Extra nicht auf Beerdigung gehen?
Morgen mittag ist die Beerdigung des 39-jährigen Mannes, der am Samstag an einer Lungemembolie verstarb. Ich kannte ihn flüchtig und hatte auch desöfteren mit ihm zu tun, jedoch dies Anfang des Jahres. Ich war zum Glück auch am Samstag nicht dabei und habe demnach das Geschehen nicht miterlebt wie viele seiner Freunde und seiner Familie.
Mein Freund wird morgen mittag auf die Beerdigung gehen. Ich kann es irgendwie nicht. Ich möchte diesen Mann in guter Erinnerung behalten und denke, wenn ich da morgen hingehen würde, würde ich mich so viele Fragen fragen und mir Dinge vorstellen, die ich mir gar nicht vorstellen möchte, u.a. wie er wohl aussah am Samstag usw. Momentan geh ich recht locker mit der Sache um, jedoch immer wenn ich etwas vom Samstag und ihm höre, kommen doch wieder Gedanken hoch wie vorhin als ich in der Zeitung mehrere Todesanzeigen und Bilder von ihm sah aus guten Zeiten.
Würdet ihr auf die Beerdigung gehen oder geht ihr extra auf manche Beerdigungen nicht, um den Menschen in guter Erinnerung zu behalten?
Die Frage finde ich ehrlich gesagt, etwas komisch. Warum habe ich einen Menschen, den ich nicht mal mehr sehe, sondern nur den Sarg oder die Urne, in anderer Erinnerung als wenn ich nicht zur Beerdigung gehe. Du hast ja in deinen anderen Threads bereits geschrieben, dass du ihn eigentlich gar nicht gekannt hast. Was willst du denn dann von ihm in Erinnerung behalten?
Wenn ich einen Menschen nicht gekannt habe, dann gehe ich prinzipiell nicht zu einer Beerdigung, weil ich das heuchlerisch finde. Ich habe ihn zu Lebzeiten nicht besucht oder getroffen, warum sollte ich es zum Todeszeitpunkt machen und Menschen, die ich gekannt habe, werde ich auch das letzte Geleit erweisen und mich von ihnen verabschieden. Denn deswegen habe ich sie ja nicht in schlechterer Erinnerung, nur weil ich sehe, wie der Sarg in die Erde gelassen wird oder die Urne.
Da Du ihn nur flüchtig kanntest, gibt es ja eigentlich keinen Grund auf die Beerdigung zu gehen. Das macht man ja nur, wenn man den Menschen, der verstirbt, gut kennt. Bei Beerdigungen von Verwandten bin ich teilweise nicht hin gegangen, denn da gab es noch eine so genannte Trauerfeier. Ich möchte an so etwas nicht teil nehmen, da ich den geliebten Menschen in guter Erinnerung behalten möchte. Wenn ich ihn dann im Sarg sehe, werde ich mich ewig an dieses Bild erinnern und das möchte ich eben nicht.
Naja, diese Beerdigung wird nicht gerade klein werden und groß ausgefahren mit allem Pi,Pa,Po... d.h. es wird gesprochen, das man ihn noch einmal sehen wird in der Kirche aufgebahrt. Ich weiß nicht, ob ich mir hinterher nicht doch zig Fragen stelle, nachdem ich ihn dann gesehen habe in der Kirche und denke daher nicht hin zu gehen.
Ich kenne ihn wie gesagt durch seinen Vater, mit dem ich viel zu tun habe. Ich habe mit seinem Sohn beruflich viel zu tun gehabt an meinem letzten Arbeitsplatz und kenne ihn von Besuchen.
Du sagst, du kennst ihn nur flüchtig - was glaubst du wohl, wie die Familie sich fühlen muss? Wenn diese der Meinung ist, dass sie die Trauerfeier nicht verkraftet, dann kann ich das vielleicht noch nachvollziehen, aber wenn jemand, der im Grunde ein Fremder ist, sagt, er will nicht auf die Beerdigung gehen, weil er ihn in guter Erinnerung behalten will: naja. Das erweckt in meinen Augen irgendwie den Eindruck als würde man sich da was vormachen. Ich bin aber auch der Meinung, dass man nur um jemanden trauern kann, den man kennt. Sicher kann man es traurig finden, wenn jemand Bekanntes verstorben ist, aber nicht trauern.
Und ich gehe stark davon aus, dass das keine Beerdigung mit offenem Sarg ist. Da kann ich deine Bedenken dann noch weniger nachvollziehen. Ich finde die Gedanken die du dir machst ehrlich gesagt stark übertrieben. Und hast du schon einmal jemanden gesehen, der an einer Lungenembolie verstorben ist? Wenn nicht kannst du wohl auch schlecht nachvollziehen, wie derjenige dabei ausgesehen hat. Und mal davon abgesehen stellt man sich so etwas eigentlich nicht vor. Wenn du bei seinem Tod dabei gewesen wärst, ist das was anderes. So etwas kann wirklich schocken. Du warst aber nicht dabei!
Sicherlich steht es dir vollkommen frei, ob du zu Beedigung gehst. Mich in deiner Situation hätte dann eher interessiert, ob die Familie lieber für sich bleiben will oder ob sie daran interessiert ist, das möglichst viele Menschen Anteil nehmen. Danach hätte ich dann entschieden, ob ich dahin gehe oder nicht. Und sicherlich richtet es sich danach, wie gut man denjenigen wirklich gekannt hat. Ich persönlich finde ja, dass auf einer Beerdigung nur wirklich Menschen was zu suchen haben, die den Verstorbenen wirklich gekannt haben. Und damit meine ich nicht nur flüchtig!
@Sybex: Wie gesagt, da du ihn nicht kanntest, ist es völlig egal, ob du hingehst oder nicht. Wenn du dich doch entschließt, dann musst du ihn dir ja nicht noch einmal ansehen. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass Tote oft sehr viel friedlicher und besser ausschauen als zu Lebzeiten. Ein gutes Beerdigungsinstitut macht aus einem Leichnam wirklich eine Leiche, die aussieht, als ob sie schläft und ich muss sagen, dass mir der Abschied von meiner Schwiegermutter sehr viel leichter gefallen ist, als ich sie mir noch mal aufgebahrt ansehen konnte.
Aber einen fremden Menschen, den ich nicht mal so kannte, dass ich mit ihm oft geredet habe, würde ich mir auch nicht im Tode ansehen und ich würde auch dann nicht mit zur Beerdigung gehen. Gerade, weil sie sehr groß sein wird, würde ich mir sagen, dass ich da nichts zu suchen habe, wo Menschen sind, die ihn kannten und trauern.
Ich sehe es auch so, dass man da doch nicht auf die Beerdigung muss, wenn man den Menschen nur flüchtig gekannt hat. Das würde ich etwas komisch finden, wenn sich Menschen dort versammeln, die ihn kaum kannten. Für mich ist eine Beerdigung immer etwas, woran richtige Freunde und Familienmitglieder teilhaben sollten. Ich würde also nicht auf eine Beerdigung gehen, den ich nur ein paar Mal gesehen habe, oder nur ein paar Unterhaltungen geführt habe.
Wenn, dann kannst ja auch noch später hin gehen, wenn er schon beerdigt ist. Und wenn du ihn nicht sonderlich kanntest, solltest du dir auch nicht so viele Gedanken darüber machen. Solche Todesfälle passieren eben, auch wenn der Mann noch so jung war.
Deine Aussage: - in guter Erinnerung behalten – verstehe ich nicht ganz. Dieser Satz hat mit einer Beerdigung überhaupt nichts zu tun. Wenn ich einem Verstorbenen das letzte Geleit gebe, halte ich ihn so in Erinnerung, wie ich ihn gekannt habe. Diese Erinnerung ändert sich nicht durch das Dabeisein, wenn er beerdigt wird. Er kann nicht mehr aus dem Sarg heraus dir etwas antun, damit du ihn nicht in guter Erinnerung behältst. Von daher kannst du so an ihn denken, wie du es immer getan hast. Wenn du nicht mit zur Beerdigung gehen willst, wird das aber jeder verstehen.
Hast du denn eine Einladung zu der Beerdigung bekommen? Wenn nicht, dann könntest du es wirklich lassen. Schließlich hast du ja deine Gründe und ich selbst kann nachvollziehen, dass du diesen Mann lieber in guter Erinnerung behalten möchtest und ihn nicht tot, blass und leblos sehen möchtest. Jeder, der schon mal eine Leiche gesehen hat, wird dir das bestätigen können und dir recht geben, dass das nie ein schöner Anblick ist. Im schlimmsten Falle wirst du ihn dann nur noch so vor dir sehen, wenn du an ihn zurück denkst.
Wenn du aber eine Einladung bekommen hast, dann würde ich mir an deiner Stelle schon überlegen zu der Beerdigung hinzugehen. Schließlich hat die Familie dann speziell an dich gedacht und möchte dich dabei haben. Dann würde ich die Einladung nicht ablehnen und außerdem gibt es ja auch noch die Möglichkeit, dass du ihn dann einfach nicht anschaust. Aber dafür müsstest du deine Neugierde besiegen und du dürftest nicht in den Sarg schauen.
Bei Personen, die man nur flüchtig oder nicht persönlich kannte, würde ich ehrlich gesagt auch nicht zur Beerdigung gehen. Wie Du ja gesagt hattest, kanntest Du den Mann nicht näher, oder? Was möchtest Du dann auf der Beerdigung? Wenn Du nun mit dem Mann mehr zu tun gehabt hättest, könnte ich es ja verstehen, dass Du Dich da verabschieden willst, aber alles andere halte ich für übertrieben. Ich fand es bei den Beerdigungen meiner drei am nächsten gestandenen Familienmitglieder schon furchtbar, wenn irgendwelche Leute da waren, die quasi nur aus Schaulustigkeit sich dorthin begeben haben und in dem Dorf, wo ich wohnte, war es leider oft so. Es tat zwar gut, auch Anteilnahme zu erleben, aber andererseits fragt man sich selbst als Trauernder, ob diese auch ernst gemeint gewesen ist.
Ich gehe nicht auf eine Beerdigung, weil ich einen Menschen in guter Erinnerung behalten möchte, das hat für mich nicht mit dem Sinn einer Beerdigung zu tun, sondern ich gehe auf eine Beerdigung, um mich vom Verstorbenem zu verabschieden oder auch, um den Angehörigen mein Beileid auszusprechen. Die gute Erinnerung bleibt doch, wenn man den Verstorbenen im Herzen behält. Außerdem wird nicht auf jeder Beerdigung der Sarg aufgebahrt, aber das ist die Entscheidung der Familie.
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