Was passiert in Frauenhäusern/Männerhäusern?

vom 03.01.2012, 18:56 Uhr

Dass es neben den Frauenhäusern auch Männerhäuser gibt, wurde ja bereits hier besprochen Warum gibt es Frauenhäuser, aber keine Männerhäuser?. Erst heute hat meine Mutter beispielsweise die Sendung "Zwei bei Kallwass" angesehen. Weil ich gerade zu hause war und mich die heute Story interessiert hat, habe ich die Sendung mitverfolgt.

Es ging um einen Mann, der depressiv wurde, weil er als Künstler arbeitete, aber seine Bilder nicht mehr an den Mann brachte und so praktisch arbeitslos war. Seine Frau kam überhaupt nicht mehr an ihn heran und so kam es dazu, dass sie ihn aus Verzweiflung mehrmals ohrfeigte. Das führte dazu, dass der Mann sich aus Angst seine Kinder schnappte und in ein Haus für geschlagene Männer zog. Das war dann auch der Auslöser für das Gespräch mit Frau Kallwass.

Aber was passiert eigentlich in Häusern für geschlagene Frauen oder Männer? Wie lange dürfen die Menschen, die zu hause Opfer von Gewalt geworden sind und es deshalb nicht mehr aushalten, dort wohnen bleiben? Ist das Ganze kostenlos oder muss man für die Unterkunft und Verpflegung im Nachhinein eigentlich etwas bezahlen?

Wie ist der Tagesablauf in solchen Frauenhäusern oder Männerhäusern? Werden die Menschen dort mehr oder weniger den ganzen Tag therapiert, um mit ihrer Vergangenheit umgehen zu können? Was macht man in so einem Haus? Wo gibt es solche Häuser? Gibt es sie nur in großen Städten? Wie viele solche Häuser sind deutschlandweit momentan vertreten? Ich habe beispielsweise in unserer Umgebung noch nichts von so einem Frauenhaus oder Männerhaus gehört.

» iCandy » Beiträge: 1584 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Die Häuser sind als vorübergehende Unterkunft gedacht. Die Mitarbeiter helfen dann dabei, eine Wohnung zu finden. Eventuell eben mithilfe von sozialen Leistungen, bei deren Beantragung sie auch gleich helfen. Beziehungsweise kann man mittlerweile den prügelnden Ehepartner der gemeinsamen Wohnung verweisen lassen.

Finanziert wird das Ganze von den Kommunen. Was natürlich bedeutet, dass zu wenig Geld zur Verfügung steht. Es besteht Bedarf für mehr Häuser und mehr Mitarbeiter. Und es bedeutet, dass es in jedem Bundesland und teilweise sogar von Kommune zu Kommune verschieden ist. Früher gab es einen festen Etat, seit einigen Jahren wird er aber in Tagessätzen berechnet, je nachdem wie viele Bewohner gerade da sind. Das erhöht natürlich den bürokratischen Aufwand.

Meist ist es so, dass Frauen und Männer, die selbst für ihren Aufenthalt aufkommen können, ihn bezahlen müssen. Alle anderen können einen Antrag auf Sozialleistungen stellen. Wenn man schnell in der Nacht geflohen ist, ist es oft schwer, nachzuweisen, dass man Ansprüche hätte. Manchmal können sie ja nicht mal nachweisen, wer sie sind, weil sie ihren Ausweis nicht dabei haben.

Neben den bürokratischen Hilfen stehen natürlich psychologische Hilfen für die Erwachsenen und auch für die mitgebrachten Kinder bereit. Eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung wird es aber bestimmt nicht geben. Das ist immerhin eine Sache von Monaten und Jahren. Es gibt aber auch eine ambulante Beratung, die übrigens gar nicht vom Staat finanziert wird.

Wo es solche Häuser gibt, wird weitestgehend geheimgehalten. So weit das eben möglich ist. Es gibt beispielsweise keine Listen im Internet. Es gibt nur Telefonnummern oder man wendet sich an die Polizei. In Deutschland gibt es rund 350 Frauenhäuser und nicht mal eine Handvoll Männerhäuser. Laut einer Untersuchung aus dem Jahr 2013 suchten in jenem Jahr 15.000 Frauen mit 17.000 Kindern Hilfe gesucht haben. 9.000 Frauen mussten aufgrund von Platzmangel abgewiesen werden.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Eine fiktive Geschichte einer Nachmittags-Trash-TV-Sendung hat sicherlich äußerst wenig mit der Realität zu tun. Wegen einer Ohrfeige wird in der Realität vermutlich kein Mann Schutz in einem Männerhaus suchen. Ins Frauenhaus ist es für die meisten Frauen auch ein langer Weg.

Sofern man einen Platz bekommt, geht es vor allem darum erst einmal in Sicherheit zu leben ohne dass der gewalttätige Ehemann den Aufenthaltsort kennt. Es handelt sich meistens um kleine Häuser oder Wohnungen von sozialen Einrichtungen, in denen man weitestgehend selbstständig wohnt und seinen Alltag bestreitet.

Wer weitergehende Hilfe benötigt, dem wird zum Beispiel bei Behörden, rechtlichen Angelegenheiten, usw. geholfen bzw. der entsprechende Kontakt vermittelt. Da Frauenhäuser immer nur übergangsweise bewohnt werden, geht es in erster Linie darum zu schauen, wie es insgesamt weitergeht. Sofern die Frauen in der Lage sind alleine zu leben, sollte eine eigene Wohnung gesucht werden, ansonsten würde man sich über Therapieeinrichtungen und ähnliches informieren,

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» Trisa » Beiträge: 3208 » Talkpoints: 74,44 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



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