Schlichtes Weihnachtsessen bei den Deutschen?
Heiligabend ist ja nun kein Feiertag, daher passt das einfache Essen doch bestens. Das hat nichts mit Armut oder dergleichen zu tun.
Kinder haben sowieso an diesem Tag keine Ausdauer beim Essen und schlingen alles schnell herunter, damit die Geschenke endlich ausgepackt werden können. Bei vielen Erwachsenen ist es ja nicht unbedingt anders. Wozu dann all die Mühe machen? An den nächsten zwei Tagen, den eigentlichen Feiertagen, gibt es doch dann mehr als genug zu essen, meistens auch immer etwas Besonderes.
Die Familie meiner Frau, ebenfalls aus Polen stammend, beginnt auch am Heiligabend mit einem Festessen, ab Mittags wird da mehr oder weniger durchgefuttert bis zum Ende des zweiten Feiertages. Bewegen kann sich da alsbald keiner mehr und sie quälen sich tagelang mit Völlegefühlen durch die Zeit. Dann doch lieber einen Tag weniger mit Festschmaus
Auch als typisch deutsches Kind kenne ich Würstchen und Kartoffelsalat an Heilig Abend aus meiner Kindheit gar nicht. Bei uns gab es auch immer was aufwendigeres. Meistens Raclette oder Fondue. Später waren wir Heilig Abend noch bei den Großeltern und dort waren auch alle andere Kinder und Enkel meiner Großeltern und da gab es dann Braten und Kartoffelsalat und für uns Kinder zur Auswahl auch Würstchen. Wobei verschiedene Braten einfach ein Standardgericht innerhalb der Familie war und die Würstchen gab es, weil mein Cousin und mein Bruder Braten nicht mochten.
Als ich das erste Mal mit bekam, dass Würstchen und Kartoffelsalat in vielen Familien an Heilig Abend zur Normalität gehörten, da dachte ich auch, die armen Familien. Lag aber wohl eher dran, dass ich als Metzgerstochter halt immer an der Quelle saß. Und meine Mutter hätte das nie gemacht, dachte ich damals zumindest.
Generell muss ich aber sagen, das aufwendige Essen führte an Heilig Abend immer zum großen Knatsch. Meine Mutter hatte ja den ganzen Tag gearbeitet, mein Vater auch und meine Mutter machte das Essen ganz alleine. Die war dann nur noch gestresst bis wir am Tisch saßen und wir waren alle schon angepampt worden und das nicht zu knapp. Helfen durften wir auch nicht, dann war der Krach noch größer.
Im letzten Lebensjahr meiner Mutter drückte mein Vater dann Kartoffelsalat mit Würstchen durch und ich hätte ihn dafür killen können. Ich mag das nicht, gebe ich zu. Und ich hätte auch Essen mitgebracht und so weiter. So das meine Mutter keine Arbeit damit gehabt hätte. Noch dazu hat meine Mutter eh kaum gegessen und sie mochte Würstchen auch nicht. Als ich dann zum Essen kam, gab es für uns Würstchen und für meine Mutter hatte mein Vater ein Schäufele gemacht. Damit konnte ich mich eher anfreunden, leider war die Menge sehr knapp bemessen.
Ich würde für die Familie an Heilig Abend oder Silvester auch eher aufwendig kochen. Wir haben uns geeinigt, dass wir Heilig Abend das Mittagessen bei mir machen. Es wird Würstchen und Kartoffelsalat gewünscht. Ich beuge mich da den Wünschen meiner Angehörigen, weil das sonst auch nur im Knatsch endet. Mein Vater bekommt ein Schäufele geschenkt und wir das wohl auch zubereitet mit bringen. Allerdings auch nur, weil es für ihn alleine zu viel ist. Für mich selbst wird es Heilig Abend Raclette geben. Das werde ich auch ganz alleine genießen. Mein Bruder wird den Abend bei den Schwiegereltern verbringen, die auffahren werden. Mein Vater wird sich selber irgendwas besonderes kochen.
Mir wurde mal erklärt, die Tradition mit den Würstchen und Kartoffelsalat hat sich auch aus Zeitgründen eingeschlichen. Heilig Abend ist ja meistens ein Arbeitstag. Und dann sind die Kinder ungeduldig, weil sie ihre Geschenke auspacken wollen und so macht man halt an Heilig Abend selbst ein einfaches Mahl und die Schlemmereien gibt es an den Weihnachtsfeiertagen, wenn mehr Zeit zum Kochen und auch zum Genießen ist. Ich finde das vom Grundgedanken her auch nicht falsch. Wenn ich anders rein gewachsen wäre, würde mir das wahrscheinlich auch weniger ausmachen.
Ich kenne das auch von einigen befreundeten Familien, dass es an Heilig Abend Würstchen und Kartoffelsalat gibt. Auch bei meinem Schwiegereltern ist das ein ganz typisches Essen für Heilig Abend, aber in meiner Familie ist das keine Tradition. Ich habe an Weihnachten noch nie Kartoffelsalat und Würstchen gegessen und könnte es mir auch ehrlich gesagt nicht vorstellen. Es ist zwar so, dass ich mittlerweile ohnehin kein Fleisch mehr esse, weil ich Vegetarier bin, aber auch vorher fand ich den Gedanken daran ein bisschen befremdlich. Bei den meisten ist es wirklich so, dass es an Heilig Abend nur eine Kleinigkeit gibt, weil man erst am ersten und am zweiten Weihnachtstag groß auftischt. Da wir an den beiden Weihnachtsfeiertagen immer irgendwo eingeladen waren, hat meine Mutter an Heilig Abend schon immer aufwendig gekocht.
Da gab es dann nicht nur eine Kleinigkeit, die schnell zubereitet ist, sonder sie stand schon morgens in der Küche, um das Essen für Heilig Abend vorzubereiten. Sie hat sich da immer sehr viel Arbeit gemacht. Allerdings muss ich auch sagen, dass es für sie auch immer in Stress ausartete, weil meine Oma immer noch zu Besuch kam und ihr sonst auch niemand half, das Essen zuzubereiten. Da kam es schon mal vor, dass die Laune abends dann im Keller war. Aus diesem Grund kann ich es dann schon irgendwie verstehen, dass die Leute sich an Heilig Abend nicht noch stundenlang in die Küche stellen wollen. Bei uns gibt es morgen auch einige Salate, Grillkäse und Kroketten, aber das macht jetzt nicht so wahnsinnig viel Arbeit. Mein Mann hilft mir auch, so dass das auch kein großes Problem ist. Ich kenne auch ganz viele Leute, bei denen es an Heilig Abend Truthahn und Gans gibt. Das gab es bei uns aber auch noch nie an Heilig Abend.
An Heilig Abend gab es bei uns bekanntlich ja nun auch oft Kartoffel- und/ oder Nudelsalat und dazu dann eben Bratwürstchen, diese Schlesische Bratwurst oder dergleichen. Das war einfach ein Traditionsgericht, weil man die nächsten beiden Feiertage schon mit anderen Gerichten zu tun hatte. Denn hier wurde dann doch recht oft ein großer Braten aufgefahren, vielleicht gab es auch mal eine komplette Gans oder eine Pute, das war mal unterschiedlich. Dazu gab es diverse Beilagen und ehrlich gesagt war das alles schon mächtig genug. Man hat dann daher am Heilig Abend etwas eher einfacheres gegessen, und es war nicht nur bei uns so, wie man hier lesen kann.
Bei den Eltern meines Freundes war es schon oft der Fall, dass es dort auch mal andere Dinge gab. Wir hatten einen Heilig Abend beispielsweise bei ihnen Raclette gegessen, morgen werden wir auch dort sein, dort gibt es dann einen aufwendigeren und gefüllten Hackbraten, was die Beilagen betrifft, weiß ich nicht. Wir hatten vor einigen Jahren auch die Familie meines Freundes samt Tante und deren Familie hier gehabt, dort gab es dann auch etwas aufwendiges zu essen.
Sind wir allein, gibt es eben auch eher etwas einfaches, aber nichts, was nun in Nullkommanix fertig ist. Da sehe ich es nicht ein, dann stundenlang in der Küche zu stehen und auch nicht, zig Gerichte vorzubereiten. Das lohnt sich einfach nicht, zumal ich selbst auch kein Freund von vielen Gängen bin. Ich esse lieber eine Hauptmahlzeit und dann auch noch vielleicht einen Nachtisch, aber ich brauche keine 12 Gerichte oder so. Dass man dies aber in Polen macht, habe ich bereits mal bei Wikipedia und Co gelesen.
Die deutsche Küche ist nun mal nicht schlecht, auch, wenn man das hier vielleicht nicht unbedingt hören möchte. So hat jede Kultur ihre eigenen Vorlieben und Abneigungen, ihre Traditionen und das ist auch ganz gut so. Ich finde es schon spannend, was es so in anderen Ländern zumindest zu Heilig Abend auf den Tisch kommt, das Übliche an den beiden Weihnachtsfeiertagen ist dann schon so etwas wie Gans, Pute oder Ente am Stück, sofern man nicht vegetarisch lebt. Aber ich hätte auf ein komplettes Tier gar keine Lust, sondern würde mir dann nur die entsprechenden Filetstücke oder dergleichen heraussuchen.
Bei uns gibt es dieses Jahr zu Weihnachten Kartoffelsalat mit Weißwürstchen und ich freue mich schon darauf. Darauf bin ich noch gar nicht gekommen dass für Ausländer das merkwürdig sein muss dass die reichen Deutschen sich solch ein spartanisches Essen an so einem Feiertag gönnen. Sie wissen aber sicherlich auch nicht dass an den restlichen Feiertagen ebenfalls geschlemmt wird bis der Arzt kommt. Gerade wer jetzt vor den Feiertagen doch noch einmal in den Supermarkt muss der wird viele Leute sehen die übervolle oder gar zwei Einkaufswagen vor sich her schieben. Da wird sich auch jeder Ausländer seinen Teil über die Wohlstandsgesellschaft denken und der Gedanke an das karge Festtagsmahl verblassen.
Ich kenne viele Familien hier in der Umgebung bei denen es Tradition ist Bockwurst und Kartoffelsalat zu Heiligabend zu essen, woher das kommt weiß ich allerdings auch nicht. Bei meiner Mutter gab es Weihnachten immer etwas besonderes, also etwas das wir sonst aus finanziellen Gründen nicht bekommen haben.
Vielleicht verwechselst du Weihnachten in dem Zusammenhang mit Heilig Abend? Ich kenne viele, die Heiligabend etwas recht schlichtes machen. Bei uns ist das gern Kartoffelsalat, dieses Jahr mit einen Kotelett, weil mein Vater sich das wünschte. Ein Festtagsessen kommt dann erst an den beiden Feiertagen auf den Tisch. Wir essen gern Pute oder Kaninchen, weil wir keine Fans von Gans oder Ente sind. Meistens dann mit Rotkohl und Klößen.
Ich denke, wenn du einen Deutschen fragst, was er zu Weihnachten isst, wird er die Frage in der Regel auf den Abend des 24. Dezember beziehen, während man von Engländern oder Amerikanern erzählt bekommt, was am 25. Dezember zu Mittag gegessen wird. Bei den meisten von Würstchen und Kartoffelsalat betroffenen Deutschen wird es aber am 25. Dezember auch ein ordentliches Mittagessen geben und am 26. Dezember wahrscheinlich auch.
Warum es am 24. Dezember Abends aber unbedingt Würstchen mit Kartoffelsalat sein müssen haben ich auch noch nie verstanden. Das ist für mich etwas, was man auf einem Kindergeburtstag oder einem Grillabend serviert. Das ist kein weihnachtliches Essen und noch nicht mal ein Essen, das besonders gut in den Winter passt. Wahrscheinlich ist das einfach eine dieser Traditionen, die viele Menschen übernehmen, ohne sie zu hinterfragen oder sich über Alternativen Gedanken zu machen.
Bei uns wird der 24. Dezember nicht wirklich als Feiertag behandelt und die Geschenke vom "Weihnachtsmann" gibt es auch erst am 25. Dezember morgens. Der ein oder andere muss am 24. Dezember vielleicht noch irgendwas auf der Arbeit fertig machen, reist erst an diesem Tag an und wenn man einen Truthahn oder sowas bestellt hat, muss man den an dem Tag normalerweise auch noch abholen. Teilweise werden auch noch Geschenke gepackt und in der Nachbarschaft verteilt und man ist halt einfach ziemlich beschäftigt. Da wir nicht religiös veranlagt sind, sitzen wir am 24. Dezember dann einfach gemütlich zusammen. Wir haben an dem Abend schon richtig gekocht, aber wir hatten auch schon einfach ein Fondue oder Sushi. Das große Menü mit Vorspeise und Christmas Pudding und allen Extras gibt es dann am 25. Dezember.
Ich kenne das nicht, dass es am Heiligen Abend Kartoffelsalat und Würstchen gibt. Auch aus unserem Verwandten- und Bekanntenkreis habe ich das noch nie gehört. Da stets bis mittags gearbeitet wird, wird kein besonderes Menü gemacht, weil das einfach zu arbeitsaufwendig ist. Für meine Begriffe ist es aber auch reichlich übertrieben, gleich mehrere Gerichte zu machen, wie ich das hier las. Ehrlich gesagt, ist das auch reichlich viel Arbeit für solch einen Tag, was ich nicht einsehe. Ein leckeres, schmackhaftes Mahl reicht auch für einen schön geschmückten Baum!
hooker hat geschrieben:Sie wissen aber sicherlich auch nicht dass an den restlichen Feiertagen ebenfalls geschlemmt wird bis der Arzt kommt. Gerade wer jetzt vor den Feiertagen doch noch einmal in den Supermarkt muss der wird viele Leute sehen die übervolle oder gar zwei Einkaufswagen vor sich her schieben. Da wird sich auch jeder Ausländer seinen Teil über die Wohlstandsgesellschaft denken und der Gedanke an das karge Festtagsmahl verblassen.
Ich habe auch nichts anderes behauptet. Mein Post war tatsächlich speziell nur auf den Heiligabend bezogen, dass an den anderen Tagen auch eher aufwendig gekocht wird, habe ich eigentlich vorausgesetzt. Trotzdem ist es ein bemerkenswerter Unterschied, da die Deutschen den Heiligabend scheinbar als unscheinbaren Arbeitstag ansehen, an dem es gewöhnliches Essen gibt, während andere Ländern ihn auf besondere Art begehen und als spezieller sehen, als etwas die beiden darauf folgenden Weihnachtstage.
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