Junge Leute haben mit der Kirche nichts mehr am Hut
Mein Vater sagte mir heute ich müsse morgen mit in den Weihnachtsgottesdienst. Ich schlafe eigentlich immer recht lange und der Gottesdienst beginnt bereits um zehn Uhr, ich muss also ungefähr um halb zehn aufstehen, um mich fertig zu machen. Ich gehe eigentlich nicht gerne in die Kirche, finde sie langweilig, habe sogar eingeworfen, dass ich ja gestern schon im Weihnachtsgottesdienst unserer Schule war, aber er blieb hartnäckig. Ich habe dann kleinbei gegeben, weil ich wusste, dass es sowieso nichts bringt zu diskutieren, außerdem wollte ich auch keinen Streit deswegen haben.
Wie immer fiel dann wieder einmal die Floskel "Ihr jungen Leute heutzutage habt mit der Kirche nichts mehr am Hut". Wie oft ich diesen Satz jetzt schon aus dem Mund meines Vater gehört habe. Es ist schon vorprogrammiert, dass er diesen Satz immer automatisch abspielt, wenn ich wieder einmal protestiere einen Gottesdienst zu besuchen. Ich finde der Satz ist totaler Quatsch. Der Vater meines Bruders ist genauso katholisch getauft wie er und man sieht ihn das ganze Jahr über nicht in der Kirche. Meine Eltern gehen auch nur an Festtagen, Beerdigungen und Trauerfeiern in die Kirche und die besten Freunde meiner Eltern meiden auch den Gottesdienst. Und dann heißt es, für die junge Gesellschaft hätte die Kirche keinen Stellenwert mehr?
Wenn von jungen Leuten gesprochen wird, dann müssten sie selbst auch eingeschlossen sein, denn nur meine Großeltern und die meisten älteren Herrschaften aus dem Ort besuchen noch regelmäßig den Gottesdienst. Für sie hat Kirche einen viel höheren Stellenwert, weil sie schon von klein auf religiös erzogen wurden. Ich denke aber mehr, dass sie mit ihrer Aussage immer auf Jugendlichen und Kinder anspielen.
Wer von euch kann diese Aussage bejahen? Habt ihr diesen Satz auch schon mal von euren Eltern gehört als ihr den Gottesdienst nicht besuchen wolltet? Gibt es dazu eine Statistik, die belegt, dass wirklich die Mehrzahl der Menschen, die den Gottesdienst meiden, der jungen Gesellschaft angehören? Denn auch Andersgläubige oder Atheisten haben doch mit der christlichen Kirche nichts am Hut, egal wie alt sie sind.
Ich kenne diesen Ausspruch und habe auch so meine Gedanken dazu mir gemacht. Die Kirche hat nun einmal etwas mit dem christlichen Glauben zu tun und man muss daran eben auch glauben. Aber wenn man beispielsweise daran nicht glaubt, ist man doch kein schlechter Mensch. Man kann allerdings auch keinen Glauben erzwingen.
Auch gewisse Meinungen lassen sich eben auch nicht erzwingen. Ein Gottesdienst muss auch für jeden Kirchenbesucher einen Sinn machen, denn kein Mensch macht in der Regel etwas Sinnloses. Daher muss dann schon ein echtes Interesse vorliegen oder dieses Interesse muss oder sollte geweckt sein. Ist das eben nicht der Fall, wird der junge Mensch auch die Kirche nicht besuchen, weil er schlicht und einfach kein Interesse daran hat.
Ich war heute mit meinen Eltern und meinem Sohn im Gottesdienst um 15 Uhr. Wir waren schon um 14.45 Uhr da und mussten feststellen, das zu diesem Gottesdienst mehr "Jüngere" als ältere Menschen gehen. Leider waren wir wohl zu spät dran und mussten den ganzen Gottesdienst über stehen. Leider auch mein 71-jähriger Vater, der zwar noch sehr rüstig ist, aber den ich lieber hätte sitzen gesehen. Die Kirche war gerammelt voll, sodass der Ausgang auch komplett voll war mit stehenden Menschen, darunter auch wir. Ich muss wirklich zugeben, das ich anfangs absolut keine Lust und Motivation hatte, in den Gottesdienst zu gehen, jedoch habe ich mich überwunden und wir sind in die Kirche gefahren.
Jedoch muss ich zugeben, das ich den Gottesdienst wirklich sehr sehr schön fand. Trotz das ich wenig gesehen habe, habe ich bei allem zugehört und auch mitgesungen mit meinem Sohn und fand den Gottesdienst wirklich sehr schön gestaltet. Beim letzten Gottesdienst war ein polnischer Pfarrer, den man kaum verstand leider. Heute war der ursprüngliche Pfarrer, der eigentlich auch immer da ist, da gewesen und hat den Gottesdienst abgehalten. Man konnte ihn sehr sehr gut verstehen, obwohl wir ganz hinten standen. Vielleicht lag es daran? Keine Ahnung, jedenfalls war ich schon etwas traurig, weil nach nur 45 Minuten der Gottesdienst schon zu Ende war. Beim letzten Mal ging er 1 Stunde. Jedoch für meinen Vater war es so schon gut gewesen, wegen dem langen Stehen.
Ich kann nun nicht behaupten, das die jüngere Generation nicht mehr in die Kirche geht. Ich werde morgen mit meinem Sohn wieder in die Kirche gehen und hoffe das der heutige Pfarrer wieder da ist, denn er hat den Gottesdienst wirklich klasse gestaltet!
Ich kenne das auch ganz gut und aus meinem Umkreis kann ich das größtenteils bestätigen. Ich gehe seit einigen Jahren auch nicht mehr zur Kirche. Ich mag es in der überfüllten Kirche einfach nicht und früher wurde ich quasi dazu "gezwungen", aber mittlerweile habe ich meinen eigenen Kopf und gehe nicht mehr mit. Meine Schwester ist nun 14 und das ist das erste Jahr, dass sie nicht mehr mitgeht. Ich kenne auch wenige Leute zwischen 14 und 30, die noch in die Kirche an Weihnachten gehen, daher kann ich da schon zustimmen.
Meine Tante war heute in der Kirche und war wie immer sehr überfüllt. Sie hat aber auch erzählt, dass nur wenige Kinder (sagen wir mal unter 10) da waren und Jugendliche hat sie keinen gesehen. Meistens eben eher ältere Leute und da kann ich solche Aussagen deines Vaters schon nachvollziehen und ich denke auch, dass das auf viele zutrifft.
man braucht sich doch nur die Altersstruktur der Kirchengänger anschauen. Ich würde so weit gehen, dass 90 % über 60 Jahre alt sind. Dies ändert sich vielleicht nur an den Gottesdiensten zu Weihnachten, wo die ganze Familie einen Gottesdienst besucht und die Altersstruktur sehr gemischt ist.
Aber auf das ganze Jahr verteilt wird man kaum junge Leute in der Kirche finden - es sei denn sie müssen in die Kirche aufgrund Konfirmanden- oder Kommunion-Unterricht. Auch sind viele junge Leute bereits aus der Kirche ausgetreten, weil sie mit der Kirche einfach nichts anfangen können. Und zu dieser Gruppe zähle ich auch inzwischen.
Ich denke schon, dass an diesem Satz etwas Wahres dran ist. In meinem direkten Umfeld ist niemand mehr dabei, von dem ich wüsste, dass er oder sie religiös ist und darüber hinaus auch die Kirche besucht. Das sind ja auch erst einmal zwei Paar Schuhe. Nicht jeder, der in die Kirche geht, tut dies aus dem christlichen Glauben heraus und nicht jeder Gläubige ist ein Gottesdienstgänger. Allerdings habe ich tatsächlich keinen in meinem Freundes-, Familien- und näherem Bekanntenkreis, der entweder gläubig ist oder die Kirche besucht oder auf den beides zutrifft. Ich weiß es nicht genau, aber ich glaube, dass meine Omi schon an einen (christlichen) Gott geglaubt hat. Früher ist sie auch regelmäßig in die Kirche gegangen, später nicht mehr. Nun ist niemand mehr übrig, der etwas für die Kirche übrig hat, auch unter den älteren nicht. Die sind zum Teil auch sogar aus der Kirche ausgetreten.
Ich vermute auch, dass der Anteil der Kirchengänger unter den jüngeren Leuten geringer ist als unter den älteren Leuten. Von den Jüngeren, die in die Kirche gehen, sind sicher auch nicht alle ganz freiwillig dort, weil viele von ihren Eltern dazu gedrängt werden, mit in die Kirche zu gehen - entweder jeden Sonntag oder "nur" an christlichen Feiertagen. Das finde ich übrigens grundsätzlich nicht richtig, aber das ist ein anderes Thema. Wenn man das Bedürfnis hat, in die Kirche zu gehen, sollte man dies tun. Interessiert es einen nicht, muss man sich das auch nicht antun. Ich musste während meiner Schulzeit auf dem Gymnasium jeden Donnerstag in die Messe, weil ich eine katholische Klosterschule besucht habe. In der Oberstufe bin ich nicht mehr hingegangen, vorher gehörte es dazu und ich hatte schon damals nichts damit am Hut und fand es daher schrecklich. Den meisten meiner Mitschüler erging es ebenso. Bei uns waren also auch nicht so viele Schüler, die sich für die Kirche interessiert haben.
Bei den älteren ist es oftmals auch Gewohnheit, beziehungsweise es wird nicht weiter hinterfragt. Früher war es einfach üblich, dass man in die Kirche gegangen ist, und der Glaube an Gott war etwas, das einfach dazugehörte. Ich glaube, dass die jüngeren Leute kritischer geworden sind, sowohl in Bezug auf den Glauben an sich als auch in Bezug auf die Institution Kirche. Zwischendurch gibt es ja immer wieder kleine Skandale, die die Kirche auch nicht in das beste Licht rücken. Auch solche Faktoren beeinflussen die Menschen sicher, gerade die jüngeren.
Ich glaube übrigens, dass dieser von dir genannte Satz in jeder Generation gebraucht wird. Du schreibst ja selbst, dass der Bruder deines Vaters auch nichts mit der Kirche anfangen kann. Vermutlich haben die Eltern dieser beiden Brüder selbst auch schon zu dem Nicht-Kirchgänger ähnliche Sätze gesagt. Die Anzahl an gläubigen Christen, die auch noch in die Kirche gehen, sinkt sicher von Generation zu Generation ein bisschen. Wenn ich mal in der Kirche war, was wirklich eine ganze Weile zurückliegt, habe ich dort übrigens fast ausschließlich ältere Personen gesehen. Meistens sind es dieselben Rentner, die sich jeden Sonntag mühsam in die Kirche schleppen, um dann mit fünf Gleichgesinnten mehr oder weniger einsam in der riesigen Kirche zu sitzen.
Meine Eltern können mich tausend Mal anflehen in die Kirche zu gehen, sei es zu Weihnachten, Ostern oder sonst wann, aber das lasse ich nicht mit mir machen. Ich bin vor einigen Jahren aus der Kirche ausgetreten und will auch nichts mehr damit zu tun haben. Sie wissen auch, dass mich das eh nur stinksauer machen würde, weil mir dieses geheuchelte und die Naivität dieser Religion total auf den Geist geht. Abgesehen davon fand ich es schon als Kind, als meine Eltern mich wirklich noch zwangen mit ihnen in die Kirche zu gehen schlimm, wie viele ''U-Boot Christen'' es gibt, die sich das ganze Jahr über nicht blicken lassen und dann an Weihnachten und Ostern in die Kirchen gestört kommen. Und jetzt soll ich selbst so einer werden, nur um meinen Eltern einen Gefallen zu tun? Nein Danke!
Dein Vater hat trotzdem kein Unrecht. Das du jetzt in deinem Bekanntenkreis eine Person hast, die regelmäßig in die Kirche geht, hat nichts zu bedeuten. Sieh dich mal an einem gewöhnlichen Sonntag in der Kirche um. Du wirst nicht mehr als eine handvoll Jugendlicher sehen und die Hälfte davon ist noch nicht einmal freiwillig da. Der Großteil der Besucher sind Senioren und der zweigrößte Anteil hauptsächlich Personen im Alter von 40 aufwärts. So ist das zumindest bei uns. Interessanterweise ist das bei der evangelischen Kirche ein wenig besser, hier scheinen einige Jugendliche mehr interessiert zu sein. Deswegen finde ich sie aber nicht besser.
Ich finde es absolut in Ordnung, dass sich Jugendliche und junge Erwachsene von der Kirche trennen wollen und sehe auch keinen Grund, wieso man versuchen sollte die Aussage deines Vaters zu widerlegen. Trotzdem wirst du auch hier einige Belege zu finden, diese Quelle hier ist auch nur eine von vielen, die besagt, dass der Anteil der unter 30 Jährigen verschwindend gering ist. Wenn man nicht ernsthaft von der Religion uns ihrer Wirkung überzeugt ist, hat es keinen Sinn in die Kirche zu gehen und Aussagen wie ''es kann nicht schaden'', ziehen bei mir nicht. Ich habe auch am Wochenende viel vor, aber wenn nicht, freue auch ich mich mal darüber, einmal ausschlafen zu können, anstatt in einer kalten Kirche schlechte Orgelmusik und schleppenden, schiefen Gesang anzuhören.
Ich denke, dass die Aussage deines Vaters stimmt. Aber nicht nur die jungen Leute sind insgesamt kritischer geworden, sondern auch viele ältere Menschen gehen nicht mehr in die Kirche, weil sie nicht mehr an das glauben, wozu sie irgendwann mal gezwungen wurden. Für mich ist es heuchlerisch, selbst nicht den Glauben zu akzeptieren und danach zu leben, aber seinen Kindern zu predigen, dass sie mit der Kirche nichts mehr am Hut haben. Wenn dein Vater nach dem kirchlichen Glauben leben würde, könnte er nicht nur zu Feiertagen die Kirche besuchen. Dann müsste er mit gutem Beispiel vorangehen und den Glauben seinen Kindern vorleben. Nur zu einem besonders festlichen Tag die Kirche zu besuchen, weil es dann schön feierlich ist und bekannte Lieder gesungen werden und die Nachbarn sagen können, Herr X geht auch zur Kirche, das ist nicht glaubensgerecht. Dann lieber ganz lassen.
Ich denke auch, dass diese Aussage richtig ist, denn ich konnte das bisher auch oft beobachten. Ich selbst gehe seit meiner Kommunion nicht mehr in die Kirche, also auch als Jugendliche nicht. Ich kann mit der Kirche nichts anfangen und die meisten Gottesdienste gefallen mir nicht, weil sie wirklich langweilig sind. Zudem habe ich auch ein Problem mit dem Glauben, aber das ist ein anderes Thema.
Ich denke schon, dass eher die ältere Generation in die Kirche geht, weil sie anders erzogen wurden. Damals war es völlig normal in die Kirche zu gehen und auch an Gott zu glauben. Heute kann man sich damit oftmals nicht identifizieren, da auch der Religionsunterricht zumeist stark nachlässt und den Jugendlichen nicht mehr die Werte vermittelt, die man früher erhalten hat. Eine Statistik allerdings kann ich dir keine geben, ich schätze aber dennoch dass es stimmt.
Ich würde der Aussage so eigentlich eher widersprechen. Es stimmt sicher, dass die jungen Menschen nicht mehr in die Gottesdienste gehen, aber die meisten Kirchen die ich kenne bieten doch auch Jugendclubs, wo 1-2 Nachmittage die Woche die Räume für die Jugendlichen geöffnet werden. Ich selbst war bis 2002 Jugendleiter in meiner Kirche, und wir hatten schon an die 20-30 Jugendliche dort, jede Woche. Durch die Jugendleiter-Seminare habe ich auch andere Jugendleiter von anderen Kirchen getroffen, bei denen es ähnlich war.
Natürlich sind diese Jugendlichen dann nicht jeden Sonntag in die Kirche gegangen, aber zumindest Weihnachten und Ostern waren sie schon immer da. Und es gibt doch auch genug Kirchen, die über die Ferien für Jugendliche Reisen anbieten für ne Woche. Auch diese waren eigentlich immer sehr gut besucht.
Außerdem war ich oft auf den Kirchentagen. Sowohl auf denen für Evangelische als auch auf den Gemischten. Diese waren immer sehr gut besucht. Auch dort sind doch erstaunlich viele Jugendliche zu finden.
Wie schon gesagt. Sonntags in den normalen Gottesdiensten um 10Uhr morgens sind diese Leute wirklich nicht oft, das stimmt. Diese sind einfach zu langweilig und gehen am Interesse der Jugend vorbei. Aber selbst 20-50 Jährige sieht man dort eher wenig. Dort sind dann meist nur die Rentner und zusätzlich halt noch der Chor, in dem das Alter dann wieder gemischt ist. Die Chormitglieder sind dann wohl aber eher zum Singen dabei.
Wer aber hier sagt, Kirche geht an der Jugend vorbei, der setzt Kirche und Gottesdienst gleich. Doch Kirche hat ja mehr zu bieten als nur das. Da geht es ja auch um die Gemeinde und die Gemeinschaft etc. Ich denke schon, dass auch Jugendliche die vom Kindergarten an in der Gemeinde sind, dieser noch treu bleiben, ohne vielleicht Sonntags in die Kirche zu rennen. Bei Gemeindefesten sehe ich öfter noch mal Jugendliche. oder eben selbst Leute die mit mir zusammen im Kindergarten waren.
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