Negativerlebnisse - wie am besten verdrängen?

vom 14.12.2011, 22:43 Uhr

Jeder Mensch erlebt ja nicht nur schöne Sachen im Leben, sondern auch negative Dinge. Auch ich habe schon viel negatives erlebt und manchmal ist es auch gar nicht so einfach damit fertig zu werden. Wenn ich manchmal höre, was ältere Leute so alles erlebt haben, dann wird mir schon ganz anders. Denn ich habe bestimmt noch nicht so viel schlimme Dinge erlebt und komme mit Kleinigkeiten machmal nicht klar.

Wie kann man Negativerlebnisse am besten verdrängen? Bitte ratet jetzt nicht zum Psychologen zu gehen. Ich denke, dass man nicht für jeden Mist zum Seelendoktor muss. Es geht auch anders. Aber wie werdet ihr mit euren Negativerlebnissen fertig und wie kann man sie am besten vergessen / verdrängen oder verarbeiten?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Natürlich muss man nicht "für jeden Mist zum Seelendoktor"- aber vermutlich wird dich auch nicht jeder Mist langfristig so belasten, dass du damit nicht fertig wirst, oder? Und was für den einen Mist ist, interessiert andere kaum. Wenn man etwas schlimmes erlebt hat, ist es sicherlich normal, dass man eine Zeitlang geschockt ist, trauert, schlecht schlafen kann oder weniger Hunger hat. Wenn das Erlebte aber nun so belastend ist, dass man sein Leben nicht mehr richtig meistern kann, bzw. bei alltäglichen Arbeiten eingeschränkt ist, aufgrund seiner Psyche dann sollte man dies sehr wohl behandeln lassen.

Letztendlich entscheidet jeder selbst, wie schlimm die Belastung empfunden wird. Und manches verarbeitet die Psyche schneller und das unterscheidet sich auch von Mensch zu Mensch. Manchmal hilft es einem schon, mit jemanden reden zu können. Ob dies jemand aus dem Umfeld ist, man eine Beratungsstelle aufsucht, eine Therapie macht oder spezielle Gruppen (zum Beispiel Trauergruppen) besucht, muss jeder für sich entscheiden.

Mein Großmutter ist auch eine starke Frau, hat auch Großvaters Tod gut verarbeitet und natürlich auch nach dem Krieg, in der Jugend und im Leben allgemein manch schlimmes erlebt. Aber ihr ging es auch mal schlecht und als sie damals nach dem Tod ihres Hundes beim Anblick jedes Hundes draußen, sehr traurig wurde und es ihr nervlich dadurch schlecht ging, besuchte sie eine Selbsthilfegruppe. Durch die Geschichten dort von den anderen ging es ihr noch schlechter, so dass sie dann mit einem Psychologen ein paar Stunden verbrachte. Mit ihm sprach sie über die Trauer, den verstorbenen Hund und dann gingen sie im Park spazieren und nahmen nach und nach Kontakt zu anderen Hunden auf. Danach wurde über die Situation gesprochen und schnell konnte sich Oma auch wieder an anderen Hunden erfreuen. Das waren wenige Sitzungen und es mag sein, dass Oma auch ohne diese Gespräche schnell ruhiger geworden wäre, doch eine Garantie dafür gibt es nicht. Obwohl es "nur" ein Tier war, was längst nicht so lange bei ihr war, wie ihr Mann, so hat sie den Tod ihres Mannes auch ohne professionelle Hilfe verkraftet, auch wenn es natürlich immer wieder traurige Momente gibt.

Verdrängen klingt nicht gut. Verarbeiten sollte man Negativerlebnisse. Was auch immer man erlebt hat, es bleibt ein Teil von einem. Doch egal, was passiert ist, so sollte man diesem Erlebnis nicht dauerhaft die Macht über sich und sein Gefühls- und Seelenleben geben. Vergessen funktioniert allerdings nicht. Man kann nicht vergessen, dass jemand Nahestehendes verstorben ist, dass man selbst einen schweren Unfall hatte, bedroht wurde oder schlimmes erlebte. Und bei allem schlimmen gibt es immer auch positive Dinge. Selbst in Kriegsgeschichten oder aus Hungerregionen erlebten Menschen ja durchaus schöne Momente und nehmen dies als positive Erinnerung mit.

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» Trisa » Beiträge: 3297 » Talkpoints: 31,17 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich denke nicht, dass das Verdrängen immer angestrebt werden sollte. Man sollte sich schon mit seinen Emotionen auseinander setzen und wenn man etwas schlechtes erlebt, dann muss man sich das schon erst mal bewusst machen und dann eben auch sehen, was man machen kann. Vielleicht kann man manchmal ja noch etwas retten und muss sich dem negativen Gefühl nicht im Übermaß hingeben.

Ansonsten würde ich es einfach mal alles herauslassen. Wenn man durch ein solches Ereignis wütend ist, dann kann man auch mal in den Wald gehen und brüllen, das befreit oder man joggt. Da bekommt man den Kopf dann wieder frei. Sicherlich ist es auch mal ganz gut, wenn man jemanden zum Reden hat, einen besten Freund oder einen Verwandten. Dann kann man gemeinsam besprechen, was man machen kann. Ich finde es aber besser, wenn man Sachen verarbeitet und sie nicht verdrängt.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Du hast jetzt zwei unterschiedliche Dinge angesprochen. Zum einen hast du danach gefragt, wie man allgemein mit Negativerlebnissen umgehen sollte und zum anderen, wie man sie am besten verdrängen kann. Kommen wir zuerst zu letzterem, denn im Verdrängen habe ich mittlerweile ziemlich viel Übung.

Der beste Weg, etwas aus dem Kopf zu verbannen, ist meiner Meinung nach Ablenkung. Das hilft einfach am meisten. Wenn ich Streit mit meinem Freund habe, dann ist das letzte, was ich tun will, alleine sein. Also gehe ich erst einmal zu meiner Mutter, denn mit ihr lebe ich noch zusammen. Ich rede mit ihr dann aber nicht über den Streit, sondern ich rede mit ihr über alltägliche Dinge oder schaue auch nur Fernseher mit ihr. Hauptsache ich werde abgelenkt. Falls sie gerade nicht da ist, dann schreibe ich zumindest in einem Messenger einige meiner Freunde an, in der Hoffnung, dass mich einer von denen ein wenig ablenken kann. Eventuell gehe ich dann auch aus, wobei ich dann nicht Party machen gehe, sondern lieber einen Film im Kino anschaue oder ähnliches.

Aber Verdrängen ist nicht immer der beste Weg. Und dabei wären wir bei der anderen Frage: wie man am besten mit Negativerlebnissen umgeht. Ich denke, das muss jeder für sich selbst herausfinden. Bei mir funktioniert die Sache mit der Ablenkung und dem Verdrängen immer ziemlich gut, aber wenn es sich um etwas handelt, das einfach geklärt werden muss, dann sollte man es lieber nicht verdrängen, sondern lieber klären beziehungsweise besser machen. Das kommt dann immer auf die Situation an, aber es einfach zu verdrängen ist wirklich nicht immer die beste Lösung. Darüber sollte man sich im Klaren sein. Es hilft vielleicht im ersten Moment, aber letztendlich holen einen die Erlebnisse dann wieder ein.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich denke mal, etwas zu verdrängen ist nur durch "akute" Ablenkung möglich. Wenn man aber bewusst gegen bestimmte Gedanken oder Erinnerungen ankämpft, kommen sie in Phasen herabgesetzter Konzentration auf das Verdrängen umso stärker wieder. Man kann sich gegen die eigenen Gedanken also nicht wirklich wehren, wenn man sie nicht angemessen verarbeitet und ablegt.

Da Zwangsgedanken das Motiv bzw. auch das Ergebnis des Verdrängens darstellen, gilt es auch vorrangig ebendiese zu behandeln. Hier ist besonders das Zuendeführen der Gedanken hilfreich, damit sie sich nicht immer wieder wiederholen. Dies kann aber eine wahre Herausforderung sein. Betroffenen fällt das Zuendeführen oftmals schwer, da bereits der Zwangsgedanke als solcher mit sehr negativen Emotionen und Vorstellungen behaftet ist, an die der Betroffene ja gerade nicht denken will.

Abseits des Zuendeführens besteht auch die Möglichkeit der Umdeutung einer vergangenen Situation ins positive. Man stellt sich hierzu vor, welcher Ausgang des Geschehnisses einem am liebsten wäre.

Relativ neu ist die Erkentnis, dass es hilft nach einem negativem Ereignis den Schlaf auf ein Minimum zu reduzieren. Diese Methode wurde bereits erfolgreich an Afghanistan-Soldaten erprobt. Wird der Schlaf zum Großteil (oder auch komplett) ausgesetzt, treten im Gehirn auch keine bzw. kaum REM-Phasen auf, sodass sich das negative Erlebnis im Gedächtnis nicht mehr optimal festsetzen kann.

» MasterOers » Beiträge: 348 » Talkpoints: 1,16 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Mit Negativerlebnissen gehe ich immer gleich um. Ich gucken immer nach vorne und freue mich auf die schönen Dinge, die noch kommen werden. Das hört sich jetzt ganz leicht an und ich muss zugeben, dass es in schwierigen Zeiten natürlich nicht so leicht ist, aber es hilft.

Ich sage mir immer: Vorwärts immer, rückwärts nimmer. Das hilft dann meistens ganz gut und ich fasse neuen Mut. Außerdem höre ich immer viel Musik und lenken mich mit Freunden ab. Andere Menschen haben eine ganze andere Sicht auf viele Dinge und können dir in deiner schweren Zeit helfen. Im Endeffekt geht es darum, schnell wieder positive Sachen zu erleben. Ich versuche also immer, raus zugehen und einfach zu leben.

» GoroVI » Beiträge: 3187 » Talkpoints: 2,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


MissMarple hat geschrieben:Aber wie werdet ihr mit euren Negativerlebnissen fertig und wie kann man sie am besten vergessen / verdrängen oder verarbeiten?

Wenn man nicht gleich wegen jedem negativem Erlebnis, was man durchlebt, zum Seelendoktor rennen möchte, kann ich das sehr gut nachvollziehen. Es ist ja oft auch was sehr privates und man ist halt nicht immer bereit, sich anderen diesbezüglich zu öffnen. Ich habe in meinem Leben schon einige sehr negativer Erlebnisse machen müssen und da war von kleinen Dingen, bis hin zum Sterben alles dabei. Das belastet die Seele natürlich sehr und da ich auch nicht der Typ bin, der sich gerne anderen öffnet, habe ich für mich eine kleine innere Mauer aufgebaut. Es ist vielleicht nicht die idealste Lösung, aber für mich eine sehr gute. Leute die mich dann besser kennen, die können auch über die Mauer schauen, das lasse ich dann auch zu, aber gegenüber flüchtig Bekannten oder gar Fremden ist diese Mauer sehr erfolgreich.

Bei einigen negativen Dingen hilft es mir, einfach darüber zu schreiben und wenn es in einem eigenen Brief ist. So schreibe ich mir praktisch das negative von der Seele und kann dann wieder nach vorne schauen. Durch meine ganzen negativen Erlebnisse bin ich auch kälter geworden und bin auch recht sparsam im Umgang mit meinen Gefühlen. Das ist manchmal für mein Gegenüber nicht ganz leicht, aber es ist halt meine Art und Weise.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich sehe das auch so, dass Verdrängen der falsche Weg ist. Schlimme Ereignisse kann man nicht einfach ein für alle Mal vergessen und man kann davon ausgehen, dass sie gerade in Zeiten, in denen man sich sowieso schlecht fühlt, wieder aufkommen werden.

Besser ist es, wenn man lernt, mit schlechten Gefühlen , die bei der Erinnerung an das schlechte Ereignis entsteht, richtig umzugehen. Dabei kann man sich durchaus an Methoden der Psychotherapie orientieren, auch wenn man nicht gleich zum Therapeuten gehen muss. Halbwegs gesunde Menschen können sich das nötige Wissen auch selbst aneignen, sofern das Leiden nicht zu groß ist.

Ein erster Ansatz ist es, seine Einstellung zu diesen schlechten Gefühlen zu ändern. Natürlich darf man sich auch einmal traurig fühlen, wenn man an ein schlimmes Ereignis denkt. Aber das geht auch wieder vorüber und man stirbt auch nicht daran, wenn man sich dadurch schlecht fühlt. Wenn man seinen Gefühlen diese Akzeptanz und positive Einstellung gegenüber stellt, nimmt man der Erinnerung an das schlimmer Ereignis schon einmal einen Großteil seines Schreckens.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Negativerlebnisse zu verdrängen, das bringt überhaupt nichts. Irgendwann kommen sie wieder aus der Versenkung hoch und machen dir erneut Kummer. Dann muss man sich wieder erneut damit befassen. Das wird dann doppelt so schlimm. Deshalb finde ich es besser, sofort eine positive Lösung zu suchen und die Erlebnisse zu verarbeiten. Eine psychologische Verarbeitung muss nicht immer sein. Aber es ist schön, wenn eine verständnisvolle Person als Ansprechpartner zur Verfügung steht.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich lese viele Bücher über Psychologie und in einem stand, dass er sehr wohl Sinn hat, negative Erlebnisse zu verdrängen. Was geschehen sei, könne man nicht ändern und unser Gehirn verdränge manchmal ganz bewusst Sachen, damit wir entlastet werden. Und dem kann ich mich nur anschließen. Angenommen, man ist früher in der Schule gemobbt worden oder die Eltern sind sehr früh gestorben, dann nützt es doch überhaupt nichts, noch Jahre später darüber zu grübeln und zu leiden. Das Leben geht weiter.

Daher finde ich Verdrängung in einigen Situationen eine gute Idee. Wie genau man etwas verdrängen kann, kann ich nicht wirklich sagen. Ich weiß, dass man sich selbst dazu "zwingen" kann, an etwas anderes zu denken, wenn einem gewisse Gedanken in den Kopf kommen. Aber das ist manchmal leichter gesagt als getan. Oder man lenkt sich einfach ab, indem man neue Hobbys sucht, neue Kontakte knüpft und so weiter.

Sich mit einem Problem selbst auseinanderzusetzen, wie hier einige vorgeschlagen haben, hilft meiner Meinung auch nur bedingt etwas. Wenn man an einer Situation Mitschuld hatte und sich dessen bewusst wird, hilft es einem vielleicht, um für die Zukunft zu lernen. Aber wenn man zu häufig über eine Sache nachdenkt, entsteht auch ein Teufelskreis und man kommt aus dem negativen Denken nicht mehr raus.

Zum "Seelenklempner" würde ich ehrlich gesagt erst gehen, dann wenn ein Erlebnis mich richtig verfolgt, ich beispielsweise regelmäßig Angstzustände bekomme und über längere Zeiträume hinweg unter Albträumen leide. Ansonsten sehe ich keinen Grund, einen Psychologen aufzusuchen, denn es dauert so wahnsinnig lange, einen Termin beim Psychologen zu bekommen, dass das für mich schon ein Beweis ist, dass heutzutage extrem viele Leute da hingehen. Und ich glaube nicht, dass Menschen heute mit schlimmeren psychischen Problemen zu kämpfen haben, als noch vor einigen Jahren.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 02.06.2013, 11:59, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

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