Werden Männer mit femininer Kleidung als schwul angesehen?

Werden Männer, die sich etwas femininer kleiden immer als schwul dargestellt? Ist euch das auch schon einmal aufgefallen? Bei mir in der Klasse ist ein Junge, der meistens hautenge Tops und Jeans an hat, die man größtenteils nur bei den Mädchen sieht. Dazu hat er noch in beiden Ohren einen riesigen Ohrring. Letztens munkelte man wieder in der Klasse darüber, ob er denn schwul sei. Ich kapiere das immer nicht so ganz, aber ich glaube, dass das Wort "Schwul" einfach oftmals nur als Schimpfwort gewählt wird oder wenn jemanden irgendetwas nicht gefällt "Das sieht schwul aus".

Manchen Leuten sieht man durch ihrer Aufmachung wirklich an, dass sie schwul sind, aber eigentlich spricht doch auch nichts dagegen als Hetereo auf sein Äußeres Wert zu legen. Ich weiß nämlich, dass er eine Freundin hat. Ist euch auch schon mal aufgefallen, dass Männer, die Wert auf ihr äußeres Erscheinungsbild legen und die sich oftmals auch etwas femininer kleiden immer gleich als schwul angesehen werden? Dabei sieht man es gar nicht jedem Homosexuellen an, dass er schwul ist.

Es ist ja doch häufiger so, dass Männer gerade auch homosexuell sind, wenn sie eher feminine Kleidung tragen. Da sind dann auch eher enge Röhrenjeans und rosa Hemden vertreten. Aber seit David Beckham müsste eigentlich jeder wissen, dass es dieses sogenannte metrosexuell gibt. Daher finde ich es auch sehr voreingenommen, wenn immer gleich gesagt wird, dass jemand sicherlich schwul ist, weil er eben einen anderen Kleidungsstiel hat als andere Männer. Mir ist aber auch schon oft aufgefallen, dass diese Männer oder Jungen dann gleich als schwul tituliert werden. Oder man eben hinter dem Rücken sagt, dass etwas schwul aussieht.

Dann müsste ja auch jede Frau oder jedes Mädchen für lesbisch gehalten werden, die kurze Haare trägt und eher burschikos wirkt. Aber das passiert komischerweise nicht oft bzw. ich habe das noch nie erlebt.

Ich habe in meinem Bekanntenkreis einige Männer, die hautenge Tops (Art Unterhemden) und hautenge Jeans anziehen, u.a. weil es ihnen gefällt und ihnen auch zudem sehr gut steht. Ich finde daran nichts schwules, denn sie haben die dazu gehörige Figur. 2 davon sind sogar Tänzer und um dies beim Tanzen näher zu bringen, wird eben auch hautenge Kleidung getragen, um die Muskeln und den nahezu perfekten Körper näher zu bringen. Meist haben sie Jacken drüber, die sie dann beim Tanzen nebenbei ausziehen (nur die Jacken!) wodurch dann die Muskeln zum Vorschein kommen bei einem Top (Unterhemd). Jedoch als schwul würde ich diese Menschen absolut nicht bezeichnen. Ich habe dies auch noch nicht erlebt, das diese Menschen als schwul betitelt wurden, nur weil sie diese Kleidung tragen.

Es tragen doch genug Sänger diese Art an Kleidung und diese werden auch nicht als schwul betitelt, u.a. Jason Derulo. Da sagt auch komischerweise niemand etwas und findet diesen Mann attraktiv oder etwa nicht?

In einem Alter der sexuellen Unsicherheit, also wenn man sich selbst nicht sicher bezüglich der eigenen Gefühlswelt ist, versucht man sich nach außen möglichst hart aufzustellen. Und weil die Persönlichkeit noch zu schwach ist, um Gegenwind auszuhalten, versucht man zunächst sind bei der Mehrheit zu positionieren! Durch ein "Anderssein" bietet man zu viel Angriffsfläche, was einfach in der Lebenssituation nicht zu gebrauchen ist. Wenn man dann Homosexualität als was schlechtes sieht (also "schwul" auch als Schimpfwort offensiv nutzt), hat man die Möglichkeit, sich der Mehrheit anzuschließen. Gruppen bilden sich eben immer auch durch Ausschluss. Jetzt hat man eine mutmaßliche Gemeinsamkeit (alle gegen "schwul") und damit eine Basis, über die man Sicherheit gewinnen kann.

Was dann letztlich Auslöser für einen solchen "Stempel" ist, lässt sich schwer ausmachen. Der Klassenkasper oder Klassenrowdy wird wohl nicht so schnell entsprechend tituliert. Ganz gleich, ob Ohrringe getragen werden oder er sich entsprechen kleidet.

Bei möglichen Außenseitern kann das Attribut der der Verdacht auf "schwul" hingegen schon ein mächtiges Mittel der Ausgrenzung sein. Das ist dann eine Waffe, mit der einzelne fertig gemacht werden sollen. Ich verstehe wirklich nicht, wieso so was immer wieder (über Generationen) noch funktioniert. Denn eigentlich ist die sexuelle Ausrichtung nichts, was sich zur "Beleidigung" eignen sollte.

Manchmal ist das Naheliegendste doch so einfach, und gerade in einem noch jugendlichem Alter ist der Stempel schnell mal aufgedrückt. Sicherlich neigen homosexuelle Männer und Jungen zum Großteil schon mal dazu, sich anders anzuziehen, aber ich muss sagen, dass schon seit einigen Jahren eine Kleidung, die auf eine angebliche Homosexualität hinweisen soll, auch von heterosexuellen Männern und Jungen getragen werden. Vielleicht, weil es gerade modern ist, vielleicht, weil sich auch ein Mann inzwischen etwas figurbetonter/ modebewusster kleidet, aber nicht unbedingt, um seiner Sexualität Ausdruck zu verleihen.

Allein aufgrund der Kleidung könnte ich heute keinen Mann als "homosexuell" bezeichnen, da kommen noch andere Faktoren hinzu, wie das Verhalten an sich oder das offensichtlichste, wenn ein Mann mit einem anderen Mann händchenhaltend durch durch die Stadt geht oder so etwas. Aber nur wegen der Kleidung ist es schwer auszumachen, ob jemand schwul ist oder nicht.

Vor ein paar Jahren sah es schon noch anders aus, aber ich denke, inzwischen sollte man eigentlich in der Lage sein, dieses Schubladen denken auch in einem jugendlichem Alter mal beiseite zu packen und nicht voreilig etwas zu ver- oder auch nur zu beurteilen.

Ich denke, dass hier einfach nur versucht wird, Andersartigkeit lächerlich zu machen. Und was ist bei den pubertierenden Jungen, die Gleichaltrige mobben, denn die heftigste denkbare Beleidigung? In so einer Lebensphase, wo alle möglichst "männlich" wirken wollen, denken sie wohl, es sei die heftigste Beleidigung, sein Gegenüber als unmännlich zu bezeichnen. So eben als verweiblicht oder schwul.

Abgesehen davon gibt es in unserer Gesellschaft auch noch diese Klischeevorstellung, dass Schwule alles feminine "Tucken" seien, die sich weibisch und schrill kleiden, überemotional sind, was man ja klischeehaft auch dem weiblichen Geschlecht zurechnet, und so weiter. Leider glauben wohl auch viele Leute, die von Vorurteilen beherrscht werden, tatsächlich, dass schwule Männer alle "verweiblicht" seien.

Das ist natürlich totaler Blödsinn, weil Homosexualität sich nicht daran festmacht oder sich darin äußert, wie man sich kleidet oder wie man sich charakterlich gibt. Zweifelsohne kultivieren einige auch extra diese Klischees, oder spielen scherzhaft damit, aber das ändert nichts daran, dass Schwule gleichermaßen feminin oder maskulin wirken können, genauso, wie es burschikose und auch sehr feminine Lesben gibt. Aber in den Klischees in den Köpfen intoleranter Menschen hat sich eben diese Idee gebildet, dass Schwule feminin seien und Lesben maskulin, und dieses Klischee wird in den Medien auch immer wieder bestätigt. Schaut euch zum Beispiel mal diverse Comedysendungen auf den privaten Fernsehkanälen an, wie da Schwule dargestellt werden. Sicherlich ist das als Comedy gedacht, aber viele Leute glauben diese Dinge dann trotzdem wirklich, weil sie sie eben immer genau so und nie anders in den Medien sehen.

Zu Nelchen noch: Dass burschikose Mädchen nie als Lesben beschimpft würden, stimmt leider nicht! Das mag regional sehr unterschiedlich sein, aber an meiner Schule war es zum Beispiel durchaus so, dass Mädchen von anderen Mädchen, aber auch von Jungen, blöd angemacht wurden, sie seien "scheiß Lesben", weil sie eben keine körperbetonte, enge Kleidung trugen, sehr kurzes Haar hatten, oder aber keinen Schmuck trugen. Es gibt also nicht nur den Fall, dass Jungen wegen ihrer Kleidung als schwul beschimpft werden, sondern auch genau den umgekehrten.

Also zunächst einmal sollte man da ein bisschen unterscheiden, weil häufig meinen Leute, dass wenn Männer feminin aussehen, sie Wert auf ihr Äußeres legen und anders herum irgendwie nicht. Ich habe beobachtet, dass das wirklich oft in Verbindung gebracht wird,auch bei dir ist das scheinbare der Fall, weil du meinst, dass es nicht schlecht sei, auf sei Äußeres zu achten. Ich denke, dass man da aber unterscheiden sollte, denn ein Mann kann durchaus auch auf sein Äußeres achten, ohne dabei feminin zu wirken. Mein Freund sieht auch kein bisschen weiblich aus und achtet dennoch sehr auf sein Äußeres. Und umgekehrt heißt es nicht, dass ein Mann gepflegt ist, wenn er irgendwie feminin wirkt, man kann auch hautenge Tops und andere feminine Kleidungsstücke tragen und dennoch ungewaschen und ungepflegt sein.

Ich selbst finde, dass die Kleidung von Männern heutzutage eh etwas femininer ist, es ist so gesehen in Mode und Männer, die die Mode mitmachen, tragen heute ja auch Oberteile mit größerem Ausschnitt oder eben so Sachen wie Hemden in pink, lila und rot Tönen oder mit Mustern, die irgendwie weiblich wirken. So gesehen kleiden sich meiner Ansicht nach die Männer heutzutage als schon mal durchaus femininer, als noch vor einigen Jahren und man kann wohl auch sagen, dass feminine Kleidung ein Hauptmerkmal homosexueller Männer ist, in sofern ist es also auch nicht weiter verwunderlich, wenn sehr feminin wirkende Männer als schwul gehalten werden. So wie das aber bei euch in der Schule zu geht, finde ich das schon ein bisschen albern, es ist sehr kindisch, wenn man Homosexualität als Schimpfwort benutzt und ich denke, dass es darum in deiner Klasse auch nicht geht, die Teenager hier sind eben alle noch sehr unreif.