Kleine Kinder mit auf den Friedhof nehmen?

vom 20.12.2011, 22:42 Uhr

Ich denke, dass ich befürchten würde, dass ein sehr kleines Kind vielleicht Unruhe in die Beerdigungssituation bringen könnte, weil es bei uns in Deutschland nun mal üblich ist, dass eine Beerdigung eher ruhig und in gedrückter Stimmung vonstatten geht und das respektiert zu werden hat. Alles, was dagegen verstößt, wird hierzulande gerne mit gerunzelter Stirn betrachtet und ich hätte vermutlich einfach Angst davor, dass sich jemand durch ein kleines Kind, das durch diese Stimmung verunsichert werden oder sich sonst irgendwie unpassend benehmen könnte, gestört fühlt. Insofern würde ich vermutlich auch eher dafür sorgen wollen, dass mein Kind bis zu einem Alter, in dem ich ihm verschiedene Dinge erklären kann, betreut wird, während die Beerdigung stattfindet und möglichst auch nicht mit auf dem Friedhof erscheint. Hier ein passendes Alter des Kindes zu bestimmen, finde ich übrigens schwierig, aber ich denke, dass ein Kind im Alter von fünf oder sechs Jahren alt genug sein dürfte, um entsprechende Hintergründe und Zusammenhänge zu verstehen, wenn man sie im in Ruhe erklärt.

Generell hätte ich selbst sicherlich überhaupt kein Problem damit, wenn auch kleine Kinder, die noch nicht sprechen können, an einem solchen Begräbnis teilnehmen, auch dann, oder sogar vor allem dann nicht, wenn sie gute Laune haben und sich „unpassend“ benehmen. Vermutlich würde mir das erst recht den Kreislauf des Lebens vor Augen halten und dieser Tod, der hier betrauert wird, würde mich nicht ganz so belasten, wenn ich daneben quasi das blühende, gerade erwachsende Leben sehen würde. Mich persönlich würde es jedenfalls vermutlich nicht stören, auch nicht in meiner Trauerarbeit, wenn kleine Kinder an einer Beerdigung teilnehmen würden, aber ich kann es nachvollziehen, wenn sich andere Menschen davon gestört fühlen würden, und insofern würde ich auch sicherlich versuchen, es gar nicht erst zu entsprechenden Situationen kommen zu lassen und mein eigenes Kind in eine gute Betreuung übergeben, bevor ich selbst an einer Trauerfeier teilnehmen würde.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Letztes Jahr ist mein Großvater und somit auch der Urgoßvater von den Kindern meines Bruders verstorben, die Kinder sind inzwischen sechs und acht Jahre alt und sie waren sowohl in der Kirche, als auch bei der Beerdigung mit dabei. Ich war ja selbst auch sehr skeptisch gewesen, aber sie haben es mitbekommen, dass ihr Urgroßvater nicht mehr lange leben wird und zudem ist der Tod ein natürlicher Vorgang. Die Eltern haben mit den Kindern auch darüber gesprochen und für sie war es auch in Ordnung, zumal haben die Kinder diesen letzten Gang nicht ganz so schwer werden lassen. Ich fand das schon echt gut so.

Die Mutter der beiden Kinder sagte aber auch, dass die Kinder auch aufgrund der Umstände einfach mitgehen sollten und durften, da es sich um eine doch recht alte Person handelte. Immerhin ist unser Großvater mit fast hundert Jahren verstorben. Hätte es sich bei der verstorbenen Person um jemanden gehandelt, der beispielsweise erst mit 20 Jahren oder so verstorben wäre, wäre es etwas anderes gewesen.

Ich weiß von mir selbst, als meine Großmutter verstarb, war ich etwa fünf Jahre alt und war nicht auf der Beerdigung dabei gewesen. Ob ich gern mitgegangen wäre, weiß ich nicht, ich bin aber laut der eigenen Erinnerung schon arg durcheinander gewesen, weil mein älterer Bruder wohl dabei gewesen ist und wo mein jüngerer Bruder letztendlich war, weiß ich nicht. Aber ich denke, es sollte eben schon auch darauf ankommen, welcher Bezug der Verstorbene zu dem Kind hatte und warum sollte man beispielsweise ein vierjähriges Kind sich nicht vom Großvater oder von der Großmutter verabschieden dürfen? Wie soll es denn gehandhabt werden, wenn beispielsweise ein kleines Kind seine Mutter oder seinen Vater verliert? Will man dann das Kind auch fern von der Beerdigung halten? Ich kann also keine klare Grenze ziehen und es kommt einfach auf die Umstände an, auch, auf den Wunsch des Kindes und das Verständnis, welches das Kind bereits aufbringen kann.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Vor einigen Monaten ist mein Vater nach schwerer Krankheit gestorben. Meinen zu dem Zeitpunkt 4 1/2-jährigen Sohn und meine 1 1/2-jährige Tochter haben wir zu der Beerdigung mitgenommen. Vorher haben wir dem Großen die Tatsachen erklärt. Er hatte schon grobe Vorstellungen davon, was es heißt, wenn jemand gestorben ist. Dass derjenige dann nicht mehr wiederkommt wußte mein Sohn ebenfalls.

Wir haben ihn auf die Beerdigung vorbereitet und ihm kindgerecht erklärt, dass man sich mit der Beerdigung noch einmal vom Opa verabschieden kann, bevor man ihn schlußendlich gehen lässt. Mein Sohn hat die Erklärungen gut aufgenommen und auch von sich aus viele Fragen zur Beerdigung und zum Tod allgemein gestellt, die wir ihm auch kindgerecht beantwortet haben.

In meiner Familie kam auch überhaupt nicht die Frage auf, wieso man denn nun die kleinen Kinder zur Beerdigung mitnimmt. Das wurde ganz selbstverständlich hingenommen und bei der Beerdigung hat jeder auch ein wenig auf die Kinder geschaut, ihre Fragen beantwortet und ich kann nur sagen, dass mein Sohn dieses Erlebnis emotional gut verarbeitet hat. Ich habe das Gefühl, gerade dieses bewußte "Tschüß-Sagen" zum Großvater, das Verabschieden hat meinem Sohn geholfen, das Ganze wirklich zu verstehen. Meine kleine Tochter übrigens hat die halbe Trauerfeier und anschließende Beisetzung im Buggy schlicht und einfach verschlafen.

Der Pastor zum Beispiel war auch sehr dafür, dass die Kinder bei der Beerdigung dabei sind. Er meinte, gerade für die Kinder ist solch ein Ritual für die Verabschiedung wichtig, um nicht irgendwie in der Luft hängengelassen worden zu sein. So findet alles seinen Abschluss.

Mir ging es sehr zu Herzen, als mein Sohn am offenen Grab stand, seine Rose auf den Sarg warf und meinte "Tschüß, Opa." Später hat der Kleine auch noch viel mit meiner Mutter geredet, Fragen über den Opa gestellt und dadurch dann auch gemerkt, dass der Opa doch nicht ganz weg ist, sondern man ruhig auch noch an ihn denken kann und sich an ihn erinnert.

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» felis.silvestris » Beiträge: 642 » Talkpoints: 0,56 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Kinder ab fünf oder sechs Jahren kann man durchaus mit zum Friedhof nehmen. Von Vorteil ist natürlich auch, wenn man vorher schon mal ein Kind mit zum Friedhof genommen hat und ihm die gestellten Fragen kindgerecht beantwortet hat. Wenn Kinder vorbereitet sind, werden sie höchstens zwischendurch mal eine Frage stellen, aber die Feier nicht stören. Wenn eine Bezugsperson der Kinder beerdigt wird, werden Kinder traurig sein, wenn sie nicht zur Beerdigung mit dürfen. Es kommt natürlich auch darauf an, wie weit die Kinder selbst sind, ob sie die Bedeutung einer Beerdigung erfassen und verarbeiten könne.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Es kommt auf die Reife des Kindes an und auf die Beziehung zum Verstorbenen. ich würde es mir sehr überlegen, ob ein Kind eine Beerdigung schon richtig verarbeiten kann. Viele Kinder können es aber. Als meine Mutter gestorben ist, waren meine Kinder zwischen drei Jahre und fünf Jahre alt. Meine Schwester hat fünf Kinder, die damals zwischen sechs und vierzehn Jahre alt waren. Wir haben sie alle auf die Beerdigung mitgenommen und zwar deswegen, weil meine Mutter sehr an den Enkelkindern gehangen hat. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass sie die Enkel mehr liebte als uns. Wir wussten, dass sie es gewollt hätte und es hat auch alles gut funktioniert. Kinder haben ein feines Gespür für Stimmungen. Sie waren sehr ernst und ruhig bei der Zeremonie.

Man muss sich das wirklich ganz genau überlegen. Wenn zum Beispiel die Mutter eines Kindes stirbt, ist es doch besser, wenn das Kind mit eigenen Augen sieht, wie die Mutter in die Erde kommt, als wenn sie plötzlich weg ist und später auf de Friedhof sagt man dem Kind, dass dort die Mutter liege.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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