Zu jeder Beerdigung gehen

vom 21.12.2011, 23:10 Uhr

Im Prinzip ist es doch ähnlich wie im Thread Aus Spaß und Zeitvertreib Wohnungen besichtigen. Der eine liest eben die Anzeigen nur, andere gehen dagegen auch noch zu den Beerdigungen. Jeder Mensch hat eben so seine Macken und während die einen Macken eher als normal gelten, sind es andere nicht. Wesentlich diskussionswürdiger wäre das Ganze für mich, wenn man denn wüsste, warum diese beiden Menschen das tun, was sie tun.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich finde dieses Verhalten auch sehr skurril und habe bei solchen Geschichten auch immer eher negative Assoziationen. Ich würde daher nicht vorrangig davon ausgehen, dass es solchen Leuten primär darum geht, fremden Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen. Das ist vielleicht noch ein netter Bonus, aber sicher nicht die Hauptmotivation, zu einem regelrechten Beerdigungs-Touristen zu werden. Ich vermute viel eher, dass solche Leute nicht nur viel Langeweile haben, sondern auch für ihre Anteilnahme Ansehen erhalten wollen und den Wunsch haben, irgendwie dazuzugehören. Es gibt ja auch Leute, die sich bei fremden Hochzeiten oder großen Geburtstagsfeiern einladen, beziehungsweise dort einfach erscheinen. Das passiert sicher nicht aus Altruismus, sondern in erster Linie aus ganz eigennützigen Motiven, auch wenn diese den betreffenden Leuten vielleicht selbst nicht so ganz klar sind oder von ihnen verdrängt werden.

Ich könnte mir so etwas für mich selbst nicht vorstellen. Ich gehe praktisch jetzt schon nur zu den allernötigsten Beerdigungen. An sich mag ich diese ruhige, etwas feierliche Atmosphäre, allerdings mag ich das nicht, was viele aus Beerdigungen machen. Daher würde ich mich nicht darum reißen, zu weiteren Beerdigungen zu gehen. Vor allem würde ich mich aber auch nicht einfach aufdrängen. Ich kann mir vorstellen, dass es auch Angehörige von Verstorbenen gibt, die nicht so positiv darauf reagieren, wenn plötzlich fremde Leute mit am Grab stehen, selbst wenn diese sich respektvoll verhalten.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Als skurril würde ich dieses Verhalten auch nicht wirklich bezeichnen, wenngleich ich nachvollziehen kann, dass Du es so empfindest, Diamante. Ich denke aber, dass das, was Du hier als Erklärung für dieses Verhalten der beiden Menschen schreibst, eben der Grund dafür sein dürfte und das doch alles andere als sonderbar ist, nämlich, dass sie einem Menschen die letzte Ehre erweisen wollten. Das kann man sicherlich auch dann tun, wenn man den jeweils Verstorbenen nicht persönlich kannte, auch, wenn das sicherlich eher unüblich ist. Wirklich sonderbar oder merkwürdig finde ich es aber nicht, sondern eigentlich sogar sehr schön.

Dass diese beiden Personen durch ihr Verhalten so bekannt waren, dass sie häufig sogar noch zum Leichenschmaus bzw. zum Kaffeetrinken nach der Beerdigung eingeladen wurden, hat mich kurz vermuten lassen, dass beide möglicherweise sogar auf diese Weise sozialen Anschluss gesucht haben könnten. Sicherlich verbindet die Menschen untereinander, auch, wenn sie einander eigentlich fremd sind, jeweils schneller ein großes Gefühl, das geteilt wird, so beispielsweise eben Freude – oder, wie hier: Trauer. Ich kann mir gut vorstellen, dass man über das Gefühl der Trauer schnell in eine Gruppe hineinkommen kann, in die man aufgenommen wird, und möglicherweise ist das eine der Begleiterscheinungen, die diese beiden Menschen gerne annehmen, wenn sie auf fremder Menschen Beerdigungen gehen.

Auf jeden Fall finde ich es aber eher sehr süß, dass sie wohl das Bedürfnis haben, anderen, fremden Menschen die letzte Ehre zu erweisen, ganz unabhängig davon, ob das für sie auch einen sozialen Kontakt zu anderen Menschen bedeutet, den sie gerne mitnehmen möchten und der ihnen sicherlich auch vergönnt sein soll. Auch die Blumen, von denen Du hier schreibst, die von diesen beiden Leutchen jeweils bei jeder Beerdigung mitgebracht und ins Grab geworfen wurden, finde ich sehr rührend. Ich denke, ich würde mich freuen, wenn eine solche mir bisher fremde Person sich an einer Beerdigung eines verstorbenen Angehörigen von mir beteiligen würde. Jedenfalls würde ich diese Person gerne im Kreise der Trauernden aufnehmen und ebenfalls sicherlich danach auch bitten, am Leichenschmaus teilzuhaben.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich gehe nur auf Beerdigungen, von Menschen, die ich sehr gut kannte oder zu Beerdigungen der Verwandten. Ich finde es ja an sich schon nicht schön, denn wir sprechen hier von einem recht traurigen Anlass und daher kann ich nicht nachvollziehen, warum man auf eine Beerdigung einer Person geht, die man überhaupt nicht gekannt hat, was würde denn dann wohl passieren, wenn man von der Familie oder Freunden gefragt wird, woher man den Verstorbene kannte und was man mit ihm verbunden hat, es währe ja wohl wirklich peinlich und für die Familie oder generell der Trauergemeinde recht unhöflich dort einfach zu erscheinen. Ich kann nicht verstehen, warum man so etwas macht.

» HelloKitty34 » Beiträge: 1651 » Talkpoints: 53,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich gehe auch nur auf Beerdigungen von Menschen, die ich mehr oder weniger kannte. Ein solches Verhalten, auf jede örtliche Beerdigung zu gehen, ist zwar vielleicht etwas außergewöhnlich, aber wenn es doch nicht verboten ist, wieso sollte man es dann nicht auch tun dürfen? Wahrscheinlich nehmen die beiden die Nächstenliebe einfach etwas ernster und fühlen sich verpflichtet, sich von diesen Menschen ebenfalls zu verabschieden. Wenn sie sich dabei völlig unaufällig verhalten, ist das ja auch völlig OK. Für Verstorbene, die wirklich keine Angehörigen haben, könnten solche Leute ein Segen sein.

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» Inceptor » Beiträge: 317 » Talkpoints: 3,53 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Also ich kenne das so nicht das man auf eine Beerdigung geht wenn man die Menschen nicht gekannt hat. Finde es dennoch irgendwie schön von den beiden aber irgendwie dann auch wieder merkwürdig. Ist schon eine verrückte Sache.

Aber wenn jemand verstirbt der keine Verwandte oder Freunde mehr hat, was ja auch vor kommt oder nur sehr wenige auf der Beerdigung sind dann finde ich das wieder bemerkenswert.

» Claudi89 » Beiträge: 10 » Talkpoints: 2,16 »


Es ist schon ein bisschen komisch, weil Beerdigungen ja in der Regel nichts Schönes sind und man doch eher ungern zu solchen Veranstaltungen geht. Ich kenne aber auch ältere Leute, die gerne zu jeder Beerdigung gegangen sind von Leuten, die sie auch nur ganz weit entfernt kannten. Sie hatten aber eine eher negative Einstellung zu der ganzen Sache. Ihre Meinung war es nämlich, dass sie dann wieder einen überlebt haben und deswegen haben sie sich gefreut, was ich als sehr krank empfinde.

Ich denke aber, dass man das machen kann, wenn man es aus positiven Gründen heraus macht. Wenn man den Menschen also nur eine letzte Ehre erweisen will, kann man das doch ruhig machen, wenn man selber damit kein Problem hat. Alte Leute wissen eben auch manchmal nichts mit ihrer zeit anzufangen und wenn die beiden das mochten oder mögen, ist es doch in Ordnung.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Bis jetzt ist mir persönlich kein ähnlicher Fall zu Ohren gekommen, und ich bin auch recht unschlüssig wie ich das halten soll. Auf der einen Seite ist es eine schöne Geste, die Ihres gleichen sucht. Denn einem Menschen die letzte Ehre zu erweisen ist finde ich mit das Schwierigste, gerade für die Angehörigen. Die ganzen Erinnerungen die hoch kommen und die Leute überwältigen, und teilweise ein Leben so plötzlich beenden das viele Angehörige nicht einmal die Möglichkeit hatten sich zu verabschieden.

Auf der anderen Seite ist dies genau der Punkt der es ein wenig Skurril macht finde ich, denn wenn ich persönlich eine Beerdigung sehe werde ich Automatisch traurig und empfinde Mitgefühl für die Hinterbliebenen. Vielleicht haben diese Menschen aber auch einfach eine andere Einstellung zum Tod, und empfinden diesen nicht als ende des Lebens sondern einen weiteren Abschnitt. Solange diese Leute sich jedoch im Hintergrund halten und niemanden stören, sollte dies jedoch vielleicht einfach als eine schöne Geste angesehen werden und nicht weiter kritisch beäugt werden.

» Gledgear » Beiträge: 11 » Talkpoints: 3,26 »


Also ich finde das ganz ehrlich schon ein bisschen merkwürdig. Ich würde nicht unbedingt die Beerdigung einer fremden Person besuchen, wenn ich nicht müsste. Es ist doch so das man die Trauer, die die Anwesenden empfingen, nicht ganz nachvollziehen kann, da man den Verstorbenen ja gar nicht kannte. Irgendwie wäre man dann doch fehl am Platz.

Beerdigungen sind für mich auch so schon schlimm genug, da würde ich bestimmt nicht freiwillig auf die eines Fremden gehen. Ich kann mir auch nicht vorstellen das es einen eigentlichen Sinn ergibt so etwas zu tun.

» cutemuffin88 » Beiträge: 293 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich finde es durchaus sehr ungewöhnlich, wenn man zu grundsätzlich jeder Beerdigung geht, obwohl man die Menschen gar nicht kennt. Gerade dann, wenn man in einem größeren Ort wohnt, müsste man dann wohl rund um die Uhr zu einer Beerdigung gehen. Je mehr Menschen nämlich in einem Ort wohnen, desto mehr sterben ja auch und von daher müsste man ja wirklich ständig auf dem Friedhof sein. Ich muss gestehen, dass ich dabei in meiner Freizeit doch lieber andere Sachen machen würde und ich würde es nicht einsehen, wirklich meine ganze Freizeit auf dem Friedhof zu verbringen. Das wäre ja auch kein schönes und liebenswertes Leben und ich finde, dass man dann lieber das machen sollte, was einem Spaß macht.

Natürlich ist es schön und lieb, wenn man einem Menschen seine Ehre erweisen möchte, auch wenn man ihn nicht kennt. Allerdings sollte man darüber nicht das eigene Leben vergessen. Man lebt ja wirklich nur ein einziges Mal und wenn man dann seine gesamte Freizeit lieber auf dem Friedhof verbringt, anstatt etwas zu unternehmen, dann finde ich das einfach nur traurig. Das Leben ist ja auch viel zu schade, um es nur auf dem Friedhof zu verbringen und ich denke mir auch, dass man da später ohnehin genug Zeit verbringen wird, so dass man versuchen sollte, sein Leben zu genießen und alles zu machen, was einem Spaß macht. Dabei reicht es ja auch aus, dass man zu Beerdigungen geht, bei denen man die Leute vorher kannte. Das reicht ja auch aus und man tut den Menschen damit ja auch etwas Gutes.

Bei mir ist es so, dass ich generell wahnsinnig ungern auf Beerdigungen gehe. Immerhin fühle ich mich alles andere als wohl auf dem Friedhof und von daher gehe ich nur dann zu einer Beerdigung, wenn mir der Verstorbene auch nahe stand oder wenn es sich um einen Familienangehörigen handelte. Ansonsten halte ich mich lieber vom Friedhof fern und ich würde ehrlich gesagt auch niemals auf die Idee kommen, freiwillig auf Beerdigungen zu gehen, wenn ich die Leute nicht einmal kannte. Immerhin macht so eine Beerdigung ja auch traurig und ich denke mir, dass ich in der Zeit lieber etwas Schönes machen könnte, was mir auch Spaß macht, um mein Leben zu genießen, anstatt mich absichtlich in eine traurige Stimmung versetzen zu lassen.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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