Ist ein Friedhof konfessionsunabhängig?

vom 08.01.2012, 11:28 Uhr

Kann man auf einem Friedhof jeden christlichen Verstorbenen beerdigen oder muss schon die entsprechende Konfession vorhanden sein, sprich, kann ein evangelisch getaufter Mensch auf einem dörflichen Friedhof beigesetzt werden, wo es nur eine katholische Kirche gibt und der Großteil des Dorfes auch katholisch ist oder ist dies egal?

Wir hatten hier in der Familie kürzlich eine Diskussion darüber gehabt und ich habe, trotz einiger Todesfälle in der eigenen Familie, keinerlei Erfahrungen machen dürfen. Aufgewachsen bin ich in einem katholischen Dorf und da meine Familienangehörigen, die dort beerdigt wurden, ebenfalls katholisch waren, habe ich mir keine Gedanken darüber gemacht. Die evangelischen Familienangehörigen sind dort beerdigt worden, wo sie gelebt haben und diese sind eben in einem eher evangelischen Dorf beerdigt worden. Aber wie verhält es sich denn nun, wenn man als katholischer Mensch in einem eher evangelischem Dorf mit einem Friedhof und nur einer Kapelle verstirbt? Darf man trotzdem dort beerdigt werden oder muss man eben einen katholischen Friedhof ausfindig machen?

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Normalerweise gehört man doch immer einer bestimmten Kirchengemeinde an, wenn man katholisch oder evangelisch ist. Auch wenn man vielleicht als Katholik in einem evangelischen Dorf lebt, wird es irgendwo in der Nähe ja auch eine katholische Kirchengemeinde geben. Im Normalfall würde man dann eben dort auf dem katholischen Friedhof beerdigt werden. Anders herum ist es natürlich genauso. Dann gibt es aber auch noch städtische Friedhöfe, auf denen quasi alle beerdigt werden können, egal ob man katholisch, evangelisch oder irgendetwas anderes ist.

In meinem alten Dorf gibt es zum Beispiel sowohl eine evangelische Kirche mit einem Friedhof als auch eine katholische Kirche mit einem Friedhof. Im Normalfall wird man auf dem jeweiligen Friedhof beerdigt, aber es gibt auch Ausnahmen. So ist es zum Beispiel auch möglich, dass Ehepartner, von denen einer evangelisch und der andere katholisch war, gemeinsam beerdigt werden. Meistens geschieht dies dann aber eher auf den evangelischen Friedhöfen, da die in dieser Beziehung etwas offener sind. Entscheiden tut so etwas dann die jeweilige Kirchengemeinde, es gibt also keine allgemeingültigen Regelungen. Einige katholische Gemeinden gestatten es beispielsweise immer noch nicht, dass auch evangelische Personen auf ihren Friedhöfen beerdigt werden. Im Zweifel gibt es dann aber immer noch den städtischen Friedhof.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Bei uns im Ortsteil gibt es nur den Friedhof der Kommune. Auf diesem Friedhof werden dann auch alle Verstorbenen beerdigt, wenn es denn die Hinterbliebenen so veranlassen. Ansonsten wird eben ein anderer Friedhof gewählt. So liegen bei uns auf dem Friedhof Mitglieder der katholischen Kirche neben denen der evangelischen Kirche und neben Konfessionslosen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich habe früher auch in einem kleinen Stadtteil gewohnt, in dem es nur einen einzigen Friedhof gegeben hat. Dort wurden dann auch alle Verstorbenen des Stadtteils beerdigt, egal welcher Konfession sie angehört haben. Der Friedhof gehörte auch nicht zu einer bestimmten Kirchengemeinde. Es gibt auch Leute, die ihre verstorbenen Verwandten woanders beerdigen lassen (zum Beispiel dort, wo sie aufgewachsen sind oder ähnliches). In unserem Stadtteil findet also keine Trennung nach Konfessionen statt und er werden dort auch Verstorbene beerdigt, die schon aus der Kirche ausgetreten sind. Wie das jetzt in ganz kleinen Dörfern aussieht, kann ich natürlich auch nicht sagen, da ich damit noch keine Erfahrungen gemacht habe.

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» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Meine Schwiegermutter ist nicht getauft und ist auf einem katholischen Friedhof beerdigt, weil sie immer wieder mit dem Gedanken gespielt hat, mal mit dem Pfarrer zu sprechen und auch in einem katholischen Altenheim zu Mittag gegessen hat, weil es direkt neben ihrer Wohnung war. Da wurde eine "Ausnahme" gemacht, so wie der Pfarrer erklärte.

Die evangelischen Pfarrer sind da nicht ganz so streng und sie nehmen mehr unkonfessionelle Menschen auf, die auf den Friedhöfen beerdigt werden können. Aber oft sind die Friedhöfe auch städtisch oder ein Teil der Friedhöfe ist städtisch und da kann dann jeder beerdigt werden. Selbst in kleineren Gemeinden ist es so, dass ein Teil des Friedhofs oft der Gemeinde gehört, wo dann eben auch nicht gläubige Menschen beerdigt werden.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Bei uns ist es so, dass es zwar grundsätzlich eine katholische und eine evangelische Kirchengemeinde gibt, aber es werden alle Menschen auf den Friedhöfen unabhängig ihrer Konfession bestattet. Wir leben in einer evangelischen Gemeinde und die katholische Kirchengemeinde hat hier bei uns auch keine eigene Kirche, sondern hält ihre Gottesdienste in unserem Gemeindehaus ab. Wenn man als Katholik auf eine katholische Kirche besteht, dann muss man eben in eine der benachbarten katholischen Kirchengemeinden eintreten. Ansonsten werden die Friedhöfe quasi geteilt und auch die katholischen Gemeindemitglieder sind gerne in den evangelischen und selbstverständlich auch in den ökumenischen Gottesdiensten gesehen, die regelmäßig abgehalten werden.

Ansonsten ist es bei uns so, dass die baptistische Kirche eigentlich alle Menschen auf ihren Friedhof aufnimmt, auch wenn die verstorbene Person überhaupt nicht gläubig war oder vielleicht sogar heidnischen Glaubens. Inwiefern dieser Friedhof vielleicht sogar städtisch ist weiß ich gar nicht, nur dass eben jeder Mensch dort beerdigt werden kann, wenn er oder sie nicht auf dem evangelischen Friedhof bestattet werden möchte, und dass er eben direkt an der Baptistenkirche liegt und auch von den Baptisten genutzt wird.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Man darf an Ort und Stelle beerdigt werden, auch wenn es ein Friedhof einer Religionsgemeinschaft ist, in welcher der Verstorbene kein Mitglied war. Egal welcher Kirche der Friedhof gehört, wer ihn verwaltet, die Beerdigung eines andersgläubigen Verstorbenen muss gestattet werden, wenn kein anderer Friedhof vorhanden ist. Die Zustimmung zur Bestattung zu verweigern, geht nicht.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



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