Ursache der Gewalteskalation beim Fußballturnier von Hamburg

Und wieder ein ärgerlicher Vorfall, den es eigentlich immer wieder genauso zu beobachten gibt, wenn sich ähnliche Vorfälle (und davon gibt es leider viele) ereignen. Evtl. ist hier bekannt, dass in Hamburg immer in der Winterpause ein Hallenfußballturnier veranstaltet wird, zu dem mehr oder weniger starke Profimannschaften auflaufen. In diesem Jahr (2012) kam es aber während des Turniers innerhalb der Halle zu so starken Ausschreitungen zwischen "Fans", dass das Turnier abgebrochen werden musste. Zahlreiche unbeteiligte wurden hier Opfer der Gewalt (wurden zum Teil schwer verletzt!). Wenn jetzt noch bedacht wird, dass das eigentlich eine Veranstaltung sein sollte, zu der man auch seine Kinder mitnehmen können sollte, wird es besonders brisant.

Leider haben die ersten Meldungen (es kam sogar in den jeweiligen Abendnachrichten bei ARD und ZDF) offen gelassen, warum es zu dieser Gewalteskalation kam und auch später wurde keinerlei Aufklärung betrieben. Stattdessen bleibt nun hängen, dass es Hooligans von St. Pauli und Leipzig waren, die sich als Chaoten aufgeführt hätten. Leider ist die Sache so nicht richtig und so sehr z.B. der DFB oder auch die Nachrichtenmacher es nicht wahrhaben wollen, war es eben keine Ausschreitung von Chaoten.

Wie schon sehr oft in der Vergangenheit (nicht nur beim VfB Leipzig, auch z.B. sehr auffällig oft bei "Fans" von Dynamo Dresden oder Hansa Rostock) ist es definitiv so, dass die Gewalt von organisierten Neonazis unter den "Fans" dieser Mannschaft (wobei nicht sicher ist, dass es wirklich Fußballfans sind und zumindest bei Rostock zeigt es sich, dass Neonazis hier nur bei bestimmten Gelegenheiten (wie z.B. bei Spielen gegen St. Pauli) zu den Spielen gehen) gezielt die Auseinandersetzung suchen! Da St. Pauli nach wie vor vom Klischee auch lebt, eine alternativ-linke und explizit antifaschistische Anhängerschaft zu versammeln, ist die Fangruppe eben dieses Stadtteilclubs besonders im Fokus der Neonazis. Ähnlich wie z.B. auch die RS-Clubs wie es RS Leipzig wäre, die auch regelmäßig Opfer von Angriffen von Rechts werden. Und obgleich sich der DFB hier in den Sonntagsreden gegen Rechts und für Toleranz aufstellt, wird das echte Problem vertuscht und durch gezielte Desinformation (nach dem Motto: es waren eben immer nur unpolitische Chaoten auf beiden Seiten) sogar verleugnet.

Jetzt erst nehmen Onlinemedien sich des Themas an. Eben nachdem der FC St. Pauli in einer Pressemeldung die Geschehnisse noch einmal mit der politischen Dimension dargestellt hatte. Dabei auch eben die Dinge benannt wurden, die eigentlich auch nicht zu verleugnen sind. So etwa die typischen Gesänge der Leipzig-Fans: "Deutsche wehrt euch, geht nicht zu St. Pauli" oder "Zick Zack, Zigeunerpack" usw. usf. Zusätzlich, basierend auf sehr viele Zeugenaussagen - auch oder gerade von den Unbeteiligten, wurde wieder mal deutlich, dass die Polizei dem braunen Treiben nicht nur kein Ende setzen wollte, sondern auch gezielt und mit überzogener Härte gegen die St. Pauli Anhängerschaft vorgegangen ist. Was wohl die hohe Zahl an Verletzten bei Unbeteiligten erklärt. All das wird wohl nicht zu irgendwelchen Konsequenzen führen. Aber es sollte mal aufgehört werden, bei solchen Dingen wegzusehen oder die unsägliche Gleichmacherei zu betreiben.

Ursachen für die Eskalation beim Fußball sind ganz einfach zu finden. Es gibt Menschen, die sich gar nicht in erster Linie für den Fußball selbst interessieren, sondern sich nur oder zumindest hauptsächlich wegen der Krawalle in ein Stadion begeben. Ich selbst besuche Fußballspiele, weil mich der Sport interessiert. Ich liebe die Stimmung im Stadion und es fasziniert mich einfach dabei zu ein.

In Hamburg war es jetzt wohl so, dass die Fangruppen der einzelnen Vereine nicht oder zumindest nicht gut genug voneinander abgeschirmt waren, sondern dass sie sich teilweise sogar im selben Block befanden. Hier ist es ja quasi dann schon vorprogrammiert gewesen, dass es zu Streiterein und auch Handgreiflichkeiten zwischen gewaltbereiten Fans geben wird.

Jeder Verein hat heutzutage Fans, die nichts anderes wollen, als sich zu schlagen. Diese sogenannte Ultras geben sich zwar als eingefleischte Fans schlechthin aus, sie haben aber am Fußball nur in zweiter Linie Interesse. Das eigentliche Interesse liegt an der Krawalle. Teilweise verabreden sich die Fußballfans bereits über das Internet zu Schlägerein. Diese finden dann irgendwo abseits des Fußballfeldes und außerhalb des Stadions statt.

@andysun78: Das Problem hier ist aber anders gelagert. Es hat nichts mit Hooligans zu tun, die sich nur Schlägern wollen - im Idealfall mit den Hooligans der gegnerischen Mannschaft. Vielmehr handelt es sich in dem speziellen Fall um Rechtsradikale, welche explizit zu diesem Spiel auf genau diese Fangruppe gewartet hatten, um dann die Krawalle zu provozieren. Das Ganze ist einfach mit einem politischen Hintergrund zu sehen und eben nicht als "unpolitische Schlägerei" unter Hooligans. Wenn dann noch beobachtet wird, dass die Polizei hier ganz praktisch selbst "Stellung" bezieht, ist dieser Vorfall schon ein erwähnenswerter Skandal. Ich persönlich bin schon der Meinung, dass wenigstens die Einsatzleitung der Polizei hier Konsequenzen spüren müsste und (wenigstens) die direkt Verantwortlichen ihren Posten räumen müssen. Zumal sie mindestens bewiesen haben, die Situation nicht beherrscht zu haben.