Welche Familienrituale nerven euch ganz besonders?

vom 14.12.2011, 21:59 Uhr

Gerade jetzt zur Weihnachtszeit kommen ja auch in vielen Familien wieder Rituale zum Vorschein, die man mehr oder weniger gerne mit macht oder die eben auch unheimlich nerven können. So müssen manche Kinder vor dem Tannenbaum, ein Gedicht aufsagen oder singen oder andere müssen ein Musikinstrument spielen, weil es eben so ein Ritual in der Familie ist.

Aber auch außerhalb der Feiertage gibt es Familienrituale, die bestimmt auch nerven können. Kennt ihr solche Familienrituale und würdet ihr sie gerne abstellen? Warum wehrt ihr euch nicht gegen diese Rituale? Warum macht ihr sie mit? Welche Rituale in der Familie nerven euch ganz besonders?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



In meiner Familie gibt es keine Rituale. Falls jemand etwas Besonderes machen möchte, soll er sich keinen Zwang antun. Ich habe nichts dagegen. Aber wie man das schon mal in alten Filmen gesehen hat, dass die Kinder eins nach dem anderen nach vorne kommen mussten und ein Gedicht aufsagen, das finde ich dann doch etwas zu weit hergeholt und zu steif. Ich erinnere mich, dass früher, am Heiligen Abend, gemeinsam gesungen wurde, aber das ist alles Vergangenheit. Heute ist das wohl meist nicht mehr üblich. Vor Jahren noch musste der Sohn meines damaligen Chefs auf seinem Musikinstrument etwas vorspielen und der Herr Papa platzte vor Stolz. Ich denke es kommt auch darauf an, wie die Familie zur Kirche steht, ob gesungen wird oder nicht. Gäbe es irgendwelche Rituale in der Verwandtschaft, würde ich die erst besuchen, wenn die Rituale schon vorbei sind, auch wenn es dann heißen würde;“Schade, dass du das xy nicht mitbekommen hast. Das war so schön!“

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich weiß nicht, ob man das schon direkt als Ritual bezeichnen kann, aber bei uns hieß es immer, dass Weihnachten gefälligst ein Familienfest sei, und ich daher an dem Tag auch bei meinen Eltern bleiben, oder später, als ich schon eine eigene Wohnung hatte, vorbeischauen musste. Ob ich nun wollte, oder nicht. Freunde besuchen gehen durfte ich an dem Tag nicht, als ich im Kindes- oder Jugendalter war, obwohl es den Leuten und ihren Eltern gar nichts ausgemacht hätte, wenn ich vorbeigekommen wäre.

Ganz arg schlimm war es für mich, als ich eine Fernbeziehung hatte, ab dem Alter von 16 Jahren einige Jahre lang, und ich dann meinen Freund über die Weihnachtstage nicht sehen durfte, weil ich bei meinen Eltern bleiben sollte. Obwohl mein Freund so schon wenig Zeit hatte, anzureisen, und diese Weihnachtsfeiertage eben eine rare Gelegenheit gewesen wären, wo er hätte vorbeikommen können.

Nun werden sich einige vielleicht fragen, wieso ich das so schlimm finde, zu Weihnachten bei meinen Eltern zu sein. Denn zu Weihnachten würde man doch sicher auch bei den Eltern angenehm feiern können. Aber so war es hier nie. Genau genommen gab es halt ein Geldgeschenk für mich, es stand ein Teller Kekse auf dem Wohnzimmertisch, und das war es dann auch. Nur, dass ich dann halt gezwungen war, die drei Tage bloß nicht das Haus zu verlassen, sondern stattdessen nichtstuend in der elterlichen Wohnung herumhocken musste.

Gerade zu der Zeit meiner Fernbeziehung waren diese "Familienfeiertage", zu denen übrigens auch Ostern und Silvester gezählt wurden, eigentlich die traurigsten Tage des Jahres für mich. Dass es Geld gab, war ja schön, aber alleine herumzuhocken, nicht hinausgehen zu dürfen, und vor allen Dingen nicht zu meinem Freund zu dürfen, das war einfach nur grauenvoll. Ich habe es absolut gehasst, untätig herumsitzen zu müssen. Das einzige, was ich dann tat, war immer, darauf zu warten, dass diese verdammten "Feiertage" endlich vorbei seien und ich endlich wieder gehen durfte.

Bei meinen rabiaten Eltern war auch bis zu einem bestimmten Alter leider gar nicht daran zu denken, sich dagegen zu wehren. Beziehungsweise waren die Versuche fruchtlos, und haben alles nur noch schlimmer gemacht. Meine Eltern sind ja immer absolut ausgerastet, wenn man sie kritisiert hat, so natürlich auch in diesem Fall. Da gab es dann allen möglichen Blödsinn von Taschengeldstreichungen bis hin zu Hausarrest. Heute geht das natürlich nicht mehr, aber in der Kindheit und Jugendzeit war das wirklich katastrophal.

Und abgesehen davon habe ja zumindest ich auch irgendwie Skrupel, mich mit meinen Eltern anzulegen oder zu zerstreiten. Ich bin ein harmoniebedürftiger Mensch, der Streit gerne vermeidet, wo es geht. Von daher hatte ich auch keine Lust, einen riesigen Zank mit meiner Familie vom Zaun zu brechen, sondern habe halt den ganzen Mist mitgemacht und hingenommen.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



In meiner Schwiegerfamilie, also der Familie meines Ex-Partners, mit der ich letztes Jahr nun auch wieder an Weihnachten zusammen war, gibt es leider tatsächlich das von Dir erwähnte Ritual des Singens, allerdings nicht vor dem Weihnachtsbaum, sondern vor der Krippe, die sich in einem anderen Teil des Wohnzimmers befindet. Ich weiß auch nicht wirklich, weshalb das noch gemacht wird, weil offenbar nicht einmal die beiden Kinder wirklich Spaß daran haben.

So kam es im letzten Jahr dazu, dass irgendwann meine Schwägerin mit ihrem Mann und den beiden Kindern zu uns allen gestoßen sind, die Kinder erstmal ihre Oma überfallen haben, um ihr mitzuteilen, was sie bei der anderen Oma, bei der sie regelmäßig jedes Jahr den ersten Teil des Abends verbringen, alles an Geschenken bekommen haben und dann stand die versammelte Familie mehr oder weniger plan- und ziellos im Wohnzimmer herum und meine Schwiegermutter fragte in die Runde, ob wir nicht etwas singen wollten. Es kam keine Reaktion zurück, bis dann irgendwann meine Schwägerin nach einer kleinen Kunstpause wohl doch noch der Meinung war, dass man dem vermeintlichen Wunsch der Mutter Folge leisten sollte. Und so kam es dann zu einem recht schrägen Gesang zweier Frauen, in den die Kinder irgendwann einstimmten, allerdings doch reichlich verspätet.

In meiner eigenen Familie gab es außerdem lange Zeit das Ritual, dass wir drei Mädchen nach dem Mittagessen an Heiligabend einen Mittagsschlaf machen sollten. Ich vermute, dass meine Eltern in dieser Zeit noch Geschenke eingepackt haben, bin mir aber nicht abschließend sicher. Jedenfalls fand ich diese Stunden, die ich da im Bett liegen sollte, wirklich äußerst quälend und ich konnte auch nicht schlafen, daran war nun wirklich nicht zu denken – an einem solchen Tag! Ich war zum Schlafen jedenfalls regelmäßig viel zu aufgeregt und habe deshalb in meinem Bett herumgeturnt, anstatt die Augen zu schließen.

Auch bei uns in der Familie wurde außerdem vor dem Weihnachtsbaum gesungen. Als Kind hatte ich Spaß daran und wer ein Instrument spielte, der war auch jeweils herzlich eingeladen, dieses an Heiligabend zu eben diesem Gesang auszupacken und zu benutzen. So kam es, dass wir mal zwei Gitarren und eine Blockflöte zum Gesang hatten, ein anderes Mal gab es nur noch eine Gitarre und eine Querflöte. Blöd fand ich diesen Gesang erst, als ich dann Jugendliche war und ab diesem Moment habe ich auch mit dem Singen an Heiligabend komplett aufgehört – übrigens bis heute.

Weitere Rituale fallen mir gar nicht ein, obwohl es sicherlich welche gab. Gut, meine Eltern beten heute noch vor und nach dem Essen, übrigens auch wirklich jedem Essen, außer dem Frühstück. Wenn ich bei ihnen zu Besuch bin, mache ich das auch ein wenig mit, jedenfalls insofern als ich ein Kreuzzeichen mache und die Hände falte, denn ich weiß, dass meinen Eltern das wichtig ist und ich denke nicht, dass ich dagegen nun ständig aufbegehren muss, zumal es wirklich so einiges gibt, das ich schlimmer fände als hierbei nun mitzumachen, zumal ich auch nicht heuchle. Allerdings war es das dann auch wirklich schon mit irgendwelchen Ritualen, die mir einfallen wollen. Es hält sich also in Grenzen, denke ich, und bei dem, was mir hier eingefallen ist, will ich auch gar keinen Gedanken daran verschwenden, was ich denn tun könnte, um diesen Ritualen zu entgehen.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich mag es gar nicht, dass meine Eltern jedes Jahr um Neujahr herum essen gehen, und zwar in einem texanischen Restaurant, in dem die Bedienungen allesamt unter sechszehn zu sein scheinen und in BH und Hotpants servieren. Ich mag das Restaurant nicht, ich mag das Essn dort nicht und es nervt mich einfach, mehrere Stunden lang an einem Tisch mit Leuten zu sitzen und zu essen, die ich ohnehin jeden Tag sehe. Dabei geht es weniger um meine Eltern, als darum mehrere Stunden dort zu sitzen und sich Essensgeruch um die Nase wehen zu lassen. Ich finde diese Tradition jedes Jahr wieder todlangweilig und ich kann ihr leider nicht entfliehen.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Mir ist beim essen immer wichtig, dass wir gemeinsam anfangen. Da muss der eine oder andere schon mal warten. Meiner Meinung nach gehört das einfach zum Familienleben dazu und es ist auch keine große Mühe. Wenn man nicht gemeinsam isst, dann geht das Miteinander mit der Zeit verloren. Natürlich sind in der Woche nicht immer alle zu jeder Mahlzeit da, aber die die da sind, warten bis alle am Tisch sitzen.

Wenn wir die Verwandtschaft dahaben, warten nicht immer alle. Bei manchen ist es üblich, dass man einfach anfängt, wenn man seinen Teller hat. Deshalb habe ich mir angewöhnt die wichtigen Details erst auszuteilen, wenn alle am Tisch sind. So schenke ich zum Beispiel erst den Kaffee allen ein, wenn jeder sitzt. Denn ohne den Kaffee fängt die Schwiegeroma auch noch nicht an.

Wenn wir bei der Verwandtschaft zu Besuch sind, dann sitzen meine Kinder immer neben mir oder zumindest in meiner Nähe. Sie warten immer ganz brav, bis es losgeht. Mir ist das wichtig und bei uns gehört das einfach dazu. Das muss aber jeder selbst entscheiden.

Ein weiteres Ritual haben wir zu Silvester. Wir spielen das vergangene Jahr noch einmal mit einer Art Brettspiel durch. So erinnern wir uns an die schönen Dinge und Momente in unserem gemeinsamen Jahr. Das macht allen Spaß, weil wir immer lustige Aktionen dabei haben.

Rituale müssen nicht schlecht sein. Es gibt eben Dinge, die manchen Menschen wichtig sind. Auch wenn man selbst eine andere Meinung hat, kann man demjenigen doch den gefallen tun. Es sollte nur nichts sein, wo man sich schämt oder was gezwungen ist. Gezwungen wirkt es zum Beispiel, wenn Kinder für ihr Geschenk etwas aufsagen müssen oder ein Lied spielen möchten. Wenn sie es gerne machen, ist das ok. Wenn sie aber mehr oder weniger erpresst werden und das Geschenk nur bekommen, wenn sie etwas dafür tun, dann ist das nicht mehr schön. Mir würde es als Mutter nicht gefallen. Meine Kinder singen zu Weihnachten auch Lieder oder spielen etwas vor. Allerdings spielen sie es mit uns gemeinsam vollkommen ungezwungen. So macht es Spaß. Der Weihnachtsmann ist dann schon immer weg oder noch nicht da.

» floraikal » Beiträge: 1127 » Talkpoints: 2,05 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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