Ein letztes schönes Weihnachten organisieren? Wenn ja - WIE?

Ich nehme nicht an, dass du die einzige Angehörige deiner Uroma bist. Wenn du nun einen kleinen Weihnachtsbaum am 2, Weihnachtstag bringst, so dürfte das einerseits sehr spät sein und andererseits vielleicht schon vorhanden sein. Kannst du dich nicht absprechen mit deinen anderen Verwandten? Ich bin auch nicht so dafür, einer Todkranken einen Weihnachtsbaum mitzubringen, wenn sie ihn nicht persönlich gewünscht hat. Da würde es ein kleines Weihnachtsgesteck mit Christrosen auch tun. Ansonsten hast du ja schon für dich herausgefunden, was du mitnimmst: die selbstgebackenen Plätzchen und ihren Kartoffelsalat mit Matjes. Das finde ich eine sehr gute Idee. Du könntest ihr noch ein Foto von euch – also deiner Familie – mitnehmen. Wenn sie dann einsam ist, kann sie sich durch das Ansehen des Fotos erfreuen und dich vielleicht anrufen. Ich hoffe, dass du es gut verkraftest. Nimm deine Tochter ruhig mit, sie wird es schaffen.

Der Gedanke ist doch schon mal ein guter Anfang und ich kann das nachvollziehen. Allerdings weiß ich auch aus eigener Erfahrung, dass Ärzte manchmal sehr irren können. Es sind schon Menschen um Jahrzehnte älter geworden, als die Ärzte es ihnen vorher gesagt haben! Was man mit Oma macht, wie man mit ihr feiert- das hängt stark von ihr, ihrem Zustand, Wünschen und der Umgebung ab.

Als Angehöriger weiß man in der Regel doch recht gut, wie der Mensch sonst Weihnachten feierte und was ihm dabei wichtig war. Ging man in die Kirche, so könnte man vielleicht auch eine pflegebedürftige Person einen letzten Besuch dort ermöglichen. Oder gibt es bestimmte Musik, Lebensmittel, Gerüche oder Personen, die ihr wichtig sind? Was auch immer es ist- ich würde es ins Pflegeheim oder Krankenhaus bringen. Ob nun einen Tannenbaum, einen Weihnachtsmann oder einen Engel, "Glühwein" oder Kerzen- vieles lässt sich mit gutem Willen schnell einrichten. Natürlich muss alles der Situation angepasst, wer künstlich ernährt wird kann mit einer Weihnachtsgans gar nichts anfangen.

Ihr werdet wissen, womit ihr sie glücklich machen könnt. Vielleicht könnt ihr sogar noch mit ihr darüber reden? Ich weiß ja nicht wie ihr Zustand ist und wie viel aus ihrer Umgebung sie noch wahrnimmt und wie euer Verhältnis ist. Weiß sie wie ihr Zustand wirklich ist? Man muss ja nicht groß Weihnachten feiern, aber kann sich trotzdem eine Freude machen, kleine Wünsche erfüllen, noch einmal etwas "besonderes" zu machen. Natürlich angepasst an die Gesundheit, aber auch manch schwer kranke und pflegebedürftige Person kann man nötigenfalls mit einem Krankentransporter kurzzeitig an einen Ort ihrer Wahl in die Nähe bringen bzw. Personen und Gegenstände, die ihnen Freude bereiten ins Krankenhaus oder Pflegeheim bringen.

Mein Opa war zuletzt schwer dement und pflegebedürftig. Flüssignahrung, Katheter und durch die Demenz und Berührungsängste reagierte er oft aggressiv, wenn man ihm helfen wollte. Trotzdem ging es nach draußen, auch wenn es mindestens zwei Pfleger brauchte um ihn entsprechend einzukleiden, aus dem Bett in den Rollstuhl zu heben und ihn dort mit Bauchgurt zu sichern. Kein schönes Bild das alles. Er sprach auch nur noch sehr wenig und das was er sagte verstand man kaum. Doch das Pflegeheim war in der Nähe der Gegend wo er seine Jugend verbrachte. Das erkannte er wieder und das was er sagte, bzw. was man davon verstand zeigte, dass er an die Umgebung schöne Jugenderinnerungen hatte. Und ich denke mir, wenn er in diesem Moment noch bewusst etwas wahr genommen hat, dann war es ein schöner Moment bei all dem ganzen Schlimmen was mit ihm zu diesem Zeitpunkt passierte.

Und auch wenn das Jahr schlimm war und es einem gesundheitlich schlecht geht, so darf man sich an Weihnachten gemeinsam mit seinen Liebsten an schöne Momente erinnern und die gemeinsame Zeit mit angenehmen Dingen verbringen.

Was mir gerade noch so einfällt: Auch ältere Damen sind oft eitel. Das habe ich in einem Praktikum im Krankenhaus mal festgestellt. Als Praktikant war mir dann manchmal langweilig und habe dann die alten Omis auf der Station frisiert. Auch wenn es sich um eine ganz simple Sache handelt, haben sie sich sehr darüber gefreut. Vielleicht findest du ja einen Friseur, der mit einem mobilen Koffer auch ins Altersheim oder Krankenhaus geht und deiner Oma mal mit Wicklern und Trockenhaube oder ein paar Haarnadeln eine festliche Frisur auf den Kopf zaubert. Dann wird sie sich sicher besser fühlen, wenn sie mit gemachter Frisur mit euch auf den Weihnachtsmarkt geht.

Für die Vorbereitung von deiner Tochter gibt es diverse Bilderbücher über den Tod und über Krankheiten. Auch über Krebs sollte es Kinderbücher geben. Frage doch da mal die Bibliothekare bei euch nach einem Literaturtipp. Fragen nach dem Tod und was danach wohl kommt, werden schon kommen. Das kannst du dann ruhig so beantworten, wie du das siehst. Ansonsten, mache dir keinen allzu großen Kopf. Eines meiner Kinder war damals auch erst drei und eines fünf Jahre alt als wir mit ihnen meine Oma ein letztes Mal im Heim besucht haben. Natürlich war das für die Kinder ein prägendes Erlebnis und es kamen nach dem Besuch noch diverse Fragen. Die haben wir altersgemäß ernsthaft aber trotzdem schonend beantwortet.

Dabei konnten sie auch damit umgehen, dass ich ihnen gesagt habe, dass ich traurig bin, weil meine Oma so alt und krank ist. Aber sie haben es gut überstanden, hatten keine Albträume oder so. Im Altersheim haben sie sich recht angemessen verhalten, nach einer Weile wurde es ihnen dann aber auch langweilig. Nimm für dein Kind Spielsachen wie zum Beispiel Stifte und Papier oder Puzzle oder irgendwas was ihr Spaß macht mit, dass sie sich still in eine Ecke verziehen kann und sich nicht langweilt. Ich denke auch, dass deine Oma damit umgehen kann, wenn deine Tochter, wie Kinder eben so sind, kein Blatt vor den Mund nimmt.