Probleme auf der Arbeit mit nach Hause schleppen?

vom 20.12.2011, 23:05 Uhr

Meine Freundin kann zu hause einfach nicht abschalten. Sie bringt tagtäglich ihre Probleme von der Arbeit mit nach hause und da leidet auch ihre Partnerschaft drunter. Sie kann einfach nicht die Probleme bei der Arbeit lassen. Sie arbeitet in einem Krankenhaus und es nimmt sie immer sehr mit, wenn da mit einem Patienten was ist. Auch die Kollegen sind nicht immer sehr nett und sie würde auch dort aufhören, wenn sie das Geld nicht bräuchten und sie sich nicht für alle Patienten dort verantwortlich fühlen würde.

Kennt ihr das auch, dass ihr Probleme von der Arbeit mit nach hause bringt? Wie geht euer Partner damit um? Wie kann man es schaffen Arbeit und privat völlig zu trennen und wirklich abzuschalten? Denkt ihr, dass es gelingen kann, dass man zu hause nicht immer an die Arbeit denkt?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich kenne das von meinem Partner auch. Er versucht zwar immer, die Sorgen und Probleme seiner Arbeit nicht mit nach Hause zu bringen, aber so ganz gelingt ihm das dann auch nicht immer. Ich merke ihm gleich an, wenn es auf der Arbeit nicht so lief oder eben Ärger hatte. Manchmal ist er dann auch wirklich schlecht gelaunt und ich lasse ihn besser in Ruhe.

Aber gerade bei solchen Berufen im Kranken - und Pflegebereich, stelle ich es mir sehr schwer vor, nach der Arbeit wirklich alles zu vergessen und abzuschalten. Meine Schwägerin ist Altenpflegerin und sie erzählt manchmal ihrer Mutter von Dingen, die während ihres Dienstes passiert sind. Ich denke, dass sie die erlebten Dinge so besser verarbeiten kann. Aber sie ist auch einfach der Typ, der so etwas aushält und damit umgehen kann. Ich denke, dass das bei solchen Berufen wie Krankenschwester und Altenpflegerin auch sehr wichtig und eine Voraussetzung ist. Vielleicht sollte deine Freundin mal Entspannungsübungen versuchen. Ein Kurs für Yoga oder Autogenestraining oder ähnliches wäre da vielleicht hilfreich. Es könnte ja aber auch sein, dass es ihr einfach hilft, wenn sie mit jemandem über die Sorgen und Probleme reden könnte, die sie auf der Arbeit erlebt.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Das ist ein schwieriges Thema. Mir ist es schon passiert, dass ich wochenlang Magenprobleme habe, weil ich Stress auf der Arbeit habe. Das ist natürlich nicht nur nicht nett, sondern noch dazu echt bescheiden was die Beziehung zu Hause angeht. Wenn es einem immer schlecht geht - und zwar psychisch wie physisch - dann geht das nicht selten auf Kosten der Beziehung. Und nicht jeder kann gleich den Job kündigen wegen so etwas.

Letztendlich glaube ich aber, dass Probleme auf der Arbeit auch auf der Arbeit oder zumindest doch professionell geklärt werden müssen. Es gibt da ja auch Angebote. Und wenn man vielleicht seine Krankenkasse überreden kann, mal vor dem Burn-Out einzugreifen und eine Supervision zu bezahlen, das wäre doch mal was.

» JaNik » Beiträge: 12 » Talkpoints: 3,85 »



Ich habe das Problem zum Glück nicht, wenn ich aus dem Werkstor laufe, dann lasse ich die Arbeit zurück. Aber ich habe auch nicht so eine schwere Arbeit, die psychisch so belastend ist wie die deiner Freundin. Ich kann schon verstehen, dass es ihr schwer fällt, weil gerade in einem Krankenhaus so viel passiert was einem zu Nahe gehen kann. Ob ich das könnte, wüsste ich auch nicht, denn mir würde es bei so einer Arbeit sicherlich auch schwer fallen, nach der Arbeit einfach alles zurück zu lassen.

Mein Mann redet auch oftmals von der Arbeit, wenn ihm etwas passiert ist oder er sich über etwas geärgert hat. Aber das ist auch nicht so belastend, denn er hat auch keinen Job, der seelisch belastend sein kann. Dennoch reden wir dann einfach darüber. Ich weiß nun nicht, wie deine Freundin damit umgeht, wenn sie Probleme hat, wie sie es ihrem Mann sagt und ob sie auch mal Ruhe geben kann. Vielleicht liegt es ja auch am Mann, dass die Partnerschaft darunter leidet. Deine Freundin braucht möglicherweise einfach etwas Zuspruch und Unterstützung. Ich kann gut verstehen, dass es ihr schwer fällt, das liegt sicherlich an dem Beruf.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich kenne das Problem auch, muss ich sagen. Ich bin ein Mensch, der sich alles immer sehr zu Herzen nimmt und auch wochenlang über Dinge nachgrübelt, die eigentlich schon verjährt sind. Ich kann dann einfach nicht abschalten und so schleppe ich das Ganze mit mir herum. So ist es dann auch, wenn ich Stress und Ärger auf der Arbeit hatte. Das regt mich dann manches Mal so auf, dass ich es daheim meinem Mann erzähle und ihn regelrecht damit nerve, weil es einfach gar kein anderes Thema bei mir gibt. Er hört es sich zwar immer noch geduldig an, aber ich merke dann auch, dass er am liebsten die Wohnung verlassen würde, wenn ich mich mal wieder so aufrege. Darunter leidet die Beziehung dann auch, weil ich mich dann auch unverstanden fühle. Das war früher allerdings deutlich schlimmer - es ist wirklich schon eine Besserung eingetreten, aber so ganz schaffe ich es dann doch nicht, den Ärger auf der Arbeit zu lassen.

Bei meiner Mutter ist es noch schlimmer. Sie ist Altenpflegerin und ist erst 1 Jahr in diesem Beruf. Die Dinge, die dort passieren nehmen sie auch sehr mit und man merkt ihr auch an, dass sie wahnsinnige Probleme hat, da einfach abzuschalten, wenn sie nach Hause geht. Ihr gehen die Todesfälle auch immer sehr nahe und ihr Mann ist in der Beziehung auch ein wenig unsensibel. Ihr fehlt da auch einfach ein wenig der Zuspruch von ihrem Mann, denke ich mal. Er ist aber so und damit muss sie dann halt klarkommen. Der Mann meiner Mutter meint es dann auch nicht böse oder so, aber man merkt schon, dass die Beziehung manches Mal darunter leidet. Meine Mutter mag ihren Job zwar sehr, aber er ist auch sehr anstrengend. Ich habe ihr auch schon angeboten, dass sie mich einfach anruft, wenn sie jemanden zum Reden braucht und dieses Angebot hat sie auch sehr oft schon angenommen. Es ist einfach wichtig, dass man dann jemanden hat, denn Reden hilft meistens schon und der Ärger verfliegt.

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» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich kenne nur wenige Menschen, die es schaffen, Probleme von der Arbeit auch dort zu lassen. Allerdings sind die meisten dieser Personen mit Leidenschaft in ihrem Beruf tätig und einige davon auch in verantwortlichen Positionen. Da fällt es dann sicher auch so einfach schwerer einmal abzuschalten.

Meine Beziehung hat bisher noch nicht darunter gelitten, aber ich kenne es aus einer früheren Beziehung. Der Partner konnte auch einfach abschalten und seine Berufstätigkeit war für ihn auch nur ein lästiges Übel. Wer dann anders tickte und eben nicht so einfach abschalten konnte, der war dann schon suspekt. Wenn man dann auch gar nicht die Möglichkeit hat, mit dem Partner darüber zu sprechen, was einen bedrückt oder belastet, dann leidet früher oder später auch die Beziehung darunter. Denn sicher sollten Gespräche über den Job in einem gewissen Rahmen auch möglich sein.

Und den Rahmen sehe ich dann bei Deiner Freundin, Diamante, doch gesprengt. Denn gerade in solchen pflegerischen Berufen, muss man auch eine gewisse Distanz wahren können. Ich habe selbst einige Zeit in einem Pflegeheim gearbeitet und da war die erste Regel, sich nicht zu sehr an einzelne Personen binden zu lassen. Wenn Deine Freundin nun auch beruflich tätig ist, dann sollte sie das wissen und auch beherzigen. Daher bräuchte sie sicherlich Hilfe, um besser abschalten zu können.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich finde es sehr schwer, die Arbeit nicht mit nach Hause zu nehmen. Ich kann zwar sehr gut zu Hause abschalten, aber wenn mich wirklich etwas berührt, geht das auch nicht. Besonders wenn Kollegen nicht gerade nett zu einen waren oder der Tag einfach nur stressig war. Stress allein kann ich bei der Arbeit lassen, Probleme mit Kollegen eher nicht. Das beschäftigt mich manchmal auch noch zu Hause. Die richtige Balance dafür muss jeder selbst für sich finden. Deine Freundin sollte mal über einen Jobwechsel nachdenken, denn es ist nicht gerade fördernd, wenn sie sich dauernd Gedanken über die Patienten macht.

Ein guter Ausgleich für Ablenkung nach der Arbeit ist, wenn man zum Beispiel ins Fitnessstudio geht und sich dort richtig aus schwitzt oder sich ein gutes Hobby sucht. Außerdem hilft regelmäßiges in den Urlaub fahren, damit der Stress nicht zur Krankheit wird.

» Jenna87w » Beiträge: 2149 » Talkpoints: 0,47 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ganz besonders extrem ist es mir selbst so gegangen, als ich meinen vorletzten Job in einem Unternehmen gehabt habe, in dem es um nicht sonderlich viele andere Dinge ging als das gegenseitige Mobben, Ausstechen und Intrigieren, neben dem Lästern über andere Kollegen, natürlich, das wirklich an der Tagesordnung war. Dass es in diesem Unternehmen so zugeht, habe ich in den ersten drei Monaten noch gar nicht wirklich mitbekommen, das wurde mir erst nach und nach langsam klar. Ich war allerdings selbst nicht selten Opfer dieser Zustände und diese Tatsache war im Endeffekt dann auch ursächlich dafür, dass ich diese Stelle per Aufhebungsvertrag kündigen musste, weil ich dort irgendwann kaputtging.

Die Probleme, die mir verursacht wurden, habe ich natürlich mit nach Hause genommen, denn ich war den ganzen Arbeitstag damit beschäftigt, mich zu wehren, mich umzusehen, mich zu schützen, zu analysieren, wer eigentlich der Haupttäter ist und herauszufinden, warum das alles passiert und was das soll. Außerdem musste ich mich wehren und mir selbst gut zureden, mir Mut zusprechen und mir teilweise auch Hilfe holen. Wirklich um die Schäden, die bei mir verursacht worden, kümmern, konnte ich allerdings dann erst abends, wenn ich zu Hause und somit in Sicherheit war, so habe ich das empfunden. Die Arbeit dort war für mich wirklich irgendwann nur noch die reinste Hölle und ich kann mir auch heute noch nicht vorstellen, dass ich das alles für mich hätte behalten sollen, ohne also zu Hause darüber zu sprechen oder diese Probleme vor der Haustür abzulegen, denn ich wüsste nicht, wie das hätte gehen sollen.

Das alles liegt nun aber schon etwas über zwei Jahre zurück und ich habe zwischenzeitlich eine Psychotherapie hinter mir, die leider durch diese Arbeit notwendig geworden war. Im Rahmen dieser Therapie habe ich aber einiges gelernt, was für mich selbst wirklich hilfreich ist und mir auch dazu dienen soll, gleich in entsprechenden Situationen zu erkennen, was ich tun kann, damit die Situation nicht für mich eskaliert. Und in meinem momentanen Beruf fühle ich mich einfach nur wohl und diese Probleme mit Kollegen habe ich nicht. Auch mit meinem Chef komme ich richtig gut zurecht und ich mag ihn auch wirklich gerne, sodass ich wirklich überhaupt keinen Grund mehr dazu habe, Probleme mit nach Hause zu nehmen, jedenfalls nicht solche, die etwas mit dem Betriebsklima zu tun haben, denn die gibt es nicht mehr.

Alles, was mit Kunden zu tun hat, die es auch in meinem aktuellen Job reichlich gibt, lasse ich eher außen vor und mir fällt es auch nicht sonderlich schwer, das alles eher mit Distanz zu behandeln und nicht an mich heranzulassen. Natürlich bringt auch die Arbeit bei einem Rechtsanwalt mit sich, dass einen die eine oder andere Angelegenheit mehr berührt als andere, das ist schon klar. Aber ich empfinde es wohl so, dass ich in meinem Job auch nicht ganz unhilfreich für unsere Kunden bin, denn ich sorge dafür, dass mein Chef sich darum kümmern kann, dass jeder sein Recht bekommt und verschiedene Sachverhalte aufgelöst und geklärt werden. Ich kann nicht wirklich mehr tun als das, was ich tue, jedenfalls nicht in meiner Position. Aber ich weiß, dass mein Chef ein wirklich guter Anwalt ist und fühle mich deshalb schon wirklich gut, wenn ich weiß, dass ich hier eine Assistenz sein kann. Die Einzelschicksale mancher Klienten dringen deshalb nicht so nah an mich heran, was wahrscheinlich auch gut ist, denn ich könnte ja dennoch nicht mehr tun als momentan schon, selbst, wenn ich das alles nicht entsprechend distanziert sehen könnte.

Nun ist es tatsächlich bei mir soweit, dass ich zu Hause selten an meine Arbeit denke, weil ich diese dort lassen kann, wo ich sie ableiste. Allerdings liegt das vermutlich auch wiederum an der Tatsache, dass ich immer wieder merke, dass mir niemand irgendwelche Probleme machen will oder einen fiesen Druck auf mich ausübt, der mir genau dieses Problem verursachen soll. Ich weiß, dass ich es mit jeder Menge Fairness zu tun habe und dass ich meinen Platz gefunden habe, den man mir wirklich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln ermöglicht hat. Und über diese Tatsache bin ich wirklich mehr als dankbar, denn ich weiß aus Erfahrung, Diamante, dass es sich niemand selbst aussucht, dass er seine beruflichen Probleme mit nach Hause nehmen will. Dafür verantwortlich sind schwere Belastungen und Vorgänge in einem Menschen, die ihn so sehr unter Druck setzen, dass er nicht abschalten kann, weil er sie gedanklich nicht zu lösen in der Lage ist.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Bei mir war es früher ganz schlimm und ich habe auch zuhause noch lange über Probleme bei der Arbeit nachgedacht und konnte auch oft nicht einschlafen und lag wach, weil ich nur darüber nachdachte, wie ich mich in einer Situation besser verhalten hätte oder warum ein Fehler passiert ist.

Mittlerweile ist es besser geworden. Ich weiß allerdings gar nicht, warum. Ich habe nicht wirklich etwas verändert. Wahrscheinlich habe ich mit der Zeit einfach ein dickeres Fell bekommen, von dem so manche ungerechtfertigte Kritik dann einfach abprallt.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich denke man muss wirklich unterscheiden, welchen Beruf ein Partner ausübt, um verstehen zu können, wieso Probleme mit nach Hause gebracht werden. Grundsätzlich sollte man natürlich versuchen die Probleme auf der Arbeit zulassen, damit privat keinerlei Schwierigkeiten auftauchen, aber in vielen Berufen ist es wirklich nicht möglich und dafür muss man auch Verständnis haben.

Besonders schwierig stelle ich mir dieses "Probleme auf der Arbeit" lassen bei Polizisten, Ärzte und auch Rettungsdienste vor. Dort passieren ständig sehr viele Unfälle, Überfälle, Straftaten & Co., die einfach nicht so vergessen werden können. Gerade auch Straftaten, die mit Kindern zu tun haben oder mit einem selber sind nicht so einfach zu vergessen. Zudem fragen oftmals gerade bei diesen Berufen die Partner, was am Tag passiert ist, denn das sind Berufe wo nicht ständig der selbe Trott herrscht.

Grundsätzlich sollte man aber schon versuchen, dass keine Probleme mit in die Beziehung gebracht werden, weil ansonsten kann es sein, dass man nicht mehr so lange zusammen ist. Ein Partner möchte nicht ständig mit den Problemen von der Arbeit konfrontiert werden, denn damit werden alltägliche Dinge auch überschattet. Da meine Frau und ich zusammen arbeiten sprechen wir kaum über die Arbeit, obwohl es Mal vorkommt, doch von Problemen auf der Arbeit kann bei uns auch nicht die Rede sein.

» paddelfisch » Beiträge: 655 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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