Schreiben von Inkassounternehmen immer ernst nehmen?

vom 14.12.2011, 22:52 Uhr

Als ich bei einer Bekannten auf Besuch war, habe ich mich gewundert, als sie einen Brief von einem Inkassounternehmen aus dem Briefkasten holte und ihn ziemlich gelassen gelesen hat und dann zur Seite legte. Wir kamen dann auch im Gespräch auf das Thema und sie meinte dann, dass sie sowas nicht ernst nimmt. Sie hätte schon einige solcher Briefe und es hat sich alles geklärt.

Ok, man kann ja auch schon bezahlt haben und der Brief hat sich vielleicht überschnitten. Aber dennoch muss ich sagen, dass ich so einen Brief immer ernst nehmen würde und ich denke, dass ich mit den Nerven fertig wäre, wenn hier ein Inkassobrief ankommen würde. Wie seht ihr das? Sollte man solche Briefe immer ernst nehmen?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Beim ersten Schreiben ist man öfter noch mit den Nerven fertig. Manch ein Schuldner lernt dann, dass das Leben trotzdem weitergeht. Außerdem möchte auch nicht jeder mit Bekannten über solche (doch eher persönlichen) Themen reden.

Natürlich klären sich die Dinge- wenn man sie bezahlt. Vielleicht hatte man auch nur mal einen kurzfristigen Engpass und kann nun Mahn- und Inkassokosten und die ursprüngliche Forderung begleichen. Ansonsten schnappt die Schuldenfalle wie bei Millionen anderen zu. Manch ein Schuldner weiß dann irgendwann, welche Inkassounternehmen "böse" ist und schnell Mahn-und Vollstreckungsbescheide beantragt und sieht das alles eher gelassen.

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» Trisa » Beiträge: 3297 » Talkpoints: 31,17 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich wundere mich, dass du als Besucher weißt, was für Briefe sie in der Post hatte. Woher weißt du denn, dass es ein Schreiben eines Inkassobüros war ? Hast du beim öffnen der Post daneben gestanden und mitgelesen? Als Besucher bekommt man doch eigentlich nicht ernsthaft mit, wie der Absender der Post lautet.

Wenn ich irgendwo zu Besuch wäre, würde es mich schlichtweg auch nichts angehen, was mein Gastgeber für Post bekommt. Ich würde lediglich wahrnehmen, das der Gastgeber einen Fensterbrief bekommen hat. Es steht ja auch nicht „Inkasso“ in großen fetten Buchstaben drauf, dass es einen förmlich anlacht.

Ich kann mir vorstellen, dass deine Bekannte, sich so cool zeigte, weil sie wusste, das sie beim durchsehen der Post unter Beobachtung stand. Wahrscheinlich hätte ich im Beisein anderer Personen den Brief nicht mal geöffnet, sondern auch nur weg gelegt. Ich denke auch, dass ihr das Thema in dem anschließenden Gespräch unangenehm war. Das Thema wäre ja wahrscheinlich nicht aufgekommen, wenn du von der Ankunft des Briefes nichts gewusst hättest. Ich denke, wenn man auf so etwas angesprochen wird, verharmlost man das immer, mit „Es hat sich immer alles geklärt.“ Man will sich ja für finanzielle Probleme nicht rechtfertigen.

Ansonsten kann es sein, dass sie sich an diese Art von Post schon gewöhnt hat. Ein Inkassoschreiben ist noch nicht das Ende der Welt.

» Friedmann » Beiträge: 561 » Talkpoints: -1,05 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich persönlich finde es auch schon ein wenig verwunderlich, dass du genau weißt, welche Briefe deine Bekannte bekommt. Sie scheint sich dann ja schon an Briefe von Inkasso-Büros gewöhnt zu haben, wenn sie die sogar dann öffnet, wenn Besuch anwesend ist. Ich kann nur von mir reden und ich würde so einen Brief niemals im Beisein anderer öffnen, weil das dann schon ziemlich privat ist. Ich selbst habe auch schon mal einen Brief von einem Inkasso-Büro bekommen und war ehrlich gesagt ziemlich geschockt. Ich hatte vor lauter Stress vergessen, eine Rechnung zu bezahlen. Allerdings bekam ich vorher auch keine Mahnung oder irgendwie eine Zahlungserinnerung, sondern es kam gleich der Brief vom Inkasso-Büro. Ich habe dann auch dort angerufen und direkt bezahlt und dann war die Sache auch erledigt.

Ich kann mir auch gut vorstellen, dass es deiner Bekannten sehr unangenehm war, dass du sie hinterher noch auf den Brief des Inkasso-Büros angesprochen hast. Allerdings hätte sie den Brief ja auch einfach beiseite legen und dann öffnen können, wenn du eben nicht mehr da bist. Ernst nehmen muss man die Briefe eines Inkasso-Unternehmens in jedem Fall und ich persönlich würde das auch nicht auf die leichte Schulter nehmen, wenn ich ehrlich bin. Es kommt eben auch immer auf die Situation und die Person selbst an. Eine Freundin von mir ist auch verschuldet und sie findet es auch normal, wenn da Briefe diverser Inkasso-Büros ankommen. Da kann man wirklich schnell in die Schuldenfalle geraten und ich würde so eine Mahnung auch immer direkt bezahlen. Allerdings bekomme ich ja auch nicht regelmäßig solche Briefe, so dass ich mich auch noch nicht daran gewöhnt habe. Wahrscheinlich geht mal echt gelassener damit um, wenn man die Briefe öfter mal bekommt.

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» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Erstmal stand ich genau neben ihr und dann hat sie selber erzählt, was in dem Brief stand. Sie würde sowas öfters bekommen. Sie wollte sogar dass ich ihn lese. Habe ich aber nicht. Sie hat mir dann erzählt um was es geht. Warum ist es dann verwunderlich, dass ich weiß was drin steht. Ihr tut ja so, als ob ich den Brief heimlich gelesen habe. Wir haben uns auch eine Weile darüber unterhalten und ich habe ihr auch gesagt, dass ich nicht so lässig sein könnte.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Man wird ja wohl noch verwundert sein dürfen. Erst recht wenn du nur eine „Bekannte“ bist, würde ich es nicht erzählen. Und schon gar nicht, dass ich solche Post schon oft bekommen habe. Dann hat sie sich tatsächlich daran gewöhnt. Inkassobüros erinnern auch mehrmals an die Zahlung, bevor es zur Vollstreckung kommt. Sie wird diese Vorgänge dann wahrscheinlich schon kennen und deswegen so leichtfertig damit umgehen.

» Friedmann » Beiträge: 561 » Talkpoints: -1,05 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Viel mehr als ruhig zu bleiben, bleibt einem auch nicht unbedingt übrig. Ein Inkasso Unternehmen ist auch nur ein Privatunternehmen, welches Forderungen Dritter eintreibt und davon lebt. Was man grundsätzlich davon halten sollte, Verbindlichkeiten anderer verkaufen zu können, bleibt einem aber mal selbst überlassen. Wann immer man jetzt so ein Schreiben erhält, bedeutet das ja letztlich noch gar nichts. Man muss auch nicht auf der Stelle handeln. Und der ideale Weg, zum Beispiel im Falle eines Irrtums, einfach anzurufen, macht eigentlich gar keinen Sinn. Denn diese Aussagen am Telefon könnten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gar nicht prüfen, so dass ein einmal begonnener Eintreibeprozess so nicht gestoppt werden kann.

Man hat hier letztlich die Möglichkeit, das Inkassounternehmen schriftlich über die Situation zu informieren und denen deutlich zu machen, dass sie im Irrtum sind. Das wäre der freundliche Weg. Man kann aber auch erst auf das angedrohte Mahnverfahren warten, wobei dann das Inkassounternehmen noch einmal die Chance hätte, die Rechtmäßigkeit der Forderung zu überdenken. Oder aber, im Fall dass die Forderung berechtigt ist, teilt dem Unternehmen die Anerkennung der Forderung mit und bespricht dir Rückzahlmodalitäten. Das erspart einfach weitere Kosten.

Letztlich braucht auch ein solcher Brief niemanden aufzuregen, zumal es bestimmt Unternehmen gibt, die recht schnell dabei sind, Inkassounternehmen zu beauftragen. Außerdem sind diese Unternehmen auch gerne und oft von "Internetunternehmen" beauftragt, um fragwürdigen Forderungen aus "Internet-Verträgen" (z.B. aus Abo-Fallen usw.) Nachdruck zu verleihen. Über eine Rechtmäßigkeit einer Forderung sagt also so ein Inkasso-Schreiben rein gar nichts aus. Noch nicht mal ein gerichtlicher Mahnbescheid! Gegen den sollte man sich dann aber fristgerecht zur Wehr setzten und nicht darauf hoffen, dass sich das von allein erledigt.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Es gibt solche und solche Leute. Ein Teil der Menschen wird ganz unruhig, wenn er ein Schreiben eines Inkassounternehmen vorfindet, ein anderer Teil nimmt es gelassen hin. Allerdings kann dies auch daher rühren, dass man versucht, so an das Geld von den Leuten zu kommen. Hier sind nämlich schon einige Forderungen von Inkassounternehmen ins Haus geflattert, die völlig unberechtigt gewesen sind und bei Nachforschungen im Internet zeigten diese in der Tat ein unseriöses Geschäftsverhalten auf. Zumal nichts von dem, was aufgeführt wurde, von einem von uns hier bestellt oder getan wurde.

Auch bekommen wir einmal im Jahr ein Schreiben eines Inkassounternehmens, weil darüber die Rechnung unserer Fernsehzeitschrift zu begleichen ist. Das ist einfach da so und beim ersten Mal habe ich dort auch einen Schock bekommen, beim Lesen des Schreibens stellte sich jedoch heraus, dass es sich um die ganz normale Rechnung handelt und diese war auch nicht mit irgendwelchen Mahngebühren oder dergleichen versehen.

Dass mal eine Rechnung übersehen wird oder dass eine Rechnungsbegleichung sich überschneidet, kann auch mal vorkommen. Nicht jeder ist so gewissenhaft. Aber dennoch würde mich persönlich so ein Schreiben, wenn ich nicht weiß, von wem und warum es kommt, auch umhauen und mich erschrecken, auch lässt es mich nicht kalt. Aber ernst nehme ich diese Briefe im Grunde kaum noch, eben, weil die Forderungen bislang mehr als unberechtigt gewesen sind. Sogar die Verbraucherzentrale weist darauf hin, dass man bei solchen Schreiben vorsichtig sein sollte und nicht voreilig eine Rechnung begleichen sollte.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Das Problem mit Inkassounternehmen ist, dass sie den Ruf haben, dass man sie ernst nehmen muss. Muss man natürlich auch, aber halt auch nicht mehr oder weniger als seinen Bäcker, seinen Metzger, den Otto-Versand oder irgendein anderes Unternehmen. Denn Inkassounternehmen sind nichts anderes. Sie handeln halt mit offenen Forderungen, das ist ihre Ware. Außerdem haben sie ein recht dominantes und gewichtiges Auftreten, und die Post sieht immer recht amtlich aus. Das ist sie aber nicht. Grund zur Aufregung hat man eigentlich erst, wenn man etwas von einem Gericht bekommt. Dann sollte man umgehend tätig werden.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Erst wenn du ein gerichtliches Mahnschreiben bekommst musst du so ein Schreiben vom Inkassobüro ernst nehmen, Voraussetzung ist natürlich dass du absolut sicher sein musst dass die Forderungen unberechtigt sind. Ansonsten steigen natürlich die Forderungen der Inkassofirmen ins Unermessliche und dann schneidet man sich in das eigene Fleisch.

Ich hatte mal so einen Fall wo wir CDs im Internet gekauft hatten, die Bezahlung erfolgte per Direkteinzug von unserem Konto. Da wir zwei CDs wieder zurück schicken mussten ist man dort durcheinander gekommen. Die CDs wurden zwar als Rücklauf eingebucht, aber beim Preis als Minus ausgewiesen so als ob wir sie nicht bezahlt hatten. Alle Hinweise und Versuche das zu klären schlugen fehl. Das Unternehmen hatte zwar den Unsinn eingesehen den sie gemacht hatten, die Forderung aber inzwischen an das Inkassobüro verkauft. Dort hatte ich dann zweimal hingeschrieben, aber als keiner auf diese Erklärungen einging und man immer höhere Forderungen stellte hatte ich auch keine Lust mehr. Irgendwann kam dann nichts mehr und ich hatte meine Ruhe. Damals war ich noch relativ unerfahren, das war so kurz nach der Wende. Ich hatte mir da schon Gedanken darüber gemacht und ich kannte die Regularien auch nicht. Heute würde ich der Sache auch gelassener entgegenblicken, aber wie gesagt nur wenn man sich sicher ist mit den Forderungen nichts zu tun zu haben.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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