Zwangshandlung oder Sauberkeitsfanatiker?

vom 09.01.2012, 14:27 Uhr

Mir ist heute etwas Eigenartiges passiert: Ich saß in einem Wartehäuschen der Verkehrsbetriebe, weil es regnete und wartete auf meinen Anschlussbus. Es war etwa 9.50 Uhr, also noch früh. Ein großer, normal gekleideter Mann, ungefähr 40 Jahre alt, mit einer Tasche kam auf das Wartehäuschen zu, ging dann zu dem Abfallcontainer, der etwa drei Schritte neben dem Wartehäuschen angebracht ist, nahm einen leeren Eisbecher herunter, den jemand dort hingestellt hatte und legte ihn in den Abfallcontainer. Anschließend ging er ein paar Schritte Richtung Bordstein, hob eine leere Packung von der Erde auf und brachte diese ebenfalls in den Container. Nun ging er weiter und dann sah ich ihn, wie er sich wieder bückte und eine zusammengeknüllte Papiertüte aufhob. Die brachte er dann in den nächsten Abfallcontainer. Dann ging er weiter.

Für mich war es offensichtlich, dass dieser Mann in Eigeninitiative versuchte, den Bereich des Wartehäuschens etwas zu säubern. Ich finde es gut, wenn jemand das macht. Besser wäre natürlich, wenn jeder seinen Mist selbst entfernt oder es nicht erst so weit kommen lässt. Ich grübele nun darüber nach, ob dieser Mann etwas zu einer sauberen Stadt beitragen wollte, oder ob es eine sogenannte Zwangshandlung von ihm war, dass er psychisch gar nicht anders konnte. Was meint ihr, gibt es das? Oder was würdet ihr vermuten, warum er es tat?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Natürlich gibt es das, dass jemand aus einem Putzzwang oder einer Zwangsneurose heraus keinen Müll herumliegen haben möchte. Aber ehrlich gesagt habe ich noch nie etwas von einem Müll-Aufsammel-Zwang gehört, denn wenn er eine Müllphobie hätte, dann hätte er sich sicherlich so geekelt, den Müll anzufassen, dass er ihn sicherlich nicht aufgehoben hätte. Außerdem sind solche Zwangsneurosen ja meistens den Betroffenen eher peinlich und werden auch eher in den eigenen vier Wänden ausgeübt und nicht an irgendwelchen Bushaltestellen. Ich denke, dass eine solche Zwangshandlung, dass man keinen Müll auf der Erde liegen haben kann, schon sehr außergewöhnlich ist und halte das eher für unwahrscheinlich.

Ich denke eher, dass ihn der Müll auf der Erde gestört hat und er das Häuschen einfach etwas sauberer haben wollte und sich auch darüber geärgert hat, dass so viele "Asoziale" ihren Müll einfach auf die Erde schmeißen. Ich denke, dass er einfach ein gutmütiger Mann ist, der nicht aus einer Krankheit anderen den Müll hinterher geräumt hat, sondern weil er sehr sozial ist und an seine Umwelt denkt, die er nicht mit Müll belasten will (ich finde es nämlich auch sehr löblich, dass er den Müll aufgesammelt hat, das hätte nicht jeder gemacht - die meisten wären wohl, genau wie du auch, einfach faul auf dem dicken Hintern sitzen geblieben und hätten sich nicht darum geschert). Aber ich frage mich, wie du von uns erwartest, dass wir dir sagen, ob der Mann so eine Neurose hat oder nicht, da wir ja nicht dabei waren. Vielleicht hättest du den Mann einfach fragen sollen, warum er den Müll in den Mülleimer geworfen hat.

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» pepsi-light » Beiträge: 6018 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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