Jugend von Heute noch politisch interessiert?
Wenn man im Fernsehen die Umfragen so mitbekommt und wenn man ihnen glauben kann, dann wissen nicht mal alle Jugendlichen, dass unsere Kanzlerin Angela Merkel heißt. Auch wissen viele Jugendliche nicht, wer der Bundespräsident ist. Die einfachsten politischen Fragen können sie nicht beantworten. Entweder suchen die bei den Umfragen immer wirklich dümmliche Jugendliche raus, denen es egal ist, wenn sie sich im Fernsehen zum Hampelmann machen oder die Jugend von Heute ist politisch völlig uninteressiert.
Wie sehr ihr es? Sind die Jugendlichen von Heute wirklich nicht mehr politisch interessiert? Zwar gehen viele Jugendliche auch auf politische Demonstrationen. Aber auch nach der Castordemo wurden die Jugendlichen befragt und es konnten nicht mal alle sagen, warum sie da waren. Sie lassen sich einfach mitziehen, ohne richtig zu wissen, was sie machen.
Klar, wenn man eine Reportage darüber dreht, wie wenig politisch interessiert die Jugend von heute ist, dann zeigt man natürlich nicht die, die sich gut in der Politik auskennen und sich damit befassen, sondern die, die eben möglichst nichts wissen. Und das gleiche gilt natürlich auch dann, wenn man darüber schreiben will. Genauso kann man ja eine Reportage darüber machen, dass sich die Jugend eben doch noch mit Politik befasst, dann nimmt man natürlich die Befragten, die gute Antworten geben. Bei so etwas kann man es ja wirklich beeinflussen, was man dann nun dem Zuschauer oder Leser zeigt.
Ist das allerdings eine Umfrage, bei der man wirklich ohne Hintergedanken befragt, dann ist das meiner Meinung nach schon etwas anderes. Ich weiß nun nicht, ob das hier zutrifft. Ich persönlich denke schon, dass sich es viel zu viele gibt, die sich mit der Politik nicht befassen wollen, aber genauso gibt es sicherlich noch genug Jugendliche, die da Ahnung haben. Und ich denke auch nicht, dass es weniger geworden sind, als vielleicht noch vor ein paar Jahren. Es gibt einfach immer junge Leute, die sich dafür interessieren und welche, die das nicht tun. Ich denke schon, dass das weniger etwas mit der Zeit jetzt speziell zusammenhängt. Nur hat man jetzt vielleicht auch bessere Möglichkeiten, da Umfragen zu machen und Berichte zu schreiben oder zu drehen.
Und ich muss sagen, dass es sicherlich auch auf die Schulbildung drauf ankommt. Im Gymnasium ist das einfach mal im Lehrplan enthalten, dass man die Bundeskanzler und Bundespräsidenten lernen muss und da weiß man dann auch, wer aktuell welches Amt inne hat und was da für Aufgaben dazu gehören. Ich kann von mir auch nicht gerade sagen, dass ich mich für Politik sonderlich begeistern kann, aber so etwas gehört für mich zur Allgemeinbildung und auch gewisse andere politischen Themen gehören einfach dazu. Und ich finde es schon sehr schwach, wenn man auf eine Demonstration geht und nicht einmal weiß, wieso man da eigentlich ist und gegen was man dann demonstriert.
Jugendlichen , die die einfachsten politischen Fragen nicht zu beantworten wissen sind Extremfälle und nicht der Regelfall und solche Strohköpfe gab es auch früher schon und wird es auch immer geben. Tatsache ist aber: Erwachsene sind auch nicht besser dran. Hier mal ein paar Ergebnisse der Shell Studie 2006: laut dieser Studie hing politisches Interesse vor allem von der Bildung ab, je gebildeter ein Jugendlicher, desto höher das Interesse, bei Gymnasiasten sind etwa 39% politisch interessiert, Hauptschüler nur 14%, bei Studenten sind es 68%, was auch logisch ist, denn je älter man wird, desto mehr wird einem klar, wie sehr Politik einen selbst betrifft.
Ähnliche Studien besagten, dass der Anteil der Jugendlichen die wählen gehen, sich nicht von dem Anteil der Erwachsenen von 25-45 Jahren unterscheidet. Es sind also nicht nur die Jugendlichen, von denen wir hier reden. Ab 45 Jahren steigt die Wahlbeteiligung und liegt bei 60-70 Jahren am höhsten. Und betrachtet man jetzt noch die Jugend von gestern, fällt einem auf, dass diese sich politisch auch nicht mehr engagiert hat, als die von heute! Eine Studie von bpb brachte folgendes Ergebnis zu Tage: 2008 lag der prozentuale Anteil der Mitgliederentwicklung der größten Parteien etwa in dem Bereich, wie er 1954 erfasst wurde. In den Jahren dazwischen stieg die Kurve stark und fiel dann wieder beständig ab, daher wäre meiner Meinung nach hier eher die Frage angebracht, wieso es in diesen Jahren so starkes politisches Interesse gab und sich nun wieder alles ''normalisiert'', auch wenn nun 2011 die Zahlen wieder etwas gesunken sind.
Ich finde es nicht angebracht hier nur von den Jugendlichen zu reden, wenn hier ganz offensichtlich von seriösen Studien belegt wird, dass Erwachsene sich politisch auch nicht viel mehr interessieren. Umfragen sind absolut unverlässlich, man kann sich denken, dass sich die Leute dann gerade die Personen aussuchen, die eher unwissend oder ungebildet aussehen, um dann mit ihren Ergebnissen zu prahlen, die ganz offensichtlich die Jugend als doof darstellen. Abgesehen davon spielen Erwachsene hier eh eine sehr große Rolle, denn wenn von den Eltern nichts anderes vorgelebt wird als irgendwelche stupiden Stammtischparolen aus dem Pixi-Bilderbuch einer Zeitung, dann braucht man auch nicht zu erwarten, dass die Jugend sich politisch interessiert und engagiert.
Insofern sind die Erwachsenen am politischen Desinteresse mitschuldig und sollten sich jetzt nicht verächtlich beiseite stellen und den Jugendlichen Vorwürfe machen. Politisches Engagement muss auch irgendwo vorgelebt werden und damit kann jeder anfangen, selbst wenn er keine Zeit hat um sich für eine Partei zu engagieren oder so, aber es wäre auf jeden Fall schon mal viel getan, Zeitung zu lesen die seriöser und anspruchsvoll ist, auch etwas vermittelt und wenn man hier schon mehr liest als den Sportteil und sich im Fernsehen vielleicht mal Nachrichten ansieht und nicht die Spektakelmeldungen auf RTL und Pro7, dann wüsste man auch ein bisschen mehr darüber und würde den Wirtschaftsteil nicht mit offenem Mund zuklappen, weil man glaubt der Teil der Zeitung wäre in einer anderen Sprache verfasst worden.
Ich würde nicht sagen, dass generell alle Jugendlichen politisch uninteressiert sind. Bei mir in der Schule war es so, dass da wirklich die Mehrheit ein einigermaßen großes Interesse in Politik hatte und einige haben sich sogar politisch engagiert. Wenn man das mal bedenkt, dass 7 Leute von ungefähr dreißig in einer Partei waren und sich dort auch aktiv beteiligt haben, dann finde ich das schon relativ "viel". Ich bin nun nicht sonderlich politisch interessiert, dass muss ich zugeben. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass es viele Leute gibt, die ernsthaft nicht wissen, wer denn aktuell Bundeskanzler ist und ähnliche Sachen. So etwas bekommt man ja schon eigentlich regelmäßig mit und daher glaube ich auch, dass man solchen Reportagen nicht unbedingt Glauben schenken sollte.
Natürlich haben immer weniger Jugendliche immer weniger Interesse an der heutigen Politik. Sie verlieren immer mehr den Anschluss. Wir leben jetzt nicht in bewegten Zeiten wie vor zwanzig Jahren nach dem Mauerfall oder vor vierzig Jahren, wo man jede Sekunde um einen dritten Weltkrieg bangen musste. Ein Krieg, der der letzte der Menschheit hätte sein können. Oder vor sechzig Jahren, wo man bei dem Nachkriegsdeutschland dabei war. Oder vor achtzig Jahren, wo man mit in die nationalsozialistische Euphorie gezogen wurde. Im Gegensatz dazu leben wir in sehr ruhigen Zeiten. Das letzte schwerwiegende politische Ereignis war der Anschlag auf dem World Trade Center in New York. Ich glaube jeder Jugendliche in Deutschland erinnert sich an dem Tag des Anschlags, dennoch war dieses Ereignis sehr weit weg von Deutschland.
Wir befinden uns in der Zeit einer Technikrevolution und deswegen interessieren sich meiner Meinung nach mehr Jugendliche für Smartphones, Computer und Ähnliches, statt sich für die sehr uninteressanten Gespräche von Politikern, die auch immer älter und älter werden. Dieses Desinteresse resultiert also einerseits aus einem epochalem Wandel und dem schwierigen Aufschließen auf dem heutigen Stand der Politik. Um die heutige Politik zu verstehen, muss man auf jeden Fall die geschichtlichen Hintergründe kennen. Und Geschichte wird in den Schulen nicht gerade als Lieblingsfach gesehen. Also gebe ich hier auch den heutigen Lehrern eine Mitschuld. Ich hoffe ich kann dies als zukünftiger Geschichtslehrer ändern.
Generell würde ich behaupten, dass nicht alle Jugendlichen politisch uninteressiert sind. Aber wenn ich mich an meine eigene Jugend erinnere, dann gibt es sehr viele Jugendliche, die einfach kein Interesse daran haben, bis sie in ein bestimmtes Alter kommen. Ich finde das auch nicht tragisch, denn wenn es wichtig wird, dann wenn sie wählen dürfen, dann wissen die meisten schon besser Bescheid.
Als Jugendlicher hat man oftmals kein Interesse an Politik, weil es einfach nicht unbedingt interessant ist, das muss selbst ich zugeben, die politisch schon sehr interessiert ist. Eine Bundestagsdebatte, eine politische Talkshow, diese Dinge mögen nur Leute, die damit etwas anfangen können. Doch die meisten Begrifflichkeiten, die dort verwendet werden, verstehen viele einfach nicht, Jugendliche schon gar nicht. Und Politik in der Schule wird auch nicht immer interessant gestaltet, so dass ich verstehen kann, wenn viele Jugendliche kein Interesse daran haben. Schlimm finde ich nur, wenn sie es nicht zugeben und zum Beispiel zu Demos gehen und dort mitmachen, aber nicht wissen warum. Das halte ich für falsch, denn man sollte von so etwas überzeugt sein und wissen wofür man es macht.
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