Nächste Runde im Wulff-Theater
Ich finde diese ganze Aufregung um unseren Bundespräsidenten Wulff so was von aufgebauscht und daneben, dass ich über diese ganzen Diskussionen nur den Kopf schütteln kann. Du lieber Gott, was ist schon passiert? Er hat sich als Ministerpräsident privat Geld geliehen und hat das billiger bekommen, als wenn er direkt zur Bank gegangen wäre. Wer von uns hätte das anders gemacht? Auch eine Bäckerei Verkäuferin hat die Möglichkeit, sich bei ihrem Arbeitgeber oder Bekannten Geld zu leihen, mit oder ohne Zinsen. Und wenn ich es wollte, bekäme ich das Geld auch billiger geliehen. Ich verstehe diese Verbohrtheit von manchen Menschen nicht. Sie pochen und pochen und reiten auf irgendeinem Detail herum und meinen noch groß, auch im Recht zu sein. Etwas Großmut und Großzügigkeit würde manchen sehr gut zu Gesicht stehen.
Vielleicht sind es Menschen, die den Bundespräsidenten gerne zu Fall bringen möchten. Das kann man sehen, wie man will. Aber dann bitte auch ehrlich dazu stehen und nicht irgendetwas vorschieben. Ein Bundespräsident ist in erster Linie auch ein Mensch mit Fehlern und Macken. Als solcher bemüht er sich, sein Amt auszufüllen. Ich muss „Punktedieb“ mit ihrer Ausführung völlig Recht geben.
Punktedieb hat geschrieben:Und ich gehe soweit, das auch ein gewisser Neid dazu beigetragen hat, das diese ganze Sache überhaupt in die Öffentlichkeit gezerrt wurde.
Dieses Argument habe ich ja schon beim Guttenberg Fanclub nie verstanden und es sagt mehr über die Leute aus, die so einen Vorwurf machen als über die Leute, denen Neid vorgeworfen wird. Ich finde es nämlich normal, dass man als Bürger den Politikern, also den Menschen, die das Volk vertreten, genau auf die Finger schaut und ich sehe genau das auch als eine Aufgaben der freien Presse in einem freien Land an. Das verstehe ich unter Demokratie und das hat mit niederen Beweggründen welcher Art auch immer nun wirklich rein gar nichts zu tun. Ich frage mich deshalb wirklich, was für ein Demokratieverständnis die Menschen haben, die bei jeder Gelegenheit mit dem "die sind ja nur neidisch" Argument daherkommen. Wobei das jetzt eine allgemeine Bemerkung zu dem Thema ist und nicht direkt auf dich bezogen.
Ganz davon abgesehen wurde diese Sache von der Bildzeitung an die Öffentlichkeit gezerrt und ich denke nicht, dass ein Journalist, der einfach mal das macht, für was er bezahlt wird, und seinem Job nachgeht durch Neid motiviert ist. Darunter würde die Qualität seiner Arbeit sicher erheblich leiden, denn man muss in dem Beruf schließlich eine ganze Reihe Artikel abliefern und kann wohl schlecht auf die halbe Welt neidisch sein.
@Cloudy24 Ich bin Journalistin und erfahre bei meiner Arbeit auch Dinge, wo ich gebeten werde, diese (noch) nicht zu veröffentlichen. Und dadurch zeichnet sich ein guter Journalist meiner Meinung nach aus. Wenn er nämlich auch auf solche Dinge entsprechend sensibel reagiert.
Allerdings wirst du solche Journalisten mit Sicherheit nicht bei der Bildzeitung finden. Denen geht es nur um die Schlagzeile und den daraus resultierenden Absatz ihrer Zeitung. Ich selbst habe einen Kollegen, welcher früher auch bei der Bild geschrieben hat. Das erkennt man heute, nach einigen Jahren, noch immer an seinem Schreibstil.
Und es ist und bleibt eben nun auch einmal die Privatsache von Politikern, wo und wie viel sie an Kredit und zu welchen Konditionen sie aufnehmen. Und wenn er halt mit der Gattin diesen Vertrag hatte, hat er nicht gelogen, wenn er sagt, das er mit dem Herrn keine Geschäfte gemacht hat. Ähnlich und in wesentlich kleinerem Rahmen hatten wir hier im Forum die Frage wegen Raucherhaushalt bei Ebay zugeben. Dort wurde auch gesagt, das die Nichterwähnung keine Lüge ist. Und beim Wulff soll es nun eine Unwahrheit sein, wenn er etwas nicht sagt?
Das ist das berühmte Messen mit zweierlei Maß was ich schon beschrieben habe. Wenn es Lieschen Müller macht, dann ist es vollkommen in Ordnung und bei einem Politiker wird aus einem Pups ein Donnerschlag gemacht.
Nicht mit zweierlei Maß, sondern mit zwei Geschichten wird gemessen.
1. Geschichte: In seiner Zeit als Ministerpräsident von Niedersachsen nahm Christian Wulff einen privaten Kredit auf, der unter etwas "mauscheligen" Verhältnissen zustande kam. Er wurde vom niedersächsischen Landtag zu befragt und hat bei der Antwort rumgewieselt. Das war nicht ganz okay, aber kein Beinbruch. Vielleicht ein blauer Fleck.
2. Geschichte: Diese Geschichte wurde von der BILD Zeitung aufgegriffen und recherchiert. Und hier erst beginnt die Geschichte, die politisch schon mehr als ein Hals- als ein Beinbruch ist: Wulff bekommt davon Wind und bedroht den Chefredakteuer. Wendet sich an den Aufsichtsrat. macht richtig Druck, um zu verhindern das diese an sich eher unerfreuliche, als schlimme Geschichte aus der bundesweiten Presse rauszuhalten.
Privat war die Geschichte ohnehin nicht mehr: Es hatte eine offizielle Anfrage vom Landtag gegeben. Das ganze war damals schon lokal durch den kleinen Blätterwald in Niedersachsen gerauscht, kurz: Es war bereits nichts mehr, was wirklich neu war. Neu war legendlich das der Betroffene nicht mehr Ministerpräsident im sturmumwehten Niedersachsen war, sondern das höchste Amt im Staat inne hat.
Und von dem kann man schon erwarten das er politisch und menschlich geschickt genug ist mit der Presse etwas klüger umzugehen.
- Wenn man Bundespräsident ist, versucht man nicht die Pressefreiheit durch wüste Drohungen einzuschränken.
- Wenn eine alte Geschichte auftaucht, die kein gutes Licht wirft, aber auch nichts ist was wirklich illegal gewesen wäre, dann hat man den Mut zu sagen "Ja, das war ungeschickt und ich bedaure das. Ich hätte es anders handhaben sollen und werde in Zukunft solche Dinge sensibler behandeln."
Man gibt nicht widerstrebend erst dann neue Fakten zu, wenn sie einem unter die Nase gehalten werden. (Darüber ist auch schon Guttenberg gestolpert, scheint Mode unter den CDUlern zu sein)
- Und vor allem anderen: Man hinterlässt seinen verbalen Ausbruch nicht auch noch auf der Mailbox des Chefredakteuers! Tut man nicht. Niemals. Nie. Auf gar keinen Fall. Nicht als normaler Bürger und erst recht nicht als Staatsoberhaupt.
Und genau da liegt das Problem: Er ist nicht irgendwer. Nicht ein Privatmensch, nicht ein beliebiger Politiker, er ist der Bundespräsident, traditionell eine moralische Instanz im Lande, welcher überparteilich uns alle repräsentieren soll. Ich für meinen Teil werde nicht gerne durch jemanden repräsentiert, der sich derart schlecht im Griff hat und blicke auf seine Vorgänger zurück., wobei mein persönliches Ideal des Bundespräsidenten noch immer der bisher unerreichte Richard von Weizäcker ist. Dieses Paar Schuhe ist für Christian Wulff entschieden zu groß. Derzeit wären sogar die Schuhe von Lübke zu groß, der nur verbal oft ungeschickt, aber nicht ethisch.
Und genau da liegt das Problem: Er ist nicht irgendwer. Nicht ein Privatmensch, nicht ein beliebiger Politiker, er ist der Bundespräsident, traditionell eine moralische Instanz im Lande, welcher überparteilich uns alle repräsentieren soll.
Ich finde eigentlich nicht, dass der Bundespräsident unbedingt eine moralische Instanz sein soll. Er repräsentiert ja nur das Land, aber nicht mit seinem privaten Verhalten, sondern politisch bei entsprechenden Anlässen. Ich erwarte nicht von Politikern, dass sie sich besser verhalten als andere auch.
Wenn ich etwas falsch gemacht habe und merke, dass mir das viel Ärger einbringen kann, dann versuche ich es auch erstmal zu vertuschen oder bei Fragen dran vorbeizureden. Das halte ich nicht für verwerflich, das ist menschlich. Wer will schon gerne Probleme bekommen. Man könnte sagen, dass perfekte Bürger immer alles brav zugeben und das auch gleich und sofort – bitte, aber wie realistisch ist das? Perfekte Bürger gibt es nicht – auch keine perfekten Politiker.
Auch empfinde ich den Anruf bei der Bild nicht als versuchte Einschränkung der Pressefreiheit. Er hat ja weder gedroht, den Redakteur verhaften zu lassen oder ihm sonstwas anzutun, sondern nur persönlich mit ihm zu brechen. Also sinngemäß: wenn Du das schreibst, dann rede ich nicht mehr mit Dir. Das mag albern sein, aber es ist keine Einschränkung der Pressefreiheit, nur ein persönlicher „Kleinkrieg“ zwischen zwei Menschen.
In irgendeiner Satire habe ich den Kommentar gehört, dass sich die Italiener nach so einem Politiker wie Wulff die Finger abschlecken würden. Es kommt ja immer darauf an, mit welchem Maßstab man misst. Klar hat sich Wulff noch lange nicht so derbe peinlich benommen wie beispielsweise ein Berlusconi, der eher einem absolutistischen Herrscher gleicht. Aber ich finde es reicht, was Wulff sich geleistet hat und mehr möchte ich da eigentlich nicht an Skandalen hören und ich möchte eigentlich nicht in einem Land leben, das von einem Mann repräsentiert wird, der sich benimmt wie der Chef einer Bananenrepublik, frei nach dem Motto: Ist der Ruf erst ruiniert und so weiter. Es erwartet ja keiner den perfekten, fehlerlosen Typen. Aber ein gewisses Maß an Aufrichtigkeit, das hätte ich mir schon erhofft. Den Titel "Salamitaktiker" hat der zu Recht verdient, jedenfalls ist das meine Meinung. Das bringe ich schon meinen Kindern bei: Wenn man Mist gebaut hat, ist es am besten, man steht dazu. Ende. Das hätte ein Berufspolitiker wissen müssen, dass man bei einer kleinen Anfrage des Parlaments nicht herum zu eiern hat. Das ist nicht irgend ein Interview mit einem Klatschblatt, das ist eine ernste Sache.
Klar, Lieschen Müller, die im Discounter an der Kasse arbeitet würde sich auch von ihren Freunden einen Privatkredit geben lassen, wenn sie die Gelegenheit dazu hätte. Bei dem monatlichen Einkommen hat sich das sicher auch nötig und kann jeden einzelnen Euro nötig gebrauchen. Da macht so ein Zins schon mal den Unterschied zwischen Privatinsolvenz und Überleben aus. Aber damals, da hatte Wulff, wenn ich das richtig verstanden habe wohl schon seinen Posten als Ministerpräsident, als das mit den Krediten so unsauber lief. Ich kenne zwar seinen Lohnzettel nicht, aber nach dieser Seite verdient ein Ministerpräsident eine ordentliche Stange Geld. Wenn die Angaben stimmen, dann sind das je nach Finanzkraft des jeweiligen Bundeslandes von 123.600 bis zu 241.200 Euronen brutto pro Jahr. Laut dieser Seite hat Wulff ein monatliches Bruttoeinkommen als Ministerpräsident von Niedersachsen von sage und schreibe 12700 Euro verdient, äh bekommen. Nehmen wir mal an, dass er nur zwölf mal diese Summe bekam, kein Weihnachtsgeld und kein Urlaubsgeld (was unwahrscheinlich scheint) ist man bei 152400 angelangt und damit im guten Mittelfeld. Er war also nie der ärmste Ministerpräsident unseres Landes. Am Hungertuch hat der also nicht gerade genagt. Und verdammt noch mal, wenn man sich eben keinen üblichen Kredit bei einer üblichen Bank leisten können will, dann muss man sich eben ein luxuriöses Loft irgendwo mieten. Das ist doch auch standesgemäß.
Außerdem haben solche Politiker sowieso Zugang zu speziellen Banken, die bessere Konditionen bieten, als die die Lieschen Müller als Kunde annehmen. Warum muss man dann noch so mauscheln? Nein, das ist kein Neid. Eben diese üppige Besoldung wurde den Berufspolitikern gewährt, eben damit sie unabhängig von solchen Zuwendungen und Vergünstigungen sind. Dafür zahlt Lieschen Müller und jeder andere Steuerzahler seine Steuern und finanziert damit unter anderem das Geld von Wulff und Co.
Dann stand ja auch noch eine Zeit lang die Frage im Raum, ob Wulff nicht sogar gegen geltende Gesetze mit dem Privatkredit verstoßen habe. Ich bin kein Jurist und mag das auch nicht beurteilen, ob dem so ist. Aber es würde mich schon interessieren, ob das so ist. Wenn er nämlich gegen das Gesetz verstoßen hat, dann ist das doch alles vermutlich nicht mehr seine Privatsache, denn ein Ministerpräsident, der sich möglicherweise strafbar gemacht hat, ist das wirklich der geeignete erste Mann im Staat? Es fällt mir doch schwer, mir das vorzustellen.
Gestern die Entschuldigung war wenig überzeugend, fand ich jedenfalls. Heute kommt raus, dass Wulff auch noch so wenig offen ist und nicht möchte, dass das Sprüchlein veröffentlicht wird, das er auf dem Anrufbeantworter vom Bild Chefredakteur hinterlassen hat. Gestern hat er noch betont, dass das Sprüchlein gar nicht so wild war und er den lediglich gebeten hat. Und warum steht er dann nicht zu dem originalen Wortlaut? Hat er etwa was zu verbergen und die Bitte war doch nicht so ganz das, was man landläufig unter einer Bitte versteht?
Dann ist da noch die Sache mit den Privatübernachtungen. Ja, als Privatmensch ohne öffentliche Ämter übernachte ich auch unentgeltlich bei meiner Familie oder manchmal auch bei Freunden. Aber was bitte spricht dagegen, wenn ein Bundespräsident oder Ministerpräsident seinen Freunden und Bekannten sagt, dass er gerne bei ihnen übernachten würde, aber in Anbetracht seines Mandates das nicht kann und doch lieber ein Zimmer in einem Hotel in der Nähe für die Dauer des Besuches bezieht? Das würde doch jeder verstehen und ich kann mir kaum vorstellen, dass die Freunde von Berufspolitikern das nicht verstehen, dass das nicht persönlich zu nehmen ist.
Ich bin, wie gesagt kein Jurist. Aber wenn ich mich an die Aufgaben des Bundespräsidenten erinnere, dann muss er jedes neue Gesetz das für Deutschland gilt absegnen. Ohne seine Unterschrift tritt so einfach kein neues Gesetz in Kraft. Für so einen Job erwarte ich persönlich schon, das den jemand ausübt, der sich moralisch verhält. Und jemand der so handelt, dass ich das Gefühl habe, man kann seinem Handeln voll und ganz vertrauen. Es ist nur so ein Gefühl, aber irgendwo grummelt da mein Bauch.
Ach ja, die Pressefreiheit. Das ist ja nicht irgend ein Recht, sondern steht sogar im Grundgesetz. Aufgrund der besonderen Geschichte sollten wir besonders in Deutschland diesen Wert eines solchen Gesetzes niemals unterschätzen. Ich bin wahrlich kein Bild-Fan und verabscheue die Methoden dieses Blattes. Aber eine zensierte Presse, das wäre wirklich übel, wenn das Schule machen würde. Aber wie kommt man in der Position eigentlich auf die Idee, zu versuchen denen das Wort zu verbieten? Das konnte doch nur nach hinten losgehen! Zu dem Thema fällt mir ein, dass Boris Becker sich auf Twitter gewundert hat, warum denn anscheinend niemand Wulff in dieser Krise in PR-Dingen berät. Mit einer guten Beratung hätte er den Gau vermeiden können. Öffentliche Dementi oder eine Gegendarstellung hätte viel viel besser auf die Öffentlichkeit gewirkt
Schade finde ich, dass die Bild nun doch nicht den Anruf von Wulff beim Chefredakteur öffentlich machen möchte. Aus rechtlichen Gründen bräuchten sie noch nicht mal das Einverständnis von Wulff. Aber in meinen Augen ist Wulff keinen Deut besser als viele der anderen Politiker. Wo sind die Volksvertreter mit Rückgrat, auf die man sich 100prozentig verlassen kann? Denkt jeder immer nun an Profit Profit Profit?
Wulff sollte so schnell wie möglich zurücktreten, denn was er sich geleistet hat, kann sich ein Bundespräsident nicht leisten. Er beschädigt damit den Ruf eines Staatsoberhauptes und sollte schnellstmöglich abgelöst werden.
Ich finde, dass Christian Wulff als Bundespräsident und somit oberster Repräsentant der Bundesrepublik Deutschland nicht mehr tragbar ist. Er hat nachweislich gelogen und zeigt meiner Meinung nach keinerlei glaubwürdige Reue. Er gibt nur gerade das zu, was ihm nachgewiesen wurde, er verteidigt sein Handeln und versucht vor allen Dingen noch zu verhindern, dass Informationen darüber an die Öffentlichkeit gelangen. Er hat versucht die Pressefreiheit, eines der höchsten Güter unseres Landes, durch Drohungen einzuschränken. Glücklicherweise lässt sich die Bildzeitung davon nicht beirren und setzte seine Berichterstattung fort.
Ein weiterer Punkt, der mir sehr negativ aufgefallen ist, ist der, dass Wulff schon zu seiner Zeit als Ministerpräsident jeden Urlaub in der Villa irgendeines reichen Industriellen verbracht hat. Auch dies finde ich ein No Go gerade wenn es darum geht, dass Wulff später dann auch über Aufträge für eben diese Personen entschieden hat.
Also kurz und gut: ich finde Wulff muss gehen und zwar besser Heute als Morgen, denn er schadet dem ansehen unseres Landes.
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