Unterhaltungen beim Frisör - worum geht´s?

Wenn ich zum Friseur gehe, nehme ich eine Zeitschrift und blättere darin, weil ich keine Lust habe, mich mit Klatsch und Tratsch berieseln zu lassen. Da bekommt man von den Nachbarn schon genug mit von den neuesten Neuigkeiten. Natürlich antworte ich, wenn ich etwas gefragt werde, aber nur kurz. Somit steht dann fest, dass ich keinen Wert auf Unterhaltung lege.

Wenn ich zum Friseur gehe, dann unterhalten wir, also die Friseurin und ich, uns in den Stunden, die ich da beim Färben immer verbringe, meistens eher über die belanglosen Sachen. Zum Beispiel, dass das Wetter in der letzten Zeit schlecht war oder ähnliches.

Das intimste Gespräch, das wir mal geführt haben, handelte davon, dass sie mich fragte, ob ich schon mal bei Apassionata war und wie ich das da fand. Sie dachte sich schon, dass ich mal da war, weil ich ja sehr viel reite. Ich habe ihr gesagt, dass es da sehr schön war und dass sie ihrer Tochter ruhig Karten dafür kaufen kann. Das war es dann auch schon.

Ich gehöre nun nicht unbedingt zu den Leuten, die gut darin sind, Smalltalk zu halten und das geht auch nicht beim Friseur. Ich habe auch manchmal keine Lust dazu, auf Fragen zu antworten und werde dann auch erstaunlich oft in Ruhe damit gelassen. Allerdings gehe ich nicht sonderlich oft zum Friseur, und wenn, dann habe ich auch dazu einen guten Grund und einen festen Friseursalon, in dem drei Leute arbeiten. Bislang war ich bis auf neulich stets bei einer festen Friseurin und ergo lernte man sich dann auch kennen und so kann ich besser ein Gespräch führen, als wenn ich jemanden das erste Mal überhaupt sehe.

Die eine Friseurin und ich haben uns wirklich gut verstanden und so haben wir über alles mögliche, auch privates gesprochen, die andere Friseurin hatte ich kurz vor den Feiertagen gehabt und dort wurde dann eben über Pläne an den Feiertagen gesprochen. Das war auch vollkommen in Ordnung gewesen.

Wenn ich zum Haare schneiden gehe, stelle ich mich auch immer darauf ein, ein Gespräch zu führen. Ein Buch habe ich mir beim Haare schneiden oder dergleichen noch nie mitgenommen, sollte ich beispielsweise unter der Haube mal sitzen, hat man mir immer Zeitschriften von vor Ort ausgegeben. Aber da ich nicht so oft unter der Haube sitze, war das auch okay. Da wurde sich auch nicht wirklich unterhalten oder sonst etwas getan, außer mal gefragt werden, ob alles in Ordnung sei.

Mit dem Friseur spreche ich meist nur über Schule und Mode, und so ein Zeug. Vielleicht mag es an meinem Alter anliegen, und die meisten Friseure fangen dann auch nicht einmal ein Gespräch an. Aber wenn es schon dazu kommt, werde ich nur über meine Schule ausgefragt, Modetrends werden angesprochen, aber auch manchmal Aktuelle Sachen aus der Politik huschen in das Gespräch.

Bei mir bleibt so etwas meist überhaupt nicht hängen, weil ich mich bei diesem Gespräch viel mehr auf meine Frisur konzentriere, als auf das Thema. Ich antworte meist schon automatisch, und merke manchmal nicht, was ich gesagt habe. Für mich sind diese Gespräche auch nicht von großer Wichtigkeit. Ich sehe es nur als freundliche Geste des Frisörs, ein nettes Pläuschchen zu halten.

Es ist wirklich so, dass es meistens nur belanglose Dinge sind, über die man sich unterhält. Meine Friseurin ist in meinem Alter, sodass da schon manchmal andere Themen besprochen werden können, die auch mal interessant sind. Aber es ist auch manchmal so, dass es nichts Neues gibt. Dann kommen natürlich so Themen, wie das Wetter und was vielleicht bei irgendwelchen Promis passiert ist. Sie hat mir dann auch schon erzählt, wie sie zu ihrem Beruf gekommen ist und was sie darauf noch machen möchte. Und auch mich hat sie dann gefragt, was ich so beruflich mache.

Andere Kunden sind dann gar nicht so auf ein Gespräch aus, was man auch recht schnell merkt. Dann wird die ganze Zeit nicht gesprochen. Das finde ich dann schon ziemlich langweilig und auch ein wenig unhöflich. Auch wenn es eben nur belangloses Zeug ist, finde ich es besser, sich darüber zu unterhalten, als gar nicht.

Wenn ich zum Frisör gehe, dann begrüße ich zwar und erkläre, welchen Haarschnitt ich gerne hätte, aber während des Schneidens rede ich nicht, bis auf ein paar belanglose Fragen von der Frisörin. Das liegt daran, dass ich generell nicht gerne mit Leuten spreche, sondern lieber anderen Gesprächen zuhöre. Am Schluss bedanke ich mich, bezahle und gehe wieder. Irgendwie finde ich dieses Schweigen zwar schon unangenehm, doch es ist mir lieber als diese erzwungenen und sinnlosen Small-Talk-Gespräche.

Da ich schon seit mehreren Jahren immer in den selben Frisörladen gehen spreche ich erst einmal darüber was denn bei mir gemacht werden soll oder wenn ich mal etwas Neues ausprobieren möchte, dann lasse ich mich auch erst beraten und dann reden wir über dieses und jenes, über das was bei uns so in der Zwischenzeit passiert ist, wie es denn der Tochter meiner Frisöse so geht, wie sie sich in der Schule macht usw. da meine Frisöse nur ein paar Jahre älter ist als ich, finden wir auch immer etwas, worüber wir reden können und ich rede auch wirklich sehr gerne mit ihr, denn so habe ich zumindest das Gefühl geht der Frisörbesuch immer schneller vorbei, und ich fühle mich jedes Mal sehr gut unterhalten.

Meine Friseuse ist männlich und stockschwul. Aber immer wenn ich dort aufkreuze, weiß ich durchaus, dass ich nicht unter zwei Stunden rausgehe, also unterhalte ich mich mit ihm. Meistens lästern wir beide dann über Stars und Sternchen, Mode und Make-Ups. Auch welche Farbe ich doch unbedingt ausprobieren sollte oder welchen Schnitt. Oder das Gespräch verläuft so, dass wir uns unbedingt erzählen, welchen Laden wir noch unbedingt aufsuchen müssen.

Ich bin an sich nicht sonderlich gesprächig, aber da ich den Friseur seit Jahren kenne, verläuft ein Gespräch ganz locker und man kann an sich alles bereden. Mal erzählt mein Friseur etwas aus seinem Leben, mal erzähle ich etwas. Da wir uns auch privat kennen, ist solch ein Smalltalk an sich kein Problem, nur seine Kolleginnen gucken manchmal doof, bis er es aufklärt, dass wir uns schon länger kennen.

Bei meiner letzten Friseurin habe wir beide wenig geredet. Wenn etwas geredet wurde, dann ging es meist um die Frisur oder Farbe, aber weniger um private Dinge. Bei meinem letzten Friseurbesuch war ich in einem neuen Friseursalon und da haben wir schon mehr geredet. Ich finde aber es ist nicht erforderlich, denn ich genieße es einfach auch mal ein wenig verwöhnt zu werden und dass es ruhig ist.

Ich habe schon viele Friseure kennengelernt und es ist sehr unterschiedlich. Manche erzählen einem fast ihr komplettes Leben, andere reden über allgemeine Themen, wieder andere sind sehr schweigsam. Das ist ja auch eine Charakterfrage. Ich denke es ist ein Beruf, der sich individuell nach dem Kunden richten sollte und eine Friseur/in sollte herausfinden können, wann sie vielleicht mehr reden könnte - z.B. bei einer alleinstehenden älteren Dame, die gerne mal ein paar Worte wechselt - oder aber, wo sie sich lieber zurück halten sollte, weil der oder diejenige einfach nur einen entspannten Friseurtermin wahrnehmen möchte und vielleicht schon selbst jobbedingt ständig reden muss. Ich finde das gehört auch zu einer/m guten Friseur/in dazu.

Wenn ich zum Friseur gehe, dann ist das für mich so eine Art Wellness-Auszeit und da möchte ich nach einem stressigen Tag nicht noch weiter zwanghaft irgendwelche Unterhaltungen führen. Daher wird dann meist wenig gesprochen, wenn ich zum Friseur gehe. Das weiß auch meine Friseurin und sie ist auch nicht unbedingt traurig, wenn sie sich die gesamte Zeit unterhalten muss.

Allerdings unterhalten wir uns auch schon mal bei einigen Terminen und dabei ist es dann so, dass wir uns über politische Themen, meist über Regionalpolitik, unterhalten. Die aktuelle Diskussion um den Vorschlag der Nachwuchskräfte der CDU, künftig Kinderlose stärker zu besteuern, wäre da sicher so ein Thema.