Sind Tafeln eine nützliche Einrichtung für arme Menschen?
Also ich wollte Euch mal Fragen, was Ihr zum Thema Tafeln zu sagen habt. Ich lebe ich Wetzlar und hier gibt es eine Tafel. Lebensmittel werden eingesammelt und an bedürftige weitergegeben. Das alleine finde ich ja schonmal ganz gut. Bisher war ich der Meinung, dass es sich hierbei um Lebensmittel handelt, die kurz vor dem erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatums sind und somit im Geschäft nicht mehr verkauft werden können. Von einem Bekannten habe ich jetzt erfahren, dass dies aber nur die eine Seite der Wahrheit ist. Die Tafeln in Deutschland erhalten wohl sehr großzügige Lebensmittelspenden. Teilweise werden Lebensmittel und sonstige Verbrauchsgüter LKW weise angeliefert. Auch das finde ich noch nicht weiter tragisch.
Was ich an dem ganzen System nicht verstehe ist die Tatsache, wie sich tafeln finanzieren. Jeder hilfsbedürftige, der sich in Wetzlar einen Korb mit Lebensmittel abholt entrichtet dafür einen kleinen Obulus von 2 Euro. Da kommt übers Jahr gesehen schon so einiges zusammen. Eine weitere sehr interessante Einahmequelle ist die Beschäftigung von sogenannten Ein-Euro-Kräften. Jeder dieser ein Euro Kräfte erhält für maximal 30 Stunden Arbeit pro Woche einen Stundenlohn von 1,25. Dafür das sich die Tafel um diese Leute kümmert und Ihnen die Möglichkeit gibt, sich zu Qualifizieren erhält die Tafel monatlich vom Jobcenter pro Arbeiter etwa 500 Euro. Zieht man davon die etwa 180 Euro ab, die die Arbeiter erhalten, verbleibt ein Überschuss von etwa 320 Euro pro Monat und Mitarbeiter. In Wetzlar arbeiten schätzungsweise etwa 100 Menschen bei der Tafel in einer solchen Maßnahme. Natürlich muss man auch bedenken, dass die Tafel mehrere Fahrzeuge unterhalten muss und ein Lager für die Lebensmittel braucht, so kann sie es sich dennoch leisten einen "Verkaufsraum" in bester Innenstadtlage zu betreiben und das letztendlich auf Kosten der Steuerzahler.
Also kurz und gut einerseits hilft die Tafeln den Armen Menschen, indem sie ihnen Lebensmittel zu Verfügung stellt, andererseits finanziert sich die Tafel mit Steuergeldern und zieht dem Staat auf diese Art und Weise ein ansehnliches Sümmchen Monat für Monat aus der Tasche, wovon einige sehr wenige Menschen dann eine Vollzeitstelle mit sehr gutem Einkommen finanziert bekommen
Was haltet Ihr von diesem System? Ist es eurer Meinung nach Sinnvoll? Brauchen wir in Deutschland Organisationen wie Tafeln?
Die Tafeln arbeiten hauptsächlich mit ehrenamtlichen Hilfskräften. Nur eine handvoll der Tafelmitarbeiter sind dort über eine Ein Euro Maßnahme des Arbeitsamtes. Somit stimmt deine Rechnung schon mal nicht wirklich mit den Tatsachen überein. Klar sieht es massig aus, wenn die Tafeln sich mit 100 Mitarbeitern und dem Zuschuss der Argen finanziert. Und von dem Geld was laut deiner Rechnung übrig bleibt, müssen auch Sachen wie Arbeitskleidung, Hygieneschutz und Schulungsmaßnahmen finanziert werden. Da bleiben von den von dir genannten 320 Euro nicht mehr wirklich viel übrig. Auch wenn das zum Teil nur einmalige Ausgaben sind.
Die meisten Waren beziehen die Tafeln tatsächlich über Spenden. Ob das nun Lebensmittel sind, die kurz vor dem Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatum sind, Waren aus Versicherungsschäden oder Geschäftsauflösungen oder Spenden von Privatpersonen, ist dabei doch an sich zweitrangig. Die Lagerung und zum Teil auch der Transport muss finanziert werden. Wobei die Fahrzeuge oftmals von ortsansässigen Händlern finanziert werden. Viele Tafelfahrzeuge sind mit Werbung übersät. Auch eine Einnahmequelle.
In manchen Orten werden auch andere Sachspenden als Lebensmittel angenommen. Die werden zum Teil auch an Tafelbesucher ausgegeben oder können bei den Tafeln mitgenommen werden. Oftmals wird dafür aber auch ein kleiner Obulus für den Aufwand genommen. Nach dem Motto: Jeder gibt, was er kann. Oder die Sachspenden werden auf Flohmärkten die für alle Besuchergruppen offen sind verkauft und der Gewinn fließt in die Tafel.
Ansonsten fallen für die Tafeln ja auch einige Kosten an. Einmal ist der Verwaltungsaufwand nicht günstig. Da fallen Papier und auch Stromkosten alleine nur für die Verwaltung an. Die Räumlichkeiten müssen in der Regel gemietet werden, was einmal auch ein Verwaltungsaufwand ist, aber halt nicht nur die reinen Mietkosten kostet. So fallen auch noch Stromkosten an. Da auch frische Lebensmittel verteilt werden und Lebensmittel, bei denen die Kühlkette beachtet werden sollte, müssen auch gekühlte Lagermöglichkeiten vorhanden sein. Auch die Reinigung und die dabei entstehenden Kosten sind zu Bedenken.
Generell sind die Tafeln sinnvoll, wenn man die Grundsätze bedenkt. Lebensmittel die zwar noch verzehrbar sind, aber halt nicht mehr verkauft werden können oder Lebensmittel die man als Privatperson, aus welchen Gründen auch immer, entsorgen würde, kommen so Menschen zu Gute, die finanziell nicht so gut gestellt sind. Allerdings sollte auch den Bezugspersonen klar sein, dass die Tafeln nur eine Unterstützung sind und keine Kuh die gemolken werden kann. Die Tafeln sind an sich nicht dafür gedacht, den kompletten Nahrungsmittelbedarf zu decken, sondern nur zu unterstützen.
Ich bezweifle das die Tafeln in der Lage wären mehrere Vollzeitkräfte zu finanzieren. Die Tafel sind weiterhin gemeinnützige Vereine. Das Ein Euro Jobber beschäftigt werden ist eher positiv zu sehen. Aber Vollzeitstellen sind dadurch nicht weg gefallen und es würden auch keine Vollzeitstellen geschaffen werden, wenn es keine Ein Euro Jobber gäbe.
Bei diesem Thema habe ich eine komplizierte Meinung. Einerseits möchte ich natürlich nicht, dass die wirklich armen Menschen nichts zum Essen haben. Andererseits nutzen Viele das Angebot aus. Zum Beispiel, als mich meine Mutter von der Schule abholte, standen ungefähr fünf Männer vor dem Gebäude, einer eine Flasche Wodka in der Hand und alle um ihn herum Versammelten mit einer Zigarette im Mund. So etwas würde ich nicht dulden, ich würde solchen Menschen ganz einfach verbieten, je wieder Essen von der Tafel zu bekommen. Geld für richtiges Essen haben sie nicht, aber um sich mit irgendwelchem nutzlosen Zeug vollzustopfen oder zu rauchen.
Auch wenn es hart klingt, solche Menschen würden keine einzige Baby-Karotte von mir bekommen!
Ich finde das System mit den Tafeln in Deutschland ziemlich gut. Das ermöglicht Leuten, die sowieso schon am Existenzminimum leben, dass sie von ihrem knappen Geld leben können, also Miete, Telefon und Strom bezahlen können und dennoch etwas zum Essen bekommen. Wäre doch schlimm, wenn kein Geld für das Essen übrig bliebe und die finanziell schwächeren Menschen sich verschulden müssten, nur um essen zu kaufen.
Daher finde ich es gut, wenn Supermärkte, ihre kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum stehenden Nahrungsmittel an die Tafeln geben, sodass dieses Essen an die finanziell schwächeren Leute verteilt werden kann.
Die Tafeln sind eine gute Einrichtung, ohne die das soziale Elend in Deutschland in vielen Gebieten erheblich schlimmer wäre. Für gewöhnlich versuchen sie ihre Verteilungsstellen an Orten aufzubauen, wo die Menschen gut hinkommen (besonders mit den öffentlichen Verkehrsmitteln), was in kleineren Städten halt oft bedeutet , das sie auch durchaus in "guten" Lagen zu finden sind, sofern die Mieten nicht total überzogen sind.
Da aber oft grad in den kleinen und mittleren Städten die Innenstadtlagen nicht mehr so gut vermietbar sind wie einst und viele Vermieter auf Leerständen hocken kann es durchaus sein, das grade der Posten viel, viel kleiner ausfällt, als man glaubt.
Die Finanzierung der Tafeln erfolgt durch Mitglieder (sie sind ein eingetragener Verein), Sponsoren und Spender (z.B. örtliche Lebensmittelgeschäfte). Bund und Land sind dabei in mit involviert, allerdings in etlichen Fällen die Kommunen, z.B. durch die 1-Euro Kräfte. Bedenkt man nun aber, dass sowas wie Miete, Strom, Wasser, Fahrzeuge usw. bezahlt werden muß, dürfte es da kaum einen Überschuß geben (eher im Gegenteil). Von einer Finanzierung durch Steuergelder kann man allerdings nur im sehr geringen Umfang reden, der Löwenanteil wird privat getragen.
Da würd ich mir mal mehr Gedanken um jene Firmen machen, welche ihre Mitarbeiter derart mies bezahlen, das diese zwar Vollzeit arbeiten, aber dennoch so wenig Lohn bekommen, das der Staat aufstocken muß. DAS ist echte versteckte Finanzierung durch den Staat und die Steuergelder und zwar an einer Stelle die wirklich nervt.
Vor einiger Zeit gab es in einer Tageszeitung mal einen interessanten Bericht über die Tafeln und die Bewertung dieser Tätigkeit, wer möchte kann hier nachlesen, worauf ich mich beziehe - Achtung, der Artikel ist lang. Wie Nephele aber schon sagte, werden mit der Arbeit der Tafeln nur einige Probleme offensichtlich. Es ändert sich aber durch die Arbeit der Personen nichts an der Ursache des Problems. Im Gegenteil es wird eher eine Hilfeindustrie geschaffen, deren Kundenbindung durch Bedürftigkeit funktioniert.
Darüber hinaus wird auch offensichtlich, wie viele Lebensmittel doch einfach entsorgt werden, obwohl sie durchaus noch verzehrbar wären. Aber auch daran hat sich durch die Arbeit der Tafeln noch nicht grundsätzlich etwas geändert. Immer noch werden viele Lebensmittel einfach entsorgt.
Trotzdem will ich die Arbeit der Tafeln nicht nur negativ bewerten. Es ist sicher sinnvoll, dass es diese Einrichtungen gibt. Besser wäre es aber, wenn man durch die Arbeit auch die grundsätzlichen Probleme lösen könnte.
Ich finde die Einrichtung der Tafel für Bedürftige sehr sinnvoll. Die Tafel habe ich zwar erst einmal genutzt, aber ich fand es gut. Klar es kostet auch Geld, aber das ist wesentlich weniger, als wenn ich bei Discountern einkaufen gehe.
Was ich auch gut finde, so werden die Lebensmittel, die ja durch aus noch verwertbar sind noch genutzt. Letztendlich kosten ja auch alles Geld und ist einfach zu Schade, bloß weil es im Handel nicht mehr verkauft werden darf zu Entsorgen und selbst wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht wurde, sind ja nicht alle Waren sofort schlecht. Es gibt durch aus Lebensmittel die auch danach noch mit ruhigen Gewissen verzehrt werden können.
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