Kontaktabbruch zu einzelnen Familienangehörigen
Fast alle von uns sind ja im Kreise ihrer Familie aufgewachsen, man hatte also in jungen Jahren teilweise recht viel Kontakt. Bestehende Spannungen erlebt man von klein auf mit und sie prägen wahrscheinlich auch. Die Tante aus Amerika bleibt dann oft immer die Tante aus Amerika, die alle paar Jahre mal nach Deutschland kommt. Mit anderen Familiengehörigen (bei den meisten werden dies die Eltern und ggf. Geschwister sein) lebte man einmal sehr eng zusammen und war sich näher als man den meisten Menschen jemals kommen wird. Man hat also eine Bindung zueinander. Bleibt diese lebenslang bestehen?
Was, wenn man merkt, dass man sich dauerhaft nicht wohl fühlt, es ständig Streit gibt, man vom anderen nicht akzeptiert wird und oftmals einfach genug hat? Habt ihr schon den Kontakt zu Angehörigen abgebrochen? Wie seid ihr dabei vorgegangen? Gab es den großen Krach? Oder seid ihr einfach irgendwann nicht mehr hingegangen? Hat man vielleicht sogar einvernehmlich vereinbart nichts mehr miteinander zu tun haben zu wollen? War dies dann für immer so?
Fühlt man sich wirklich besser, wenn man anstatt von Streit und Stress den Kontaktabbruch wählt? Doch gibt es immer Alternativen? Was wären für euch Gründe den Kontakt abzubrechen oder könnt ihr euch so etwas gar nicht vorstellen? Oder gibt es jemanden aus der Verwandtschaft, der bewusst mit euch nichts mehr zu tun haben möchte? Findet ihr das in Ordnung oder vermisst ihr den Kontakt? Würdet ihr nochmal versuchen einen Schritt auf den anderen zuzugehen oder sollte man es lieber lassen, wenn man weiß das es aussichtslos ist?
Oder lasst ihr für die Familie alles über euch ergehen? Drückt ihr eher ein Auge zu, wenn Familienangehörige Verhaltensweisen an den Tag legen, die ihr euch von anderen nicht gefallen lassen würdet? Macht es dabei einen Unterschied, wie eng die Bindung in der Kindheit war oder ob es sich um die Eltern, Großeltern, Geschwister oder andere Verwandte handelt? Oder gibt es Personen die bewusst ausgeschlossen werden, weil sie nicht (mehr) in die Familie passen?
Wie geht ihr mit Erinnerungen um, die bestehen bleiben und doch bestimmt immer mal wieder aufkommen? Versucht ihr alles zu verbannen, was euch an diese Person erinnert? Wobei dies oftmals kaum möglich ist und man das Wissen, dass es sich um Familie handelt, doch nicht los wird oder?
Und vor allem, wie ist es, wenn es zwischen einzelnen Familienmitgliedern kriselt? Kann man vermeiden, dass die anderen mit hinein gezogen werden? Manchmal gibt es ja doch noch Dinge, die geregelt werden müssen und gerade in der Familie begegnet man sich dann doch manchmal (Krankenhaus, Besuche, Familienfeiern). Und nicht immer verstehen andere aus der Familie dann, dass man mit dem Bruder, der Oma, dem Vater oder Onkel nichts mehr zu tun haben möchte. Gerade für Kinder, ältere Menschen oder labile Personen ist das doch unter Umständen schwierig nachzuvollziehen. Und wie geht man damit um, wenn die Mutter zum Beispiel nicht akzeptiert, dass man zur Schwester keinen Kontakt mehr wünscht? "Es ist doch deine Schwester, seid doch vernünftig" und ähnliche Äußerungen lassen sich schließlich auch nicht wegdiskutieren. Und was, wenn man seiner geliebten Mutter damit weh tut, wenn man den Kontakt zur Schwester abbricht?
Wenn es nun mal nur Streitereien und zu Spannungen kommt, ist es meist doch besser, den Kontakt abzubrechen, ja. Aber manchmal ist es ja auch so, dass je nach Entfernung der Kontakt auch einfach mal einschläft, was ich dann besonders schade finde, wenn man sich eigentlich mag und auch, wenn Kinder in irgendeiner Form daran beteiligt sind. Ganz ohne Familie geht es nicht, aber für das eigene Seelenleben ist es manchmal besser, einen Kontakt eher einschlafen zu lassen oder ruhen zu lassen, ehe es wieder erneut eskaliert.
Ich habe jetzt nun keinen Fall, dass ein Kontaktabbruch stattfindet, sondern vielmehr ist es schon so, dass eben der Kontakt als solcher einschläft. Wenn man dann die einzige Seite ist, die versucht, den Kontakt immer wieder neu aufzubauen, hat man natürlich auch irgendwann einmal keine Lust mehr und auch keine Kraft, wie ich finde. Die kann man dann auch für andere Dinge aufwenden, weshalb es eben manchmal doch nicht der Fall ist, dass Blut dicker als Wasser ist.
Es mag sein, dass es Situationen gibt, in denen man gewisse Dinge klären muss oder wo man sich nicht aus dem Weg gehen kann. Hier kommt aber ein großes Aber ins Spiel. Es kommt darauf an, welchen Charakter man hat und ob man nun stoffelig ist oder ob man durchaus in der Lage ist, auch mal seine eigenen Bedürfnisse zur Seite zu schieben und sich zusammenzureißen. Ich bin der Meinung, dass dies gerade bei Familienfeiern und auch Beerdigungen praktiziert werden sollte, um eben der Person, aufgrund dessen man sich zusammen gefunden hat, Respekt zu zollen. Für mich ist es das Mindeste. Bin ich nicht dazu in der Lage, gehe ich nicht dorthin. Das ist letztendlich nur eine logische Konsequenz.
Wie man damit umgeht, wenn nur ein Kontaktabbruch zwischen zwei Familienmitgliedern stattfindet, weiß ich jetzt auch nicht. Ich habe so etwas an sich noch nicht erlebt, zumindest nicht, seitdem ich ausgezogen bin. Zu Hause hat es das des öfteren gegeben, dass man sich einfach aus dem Weg gegangen ist und den anderen ignoriert hatte. Ich finde halt, ein wenig Selbstschutz muss schon noch sein, auch, wenn nun versucht, ein anderes Familienmitglied da zu vermitteln und Verständnis haben möchte.
Man kann, denke ich, irgendwann nicht nur Rücksicht auf andere nehmen. Jeder Mensch ist ein Individuum und als solches hat man auch ein Recht auf Egoismus und Selbstschutz. Wenn man merkt, es geht einem besser damit, keinen Kontakt mehr zur Schwester zu haben, sollte man der Mutter, wie in Deinem Beispiel, dies auch versuchen zu erklären. Sachlich ist immer recht schwierig, aber anhand des Aufzeigens von eigenen Befindlichkeiten ist dies nicht ganz unmöglich. Kompliziert wird es meines Erachtens dann, wenn die Mutter ausschließlich auf der Seite der Schwester steht und es vielleicht dann noch damit begründet, dass sie es ja so schwer hatte und so weiter, ohne zu sehen, dass man selbst nun auch nicht gerade mit der scheinenden Sonne sein Leben bewerkstelligt.
Ich habe den Kontakt zu meiner Mutter komplett abgebrochen und kann zu vielen Deiner Fragen nur mit einem klaren „jein“ antworten. Dem Kontaktabbruch voraus ging eine Meinungsverschiedenheit, bei der ich zum ersten Mal in meinem Leben nicht klein beigegeben habe, denn es ging dabei um eines meiner Kinder. Meine Mutter hatte mein Kind ein paar Tage zum Urlaub und hat in dieser Zeit alles das erlaubt und getan, was ich verboten hatte – zum Beispiel rauchen in Gegenwart des asthmakranken Kindes und ähnliches.
Während des Telefonats legte meine Mutter auf und schrieb mir einen bitterbösen Brief, in den sie sämtlichen Frust von 30 Jahren mit mir gepackt hatte und der in den Worten „Ich hatte mal eine Tochter“ gipfelte. Dies war die dritte solcher „Aktionen“ meiner Mutter und das konnte ich noch relativ gelassen nehmen – bis mein Kind mir so einiges aus der Urlaubzeit bei der Oma erzählt hat. Ihr Esoterik-Wahn nimmt inzwischen schon so krankhafte Formen an, dass mein Kind Angst hatte von ihr umgebracht zu werden (Telefonate mit Gleichgesinnten über energetisches Köpfen von sogenannten Bösen – und das wenn das Kind daneben sitzt) Dies war der Hauptgrund für meinen Entschluss, diesmal keinen Schritt auf meine Mutter zuzugehen, sondern es einfach auf sich beruhen zu lassen.
In den ersten Wochen habe ich mich fast jede Nacht bei meinem Mann ausgeheult, weil ich so unglücklich war und meine Mutter so sehr vermisst habe. Nach einiger Zeit wurde der Schmerz etwas dumpfer. Dann haben meine Großeltern und die Geschwister meiner Mutter ebenfalls den Kontakt zu mir abgebrochen, weil sie von ihr Lügengeschichten gehört hatten. Nur meine Oma hat einmal heimlich angerufen, als mein Opa im Krankenhaus war und hat mir nachträglich zur Hochzeit gratuliert.
Von meinem Opa habe ich erst wieder etwas gehört, als er mir mit einer Karte den Tod meiner Oma mitgeteilt hat. Das hat mich sehr erschüttert und bringt mich heute noch zum Weinen, dass ich mich nicht von meiner Oma verabschieden konnte. Auf meine sehr persönliche Kondolenzkarte hin hat ein paar Wochen später mein Opa angerufen und mich mitsamt Familie eingeladen, ihn zu besuchen und gemeinsam das Grab meiner Oma zu besuchen. Seitdem telefonieren wir regelmäßig und plaudern einige Zeit miteinander.
Mein Opa würde sich freuen, wenn es zu einer Aussöhnung zwischen meiner Mutter und mir käme, angeblich würde das auch meine Mutter wollen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, jemals wieder ein normales Verhältnis aufzubauen, zumal was ich in letzter Zeit so höre es mit der Esoterik immer schlimmer wird bei ihr. Sie tut wohl kaum noch etwas ohne vorheriges Einverständnis der „höheren Mächte“.
Was ich mit meiner Geschichte sagen möchte: So ein Kontaktabbruch ist ein zweischneidiges Schwert und nicht zu jeder Zeit hat man ein gutes oder schlechtes Gefühl damit. Es gibt Tage, an denen ich sehr traurig bin und meine Mutter wahnsinnig vermisse, besonders wenn ich an schöne Erlebnisse mit ihr denke. Es gibt aber auch Zeiten, in denen ich unendlich erleichtert bin, dass ich mich nicht mehr für alles rechtfertigen und mir auch keine stundenlangen Monologe über Erzengel und dergleichen mehr anhören muss.
Die traurigen Zeiten halte ich nur deswegen durch, weil ich mir immer wieder sage, warum ich keinen Kontakt mehr möchte: Weil ich meine Kinder von solchen Dingen fernhalten muss, das ist meine höchste Pflicht als Mutter. Ob ich, wenn die Kinder erwachsen sind, irgendwann einmal wieder losen Kontakt aufnehmen werde, kann ich heute noch nicht sagen. Wahrscheinlich ist es nicht, ich würde es aber auch nicht prinzipiell ausschließen wollen.
Also mein Mann hat zu einem seiner Brüder keinen Kontakt. Wobei wir uns dazu entschieden haben, dass wir seinen Lebensstil nicht akzeptieren möchten. Dennoch würde man sich freuen, wenn wir ihn mal wieder sehen würden und würde ihm nicht unfreundlich entgegen treten. Familie ist eben Familie und das bleibt sie immer.
Ich hatte selbst auch eine Phase in meinem Leben, wo es mit meinen Eltern nicht so gut lief und ich mich dann entschlossen habe, den Kontakt erstmal stimm zu legen. Endgültig abbrechen wollte ich ihn aber nicht. Denn meine Eltern sollten nur aus ihren Fehlern lernen. Und alles haben sie ja auch nicht falsch gemacht. Und wenn wir uns mal bei der Familie gesehen haben, habe ich mich auch normal verhalten. Ich habe sie einfach nur nicht mehr so in mein Leben blicken lassen. Und das war Strafe genug.
Heute ist das Verhältnis immer noch nichts so 100% gut aber es wird von Jahr zu Jahr besser und schon deutlich besser als vor 10 Jahren. Ich finde man kann und sollte seine Familie nie ganz aus dem eigenen Leben streichen. Jeder macht Fehler. Und dann muss das auch geklärt werden. Aber man muss der eigenen Familie immer auch eine Möglichkeit geben, sich zu beweisen.
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