Aus der Krankenversicherung austreten?
Ehrlich gesagt hat mich schon als Angestellter immer tierisch genervt, dass ich jeden Monat rund 300 Euro an Krankenkassenbeiträgen zahlen musste, und das war nur der Arbeitnehmeranteil. Ich war in meinen vorherigen
15 Arbeitsjahren - toi toi toi - nicht einmal wirklich krank, habe der Krankenkasse in diesem Zeitraum aber sage
und schreibe zusammen mit dem Arbeitgeberanteil etwa 100.000 Euro (!) in den Rachen geschoben.
Seit einiger Zeit bin ich nun als Freiberufler selbständig und überlege ernsthaft, nicht nur aus der GKV auszutreten, sondern mir die komplette Krankenversicherung zu sparen. Die Frage ist nur, geht das überhaupt, oder besteht nicht eine Krankenversicherungspflicht? Könnte man das so gesparte Geld nicht besser anlegen und dann bei Krankheit nehmen, um die Kosten zu zahlen?
Zu deiner Schilderung möchte ich zwei Dinge sagen: Ärger ist verständlich, aber trotzdem dein geplantes Vorhaben absoluter Wahnsinn! Bei einer Versicherung ist es eigentlich immer so, egal bei welcher Versicherung, dass die Beiträge in dem Sinne immer „überflüssig“ waren, wenn kein Versicherungsfall eingetreten ist. Würde man nur Beiträge zahlen, wenn auch ein Versicherungsfall eintritt, wären die Versicherer schnell pleite.
Dennoch ist es gerade bei der Krankenversicherung absoluter Irrsinn, dort auszutreten und sich gar nicht mehr zu versichern. Ganz abgesehen davon, dass es hierzulande eine Krankenversicherungspflicht gibt, aber auch wenn nicht (letztendlich zur Versicherung zwingen kann dich Niemand), sollte sich jeder Bürger krankenversichern. Und so viel sparen, dass du dann zum Beispiel eine Operation mit zwei Wochen Krankenhausaufenthalt zahlen musst kannst du gar nicht, denn das kostet mitunter „mal eben“ einen oberen fünfstelligen Geldbetrag.
Ich kenne diese Gedanken sehr gut, muss ich sagen. Ich war jahrelang in der Familienversicherung versichert, aber das geht ja auch nicht ewig. So kam es also, dass ich mich während meines Studiums selbst versichern musste. Der Anteil für Studenten betrug in meiner Krankenversicherung knapp 150 Euro, was für mich als Student sehr viel Geld war, muss ich sagen. Nun war es so, dass die Familienversicherung auslief, die Versicherung mich aber leider nicht darüber informiert hat. Nach ca. 13 Monaten wurde ich krank (Rippenfellentzündung) und ich musste zum Arzt. Dort teilte man mir dann mit, dass meine Versichertenkarte nicht akzeptiert werden würde. Ich musste mich also erneut versichern udn alle Beträge der 13 Monate nach zahlen, obwohl ich in der Zeit nicht ein einziges Mal beim Arzt gewesen bin. Das waren dann fast 2000 Euro und das tat richtig weh.
Man muss eben lückenlos versichert sein, wenn man überhaupt wieder bei einer Krankenkasse aufgenommen werden will. Ich finde das ein wenig schwachsinnig, aber das ist eben so. Aus diesem Grund kann ich dir echt nur raten, die Krankenversicherung nicht zu kündigen. Klar ist es so, dass du seit Jahren bezahlst und nie wirklich etwas in Anspruch genommen hast. Man kann aber immer mal schwer krank werden und dann ist man auf die Krankenversicherung geben angewiesen. Mein Opa war eigentlich auch nie krank und hat dann in letzten Jahr Krebs bekommen. Die Chemotherapie und alles andere hätte er sich da gar nicht leisten können, wenn er das hätte selbst bezahlen müssen. Aus dem Grund kann ich dir echt nur raten, dass du versichert bleibst, weil man eben nie abschätzen kann, was passiert. Das wär mir echt ein wenig zu heikel, wenn ich ehrlich bin. Die Krankenversicherungspflicht hat ja schon ihren Sinn.
Wenn Du hauptberuflich selbständig tätig bist, bist Du nicht versicherungspflichtig in der Krankenversicherung. Das heißt, Du musst Dich dann nicht versichern.
Allerdings ist gar keine Krankenversicherung zu haben, eine gänzlich schlechte Idee, da Du wirklich alles bezahlen müsstest, wenn Du krank wirst. Das wäre schlichtweg für kaum einen Bürger überhaupt bezahlbar. Auch wenn Du gerade vielleicht nicht krank bist. Darauf baut sich ja auch das ganze System mit auf, dass man Beiträge zahlt, um im Krankheitsfall weitgehend abgesichert zu sein.
Für mich ist das eine Idee, die Du Dir wohl noch gar nicht durchdacht hast.
Wenn ich bedenke, dass wir in der Apotheke Arzeimittel verkaufen, die 15.000 Euro kosten, ist es wohl eine schlechte Idee, aus der Krankenversicherung auszutreten. Soviel Geld kann man normalerweise nicht sparen, wenn man dieses Arzneimittel plötzlich alle 2 Monate braucht.
Es ist klar, dass man bei der Krankenkasse oft bezahlt, ohne eine Leistung zu benötigen, aber so funktioniert eben das System. Wenn man dann doch einmal Leistungen benötigt, springt die Kasse eben für einen ein. Und man kann vorher nie sagen, was noch alles passiert.
Zu diesem Gedanken fällt mir der Vers “Peinlich berührt” von Wilhelm Busch ein. Hier ist ein Mann nach 10 Jahren aus einer Versicherung ausgetreten und prompt passierte etwas.
Wenn du selbstständig bist, musst du, nach meinem Wissen keine Pflichtversicherung haben. Du bist dann im Status “Selbstzahler”. Wenn dann allerdings wirklich ein Krankheitsfall eintritt oder ein Unfall passiert dann kann das finanziell böse ins Auge gehen. Ich habe neulich für eine einfache Füllung eines Zahnes 180,00 Euro bezahlt.
An deiner Stelle würde ich über eine private Krankenversicherung nachdenken. Hier kannst du selbst den Kurs und den Versicherungsschutz bestimmen und damit den Beitrag beeinflussen. Viele Krankenkassen zahlen ein paare Monatsbeiträge zurück, wenn es im laufenden Jahr zu keinem Versicherungsfall kam.
Als Selbständiger kannst du zwar von der Versicherungspflicht in der Krankenversicherung befreit sein, aber was ist, wenn dich ein größerer Krankheitsfall betrifft und du zigtausende Euro zahlen musst, um wieder gesund zu werden. Willst du es da darauf ankommen lassen, das Geld eventuell nicht zur Verfügung zu haben und somit deine Gesundheit zu gefährden? Das würde ich mir noch einmal ganz gut überlegen. Vielleicht findest du auch eine Kasse, die etwas billiger ist und wo du dich prozentual an Krankheiten beteiligen kannst. Somit wäre der monatlich zu zahlende Beitrag niedriger.
Mir ist auch gerade eingefallen, dass man bei einer Krankenversicherung auch in die Pflegeversicherung einzahlt. Es geht also nicht um den Krankheitsfall allein, sondern auch um den Pflegefall im Alter. Es sollte also unbedingt eine Versicherung zustande kommen, auch wenn es nur eine ganz kleiner Tarif ist.
Friedmann hat geschrieben:Mir ist auch gerade eingefallen, dass man bei einer Krankenversicherung auch in die Pflegeversicherung einzahlt. Es geht also nicht um den Krankheitsfall allein, sondern auch um den Pflegefall im Alter. Es sollte also unbedingt eine Versicherung zustande kommen, auch wenn es nur eine ganz kleiner Tarif ist.
Die Pflegeversicherung hat nicht unbedingt etwas mit der Krankenversicherung zu tun, ist aber eine Pflichtversicherung, sowohl für Arbeitnehmer als auch für Selbstständige. Allerdings besteht auch die Möglichkeit, eine solche Versicherung separat abzuschließen. Man könnte also theoretisch nur eine Pflegeversicherung haben, aber keine Krankenversicherung.
Ich würde allerdings davon abraten, die Krankenversicherung zu kündigen. Ich kann ja verstehen, dass man Geld sparen will, aber man sollte auch nicht an der falschen Stelle sparen. Bloß weil man jahrelang nicht krank war und die Versicherung "überflüssig" erscheint, heißt das ja noch lange nicht, dass das auch so bleibt. Und wenn man dann wirklich mal krank ist, was ich niemandem wünsche, kann es richtig teuer werden. Es gibt Operationen, die kann kein normaler Mensch bezahlen.
Wenn ich so manche bisherigen Aussagen lese, dann verstehe ich schon solche Zeitungsartikel mit dem Titel "Trotz Pflicht: Viele ohne Krankenversicherung". Seit 2007 in den gesetzlichen Krankenversicherungen und für all jene, die sich privat versichern können seit 2009. Wer ohne Vorversicherung in eine Krankenkasse eintritt, weint dann oft, wenn er erfährt, dass er Beiträge für diesen Zeitraum zurückwirkend zahlen muss.
Wer das nötige "Kleingeld" hat, um sämtliche potentielle Behandlungen zahlen zu können, bräuchte sicherlich keine Versicherung. Dabei sollte man jedoch bedenken, dass es regelmäßig selbst Millionäre schaffen pleite zu gehen. Nur bedenken viele nicht, dass sich ihre Situation jederzeit ändern kann. Man muss sich nur einen falschen Virus einfangen und dann war es das unter Umständen mit dem Geldverdienen. Wenn dann aufwendige Tests, Untersuchungen und Behandlungen notwendig sind, kann man auch kein Geld mehr verdienen, um diese zu bezahlen. Der ganze Lebensstandard muss natürlich dennoch weiter bezahlt werden.
Wenn du zur Zeit 100.000€ zur Verfügung hättest, um diese sicher anzulegen, könntest du damit im Krankheitsfall sicherlich so einige Behandlungen zahlen. Die Chancen auf ein Medikament für 15.000€ angewiesen zu sein, sind ja doch eher gering. Hätte ich als Geld zur Verfügung würde ich aber lieber in andere Dinge investieren.
Austreten lassen die Krankenversicherungen einen aber soweit ich weiß aufgrund des neuen Gesetzes gar nicht mehr so einfach. Dass die Zahl der Nichtversicherten trotzdem steigt, liegt eher an Zuwanderung, Rückwanderern und Obdachlosigkeit. Wer kein geregeltes Einkommen hat oder nichtmal ein Dach über den Kopf und eine Postanschrift, den kann man schlecht zwingen Versicherungsbeiträge zu zahlen. Das ist aber nun kein Zustand, den man als Selbstständiger haben möchte, sondern idealerweise sichert man sich eher zusätzlich ab für den Fall, dass man wirklich mal so krank ist, dass man medizinische Hilfen benötigt.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-176977.html
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Schöne Blatt Pflanze für die Wohnung 1040mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Rubbelfeld · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Schöne Blatt Pflanze für die Wohnung
- Palmen für die Wohnung 3001mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Dreddi · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Palmen für die Wohnung
- Was kann man gegen eine tropfende Birkenfeige tun? 1852mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: helgak62 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Was kann man gegen eine tropfende Birkenfeige tun?
- Verträgt Banane chemisches Anti Insekten Mittel? 1346mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Wawa666 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Verträgt Banane chemisches Anti Insekten Mittel?