Einfach mal nicht melden und der Mann wird wieder „zahm“?
Ich hatte ja schon berichtet, dass ich mehr oder weniger zufällig auf der Homepage eines Beziehungsberaters gelandet war und mir dort ein paar Inhalte durchgelesen habe. Auch für den Newsletter hatte ich mich angemeldet, da dieser auch in einigen Foren empfohlen wurde. Seitdem erhalte ich aller paar Tage Mails mit Beziehungstipps oder Ratschlägen, was Frau tun sollte, um Mann zu „zähmen“, um es etwas überspitzt zu formulieren.
Der heutige Ratschlag war sinngemäß Folgender: Männer möchten Frauen gerne erobern und umwerben. Demnach wäre es eher kontraproduktiv, wenn man sich als Frau ständig bei ihm meldet oder meistens diejenige ist, die z.B. eine Kommunikation per SMS oder Mail initiiert oder ein Treffen vorschlägt. Lieber sollte man warten, bis er sich meldet. Auch wenn man in einer Beziehung das Gefühl hat, der Mann zeigt weniger Engagement und lässt in seiner Aufmerksamkeit nach, sollte man sich einfach mal ein paar Tage nicht melden und dem Mann so die Chance geben, die Frau auch zu vermissen.
Wichtig sei es demnach, nicht immer beeinander zu sein, sondern beim Mann auch eine gewisse Sehnsucht aufkommen zu lassen. Es tue der Beziehung nicht gut, wenn das Gefühl, den anderen zu vermissen, nicht mehr aufkommt, weil man ständig beeinander ist.
Der Tipp ist natürlich nur für die umsetzbar, die nicht schon zusammen wohnen, das ist vielleicht ein Nachteil, den man einkalkulieren muss. Denn normalerweise sehen sich Paare, die einen Haushalt teilen, ja täglich, auch wenn beide erwerbstätig sind.
Aber da ich noch nie mit einem Partner zusammengezogen war, wäre der Tipp durchaus etwas, das ich einmal versuchen würde. Ich kenne es nämlich auch, dass bei Männern die Eigeninitiative irgendwie stark nachlässt und sie dann sogar zu faul sind, mal auf eine Mail oder SMS zu antworten oder zurückzurufen, wenn sie sehen, dass man sie nicht erreicht hat. Und wenn ich mich dann einige Tage nicht mehr gemeldet hatte, da kam plötzlich eine Reaktion.
Aber ob man das auch so aufs Beziehungsleben übertragen kann? Habt Ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?
Ich sag mal so, nicht jeder Mann ist der Eroberer schlechthin und manchmal muss man eben als Frau auch mal die Zügel in die Hand nehmen und den Kontakt suchen. In der heutigen Zeit sollte das doch auch im Grunde gar kein Problem sein, oder? Ich würde halt eher nach meinem eigenen Gefühl gehen und nicht danach gehen, was mir so ein Beziehungsratgeber sagt, der mich nicht kennt und auch nicht den Angebeteten. Wobei der Spruch "Wer will gelten, macht sich selten" sicherlich auch ein Fünkchen Wahrheit in sich trägt, aber eine erste Kontaktaufnahme kann nicht schaden und ich sehe so etwas eher als ein Hinterherlaufen, wenn man es mehr als einmal macht, ohne, dass etwas von der anderen Seite zurückkommt.
Wie Du schon sagtest, ist so etwas in einer Beziehung, in der man zusammenlebt, nicht gerade einfach. Es ist ein schönes Gefühl, den anderen zu vermissen und ihn dann wiederzusehen, aber das kann man im Alltag gar nicht so oft umsetzen. Wobei für mich das eigentlich nur bedeutet, dass man eben hin und wieder etwas allein unternimmt und nicht nur am Partner klebt. Selbst, wenn beide Parteien arbeiten, so hat man manchmal ja auch solche Arbeitszeiten, dass man sich eben den ganzen Tag nicht sieht oder man unternimmt etwas getrennt voneinander. Bei mir ist es beispielsweise schon so, dass ich hin und wieder auf ein Konzert gehe und dann auch bei einer Bekannten übernachte und erst am nächsten Tag zurückfahre oder so. Das tut uns auch mal gut. Oder mein Partner geht eben mit einem Kumpel mal in die Diskothek oder trifft sich mit irgendwelchen Leuten, auch dagegen spricht nichts. Hier muss man aber auch Vertrauen zueinander haben, denn sonst geht es eben schief und man macht sich eher Gedanken, als dass man sich dann freut.
Ich hätte gar nicht die Möglichkeit, dieses Ratschlag anzuwenden, egal ob er nun vorerst ein guter oder ein schlechter Ratschlag sein sollte. Mein Freund hat die mir doch etwas unheimliche Angewohnheit, jeden Tag pünktlich um beinahe exakt dieselbe Uhrzeit bei mir anzurufen. Und da ich nicht alleine in diesem Haus wohne geht auch für gewöhnlich immer jemand an das Telefon ran und leitet das Gespräch an mich weiter, ob ich nun Lust habe zu telefonieren oder nicht.
Man kann einen solchen Ratschlag nicht allgemein auf jeden Mann, jede Frau oder jede Situation anwenden. Wenn es zum Beispiel Streit gibt, weil eine Frau sich nie bei ihrem Partner meldet und diesem nur wenig Zeit schenkt, dann würde ich mich nicht noch rarer machen als ohnehin schon, das wäre ganz bestimmt kontraproduktiv. Wenn ich so etwas machen würde, dann würde ich damit meinen Freund auch nicht zähmen, sondern totunglücklich machen und ganz bestimmt auch nicht dafür sorgen, dass er "zahmer" wird. Eigentlich ist er sowieso schon ziemlich zahm.
Aber ich bin einfach der Meinung, dass man diesen Tipp, der in einigen Fällen bestimmt auch schon einen gewissen Nutzen haben kann, nicht auf jeden Mann anwenden kann. Im schlimmsten Falle macht man sich damit dann nur noch mehr unnötigen Streß und Streit und riskiert wenn es ganz schlimm kommt vielleicht auch noch seine eigene Beziehung. Dann würde ich mir doch schon selber eine Lösung für mein Problem ausdenken, denn nur wenn man den Betreffenden persönlich kennt kann man auch einschätzen, was denn nun genau helfen könnte.
Ganz im Gegenteil habe ich bisher eher die Erfahrung gemacht, dass gar nichts passiert ist, wenn ich mich zurückgezogen habe. Allerdings bin ich auch sicherlich nicht jemand, der in einer Beziehung irgendwelche Spielchen spielen will – und das, was Du auf der Seite dieses Beziehungsberaters gelesen hast, ist für mich nichts anderes als ein Spielchen, wenn es gezielt angefangen wird. Und darum geht es hier ja wohl: gezielt eine Maßnahme treffen, um damit eine bestimmte Wirkung zu erzielen. Für mich ist das nichts anderes als ein Machtspielchen, was ich doch sehr merkwürdig finden muss, wenn ich mir überlege, dass es sich hier sicherlich um eine ernsthafte Beziehung handeln soll. Spielchen dieser Art wird man aber vermutlich doch eher in der Anfangsphase umsetzen, jedenfalls kenne ich einige Fälle, in denen das so gehandhabt wird. Und wenn es am Anfang schon so deutliche Differenzen zwischen den zwei beteiligten Menschen gibt, die so unterschiedliche Bedürfnisse haben, dann meine ich nach wie vor, dass man darüber reden können sollte. Wenn ein offenes Gespräch über die eigenen Vorstellungen, Wünsche und Bereitschaften aber nicht möglich ist, dann denke ich nicht, dass eine solche Beziehung unglaublich viel Bestand haben kann.
Die Bemühung eines anderen Menschen um mich selbst will ich jedenfalls nicht auf eine solche Art und Weise erzwingen wollen, mir kommt es aber so vor als würde ich das tun und ich empfinde das auch als ziemlich egoistisch. Wie weiter oben schon erwähnt, kenne ich ähnliche Situationen, allerdings wurden diese nicht von mir absichtlich verursacht, sondern ich hatte bisher eher das Problem, ziemlich am Anfang einer neuen Beziehung zu bemerken, dass ich es mit jemandem zu tun habe, der in gewissen Punkten ganz anders funktioniert als ich und musste mir überlegen, wie ich mit der Enttäuschung umgehe und worauf ich bereit bin, zu verzichten, weil ich weiß, dass ich auf gewisse Dinge nicht verzichten darf, weil ich sonst nicht langfristig glücklich in dieser Beziehung sein kann, sie also wiederum irgendwann zum Scheitern verurteilt ist.
Mein Rückzug war also eher ein logisches Produkt aus empfundener Zurückweisung und unterschiedlichen Ebenen, die sich schon früh ausgedrückt haben. Ich weiche dann automatisch nach und nach ein paar Schritte zurück und brauche manchmal auch etwas mehr Zeit, um meine Entscheidung zu treffen, zu der ich mich irgendwann durchringe. Allerdings versuche ich dennoch immer, ein offenes Gespräch mit meinem Partner zu führen und ihn zu bitten, zu sehen, zu verstehen und zu geben, was ich brauche. Wenn ich merke, dass dahingehend allerdings gar keine Bereitschaft und auch kein Verständnis besteht, dann hilft tatsächlich alles rein gar nichts – außer einer Trennung eben. Das ist meine Erkenntnis, nachdem ich versucht habe, mich selbst immer weiter aufzugeben und am Ende recht innerlich kaputt war, weil auch auf meinen Rückzug hin einfach nichts von der anderen Seite kam, im Gegenteil: der letzte Mann, mit dem es mir so ging, fand diesen sehr wenigen Kontakt und meinen Rückzug sogar noch sehr angenehm. Da war mir dann vollends klar, dass ich diese Beziehung beenden muss.
Ich denke, dass dieser Tipp aus einem amerikanischen Beziehungsratgeber entnommen ist, der in den USA als Geheimtipp gilt, in Europa aber wohl nicht so gilt, weil dort andere Regeln gelten. Daher bin ich auch der Meinung, dass dieser Tipp funktionieren kann aber nicht muss. Ganz allgemein ist es doch, dass es nicht jeder mag, wenn der Partner ständig verfügbar ist und ständig Kontakt sucht. Ich bin da auch eher der Typ (auch wenn ich weiblich bin), der auch seine Freiräume braucht. Es wäre mir daher auch recht, wenn ein eher klammernder Typ eher wenig Kontakt sucht und ich würde mich dann auch nicht weiter daran stören und auf einmal Kontakt suchen; das ist sicher bei Männern auch nicht anders.
Überhaupt ist mir der Tipp viel zu allgemein. Es wäre in einem solchen Fall doch erst einmal wichtig zu wissen, warum der Partner zurück haltender wird und sich nicht mehr so sehr engagiert. Denn allein mit Zurückhaltung ist wohl nicht jedes Problem zu lösen.
Denn allein mit Zurückhaltung ist wohl nicht jedes Problem zu lösen.
Da hast Du sicherlich recht. Allerdings denke ich, dass diese Tipps eher für „normale Beziehungen“ gedacht sind und sich nicht auf wirklich gestörte Paare, die kurz vor der Trennung stehen, beziehen. Die Gruppe, die der Ratgeber ansprechen möchte, sind wohl Frauen, die sich in der Anfangsphase einer Beziehung befinden oder sich verliebt haben und vor der Frage stehen, wie sie den Mann auf sich aufmerksam machen können oder Frauen, die ihren Partner etwas näher an den Prinzen heranrücken möchten, der bei der starken Verliebtheit des Anfangs mal war.
Frau denkt ja manchmal, man müsse besonders liebevoll sein und extra umsorgend, dann werde der Mann schon erkennen, wie toll man ist und seine Liebe wird aufflackern. Und solche Hinweise, die das Verhalten als kontraproduktiv entlarven, können da der ein oder anderen vielleicht helfen, auch wenn sie sich nicht auf die Spezifität der Problematik im Einzelfall beziehen.
Das Bucht heißt „Wie man das Herz eines Mannes gewinnt“ und stammt von Christian Sander. Ich habe es nicht gelesen, sondern nur einen kostenlosen Ausschnitt bzw. die Tipps, die ich über seinen Newsletter erhalte. Von daher kann ich keine Aussagen darüber machen, ob er eventuell bei einem amerikanischen Pendant abgeschrieben hat.
Diese Tipps entsprechen doch sehr dem alten Rollenbild von Mann und Frau. Ich denke also nicht, dass man dem so sehr Beachtung schenken sollte, schließlich tut man doch heutzutage alles, um diese angestaubte Rollenverteilung aufzulösen. Es sind auch nicht alle Männer gleich, ebensowenig wie alle Frauen gleich sind. Auch daher würde ich nicht so viel auf solche Tipps geben.
Ich habe da eher gegenteilige Erfahrungen gemacht. Männer kommen besser damit klar, wenn die Frau sich mal länger nicht bei ihnen meldet, egal ob sie nun bereits ein Paar sind, oder nicht. Frauen dagegen ticken schlecht aus, wenn der Partner oder der Schwarm sich nicht meldet und gehen dann von sich aus einen Schritt auf den jeweiligen Mann zu. Mein Freund hat mich in der Beziehung vielleicht noch nicht so recht durchschaut, aber wenn er sich für längere Zeit nicht meldet, dann gehe ich auch auf ihn zu und melde mich dann von mir aus bei ihm.
Ich habe so etwas am Anfang meiner ersten Beziehung auch versucht. Ich dachte, es macht irgendwie Sinn und habe es mir genauso zusammen gereimt, wie es oben beschrieben wurde. Das Problem ist nur, dass Männer eben etwas anders ticken, als wir es vielleicht denken. Zumindest war es bei meinem Freund so. Letztendlich war das ganze sehr kontraproduktiv, was ich getan habe, denn ich hatte immer mehr Sehnsucht nach ihm, während er sich nicht einen Bruchteil von den Gedanken über mich gemacht hat, die ich mir in der gleichen Zeit über ihn gemacht habe.
Letztendlich war es also so, dass ich mich bei ihm gemeldet habe und dass mein kleines Experiment nicht funktioniert hat. Bei manch anderen Männern kann es aber durchaus funktionieren. Ich denke eigentlich auch, dass man die andere Person schneller anfängt zu vermissen, wenn man nicht ständig in Kontakt ist, aber auch das ist wohl von der jeweiligen Person abhängig. Ob nun Mann oder Frau ist dabei wahrscheinlich auch nicht so pauschal zu sagen. Bei meinem Freund funktioniert die Methode aber definitiv nicht. Sich rar machen kann auch manchmal zum eigenen Leid führen, also sollte man damit vorsichtig sein.
Ich persönlich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass dieser Ratschlag auch in einer Beziehung funktioniert. Immer hin ist es ja so, dass man eine Beziehung eingegangen ist und der Mann die Frau schon umworben hat. Aber, was ich mir in einer Beziehung gut vorstellen kann, ist, dass man nicht ständig beieinander sein sollte, damit der Partner das Vermissen nicht verlernt. Da ist schon etwas Wahres dran. Und das könnte man auch umsetzten.
Meist denken die Männer sich ja, dass sich die Frauen beim Mann melden und, wenn das nicht geschieht, dann warten die Männer darauf. Irgendwann vermissen die Männer die Frauen und melden sich dann beim Mann. Das kann ich mir auf jeden Fall gut vorstellen und vor allem sollte dieser Tipp gut klappen, wenn man sich mal in einer Beziehung streitet oder, wenn der Mann mal wieder zu faul ist, auf irgendeine Nachricht zu antworten oder zurück zu rufen.
Das mag bei manchen Männern funktionieren, aber pauschal ist doch solch ein Ratschlag eher etwas zum Lachen. Und vor allem was soll der Ausdruck zähmen? Was will man damit denn dann erreichen? Nur das sich der Mann man von selbst meldet? Macht er es nicht, sollte man sich vielleicht fragen, ob die Beziehung einen Sinn macht oder ob man da nur jemanden nachrennt.
Und wie soll man dann mit einem Mann umgehen, dem man deutlich sagt, dass man einfach mal den restlichen Tag seine Ruhe haben will und der keine zehn Minuten später vor der Tür steht und klingelt. Man kann kein Patentrezept für eine Beziehung per Newsletter finden, sondern muss sich bei jedem neuen Partner den besten Weg suchen, damit die Beziehung funktioniert.
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