Innerer Konflikt - wie geht ihr damit um?

vom 18.12.2011, 10:33 Uhr

Ich bin gerade über einem Buch in dem es um einen Jungen geht, der besonders ist. Er ist anders als normale Kinder, genau wie sein Großvater. Dieser erzählte im bereits im jungen Alter Geschichten, aber man stempelte ihn immer nur für verrückt ab. Am letzten Tag seines Lebens ruft er dann bei seinem Enkel an und sagt die Monster seien hinter ihm her, er bräuchte Waffen um sich zu verteidigen. Weil niemand ihm glaubt, ist der alte Mann auf sich allein gestellt. Sein Enkel beschließt am Abend dann doch einmal bei seinem Großvater nachzusehen. Das Haus ist leer, ein paar Fußabdrücke führen in den Wald. Dort findet er seinen Großvater, wie er im Sterben liegt. Er fordert ihn auf den Vogel zu suchen, weil er in der normalen Welt vor den Monstern nicht mehr sicher sei. An diesem Abend sieht er sogar das Monster, das seinen Großvater umgebracht hat und ihn plagen Alpträume.

Er reist dann auf die Insel, auf der sein Großvater seine Kindheit verbracht hat und findet den Eingang in eine Zeitschleife, in der nur besondere Kinder Zutritt haben. Dort erfährt er, dass auch er besonders ist und die gleiche Fähigkeit hatte wie sein Großvater. Er konnte die Monster sehen, die auf der Suche sind die besonderen Kinder zu töten. Nun steht der Junge vor einer schweren Entscheidung: soll er in der Zeitschleife bleiben, wo sich jeder Tag wiederholt und alles langweilig ist, er aber vor den Monstern sicher ist, weil diese keinen Eintritt in die Zeitschleife haben oder soll er nach draußen, wo auch sein Dad auf ihn wartet. Soll er sein komplettes Leben aufgeben, nur um sicher zu sein?

Im Buch macht er sich dann selbst herunter. Es folgen Textpassagen wie "Ich könnte mich zu einem Kurs auf dem Schießübungsplatz anmelden", gefolgt von einer anderen "Machst du Witze? Du konntest dich ja nicht einmal auf der Highschool selbst verteidigen." So geht es dann immer hin und her von optimistischen zu pessimistischen Gedanken. Der Junge befindet sich praktisch in einem inneren Konflikt. Das Buch kann ich nur weiterempfehlen. Es wurde erst dieses Jahr ins Deutsche übersetzt und ihr könnt es unter anderem auf Amazon kaufen Die Insel der besonderen Kinder

Aber nun von der Geschichte zu meinem eigentlichen Anliegen. Geht es euch manchmal genauso wie dem Jungen im Buch? Führt ihr auch manchmal einen inneren Konflikt mit euch selbst, wo praktisch "Engelchen & Teufelchen" von jeder Seite auf euch einreden und euch davon überzeugen wollen etwas zu tun oder etwas nicht zu tun? Denkt ihr auch manchmal ihr schafft irgendetwas nicht, um im nächsten Moment euch doch selbst wieder zu ermuntern und optimistisch darauf zu blicken? Wie entscheidet ihr euch in solchen Situationen immer? Gewinnt meistens das Engelchen oder doch das Teufelchen?

» iCandy » Beiträge: 1584 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich denke das es vielen manchmal so geht. Oft ist man sich einfach nicht sicher ob man eine bestimmte Sache in Angriff nehmen sollte oder nicht. Manchmal hat man einfach eine gewisse Unsicherheit und weiß nicht ob man in der Lage ist sich diesen Dingen stellen zu können und sie zu bewältigen. Es muss sich dann nur noch für den richtigen Weg entschieden werden.

» snake70 » Beiträge: 100 » Talkpoints: 0,04 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich würde nicht nur sagen, dass es vielen so geht, sondern dass wohl jeder diese inneren Konflikte, die oft auch nur Gespräche mit sich selbst sind, kennen wird. Allerdings finde ich, dass es einen Unterschied zu Engelchen und Teufelchen und der Frage danach gibt, ob man sich selbst manchmal an einem Tiefpunkt sieht und meint, das, was man schaffen muss, nicht schaffen zu können, um dann plötzlich eine Energie zu entwickeln, die einem die nötige Kraft doch gibt. Letzteres ist für mich eher ein Kampf zwischen Optimismus und Pessimismus, der herausstellen wird, ob man ein Stehaufmännchen ist oder eben nicht.

Natürlich kenne also auch ich selbst diese Situationen zur Genüge und ich gehöre wohl eher zu den Stehaufmännchen. Es gab in meinem Leben schon so manche Situation, in der es nicht weiterzugehen schien – oder eben nur sozusagen „abwärts“. Manchmal sah es auch über einen recht langen Zeitraum so aus, als wäre ein bestimmter Bereich meines Lebens dementsprechend schon beschlossene Sache und als müsste ich mich damit abfinden, und dann kam es doch irgendwann ganz plötzlich und unerwartet ganz anders und ich konnte eine Chance ergreifen, die alles wieder umgekehrt hat. So denke ich nun aufgrund dieser Erfahrungen, dass das, was ich dahingehend bereits erlebt habe und vor allem das, was mir daraus bewusst wurde, zur persönlichen Reife und vor allem zur Lebenserfahrung gehört. Im Endeffekt ist es doch so, dass jeder für sich irgendwelche Erkenntnisse aus solchen Situationen zieht – der eine schneller, der andere weniger schnell. Manch einer muss erst von einem Außenstehenden auf die Zusammenhänge verschiedener Entwicklungen hingewiesen werden, ein anderer erklärt sie sich selbst.

Die von Dir angesprochenen Engelchen und Teufelchen, die gegeneinander abwägen, ob man sich für den guten oder den eher schlechten Weg entscheidet, also vor allem wohl, ob man egoistisch und vielleicht sogar wirklich zum konkreten Nachteil eines anderen handelt, nur, um an seinen eigenen Vorteil zu gelangen oder ob man sich selbst zurückstellt, um einem anderen den Vorteil zu gewähren, haben meiner Auffassung nach aber nichts mit dem oben erwähnten Aufstehen und Weiterkämpfen zu tun. Ich finde auch, dass man in beinahe jeder Situation seines Lebens, in der noch mindestens eine weitere Person eine Rolle spielt, diesen Engelchen-und-Teufelchen-Konflikt finden kann, wenn man ihn sucht. Immer dann, wenn man eine Entscheidung treffen muss, die sich auf einen selbst und eine weitere Person auswirkt, kann man sich nämlich die Frage stellen, wer einem nun wichtiger ist – man selbst oder der andere.

Wie stark man diese Situationen bemerkt, hängt sicherlich von verschiedenen Faktoren wie dem eigenen Wesen, der Erziehung, die man genossen hat und auch der Beziehung zu dieser weiteren Person ab, sicherlich aber auch davon, worum es bei der zu treffenden Entscheidung geht, ob es sich dabei um eine vermutlich nicht wiederkehrende Chance handelt und all solche Dinge. Ich denke, dass ich in solchen Situationen wirklich selten abwäge und nachdenke, sondern eher dazu neige, Kompromisse zu suchen, sobald mir auffällt, dass ich eine Entscheidung über den Kopf einer anderen Person treffen muss oder kann.

Es kommt auch bei mir manchmal vor, dass ich eine Entscheidung zu Gunsten einer anderen Person treffe und gleichzeitig weiß, dass ich mir selbst einen Gefallen hätte tun können, hätte ich anders entschieden und dieser anderen Person damit vielleicht geschadet. Manchmal gehe ich in Gedanken dann diesen Entscheidungsweg durch und versuche, herauszufinden, was ich dann für eine Situation vorgefunden hätte, aber das ist wirklich äußerst selten der Fall und im Grunde habe ich keine meiner Entscheidungen bereut, auch dann nicht, wenn ich mich zu Gunsten eines anderen zu meinem eigenen Nachteil entschieden habe.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich versuche mittlerweile mehr das "Engelchen" gewinnen zu lassen, wenn Du es so ausdrückst. Allerdings längst nicht immer. Innere Konflikte kenne ich sehr gut. Früher hatte ich viel Hass in mir, und damit einhergehend auch viel Traurigkeit und Wut. Heute ist die Traurigkeit über gewisse Dinge einfach präsenter, mein Verstand weiß schneller, warum ich gerade so und so drauf bin. Ich hinterfrage sehr viel, mich darin eingeschlossen. Ich denke, für mich ist das ein recht gesunder Weg, so zu sein.

Oftmals finde ich auch gerade einen Weg, der irgendwo zwischen Engelchen und Teufelchen sitzt, es hat bei mir lange gedauert, dass überhaupt auch wahrnehmen zu können, aber meistens liegt bei mir die Lösung irgendwo dazwischen. Schön und wertvoll ist es dann, wenn man Freunde hat, mit denen man solche Situationen auch besprechen kann, die manche Sachen dann noch einmal aus einer anderen Sicht betrachten, und manchmal dabei dann auch wirklich hilfreichen Gedanken dazu beisteuern.

» ygil » Beiträge: 2551 » Talkpoints: 37,52 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Solche inneren Konflikte wie man sie häufig in Büchern liest oder auch in Filmen sehen kann, halte ich persönlich jetzt ehrlich gesagt nicht für sonderlich realistisch. Wenn man sich derartige Floskeln anschaut, dann bemerkt man, dass nicht nur eine jeweils pessimistische und optimistische Sichtweise der Dinge gegeben sein muss, in gewisser Hinsicht müssen die Personen auch in der Lage sein sich selbst objektiv zu betrachten, was ich einem kleinen Kind oder teilweise auch vielen Jugendlichen gar nicht zutrauen würde. Es ist eine Sichtweise gefordert, die von der eigenen Persönlichkeit ein Stück weit losgelöst ist, man muss sich als Außenstehender selbst betrachten und das schaffen doch sogar viele Erwachsene nicht. Nun ja, oftmals handelt es sich in Filmen und Büchern ja dann aber eben auch nicht um irgendwelche Personen, sondern um hoch intelligente Knirpse und weise Erwachsene.

Ich selbst kann mich nicht entsinnen, ein derartiges Selbstgespräch jemals mit mir geführt zu haben. Wenn es um Angelegenheiten gibt, in denen man sich entscheiden muss, versuche ich natürlich durchaus sowohl die positiven Aspekte als auch die negativen zu bedenken, aber ich stelle mich nicht derart extrem von der einen Seite auf die andere. Ich schätze, dass es den Autoren auch nicht im Sinne lag, diese Selbstgespräche so rüber zu bekommen, als wären sie ein realistischer Teil unserer selbst, es ist einfach ein Stilmittel, welches in übertriebener Weise den Konflikt mit uns selbst darstellt, so wie es an sich natürlich niemand wirklich führt.

Nehmen wir an, ich denke darüber nach ob ich mit meinem Freund eine Klettertour machen möchte, dann bedenke ich auf der einen Seite, dass es Spaß machen würde und dass man Dinge, die man nicht kann eben lernen wird, auf der anderen Seite bedenke ich aber eben auch, dass ich unsportlich bin und auch nicht gerade muskulös. Letztendlich wäge ich diese Aspekte und ihre möglichen Konsequenzen gegeneinander ab und entscheide dann, was ich tun werde, aber so wirklich in einem inneren Monolog artet das ganze jetzt nicht aus.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich denke nicht, dass man pauschal sagen kann, ob in so einer Situation dann das Engelchen oder das Teufelchen gewinnt, wie du es so schön gesagt hast. Ich denke, dass es bei mir so ist, dass es mal so und mal ausfällt, je nachdem, wie die aktuelle Situation ist und worum es überhaupt geht.

Wenn man sich absolut nicht entscheiden kann, dann ist es, bei mir jedenfalls, sehr hilfreich, wenn man sich eine Liste mit Pro und Kontra aufstellt und dann eben alles aufschreibt, was einem dazu einfällt. Am Ende wird man dann ja sehen, welche Seite überwiegt und ob man sich dann eben für das Eine oder für das Andere entscheidet, je nachdem, welche Seite mehr gute Argumente vorzuweisen hat.

Wenn es aber ein Thema ist, dass man auch getrost mit einem Freund oder einer Freundin besprechen kann, was ja hier im Buch erstmal nicht der Fall ist, dann kann man das auch machen. Jedoch geht das nicht bei jedem Thema, weil es auch manche Sachen gibt, die man lieber nicht mit anderen Leuten beredet. Deswegen sollte man auch vorher überlegen, ob der Freund oder die Freundin das Thema auch nicht unangenehm finden. Wenn dies nicht der Fall ist, dann können sie eine gute Hilfe sein. In vielen Situationen ist es so, dass man sich da selbst irgendwann hineinsteigert und nicht mehr durchsieht. Eine neutrale Person von außen, die einen kennt, kann einem dann oftmals sehr gut helfen zu entscheiden, was das Beste für einen ist, sodass man am Ende die richtige Entscheidung trifft.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Diese Situation hatte doch sicherlich schon jeder einmal. Ob im Endeffekt dann das Teufelchen oder das Engelchen gewinnt hängt ganz von der Persönlich der betroffenen Person ab. Ich bin der Meinung, dass es auch immer etwas mit der inneren Einstellung zu tun hat und man sich eben selber hin und wieder überwinden muss. Wenn man immer nur auf sein Teufelchen hören würde, würde man ja gar nichts mehr auf die Reihe bekommen und irgendwann mit diesem Verhalten untergehen.

Mir geht es ziemlich oft so, gerade wenn ich total im Stress bin. Aber es gibt natürlich auch so Tage, an denen man einfach keine Lust hat und das Teufelchen einem rät, man solle doch einfach die Vorlesung ausfallen lassen. Manchmal habe ich auch einfach einen Durchhänger und denke daran den ein oder anderen Kurs zu verlassen, weil ich mit der ganzen zusätzlichen Arbeit einfach überfordert bin. Ich stelle mir dann immer ernsthaft die Frage, ob ich das alles hinbekommen werde und ob ich mir da nicht zu viel und zu schwere Sachen aufgeladen habe. Doch im Endeffekt siegt bei mir in solchen Fragen immer die Vernunft. Ich bleibe dann bei den Kursen und lade mir so doch die zusätzliche Arbeit auf. Aber bei alle dem denke ich meist an die Erleichterung, die ich nach einer erfolgreichen Absolvierung spüren werde.

Genau das gleiche ist es übrigens bei Präsentationen und Referaten. Hier bin ich meist kurz vorher ziemlich nervös und möchte am liebsten wieder nach Hause fahren. Aber da ich ein sehr rationaler Mensch bin bleibe ich dann dort und halte meine Sachen auch ordentlich. Meistens stellt sich dann heraus, dass alles gar nicht so schlimm war wie ich vorher angenommen hatte.

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» Sissley » Beiträge: 1131 » Talkpoints: 5,54 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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