Meinungen und Äußerungen über Empfänger von Sozialleistungen
Bei einigen Millionen Hartz4 Empfängern in Deutschland, kennt wohl so gut wie jeder jemanden der Hartz4 bezieht, zumindest einmal bezogen hat. Und immer mehr waren selbst schon mal zumindest zeitweise in der Situation oder sehr nahe dran (mehrere Monate Arbeitslosengeld I -Bezug oder ähnliches). Ich habe oft den Eindruck, Hartz4 bedeutet für viele arbeitende bzw. anderweitig finanziell versorgte Menschen (durch Ehepartner, Eltern, Erbe, o.ä.) automatisch, dass das jemand sein könnte, der nur "keinen Bock zum Arbeiten" hat und lieber "den ganzen Tag im Bett vor Gerichtsshows abhängt und sich seine Bude, sein Essen und schlimmstenfalls noch seine Zigaretten, seinen Alkohol oder Beauty-Produkte von Vater Staat und somit der Allgemeinheit bezahlen lässt". Ähnliches Gedankengut begegnet mir leider sehr häufig und über so manche Äußerung bin ich wirklich sehr verwundert.
Vor allem, wenn ich bedenke, dass da jemand über die Situation einen anderen urteilt ohne sie jemals selbst erlebt zu haben. Die ältere Generation meinte oft, dass es so etwas früher auch nicht gab, man musste arbeiten und nur abhängen konnte sich niemand erlauben. Doch wenn sie die Möglichkeiten gehabt hätten, hätten sie es vermutlich genauso gemacht, denke ich mir manchmal. Ich habe schon oft Erinnerung ans Kartoffeln klauen von Nachbars Feld, langen Märschen zu Geschäften, Hilfsarbeiten für kleines Geld gehört und nach der Gewerkschaft konnte niemand rufen. Ich kann verstehen, dass man rückblickend meint, all dieses habe einem selbst nicht geschadet.
Bei jüngeren Menschen stelle ich manchmal fest, dass diese ihre eigene Position auf andere übertragen wollen. Sie haben Abitur gemacht und einen guten Beruf gefunden, dann hätten andere in derselben Zeit dasselbe erreichen können, scheint mancher zu denken. Dazu kommt dann oft der Eindruck, dass man andere von seinem eigenen Geld bezahlt. Zudem scheint es einfach über andere her zu ziehen und kluge Ratschläge zu geben, ohne selbst die Konsequenzen zu spüren.
Hat ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Seid ihr als arbeitender Mensch auch der Meinung, jeder Hartz4 Empfänger könnte etwas an seiner Situation ändern? Oder sind das alle Vorurteile für euch? Ward ihr als Hartz4-Empfänger vielleicht schon von ähnlichen Äußerungen betroffen? Wie verhaltet ihr euch?
Ich kenne ehrlich gesagt nur eine Person, die mal eine Weile Hartz 4 bezogen hat. Das war aber auch eine alleinerziehende Person, die sich damals noch vormittags um ihr Kind kümmern musste. Und da fängt es ja schon an. Jeder hat so seinen Grund, weshalb er von der Grundsicherung leben muss. Ich würde nicht pauschal sagen, dass alle Hartz 4 Empfänger faul und an ihrer eigenen Situation selber schuld sind. Bei Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen hineingerutscht sind, würde ich niemals etwas sagen. Auch bei Alleinerziehenden, die keine andere Möglichkeit haben.
Wenn ich aber lese, dass eine junge und gesunde Person bereits seit Jahren Leistungen bezieht, kann da doch etwas nicht stimmen. Noch schlimmer, wenn die ganze Familie nicht arbeitet und von der Stütze lebt. Mal ehrlich, das kann doch irgendwo nicht sein. Bevor man in die Grundsicherung fällt, bezieht man, sofern man vorher auch gearbeitet hat, das ALG1. Erst dann kommt der Abstieg zum ALG2. Bis dahin hat man aber genug Zeit dem zu entgehen. Was muss denn bitte passiert sein, dass beide Elternteile keine Arbeit finden? Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Und wenn man so wenige Qualifikationen vorweisen kann, muss man eben auch eine Arbeit annehmen, die einem nicht so sehr gefällt. Oder eben die Zeit für Weiterbildungen nutzen statt nur zu jammern.
Ich habe bisher keine Leistungen bezogen, obwohl ich wohl auch mal in der Lage gewesen bin, wo ich diese hätte beantragen können. Aber ich wollte eben nicht die Hand aufhalten sondern habe meinen Hintern selber hoch bekommen. Ich war zu dem Zeitpunkt Schülerin, musste meinen Haushalt bewältigen und alles selber finanzieren. Und da habe ich dann eben auch Jobs gemacht, die mir gestunken haben, wo ich stundenlang stehen musste und die Bezahlung mies gewesen ist. Aber es ging alles irgendwie. Klar wäre es einfacher gewesen Geld, Möbel und die Übernahme der Unterkunft zu beantragen und nach der Schule die Füße hochzulegen. Dennoch würde ich es immer wieder so machen.
Ich denke, dass es früher wirklich noch anders war. Damals hatte man keine Möglichkeit, wenn man überleben wollte. Man musste das Geld eben hart verdienen und wenn man das nicht machte, dann hatte man eben kein Geld und im schlimmsten Falle müsste man dann verhungern. Da hatte man dann nicht die Möglichkeit, dass man Geld bekommt, ohne dass man arbeiten geht.
Ich denke aber auch, dass man über alle Leute, die Hartz IV beziehen nicht allzu schnell urteilen sollte. Ich denke und ich bin mir sicher, dass es sehr viele Leute gibt, die es wirklich nur ausnutzen und die einfach nichts für ihr Geld tun wollen. Das sollte man nie ganz ausschließen. Jedoch ist es aber auch so, dass sehr viele Leute einfach und ganz schnell in eine doofe Situation geraten: Die Wirtschaftskrise schläft zu und der Chef muss ein paar Angestellte entlassen. Wenn man dann unter diesen Leuten ist, dann ist man eben arbeitslos und dann braucht man auch das Arbeitslosengeld. So schnell kann man als "guter" Mensch mit Ausbildung, gutem Abschluss und allem einer der "fiesen Hartzer" werden.
zum Teil denke ich aber auch, dass die Ziele sehr vieler Leute im Leben, also zum Beispiel eine gute Arbeit finden, davon abhängig sind, was sie zu Hause erlebt haben. Wenn die ganze Familie, vor allem die Eltern, von Harzt IV lebt und da keiner arbeitet, dann bekommen die Kinder natürlich einen falschen Eindruck vermittelt und denken, dass es ganz normal ist und nicht schlimm, wenn sie nicht arbeiten gehen.
Ich bin auch der festen Überzeugung, dass man nicht alle Hartz IV-Empfänger über einen Kamm scheren kann, denn man muss auch immer die Hintergründe sehen. Eine sehr gute Freundin von mir ist beispielsweise alleinerziehend mit zwei Kindern und kann nur vormittags arbeiten. Sie möchte ja arbeiten gehen, aber das ist eben nicht möglich, wenn sie keine Betreuung für die Kinder hat. Die Oma kann ebenfalls nicht aufpassen, weil sie voll im Berufsleben steht und das Gehalt, das meine Freundin durch den Halbtagsjob bekommt, reicht natürlich vorne und hinten nicht, um über die Runden zu kommen. So bekommt sie eben ergänzend Hartz IV, ist aber nicht wirklich glücklich darüber. Ich finde das nicht schlimm, denn sie hatte sich das auch alles anders vorgestellt. Sie ist total unverschuldet in diese Situation gekommen und sie ist nicht faul. Das ist auf jeden Fall ein Unterschied.
Ich kenne auch einen alten Schulkameraden, der schon seit 3 Jahren eine Arbeit sucht und einfach nichts findet. Er bemüht sich wirklich und er schreibt auch ständig Bewerbungen, aber es ist einfach nichts zu machen. Das tut mir auch total leid für ihn und er lebt auch von Hartz IV, obwohl er am liebsten da heraus möchte. Er hatte schon einige Gelegenheitsjobs, aber das ist immer befristet und er war auch mit diesen Jobs noch auf Arbeitslosengeld II angewiesen. Ich habe schon öfter mit ihm darüber gesprochen und er ist überhaupt nicht zufrieden. Er versteht auch nicht, warum es Leute gibt, die mit dem Hartz IV zufrieden sind und nicht arbeiten wollen. Diese gibt es natürlich auch und davon kenne ich auch welche. Sie sind einfach nur faul und sind mit dem zufrieden, was sie vom Jobcenter bekommen. Diese werden zwar hin und wieder in eine Maßnahme geschickt, aber da sitzen sie die Zeit auch nur ab und diese Maßnahmen sind ja auch befristet. Dieses Verhalten kann ich auch nicht wirklich nachvollziehen.
Natürlich gibt es auch einfach Leute, die nicht arbeiten wollen und es dann auch ausnutzen, dass es Unterstützung vom Staat gibt. Dass dann die Leute, die jeden Morgen aufstehen und arbeiten müssen, total sauer sind, kann man auf der einen Seite dann auch verstehen. Meine Oma kannte das System gar nicht, die ist arbeiten gegangen, seitdem sie 15 Jahre alt war, weil es eben keine andere Möglichkeit gab. Das ist heute anders, was aber auch ein Glücksfall ist, denn viele Leute kommen ja wirklich unverschuldet in die Situation, Geld vom Staat beziehen zu müssen. Diese werden dann aber gleich mit den sogenannten Schmarotzern über einen Kamm geschert und das finde ich persönlich einfach nicht richtig. Vor allem kann man auch niemals ausschließen, dass man nicht selbst mal in eine solche Situation gerät. Auf der anderen Seite finde ich es aber auch unverschämt, dass es Familien gibt, bei denen echt niemand arbeiten geht, weil sie echt zu faul sind. Ich habe auch schon Jobs gehabt, die ich echt mies fand, aber ich habe sie zumindest so lange ausgehalten, bis ich etwas Neues hatte. Es gibt auch bei den Empfängern von Sozialleistungen solche und solche und wenn ich die Hintergründe nicht kenne, würde ich nie schlecht über einen Menschen denken oder urteilen, nur weil er Hartz IV bezieht.
Ich glaube nicht, dass man erst selbst Hartz IV Empfänger gewesen sein muss, um verstanden zu haben, wieso es diesen Menschen so geht und seine Vorurteile auf diese Weise los zu werden. Wenn einige Menschen der Meinung sind, Hartz IV Empfänger wollten sich nur auf ihrem Geld ausruhen und seien faul, dann mag das sicherlich erstmal von den zahlreichen Klischees und Vorurteilen rühren, aber ich behaupte einfach mal, dass es auch genug unter diesen Menschen gibt, die diese Meinung vertreten, weil sie selbst eine Person kennen, auf die dieses Bild auch wirklich passt.
Ich selbst sehe es eigentlich schon so, dass man mit genug Ehrgeiz und Willen, zu etwas schaffen kann. Zu sagen, hey, ich habe die Mittlere Reife und einen Abschluss als, sagen wir mal Zweiradmechaniker und bekomme keine Ausbildung, was kann ich dafür, damit ist es nicht getan. Eine Ausbildung ist im Vergleich zu einem Studium ein Klacks, wenn man tatsächlich eine Ausbildung für einen Beruf hat, der weniger gefragt ist, wieso dann nicht eine weitere machen, damit erhöht man seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt um einiges und verhübscht nebenbei auch noch seinen Lebenslauf. Ich kenne jemanden, er hat das so gemacht und das finde ich schon eher lobenswert, als wenn man sich auf den Hintern setzt und auf einen Arbeitsplatz wartet, selbst wenn man weiß, dass in dieser Branche nur sehr schwer etwas zu bekommen ist.
Überhaupt ist für mich der Unterschied zwischen einem wirklich faulen und ziellosen Arbeitslosen und einem eher motivierten, wenn auch gescheiterten, offensichtlich. Nach 30 Bewerbungen zu behaupten, es würde ja doch nichts bringen, ist schon mal ein Zeichen dafür, dass hier jemand am Werke ist, der keine Lust hat morgens aufzustehen und wenn man in seinem Leben überhaupt kaum gearbeitet hat und länger arbeitslos als arbeitend war, würde ich mir auch mal überlegen, wieso das wohl so ist. Ich kenne so ungefähr drei Personen, dessen Arbeitslosigkeit ich hautnah miterlebt habe und bei allen dreien würde ich nicht sagen, dass sei faul wären oder so und das lag an folgendem:
Mein einer Bekannter war als Familienvater so motiviert auf Arbeitssuche, dass er erstmal einen Übergangsjob annahm, für den er zwei Monate lang nur noch am Wochenende nach Hause kam, weil er am anderen Ende Deutschlands arbeitete. Innerhalb von vier Monaten fand er eine Stelle, die wieder relativ in der Nähe lag, so dass er anfahren konnte. Die Frau dieses Bekannten machte es nicht anders, sie war für etwa vier Monate jedem Morgen um drei auf den Beinen, weil sie dreieinhalb Stunden zu ihrem neuen Arbeitsplatz fuhr, den ich kündigte, nachdem sie etwas in der Nähe gefunden hatte. Eine andere Bekannte von mir war vor einigen Jahren über ein halbes Jahr hinweg arbeitslos und hatte während dieser Zeit Nachhilfeschüler und nahm auch an einigen Fortbildungsmaßnahmen teil.
Im Gegenzug dazu kenne ich auch jemanden, der nach der Hauptschule seine Ausbildung geschmissen hat und danach für kurze Zeit einen Ein-Euro Job hatte, wo man ihn aber wegen schlechtem Benehmen gefeuert hatte. Er hat also letztendlich noch nie in seinem Leben wirklich gearbeitet und was ich auch sehr interessant finde, ist sein Argument, wieso er sich nicht mehr bewirbt: die Arbeitgeber würden seine Qualifikationen nicht schätzen und ihn daher zu schlecht bezahlen. Die Bezahlung wäre für die Art seiner Ausbildung vollkommen angemessen, aber vermutlich denkt er sich, dafür muss ich nicht arbeiten gehen, wenn ich für ein bisschen weniger auch von Hartz IV leben kann. Bei solchen Menschen denke ich mir dann, Vorurteil bestätigt.
Es ist also nicht so, dass alle Menschen komplett im Irrtum lägen, wenn sie behaupten, dass man die ''Gutmütigkeit'' unseres Sozialstaates auf diese Weise ausnutzt. Es gibt Personen, bei denen trifft dies durchaus zu, nur sollte man sie selbstverständlich von denen trennen, die Hartz IV nicht nutzen, um sich darauf auszuruhen. Ich wage mal aber auch einfach zu behaupten, dass es auch nicht ganz so verkehrt ist zu behaupten, dass Leute mit niedrigerem Bildungsabschluss eher dazu bereit sind, als Leute mit höherem, einfach weil der Unterschied zu Hartz IV und Gehalt bei ihnen wesentlich geringer ist und sie sich daher vermutlich denken, es lohne sich nicht, die ganze Mühe. So sind diese ganzen Klischees nicht unbedingt frei erfunden, aber verallgemeinern darf man auch hier sicherlich nichts.
Ich mag Verallgemeinerungen nicht und genauso wenig wie es zum Beispiel "die Jugend von heute" gibt, gibt es auch nicht "die Arbeitslosen". Hinter jedem Arbeitslosen steht ein individuelles Schicksal und eine individuelle Gesinnung und ich halte es für ziemlich engstirnig, alle Hartz4-Empfänger in einen Topf zu werfen. Meiner Meinung nach muss man sich die einzelnen Fälle genau anschauen, um sich ein jeweiliges Urteil bilden zu können.
So kenne ich zum Beispiel jemanden, der Jahrzehnte lang in einem guten Job gearbeitet hat, diesen aber durch absolut eigenes Verschulden weit vor der Rente dann verlor. In den folgenden Jahren hat er sich um nichts anderes bemüht, bereits davor schon zwei ererbte Häuser auf den Kopf geklopft, eine riesige Abfindung und sein Arbeitslosengeld in die Wirtschaft getragen und seine Frau für die Familie arbeiten lassen. Wenn der sich nun bei mir beschwert (wie schon geschehen), dass es unverschämt ist, wie wenig Geld er von Staat bekommt und dass er nur noch Sozialhilfe erhält, wobei der Verdienst seiner Frau unfairer Weise angerechnet wird, dann geht mir der Hut hoch. Zwei andere Bekannte von mir waren ebenfalls vor gar nicht allzu langer Zeit unverschuldet (Firmenpleite) arbeitslos, die haben sich aber bemüht, etwas anderes zu finden, sich teilweise dafür weiter gebildet und letztendlich auch etwas gefunden.
Wenn ein junger gesunder Mensch nach der Schule oder nach der Ausbildung keinen Bock zu Arbeiten hat, dann gehört dem ein Tritt in den Allerwertesten anstelle von finanzieller Unterstützung. Wenn sich jemand aber wirklich bemüht und nichts findet, dann ist die Hilfe genauso gerechtfertigt wie zum Beispiel bei einer alleinerziehenden Mutter kleiner Kinder, die gar nicht die Möglichkeit hat, arbeiten zu gehen. Unser Sozialsystem ist gut und gerechtfertigt, auch wenn es immer Schnorrer und Abzocker geben wird, die durch´s Raster fallen und unverdient unterstützt werden. Ich denke aber, dass das die Minderheit ist, durch die Vorurteile entstehen, unter denen die Mehrheit der anderen Arbeitslosen dann zu leiden hat.
Ich denke nicht, dass man jeden Bezieher von Hartz4 tatsächlich in eine Schublade stecken kann, aber definitiv bin ich der Meinung, dass manche Vorurteile durchaus berechtigt sind. So ist es doch in der Tat so, dass mancher Jahrelang Leistungen bezieht, ohne sich wirklich zu bemühen und selbst der Staat gibt zu, dass es solche Fälle gibt oder gab, sonst hätte man ja nichts am System selbst geändert oder ändern wollen.
Ich bin zudem der Meinung, dass man nicht selbst in so einer Situation gewesen sein muss, um sich eine Meinung bilden zu können. Ich war glücklicherweise noch nie in der Situation Hartz4 beziehen zu müssen und hoffe auch, dass ich das nie muss, dennoch habe ich eine Meinung zu diesen Menschen. Ich denke beispielsweise, dass es durchaus so ist, dass ein junger Mensch kein Hartz4 beziehen müsste, wenn er nicht wollte. Als junger Mensch stehen einem alle Möglichkeiten offen, wenn man nur will und etwas daraus macht. Wenn man älter ist, so kann es schon mal eher sein, dass man keinen Job mehr findet, aber als junger Mensch akzeptiere ich das nicht. Ich selbst würde alles machen, nur damit ich nicht vom Staat abhängig bin. Doch diese Einstellung haben viele nicht und machen es sich leicht.
Ich möchte aber nicht sagen, dass alle Hartz4 Empfänger so sind, es gibt mit Sicherheit Ausnahmen und das ist auch gut so. Dennoch muss man auch akzeptieren, dass hier der Menschenschlag wohl gemischt ist und nicht alle Hartz4 Bezieher sich bemühen und arbeiten wollen. Es gibt definitiv darunter auch welche, die es nicht wollen und die Leistung gerne beziehen. Von dieser Meinung lasse ich mich auch nicht abbringen, obwohl ich selbst noch nie in dieser Situation war und auch in meinem Bekanntenkreis niemanden habe, der solche Leistungen bezieht. Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, dass unter all den Hartz4 Empfängern nur Leute dabei sind, die sich bemühen und unverschuldet in dieser Rolle stecken.
Ich kenne beide Varianten. Also Hartz-IV Empfänger welche sich damit zufrieden geben und dabei keine Anstalten machen überhaupt einen Job zu finden. Leider habe ich solche Explemplare auch in der eigenen Verwandtschaft. Da helfen nicht mal zeitweise Kürzungen der Leistungen, um diese Leute zur Vernunft zu bringen. Ich kenne aber auch Leute, welche dann sogar noch über die Möglichkeit der Ein Euro Jobs wieder Fuß zu fassen und die dann noch klagen, wie schwer sie arbeiten müssen. Und das bei stundenweiser Beschäftigung.
Allerdings kenne ich auch wesentlich mehr Leute, welche Hartz IV beziehen und jede Möglichkeit für sich nutzen, um wieder einen Job zu bekommen. Und ja es ist die Mehrheit, welche so handelt und nicht nur zu Hause sitzt und auf den nächsten Ersten wartet, damit auch wieder Geld vorhanden ist.
Leider werden aber in den Medien meist die Leute gezeigt, welche voll in das klischeehafte Denken der Deutschen passen. Damit wird die allgemeine Meinung über Hartz-IV Empfänger bestärkt und die Leute, welche wirklich ständig auf der Suche nach einem Job sind, bekommen noch weniger Chancen. Eben weil sie mit den Anderen in einen Topf geworfen werden.
Als ich noch Arbeit hatte, war der Gedanke an das ALG II eher fern. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, niemals vom Staat abhängig zu sein, aber man kann vorher nicht genau sagen, ob man nun nicht doch irgendwann eine Sozialleistung in Anspruch nehmen muss. Ich bin über das ALG I hineingerutscht und bin jetzt, nach mehr als zwei Jahren, wieder dabei, in den ersten Arbeitsmarkt hineinzukommen.
Ich denke, die meisten Vorurteile gehen auf das Konto der Massenmedien, die dafür sorgen, dass ALG II-Empfänger allgemeinhin als faul, hinterlistig, ungebildet und ungepflegt gelten. Natürlich sagt einem der gesunde Menschenverstand, dass dem nicht so ist und nur ein kleiner Teil der Empfänger wirklich dieser Realität entspricht. Bisher habe ich es nur ein einziges Mal erlebt, dass der Staat wirklich unrechtmäßig um seine Steuergelder betrogen wurde. Die meisten Leute, die ich kenne und die auch im ALG II-Bezug sind, sind zum großen Teil eher unverschuldet in ihre finanzielle Lage geraten.
Wenn man selber ALG II empfängt, hat man zunächst einmal einen Stempel auf fast allem, was einem dem Einstieg in ein finanziell unabhängiges Leben ermöglicht. Dies betrifft vor allem (und meiner Meinung nach) die Job- und die Wohnungssuche. Viele Arbeitgeber haben einfach Angst, dass ihnen eine Misswirtschaft durch das Einstellen eines ehemaligen Empfängers entsteht. Das klingt blödsinnig, aber leider ist das so. Das ist ähnlich blöde wie die Vorstellung, dass junge Frauen, die in einer Hetero-Beziehung/Ehe leben, ja eh nicht lange am Arbeitsplatz bleiben, weil sie ja unverhofft schwanger werden könnten. Und was die Wohnungssuche angeht, haben viele Eigentümer, Makler und generell Vermieter die Vorstellung, dass ihnen die ALG II-Empfänger die Wohnung herunterwirtschaften, die Nachbarn sich wegen dem Dreck und dem Lärm beschweren, noch mehr "Abschaum" einziehen will und damit der gute Ruf des Vermieters in den Schmutz gezogen wird.
Ja, wie verhält man sich, wenn man direkt mit den Vorurteilen und Vorwürfen konfrontiert wird? In den meisten Fällen gehe ich nicht darauf ein, weil ich ganz genau weiß, dass ich mit dem wenigen Geld, was ich monatlich erhalte, ganz gut auskomme und auch sonst fast alle Klischees widerlegen kann. Trotzdem ärgert es mich manchmal richtig, wenn man von nahestehenden Personen in einen Topf geschmissen wird, die nicht verstehen wollen oder können und nur das nachplappern, was sie mal irgendwo und irgendwann gelesen, gesehen oder gehört haben
Es gibt immer solche und solche. Und man kann auch nicht pauschal sagen, dass die Meinung über Hartz IV-Empfänger immer schlecht ist. Wenn jemand arbeiten will und nichts findet, ist es das eine. Will aber jemand nicht arbeiten und lebt deswegen auf Kosten des Staates, dann finde ich das schon reichlich verwerflich. Was dann an der Äußerung wiederum verwerflich sein soll, kann ich beim besten Willen dann nicht nachvollziehen.
Ich kann nur den Kopf darüber schütteln, wenn ich sehe, wie einfach es sich manche machen. Wer hier Arbeit haben will, der findet auch Arbeit. Und wenn er sich auf 400€-Basis an die Kasse setzt oder den Supermarkt sauber macht. Vielen ist das aber zu viel oder sie rechnen eben mal aus, dass sie dann genauso viel haben, wie wenn sie nicht arbeiten gehen würden. Das ist vielleicht ein Fehler im System. Es kann irgendwo tatsächlich nicht sein, dass manche sogar 40 Stunden in der Woche arbeiten gehen und genauso viel bekommen wie jemand, der Hart IV bezieht. Aber das ist ein anderes Thema. Außerdem würde ich selbst das lieber tun, als den ganzen Tag daheim zu hocken und zu wissen, dass ich auf Kosten des Staates lebe.
Ich bin auch schon einer Frau begegnet, welche ihre Ausbildung abgebrochen hat. Sie hat festgestellt, dass sie besser wegkommt, wenn sie einfach noch ein Kind bekommt und Unterhalt und Kindergeld bekommt, statt die Ausbildung zu beenden. Selbst mit fertiger Ausbildung und einer 40 Stunden Woche wäre sie nicht an das Geld gekommen, wie wenn sie mit zwei Kindern daheim bleibt. Tolle Logik.
Dann gibt es wiederum Menschen, die kann ich nur bewundern. Die sind 60 Jahre alt und machen wirklich so gut wie jeden Job - so lange sie nicht daheim herum sitzen. Das finde ich sehr beachtlich und daran sollten sich manche wirklich ein Beispiel nehmen. Und ich weiß auch nicht, was daran verkehrt ist, wenn man nach dem Abi eine Ausbildung macht und dann Arbeit hat und sagt, dass andere das auch hätten erreichen können: es ist doch wahr.
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