Wird in Schulen nicht bundesweit Hochdeutsch gelehrt?
Wir haben vor einigen Monaten ein Mädchen aus Bayern in unsere Schule bekommen, die kein Wort wirkliches Hochdeutsch konnte. Man konnte sie kaum verstehen und sie konnte uns nicht verstehen. Ich komme aus Nordrhein Westfalen und bei uns in der Schule wird eigentlich drauf geachtet, dass man in Aufsätzen hochdeutsch schreibt und auch im Unterricht keinen Dialekt spricht. Deswegen hat unsere neue Schülerin es sehr schwer.
Auch haben wir voriges Jahr einen Jungen in die Klasse bekommen, der wohl aus Dresden kommt und wirklich nur sächsisch spricht. Er schreibt dummerweise auch in den Aufsätzen kein Hochdeutsch und hat dadurch auch eine schlechte Deutschnote, wie auch das Mädchen aus Bayern.
Ich habe mich da wohl auch gefragt, warum denn in den Schulen nicht darauf geachtet wird, dass man wirklich wenigstens hochdeutsch in Sprache und Schrift kann. Wie will man denn einen Beruf ausüben, wenn man nur bayrisch oder nur sächsisch kann? Warum achtet man nicht bei der Einstellung der Lehrer darauf, dass der Lehrer in der Schule die hochdeutsche Sprache beherrscht?
Wurde oder wird bei euch in der Schule darauf geachtet, dass Hochdeutsch gesprochen wird? Schreibt ihr Dialekt? Sprecht ihr in der Schule Dialekt? Wie findet ihr es, wenn man kein Hochdeutsch sprechen und schreiben kann? Sollte die Jugend nicht auch annähernd dialektfrei sprechen können?
Also ich hatte damals auch einen Mitschülerin aus Sachsen und die sind total in der Lage auch hochdeutsch zu sprechen, außer es treffen mehrere Sachsen aufeinander, dann ist lustig. So weit ich weiß, wird ja heute nach dieser unsäglichen Methode gelehrt, nachdem Kinder so schreiben sollen, wie sie es hören. Ich bin da ja der Auffassung, dass es irgendwann dann zu spät ist, auf richtiges Schreiben umzusteigen. Vielleicht auch bei deinem Sachsen?!
Ich denke, in den Regionen Deutschlands, wo noch in einem Dialekt gesprochen wird, wird dieser in der Schule auch gesprochen. Denn das ist ja die "Sprache", mit der die Kinder aufwachsen, weil alle um sie herum sie ja sprechen. Allerdings sollte die Schriftsprache schon Hochdeutsch sein. Darauf sollte geachtet werden.
Meine Cousine lebt im Saarland, wo ja auch ein Dialekt gesprochen wird, teilweise sogar mit einer eigenen Grammatik. Trotzdem sind all ihre Briefe, die sie mir schreibt in Hochdeutsch mit perfekter Grammatik. Sie kann auch hochdeutsch sprechen, wenn sie sich anstrengt, aber es ist quasi ein bisschen wie eine Fremdsprache.
Also wenn Bayern genannt wird oder Sachsen hat man oft Lehrer, die aus dem selben Bundesland stammen, in dem sie unterrichten, wodurch ihnen der Bayerische Dialekt bei Schülern womöglich weniger auffällt. Aber ich gehe in Bayern zur Schule und bei uns sprechen maximal 30 Prozent der Schüler immer Bayerisch. Aber schreiben können 100 Prozent alle Hochdeutsch. Also denke ich nicht, dass man so etwas pauschal behaupten kann.
Ich finde auch, dass das viel zu pauschal ist. Bei uns wird auch Dialekt gesprochen. Allerdings achte ich bei unseren Kindern sehr darauf, dass sie anfangs Hochdeutsch sprechen lernen. Mit anderen Kindern zusammen kommt der Dialekt dann von alleine.
In der Schule wird bei uns sehr auf deutliche Aussprache geachtet. Auch lernen die Kinder bereits in der ersten Klasse, wie man bestimmte Wörter schreibt. Allerdings nicht bei jedem Wort, welches sie schreiben, sonst würden die Lehrer nicht hinterher kommen. Sie haben eine bestimmte Menge an Wörtern, die sie sicher wissen müssen, den Rest dürfen sie erst einmal so schreiben, wie sie denken, aber sie werden von der Lehrerin schon berichtigt, nur nicht entsprechend abgewertet.
Ob man gut schreiben kann oder nicht, hängt nicht allein von der Schule, der Lehrerin oder der Wohngegend ab. Es gibt von Schule zu Schule schon große Unterschiede. Schulen, welche ein sehr modernen Konzept haben, lassen Kinder anfangs erstmal nur so schreiben, wie sie hören. Mit dem lesen soll dann die Rechtschreibung kommen. Theoretisch ist das nicht falsch, nur kommt es sehr darauf an, wie viel ein Kind liest.
Unsere große Tochter liest sehr viel, man kann schon sagen, dass sie Bücher regelrecht verschlingt. Obwohl wir auch Dialekt schreiben, kann sie für ihr Alter sehr sehr gut Hochdeutsch schreiben. Auch kann sie Texte in Hochdeutsch aufsagen. Wenn sie natürlich ungezwungen redet, dann spricht sie auch hier und da Dialekt.
Natürlich sollten Kinder Hochdeutsch schreiben und sprechen lernen. Das hängt allerdings von den Eltern, den Lehrern und natürlich der Leselust des Kindes ab. Je mehr ein Kind liest, umso besser ist das Hochdeutsch, denn Kinderbücher sind in Hochdeutsch geschrieben, wenn man mal von seltenen Ausnahmen absieht. Da viele Kinder jedoch nicht mehr fürs Lesen zu begeistern sind, ist die Rechtschreibung dann auch dementsprechend.
Ich komme auch aus Bayern und finde es Quatsch, den Kindern in der Schule hochdeutsch beibringen zu wollen. Zu hause in ihrem Familien- oder Freundeskreis wird doch dann auch Dialekt gesprochen. In der Schule achtet auch keiner so wirklich auf hochdeutsch, auch die Lehrer haben so ihren leichten Dialekt. Dabei komme ich noch aus einer Gegend, wo man viel weniger Dialekt spricht. Mein Deutschlehrer kommt aus der Gegend um München, wo man viel mehr bayerisch spricht. Und gerade als Deutschlehrer müsste er sich da zusammenreißen und auf seine Sprache achten, aber im täglichen Unterricht achtet da eigentlich gar keiner mehr drauf. Wir Schüler verstehen ihn alle und darauf kommt es doch an.
Dialekt finde ich übrigens ganz wichtig. Der ist von Region zu Region unterschiedlich und wenn man jemanden sächsisch reden hört dann weiß man doch gleich aus welcher Region er kommt. Genauso ist es bei bayerisch, schwäbisch oder plattdeutsch. Quasi jede Region Deutschlands, egal ob Norden, Süden, Westen oder Osten hat so seine eigene Sprache, die sie besonders macht. Ich fände es sogar ziemlich langweilig, wenn einfach jeder Mensch perfekt hochdeutsch sprechen würde. Neben der Sprache liegen oftmals auch verschiedene Traditionen jeder Region, die ebenfalls wie die heimische Sprache nicht verlernt werden sollten.
Ich komme mit dem Hochdeutschschreiben ganz gut klar. Bisher hatte in Aufsätzen von uns eigentlich auch noch keiner Probleme wegen seines Dialektes. Wenn dann waren es Fehler, die wohl auch jemand aus Nordrhein-Westfalen gemacht hätte, sprich Fehler in der Kommasetzung oder Groß- und Kleinschreibung. Wieso sollte ein Kind mit Dialekt auch Probleme mit der deutschen Sprache haben? In den Büchern steht doch auch alles in hochdeutsch, man wird also täglich, nicht nur in der Schule, sondern auch im Privatleben, in Büchern, Zeitungen oder Zeitschriften mit hochdeutsch konfrontiert und kann es somit eigentlich auch kaum verlernen.
Ich komme aus Bayern. Bayerisch ist hier die Sprache, mit der man sich am meisten unterhalten tut. Außer in der Schule. Ich finde es aber auch gut so. Denn schau mal, du gehst in die Schule mit deinem Dialekt und irgendwann, wenn du fertig bist und angenommen einen Job in der Firma hast, wo du dich um deine Kunde kümmern musst, die aus dem ganzen Deutschland kommen, würden sie dich nicht verstehen. Falls es dann jeder der Kunden gemacht hätte, dann glaube ich wäre sehr sinnvoll eine Videokonferenz zu starten wo man sich mit Händen und Füßen unterhalten kann. Deswegen, man kann seinen Dialekt schon behalten, aber man sollte auch normal deutsch reden. Die Schule ist dafür die beste Übung. In der Schule ohne und draußen wieder mit Dialekt.
Liebe MissMarple, warum fragst Du nicht Deine neuen Klassenkameraden, ob in deren Schulen nicht hochdeutsch gelehrt wird? Wahrscheinlich weil Dir die Frage zu blöd ist und Du die Antwort kennst: es wird schon einheitlich hochdeutsch gelehrt. Aber gerade die von Dir erwähnten Dialekte sind nun einmal sehr stark und für manch einen nicht gerade leicht zu verstehen – auch wenn ich das für mich nun gar nicht nachvollziehen kann.
Allerdings kann ich mich erinnern, dass mir der in unserer Region vorherrschende Dialekt in den ersten Schuljahren auch so manches Mal Ärger bereitet habe, dann habe ich nämlich in Aufsätzen einfach so geschrieben, wie ich es aus der mündlichen Sprache kannte. Da unsere Lehrer den Dialekt auch kannten und zum Teil auch sprachen, wussten sie dann durchaus, was ich meine und konnten mich gezielt verbessern.
Manch einer legt diese Art und Weise dann auch später nicht ab. In diesem Fall werden die Deutschnoten dieser beiden Schüler aber auch in Bayern und Sachsen nicht gut gewesen sein, weil das dort sicher auch nicht toleriert wird.
Ich kenne keine Schule hier in der Umgebung, an der nicht auf hochdeutsch gelehrt wird. Ich bekomme in der Universität schon immer einen Rappel, weil mein einer Professor einen leichten Akzent hat und einige Konsonanten nicht so scharf ausspricht wie ich es gewohnt bin. Da ich es nur kenne, auf hochdeutsch unterrichtet zu werden, nervt mich das immer sehr. Nur im Plattdeutschunterricht wurde Plattdeutsch gesprochen und in Englisch eben Englisch. In allen anderen Schulstunden herrschte die Hochdeutsche Sprache über den Unterricht.
Da Schule aber immer noch Ländersache ist und nicht bundesweit einheitlich geregelt ist könnte ich mir vorstellen, dass es da auch je nach Bundesland andere Richtlinien gibt und es in manchen Bundesländern einfach nicht so scharf kontrolliert wird, ob im Unterricht reines Hochdeutsch gesprochen wird oder eben nicht. Vielleicht wird das auch nicht in jedem Bundesland als notwendig angesehen. Auf die Sprache und die Ausdrucksweise eines zukünftigen Lehrers wird nämlich zumindest in Niedersachsen sehr wohl geachtet und ich denke, dass dies in anderen Bundesländern ebenfalls so ist.
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