglich grob gestrickte Pullover und dicke Socken finde ich klasse. Aber grundsätzlich finde ich es gut, wenn jemand stricken kann und dies auch tut.

Die Männer, die sich über den Kollegen, der gerne stricken wollte, lustig gemacht haben, halte ich für ganz armselige Kreaturen. Solche Männer denken, dass es unmännlich sei, wenn ein Mann strickt, und halten sich selbst im Gegenzug für wahnsinnig männlich, weil sie vielleicht eher männlichen Klischee-Hobbys nachgehen. Dabei merken sie nicht einmal, wie unmännlich und vor allem auch saudumm diese Einstellung an sich ist. Ich finde es schade, dass dein Kollege sich nun das dumme Gerede der Proll-Fraktion scheinbar so sehr zu Herzen genommen hat und nicht zu dem Stricktreffen geht.

Mir wäre ein Mann, der vielleicht auch mal strickt, gerne kocht oder näht, tausendmal lieber als jemand, der sich in seinem Männlichkeitswahn von allem fernhält, das nicht Fußball oder Auto heißt. Es ist auch Blödsinn, dass Frauen besser stricken können oder dass Männer sich besser mit Autos auskennen. Das ist ein anerzogenes Verhalten, ein Fehler der Eltern also. Wenn ein Mann, der gerne stricken möchte, vielleicht nicht direkt so erfolgreich ist wie viele Frauen, dann liegt es entweder an ihm selbst, jeder Mensch ist anders, oder daran, dass viele Frauen schon als kleine Mädchen an solche Dinge gewöhnt wurden. Von Natur aus können Männer und Frauen vermutlich gleich gut stricken.

Es wurde hier schon in denen Themen diskutiert, ob irgendwelche Tätigkeiten, Kleidungen oder eben Accessoires männlich oder weiblich sind. Jedoch kann ich gleich direkt sagen, dass man das nie genau sagen kann. Die Ansichten sind immer unterschiedlich, jedoch sollte jeder Mensch der Tätigkeit nachgehen, bei der er sich wohl fühlt.

Somit kann man auch sagen, dass es nicht schlimm ist, wenn ein Mann strickt. Ich finde es sogar gut, wenn es ihm Spaß macht. Es zeigt nämlich, dass er mutig ist und dazu steht, dass er "anders" ist und dass ihm eben das Hobby mehr Spaß macht als zum Beispiel am Computer zu spielen.

Ich bin Mitglied bei Ravelry - das ist eine Community auf der man Strick, und Häkelmuster findet, seine Projekte verwalten und sich mit anderen Mitgliedern in Foren austauschen kann - und da sind recht viele Männer aktiv. Und die stricken nicht nur Schals und solche einfache Sachen sondern zum Teil auch sehr komplizierte Dinge, an die ich mich selber nicht unbedingt trauen würde oder für die ich keine Geduld hätte. Von daher finde ich es einfach ganz normal, dass auch Männer stricken.

Aber ich kann mir gut vorstellen, dass es Leute gibt, die einen Mann schräg anschauen, wenn er nicht den typisch männlichen Hobbys nachgeht. Und ich kann mir auch gut vorstellen, was für Leute das sind, die dann meinen dumme Witze machen zu müssen. Armseelig ist für solche Männer schon eine gute Beschreibung.

Ich finde es gar nicht schlimm, wenn Männer stricken. Im Gegenteil, es ist doch ganz schön, wenn ein Mann einmal das Klischeedenken der Frauentätigkeiten überwindet und selber Interesse daran hat, sich handarbeitlich zu betätigen und wie in eben diesem Fall zu stricken.

Das man in der heutigen Zeit einen strickenden Mann schief ansieht kann ich gut verstehen, denn man ist ja von vielen klassischen Rollenbildern und anderen Vorurteilen geprägt. Aber trotzdem sollte man wegen seiner Interessen niemanden auslachen oder sich andersweitig über ihn lustig machen, das gehört sich ganz einfach nicht. Jeder darf für sich selber entscheiden, was er machen möchte und womit er sich in seiner oder in ihrer Freizeit beschäftigt.

Hier in so einem Fall "witzig" sein zu wollen, zeugt von einem eher simplen Charakter. Geprägt ist dieser dann schlicht durch sehr veraltetes Klischeedenken. Ich unterstelle hier dann auch z.B. eine gewisse Homophobie (allein was das gezeigte Männerweltbild angeht), was die Sache dann einfach noch mal deutlich schlimmer machen würde.

Wenn man das auf der Schiene fahren will, kann man als Mann durchaus entgegnen, auf diese Weise (durch das Stricken) an unheimlich viele Frauen zu kommen, während die anderen "Männer" unter sich bleiben müssen. Aber dann würde sich auch dieser Mann auf die selbe Stufe wie die anderen begeben - wobei so die Nachricht verstanden werden würde. Peinlich ist hier also nur der Versuch, die Geschichte ins Lächerliche ziehen zu wollen.