Sind für gute Eltern die Kinder immer das Wichtigste?
Es gibt ja noch immer so einige Mythen, die rund um die Elternschaft existieren. Ein Mythos davon ist, dass die Kinder immer das Wichtigste sind. Also zuerst kommen die Kinder, dann lange nichts und dann erst die Eltern. Wenn man nicht nach dieser Maxime handelt, dann bekommt man das schnell mal auf das Butterbrot geschmiert und oft genug haben die Eltern, deren Kinder gerade im höheren Alter nicht mehr der einzige Lebensinhalt sind, dann auch erst einmal ein etwas schlechtes Gewissen.
Ich denke ja, dass Kinder zwar in den ersten Lebensjahren schon das wichtigste sein sollten. Aber je älter die Kinder werden, desto besser ist es doch auch für die Kinder, wenn sie nicht der einzige Lebensinhalt ihrer Eltern sind. Immerhin wird es für die Eltern so auch einfacher ihre Elternschaft gut zu meistern - können sie doch auch ohne schlechtes Gewissen einmal etwas für sich tun. Aber auch für die Kinder ist es doch schon, wenn sie kein schlechtes Gewissen haben müssen, wenn sie sich von ihren Eltern abnabeln. Was denkt Ihr darüber?
Menschen können auch auf der Wichtigkeitsskala ganz oben stehen, ohne das man sie ständig bei sich hat. Wer täglich 10 und mehr Stunden beruflich unterwegs ist und 8 Stunden schläft, verbringt schnell mehr Zeit mit anderen Menschen, als mit seinen Kindern.
Ich habe Eltern kennengelernt, die sehr gut loslassen konnten. Die auch ihr weinendes Kind ohne schlechtes Gewissen dem Babysitter in die Hände drückten, um zu einer Veranstaltung aufzubrechen. Es war klar, dass das Kind nichts schlimmes hat, der Babysitter kannte das Kind, war gut ausgebildet und die Mutter war der Meinung, dass der Babysitter sich ebenso gut um die Windel kümmern konnte, wie sie selbst in diesem Moment. Zumal eine hektische, genervte Mutter unter Zeitdruck ein Kleinkind eher verwirrt. Als Besucher wirkte das fast herzlos auf mich. Doch die Mutter wusste, dass das Kind kurz darauf ruhig sein würde und eine angenehme Zeit mit dem Babysitter hatte. Andernfalls gab es für Notfälle eine Handy, was auch immer erreichbar sein musste.
Man kann auch auf einem Konzert sein, arbeiten gehen, sexuell aktiv sein oder einem Hobby nachgehen und trotzdem ist das Kind die Nummer eins. Auch wenn es mit der Sache gar nichts zu tun hat, so liebt man sein Kind doch nicht weniger, wenn man alleine einen Kurzurlaub macht. Voraussetzung ist natürlich, dass die Betreuung des Kindes in dieser Zeit entsprechend dem Alter des Kindes vorhanden ist.
Ich sehe das eigentlich ähnlich wie du. Im Säuglings und Kleinkindalter ist es natürlich extrem wichtig, dass die Eltern für die Kinder da sind und sie irgendwo auch an der ersten stehen. Aber sobald sie erstmal die Grundschule hinter sich haben, sollte man auch langsam anfangen sich zu lösen, denn jetzt beginnen die Kinder selbstständiger zu werden. In der Pubertät ist Unterstützung natürlich auch sehr wichtig, aber es ist weit nicht mehr so nötig, wie eben in den ersten Lebensjahren. Daher würde ich hier nicht mehr unbedingt sagen, Kind steht an erster Stelle. Auch Eltern müssen mal schauen, wo sie bleiben und nur weil man ein Kind bekommt, heißt das nicht, dass man jetzt für den Rest des Lebens an zweiter Stelle steht und alles nach dem Kind richten muss. Das ist letztendlich auch für das Kind kein großer Vorteil, denn wenn es dann mal wirklich auf eigenen Beinen steht und nicht mehr an erster Stelle steht, fällt schon manch einer aus allen Wolken.
Ich finde es daher teilweise sogar ein bisschen krankhaft, wie sehr Eltern, eigentlich speziell Mütter, an ihren Kindern festklammern. Ich habe da immer ein sehr gutes Paradebeispiel in meinem Verwandtenkreis. Mein Onkel, eigentlich ein sehr bodenständiger und rationaler Mensch, hat eine Frau geheiratet, für die sind ihre Kinder wirklich alles. Inzwischen sind die ''Kleinen'' 17 und 21 Jahre alt, aber wenn es mal auf eine Familienfeier geht oder so, steht Mutter immer auf und legt den ''Kindern'' das Essen auf den Teller, schüttet trinken ein. Wenn sich einer von ihnen dann mal bisschen zu viel bewegt, wird ermahnt still zu sitzen, weil man sonst irgendwas bekommen könnte (beide haben angeblich Asthma, ist von keinem Arzt je bestätigt worden), überhaupt tut sie Dinge, die in diesem Alter bei einem Kind einfach nicht mehr angebracht sind. Letztendlich bekommt man dadurch wirklich den Eindruck, sie hinge krankhaft an diesen Kindern fest, sie werden vermutlich immer ihre Nummer 1 bleiben.
Ich denke es kommt darauf an, wie man wichtig überhaupt definiert, bzw. wie man das Ganze auslebt. Also ich denke, dass ein Mensch unheimlich wichtig sein kann, aber, dass das trotzdem nicht dazu führen muss, dass man für ihn sein eigenes Leben aufgibt um sich total auf diese Person zu fixieren. Das ist in Partnerschaften ja im Grunde genommen auch nicht viel anders.
Meine Eltern hatten immer ihre Jobs, ihre Hobbys und Interessen, ihre Freundeskreise und so weiter und ich habe mich deshalb nie unwichtig gefühlt. Ich habe auch jetzt noch das Gefühl, dass ich für meine Eltern total wichtig bin, obwohl ich ja nun ein völlig eigenes Leben lebe. Auf der anderen Seite habe ich es aber auch erlebt, dass Eltern viel mehr auf ihre Kinder fixiert waren, teilweise dann auch den Beruf aufgegeben hatten und, dass sich die Kinder trotzdem nicht wichtig und anerkannt gefühlt haben. Da habe ich schon öfters gehört, dass die eigene Meinung bei den Eltern nicht zählt, oder, dass gewisse Dinge nicht erlaubt werden, die bei anderen im gleichen Altern normal waren und, dass man sich deshalb nicht ernst genommen fühlt und so weiter.
Ich bin der Meinung, dass Eltern schauen müssen, dass es ihnen selbst gut geht, wenn sie möchten, dass es ihren Kindern gut geht. Wer als Eltern den Fokus nur auf das Kind legt und dabei vergisst, sich selbst ab und zu etwas Gutes zu tun, trägt nicht gerade zum Wohl des Kindes bei. Denn Kinder haben - gerade wenn sie noch sehr jung sind - ein sehr feines Gespür dafür, wenn bei den Erwachsenen etwas im Argen liegt und das überträgt sich auch auf die Kleinen. Es bringt demnach herzlich wenig, mit dem Kind beispielsweise den zehnten Indoor-Spielplatz in Folge aufzusuchen, um dem Kind eine Freude zu machen, wenn die Erziehungsberechtigten das nur mit einer unterschwelligen Genervtheit tun und sich letztlich wünschen, sie hätten keinen Nachwuchs bekommen, weil sie keine Zeit mehr für sich selbst finden.
Andererseits schadet man der Entwicklung der Kinder auf Dauer, wenn man ihnen jeden Abnabelungsprozess unnötig schwer macht. Kinder nabeln sich nicht erst mit der Pubertät ab. Sind in den ersten Lebensjahren die Eltern noch der Dreh- und Angelpunkt ihrer kleinen Welt, kommen spätestens mit dem Besuch des Kindergartens neue Bezugspersonen in Gestalt der Kindergartentante und erster gleichaltriger Freunde hinzu. Mit wachsendem Alter wird der Kreis der Bezugspersonen immer größer, sie lernen immer mehr neue Menschen kennen, zu denen sie sich hingezogen fühlen - bis in der Pubertät die Gleichaltrigen für sie an allererster Stelle stehen. Kinder, die im Laufe dieser Entwicklung immer im Hinterkopf haben, dass sie die Eltern verletzen, wenn sie sich anderen Menschen zuwenden, sind oftmals sehr gehemmt darin, überhaupt auf andere Personen zuzugehen und mit ihnen zu kommunizieren. Auf der anderen Seite werden sie vor allem von Gleichaltrigen abgelehnt, weil sie bestenfalls als extrem schüchtern, schlimmstenfalls als total verschroben und eigenartig gelten.
Demzufolge sind Eltern, die nicht völlig selbstvergessen nur noch ihre Kinder im Blick haben und stattdessen hin und wieder einen Babysitter in Anspruch nehmen, für mich die besseren Eltern. Es geht ja nicht darum, seine Kinder und die damit verbundene Verantwortung so weit wie möglich von sich zu schieben und auf Dritte abzuwälzen. Letzteres wäre das andere Extrem zu klammernden Eltern. Wirklich gute Eltern finden einen Mittelweg zwischen der hingebungsvollen Liebe zu ihren Kindern und der Erhaltung ihres nicht über die Kinder definierten Selbstwertes.
Ich sehe es wie die meisten hier. Mein Kind ist meine absolute Nummer eins, daran gibt es überhaupt keinen Zweifel. Trotzdem dreht sich nicht alles nur um mein Kind, sondern ich treffe mich auch hin und wieder mit Freundinnen oder gehe mit meiner Schwester ins Fitnessstudio. Man braucht eben auch mal etwas Zeit für sich, um zur Ruhe zu kommen und auch neue Kraft zu tanken. Ich weiß ja nicht, wie es bei anderen ist, aber mein Sohn ist ein echter Wirbelwind und teilweise auch sehr anstrengend. Da bin ich echt froh, wenn mein Mann oder auch meine Mutter ihn mal nimmt und ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen lassen kann. Das braucht man manchmal einfach, aber das heißt für mich auch nicht, dass man sein Kind nicht genug liebt oder es nicht der Mittelpunkt des Lebens ist. Es ist auch beides möglich.
Dass man immer schauen muss, dass es einem selbst auch gut geht, halte ich auch absolut für richtig. Man kann doch nicht nur immer für das Kind da sein, denn man ist doch immer noch eine eigenständige Person mit einem eigenen Leben. Anfangs dachte ich auch noch, dass ich nur für mein Kind da sein müsste. Mit der Zeit habe ich dann aber gemerkt, dass mir das überhaupt nicht gut tut. Ich war nur noch gestresst und da geht man auch viel eher an die Decke, als wenn man sich zwischendurch einfach mal Zeit für sich nimmt und zur Ruhe kommt. Solche "Entspannungsoasen" sind einfach wichtig für die Eltern, damit man seine Rolle als Elternteil auch gut ausüben kann. Mein Mann hat auch Tage, da möchte er einfach mal seine Ruhe haben. Dann geht er mit Freunden etwas trinken oder Basketball spielen. Trotzdem liebt er den Kleinen auch über alles und ist wahnsinnig froh mit ihm. Ich kenne viele Eltern, die es einfach mit ihrer Fürsorge übertreiben. Es gibt aber auch andere Beispiele.
Ich kenne zum Beispiel viele Mütter, die das Kind quasi jedes Wochenende zur Oma abschieben, damit sie weggehen können. Das sind dann aber nicht nur ganz junge Mütter, sondern auch schon Frauen Anfang dreißig. Für sie ist es einfach wichtig, ständig auf Achse zu sein. Das ist meiner Meinung nach auch der falsche Weg, aber das muss natürlich auch jeder für sich selbst entscheiden. Es ist wirklich wichtig, auch mal etwas alleine zu unternehmen, aber wenn das Kind dann mehr bei der Oma als bei der Mutter ist, läuft meiner Meinung nach auch irgendetwas schief. Es ist schon etwas schwierig, da ein gesundes Mittelmaß zu finden. Bei uns klappt es ganz gut und ich bin auch wirklich sehr froh, wie es jetzt ist. Ich verbringe so viel Zeit mit meinem Sohn, wie es nur geht, und ich habe Zeit für mich. Er ist noch sehr klein und daher dreht sich vieles eben auch nur um ihn, aber ich denke, je älter er wird, umso eigenständiger wird er auch. Für Kinder ist es auch wirklich wichtig, sich irgendwann einmal von den Eltern abzunabeln. Wenn man dann wie eine Glucke ständig hinter den Kinder her ist, schadet das der Entwicklung meiner Meinung nach. Man sollte es nicht übertreiben!
Das was du als Mythos beschreibst, empfinde ich als reale Wahrheit! Es gibt für die Eltern nichts wichtigeres als die eigenen Kinder. Jedes Tun ist doch letztlich ein Tun für die Kinder! Natürlich hört das eigene Leben (auch das soziale Leben) nicht wirklich auf. Aber es erfährt signifikante Einschränkungen. Wenn man trotz Kindern erst zu dem Zeitpunkt der Geburt für sich entscheidet, sich z.B. verstärkt seinen Hobbys oder seiner Karriere zu widmen, dann läuft was falsch. Denn hier handelt es sich um sich widersprechende Ziele, zumal alles immer am Faktor Zeit hängt.
Selbstverständlich wandelt sich aber dieser "Lebensinhalt" mit der Zeit. Und wenn die Eltern das Erziehungsziel erreich haben - als das die eigenen Kinder in der Lage sind, auf eigenen Füßen zu stehen - dann müssen die Eltern sogar loslassen. Ansonsten verfehlt man ja wieder das Ziel. Spätestens jetzt können die Kinder zurückstecken bzw. müssen die Eltern für die Kinder nicht mehr zu 100% zur Verfügung stehen. Jedenfalls sollten die Kinder als Erwachsene nicht im Glauben leben, über die eigenen Eltern nach belieben verfügen zu können (z.B. als Babysitter!).
Anderseits müssen Eltern dann bei "entwachsenen" Kindern auch akzeptieren, dass sie mit der Erziehungsaufgabe fertig sind und dürfen sich in das Leben der eigenständigen Menschen nicht einmischen. Was nicht bedeutet, die eigene Sicht der Dinge nicht nennen zu dürfen.
derpunkt hat geschrieben:Jedes Tun ist doch letztlich ein Tun für die Kinder!
...
Wenn man trotz Kindern erst zu dem Zeitpunkt der Geburt für sich entscheidet, sich z.B. verstärkt seinen Hobbys oder seiner Karriere zu widmen, dann läuft was falsch. Denn hier handelt es sich um sich widersprechende Ziele, zumal alles immer am Faktor Zeit hängt.
Ich denke, dass Du Dir hier selbst widersprichst. Warum sollte man nicht erst mit der Geburt eines Kindes den Ehrgeiz zu haben, die Karriere voranzutreiben, weil man eben nur so die Möglichkeit hat, seinen Kindern das angestrebte Leben zu bieten? So gesehen würde sich doch auch diese Entscheidung zugunsten des Kindes auswirken.
@JotJot: Die Frage ist doch, wieso man Kindern etwas bieten will, wenn man dann doch keine Zeit mehr für sie aufwenden kann? Hier würde ich tatsächlich mal behaupten, dass die Lohnarbeit Mittel zum Zweck ist und dann eben nicht mehr. Das ist also kein Widerspruch sondern ein Abwägen dessen, was man sich wünscht bzw. was einem wirklich wichtig ist.
Ich finde, dass die Eltern auf jeden Fall sehr wichtig sind für die Kinder. Wenn ein Kind Eltern hat, die es lieben, dann kümmern sich die Kinder nicht darum, ob die Wohnung klein ist oder ob die Eltern nicht so viel Geld haben. Das ist dann alles nicht mehr so wichtig, weil dann die Familie wichtiger ist und die Tatsache, dass die Eltern das Kind genau so lieben wie das Kind die Eltern.
Jedoch finde ich, dass es für die Kinder auch wichtig ist, dass die Eltern schon über gewisse finanzielle Mittel verfügen. Das ist nicht unbedingt notwendig, aber es wäre auf jeden Fall schöner für das Kind, wenn die Eltern dann auch ab und zu mal Ausflüge mit dem Kind machen können oder eben in der Lage sind, auch mal die etwas teurere Nachhilfe zu bezahlen.
Nichts desto trotz bleibt die Elternliebe für ein Kind das Wichtigste auf der Welt. Wir man ja immer wieder lesen kann, drehen irgendwelche Kinder als Jugendliche oder junge Erwachsene durch, weil die Eltern sie früher nicht genug geliebt haben oder ähnliches.
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