Extra nicht auf Beerdigung gehen?
Kann es sein, das du eher befürchtest, das andere Fragen an dich haben, wenn du nicht zur Beerdigung kommst? Ich meine ist wohnt ziemlich ländlich, es wird um diesen Mann ein Aufwand betrieben, wo man zu der Überlegung kommt, ob das ganze Dorf von eben dieser Person abhängig gewesen ist.
Du schreibst selbst, das du diesen Mann flüchtig bis gar nicht kanntest und die Aussage, das du ihn in guter Erinnerung behalten willst, klingt da schon beinahe lächerlich. Denn wenn ich jemanden nur flüchtig kenne, dann werde ich mich zwar an diese Person erinnern, aber recht emotionslos und da sehe ich auch keinen Grund zur Beerdigung zu gehen. Es sei denn, das ich mit den nächsten Angehörigen besser bekannt wäre, dann ist die Teilnahme an der Beerdigung aber eher unter dem Aspekt Hilfe bei der Trauer zu sehen.
Ich habe mir noch niemals Gedanken darüber gemacht, ob ich eine Person anders in Erinnerung behalte wenn ich auf deren Beerdigung gehe. Ich war bisher auf drei Beerdigungen, darunter die meines eigenen Vaters und niemals hat sich mein Bild des Menschen verändert. Wenn ich auf eine Beerdigung gehe, dann möchte ich mich verabschieden und möchte der Familie meine Anteilnahme ausdrücken. Meistens sieht man den Menschen gar nicht mehr, es kommt sehr selten vor, dass ein Verstorbener nochmal mit offenem Sarg aufgebahrt wird.
Nun kanntest du ihn ohnehin kaum und ich frage mich, warum du dir Gedanken darüber machst, wie du ihn in Erinnerung behältst. Im Grunde genommen wird sich meiner Meinung nach an deiner Sichtweise nichts ändern, aber dich scheint das ziemlich zu beschäftigen. Ich gehe aber normalerweise auch nicht auf die Beerdigung eines Menschen, den ich kaum kannte. Dafür ist mir dieser Anlass zu intim und zu wichtig, als dass ich zu jeder Beerdigung gehe, auch wenn mir der Mensch der verstorben ist, eigentlich nichts bedeutet.
Einladungen wurden keine geschrieben. Die Familie hat Traueranzeigen in verschiedenen Zeitungen schalten lassen, in denen Informationen über den Verstorbenen vor zu finden war und wann und wo die Beerdigung statt findet. Auch bin ich angesprochen worden von näheren Verwandten des Verstorbenen ob mein Partner und ich denn auch kommen würden? Konnte darauf noch keine Antwort geben, da ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, wann diese statt findet. Da die Familie es noch vor Weihnachten mit der Beerdigung über die Bühne bringen möchten, war auch keine Zeit für Einladungen da und so haben sie es in die Zeitung drucken lassen.
Wie gesagt, ich hatte eben mit dem Vater sehr viel zu tun. Dieser ist sehr aktiv in unserer Mannschaft tätig und so kam auch der Kontakt zum Sohn zustande. Ich habe mich entschlossen, das ich nicht auf die Beerdigung gehen werde.
Ich war einmal auf einer Beerdigung, bei der ich den Verstorbenen und auch viele der Trauergäste nicht kannte. Es war allerdings die Beerdigung vom Opa meines Partners, den ich aber leider nie kennengelernt habe. Für mich war dann selbstverständlich, dass ich mitgehe und meinem Partner beistehe. Ich kann allerdings nur ihn und seine Eltern, die eben auch anwesend waren. Ich kam mir da doch reichlich fehl am Platze vor und habe trotzdem versucht, mir eben vorzustellen, wie der Verstorbene im Leben war.
Allerdings würde ich nicht zu einer Beerdigung gehen, wenn ich den Verstorbenen nur flüchtig kannte. Ich denke, dass viele Freunde und Angehörige und Nachbarn dort sein werden und würde mir da auch irgendwie heuchlerisch und eben falsch vorkommen. Du kannst ja eine Beileidskarte an die Familie des Verstorbenen schicken, wenn du seinen Vater gut kennst. So zeigst du deine Anteilnahme und musst eben nicht auf die Beerdigung gehen.
Bei mir ist es generell jetzt eigentlich nicht so, dass ich jemanden in ''schlechter'' Erinnerung behalte, nur weil ich auf seine Beerdigung gehe. Selbst wenn es jemand ist, der bei einem Unfall oder an einer schweren Krankheit verstorben ist und daher vermutlich verunstaltet ist und nicht mehr so aussieht wie in ''guten Tagen'', ersetze ich dieses neue Bild nicht durch das alte. Abgesehen davon bekommt man in der Regel derart zugerichtet Personen auch bei der Beerdigung nicht mehr zu sehen.
Daher gehe ich eigentlich schon auf eine Beerdigung, wenn ich die Person gekannt habe, sofern diese Bekanntschaft nicht nur flüchtig war. Es ist ein guter Weg sich zu verabschieden und ich überlege mir manchmal, ob ich nicht sogar Schuldgefühle haben würde, wenn ich nicht zu einer solchen Beerdigung gehen würde, auch wenn das dem Verstorbenen gewissermaßen dann natürlich egal ist. Hat man allerdings auch die Familie gekannt, wäre es schon angebracht, ich bin dann auch gerne bereit ein wenig unter die Arme zu greifen, wenn bei einigen Dingen Hilfe gebraucht wird.
SybeX hat geschrieben:Auch bin ich angesprochen worden von näheren Verwandten des Verstorbenen ob mein Partner und ich denn auch kommen würden?
Scheint es wohl doch eher so gewesen sein, das du dir darüber Gedanken gemacht hast, was die anderen von dir denken, wenn du nicht auf die Beerdigung gehen wirst. Denn ob ich direkt zur Beerdigung gehe oder nicht, beeinflusst in aller Regel nicht die Erinnerungen an den Verstorbenen.
Also ich würde wahrscheinlich schon auf die Beerdigung gehen, auch wenn ich die Person nur flüchtig gekannt hätte. Wie du ja sagtest, hattest du viel mit dem Vater zu tun und vielleicht tut es ihm ja auch gut, wenn er dich auf der Beerdigung sieht. Also ich kann nicht so ganz nachvollziehen, warum du befürchtest, den Verstorbenen nicht mehr in guter Erinnerung behalten zu können, wenn du zur Beerdigung gehst. Ich kenne allerdings auch keine Beerdigungen, bei denen der Tote nochmals aufgebahrt wird. Bei meiner Oma und meiner Uroma war das nicht der Fall, da war der Sarg geschlossen. Soweit ich mich erinnere, sind Trauerfeiern am offenen Sarg in Deutschland wirklich äußerst selten und daher denke ich auch,dass bei dieser Beerdigung der Sarg geschlossen bleiben wird.
Ich denke, dass du dem Verstorbenen schon die letzte Ehre erweisen solltest, auch wenn du ihn nicht so wahnsinnig gut gekannt hast. Immerhin war er für dich ja kein Fremder und so hast du nochmals die Möglichkeit, dich zu verabschieden. Also ich würde das auf jeden Fall machen. Ich hätte dann nämlich vermutlich ebenfalls ein schlechtes Gewissen, wenn ich nicht hingehen würde, aber dann kann man es eben nicht mehr ändern. Da dein Partner ja ohnehin zur Beerdigung gehen wird, würde ich dann einfach auch mitkommen. Wenn es so wäre, dass du keine Zeit hättest, wäre es schon wieder etwas anderes. Wie ich gelesen habe, hast du dich anscheinend endgültig dazu entschieden, nicht zur Beerdigung zu gehen. Das ist absolut okay, denn du kanntest ihn wie gesagt ja nur flüchtig. Wenn ich vor dieser Entscheidung gestanden hätte, wäre ich vermutlich mitgegangen, weil du den Vater ja gut kennst und dein Partner ebenfalls hingeht.
Die Oma meines Partners war dort und meinte, das dies wohl einer der Beerdigungen ist, die es nicht sehr oft geben wird. Es waren um die 500 Menschen dort anwesend und die Kirche war so überfüllt, das ein großer Teil draußen bleiben musste leider. Auch "was ich sehr komisch finde" konnte man in der Leichenhalle vom Verstorbenen nochmals Abschied zu nehmen.
Die Beerdigung ging fast 2 Stunden und alle Parkplätze um den Friedhof waren voll. Selbst im Acker und auf Wiesen parkte man schon bis auf die Landstraße. Sehr viele seiner Mitarbeiter haben geweint, die zudem auch mit ihm befreundet waren. Seine Familie jedoch wäre so starr gewesen, als wenn sie nicht mehr weinen können nach all dem was passiert war auch verständlich. Ich habe es schon geahnt, das diese Beerdigung sehr groß werden wird, weil auch die Todesanzeigen vom Verstorbenen mehr als 1 Seite betrugen und das ist schon sehr selten, wenn jemand verstirbt.
Ich persönlich bin sowieso alles andere als religiös und habe daher auch nicht das Bedürfnis, auf eine Beerdigung zu gehen. Das bringt den Menschen nicht wieder her und er hat auch nichts davon, wenn irgendein Mensch ein paar christliche Gebete, die vorgefertigt sind, spricht und an ihn denkt. Ich verabschiede mich lieber mit persönlicher Note von dem jeweiligen Menschen und nicht mit einer lächerlichen Beerdigung.
Das man den Menschen auf einer Beerdigung nochmal sieht, ist mir neu. Meines Wissens nach sind die Menschen dann schon sicher verschlossen in einem Sarg, sodass das ganze Geschehen wohl eher symbolisch ist, als das man da wirklich den Menschen nochmal anfasst. Ich persönlich würde eher einen persönlichen Abschied im Geiste empfehlen, als wirklich die Beerdigung zu besuchen.
Du schreibst, dass du ihn nur flüchtig kennst, aber trotzdem geht dir sein Tod anscheinend so nahe, dass du nicht auf die Beerdigung gehen möchtest. Bei uns können die Angehörigen des Verstorbenen vor einer Beerdigung noch einmal den Leichnam kurz im Sarg sehen. Viele möchten das überhaupt nicht, weil sie den Anblick nicht ertragen würden. Wenn das bei dir auch der Fall ist und du dir den Anblick der Leiche ersparen willst, weil du ihn so in Erinnerung behalten willst, wie er zu Lebzeiten war, dann zwingt dich sicher niemand zu dieser Leichenbesichtigung.
Auf die eigentliche Beerdigung zu gehen, spricht eigentlich nichts dagegen. Das einzige was du siehst ist der Sarg und das verfälscht deine Erinnerung bezüglich des Verstorbenen eigentlich nicht. Ich würde grundsätzlich immer auf eine Beerdigung gehen, weil man dann mit dem Verstorbenen abschließen kann. Man weiß, dass es an dieser Stelle zu ende ist und das Leben weitergehen muss, egal wie schlimm es ist. Man kann sich am Grab noch einmal vom Verstorbenen verabschieden und dann wird der Sarg hinab gelassen.
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