Schlichtes Weihnachtsessen bei den Deutschen?

Also ich mit meinen drei Jahren das erste Mal nach Deutschland kam und irgendwann in der Grundschule eine Schulkameradin mir erzählte, sie würden an Weihnachten Würstchen und Kartoffelsalat essen, war ich baff. Ich dachte mir, oh mein Gott, die arme Familie. Bei uns gab es sowas im Grunde nur, wenn Mama wenig Zeit hatte und schnell einen Kartoffelsalat machte oder gegrillt wurde. Als ich dann älter wurde, hörte ich dies noch von einer anderen bekannten Familie und war nicht minder erstaunt. Irgendwann habe ich dann gelesen, dass dies wohl eine Art Tradition in Deutschland sein soll.

Für mich, die ursprünglich aus Polen kommt, ist das einfach unvorstellbar. Wenn bei uns Weihnachten ist, stehen sie meistens schon Tage vorher in der Küche und bereiten Gerichte vor, die dann am Weihnachtstag einfacher zu vollenden sind. An Weihnachten dann, stehen an die 12 Gerichte auf dem Tisch, angefangen bei Suppe, bis über Fisch, verschiedene Gemüseaufläufe und zig Desserts. Das traditionelle Weihnachtsessen mit Rote-Beete Suppe und dergleichen, haben wir nur noch bei Oma und Opa, zu Hause wandeln wir das inzwischen stärker ab und machen andere Vorspeisen, statt traditionell polnisch auch viel sizilianisch, griechisch, afrikanisch und manchmal auch indisch.

In England steht meist auch ein ziemliches Festessen auf dem Tisch. Mein Freund ist Engländer, allerdings essen sie auch nicht mehr traditionell englisch. Auch die Franzosen sind sehr kreativ, hier gibt es Truthahn mit Kastanienfüllung, Gänsebraten, Austern, Schnecken, Käseplatten und köstliche Desserts. In Litauen gibt es ebenfalls 12 Gerichte, in Norwegen früher sogar ganze 60, was heute natürlich etwas anders ist. Egal ob nun Italien, Schweden, Dänemark oder Ungarn, fast überall gibt es ein großes Festmahl mit ausgefallenen Speisen und typisch weihnachtlichen Desserts. Und in Deutschland...Würstchen und Kartoffelsalat?

Wenn ich mich in meinem Bekanntenkreis so umhöre, dann gibt es aber nicht viele Familien, die wirklich so essen. Zwei Familien fallen mir jetzt ein, die machen das wirklich so. Bei anderen gibt es aber auch sowas wie Weihnachtsgans als Tradition. In Polen gibt es kein Fleisch an Heiligabend, die Fleischpalette kommt dann erst am ersten und zweiten Weihnachtstag dazu. Eine Weihnachtsgans könnte ich mir aber schon eher vorstellen, als ein karges Würstchen mit Kartoffelsalat Mahl.

Wie seht ihr das? Wieso hat Deutschland im Vergleich zu den meisten anderen Ländern ein eher karges und schlichtes Weihnachtsmahl?

Auch wir Essen zu Heiligabend nur Kartoffelsalat mit Wiener Würstchen. Abends gibt es dann Brot mit selbstgemachtem Heringssalat oder anderen Belägen. Am 25. wird dann jedoch das richtige Festessen veranstaltet: Die letzten Jahre gab es immer gefüllte Pute mit Semmelknödeln und Rotkohl. Dieses Jahr haben wir uns für Ente in Orangensoße entschieden, damit es nicht langweilig wird.

Mit dem Begriff "Weihnachten" wird oftmals der Heilige Abend, also der 24. Dezember betitelt. Am 24. Dezember gibt es uns auch meist ein relativ karges Essen wie Schnitzel mit Kartoffelsalat, schließlich handelt es sich bei dem 24. Dezember sogar noch um einen Werktag. An den Weihnachtsfeiertagen wird bei traditionell geschlemmt, auch wenn meine Menüs eigentlich schon lange nicht mehr mit traditioneller Kost zu tun haben.

Bei meiner Oma gab es auch immer am 24. Kartoffelsalat mit Würstchen. Dafür dann aber am 25. Braten, zig Beilagen und auch immer mehrere Nachtische. So ist es auch bei meiner Ex-Schwiegerfamilie. Nur ich falle total aus dem Rahmen, denn ich mache an Heiligabend immer was Besonderes, worauf mein Partner und ich gerade Lust haben. Dieses Jahr wird es Krustenbraten, Knödel und Bohnensalat geben. Dafür mache ich an den anderen beiden Feiertagen nicht so einen Aufriss. am 25. gibt es den Rest vom Weihnachtsbraten und für den 26. werde ich mal schauen, was noch in der Gefriertruhe ist. Da wir eh alleine sein werden, macht das nichts.

Ja, ich kenne auch gut den Kartoffelsalat mit Würstchen. Dafür gibt es dann an den zwei anderen Weihnachtstagen etwas aufwändigeres. Allerdings ist mir das Essen an Weihnachten sowieso nicht so recht, da ich mich ja nun vegetarisch ernähre. Ich brauche an Weihnachten also nichts spezielles, ich würde mich auch über ein Gericht mit Hartweizennudeln und leckerer Soße freuen. Woher bei uns Deutschen diese Eigenart kommt mit dem Kartoffelsalat, weiß ich nicht, könnte mir aber durchaus vorstellen, dass das auch ein Überbleibsel ist aus den Zeiten, wo man halt nicht so viel hatte.

Zudem ist es für viele Familien einfach recht praktisch, da am 24. Dezember sowieso jeder auf seine Geschenke wartet. So steht man nicht ewig in der Küche, sondern kann sich anders auf Weihnachten vorbereiten.

Also ich bin erst vor 4 Jahren nach Deutschland gekommen und ich war nicht minder erstaunt wie du als Kind, Crispin. Bei uns gab es meistens am Heiligabend auch ein deutlich größeres Essen und deutlich mehr als Kartoffelsalat mit Würstchen. Dieses wird es bei mir jedoch nicht geben, weil ich schon irgendwie meiner Tradition treugeblieben bin und ich habe heute bereits damit begonnen, alles vorzubereiten.

Bei uns gibt es an Heilig Abend auch meistens Kartoffelsalat mit Würstchen, dieses Gericht ist schnell zubereitet und meistens haben die Kinder wegen der Bescherung sowieso keinen großen Hunger, da sie viel zu aufgeregt sind.

Am 1. und 2. Weihnachtstag gibt es auch bei uns ein besonderes Menü was aus jeder Menge Schlemmereien besteht, Knödel, Kroketten, Kartoffeln, verschiedene Gemüsesorten, Braten und Geflügel, und verschiedenen Nachtischen, damit für jeden etwas dabei ist.

Bei uns gab es die letzten Jahre sowohl an Heiligabend als auch am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag immer Nudelsalat, Kartoffelsalat und Bockwürstchen. Früher gab es auch nur Kartoffelsalat und Bockwürstchen, da ich aber mittlerweile beides nicht mehr mag, kam dann irgendwann auch der Nudelsalat hinzu und deswegen gehörte dieser bei uns zur Tradition.

Dieses Jahr wollen wir allerdings an Heiligabend Rouladen essen und dazu eben Kartoffeln und Salat. An den anderen Tagen gibt es nichts besonderes. Ich kenne aber viele Familien, die an Heiligabend dann kleiner kochen und dafür die anderen Tage größer. Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass man hier (keine Ahnung, wie das in anderen Ländern ist) fast bis zum letzten Tag noch arbeiten muss und viele einfach keine Zeit haben dann so aufwendig zu kochen? Außerdem ist es ja meistens an Heiligabend die kleinere Familie und dann kommen erst am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag größere Menschenmassen zusammen, für die sich dann ein richtiges "Festmahl" mehr lohnt.

Nun, zu Weihnachten würde ich mich nicht mit Kartoffelsalat und Würstchen zufrieden geben. Möglicherweise liegt das aber auch daran, dass ich keine Würstchen mag. Allgemein mag ich keine Wurst. Ich bereite jedes Jahr an Weihnachten eine Ente (welche ich vom Knochen trennte) mit einer saftigen Apfelfüllung und einer pikanten Soße zu. Dazu gibt es immer ein bayrisches "G'füll", Studentengemüse und Salat.

Früher war das jedoch nicht so. Meine Eltern bereiten traditionell immer einen ganzen Truthahn, welcher mit Semmelzeugs gefüllt ist, zu. An Weihnachten finde ich, gehört einfach ein Festmahl dazu. Vielleicht liegt es aber auch einfach an meiner Gewohnheit von Zuhause.

ich habe heute bereits damit begonnen, alles vorzubereiten.

Ja, das sieht bei uns auch nicht anders aus, wir waren gestern schon einkaufen und meine Eltern haben die ersten Gerichte schon vorbereitet, so dass man sie nachher schnell fertig stellen kann. Ich kann mir nicht vorstellen auf die Kartoffelsalat und Würstchen Variante zu wechseln, dass wäre mir irgendwie ein wenig suspekt, weil das für mich wirklich definitiv kein Essen ist, dass man an einem Feiertag wie Weihnachten isst, da ist der schön geschmückte Baum doch total fehl am Platz.