Pflegestellen für Tiere - wie läuft das?
Ich lese häufiger, dass für Tiere Pflegestellen gesucht werden. Dabei handelt es sich meistens um Hunde, die aus dem Mittelmeerraum nach Deutschland kommen und hier vermittelt werden sollen. Ich kenne niemanden, der einen Pflegehund hat und ich frage mich, wie das genau abläuft. Bleiben die Hunde dann so lange in der Pflegestelle bis sie wirklich vermittelt werden? Ich kann mir vorstellen, dass das oft ja nicht absehbar ist. Wenn der Hund dann aber vielleicht schon monate- oder gar jahrelang in seiner Pflegestelle ist, ist es sicher für ihn auch nicht so leicht, dort wieder herausgerissen zu werden. Auch für die Menschen ist das sicher nicht ganz einfach, weil sie sich ja auch an das Tier gewöhnen und eine Zuneigung entwickeln.
Hatte von euch vielleicht schon einmal jemand einen Pflegehund oder ein anderes Tier zur Pflege? Wie lief das genau ab? Wurde das Tier schnell weiter vermittelt, oder blieb es länger bei euch? Wie schlimm war der Abschied (für beide Seiten)? Hattet ihr nach der Vermittlung noch Kontakt zu dem Tier? Welchen Unterschied macht es für euch, einen Pflegehund aufzunehmen oder einem Tier einen dauerhaften Platz zu bieten? Würdet ihr noch einmal ein Tier vorrübergehend aufnehmen?
Ich selber war mal Pflegestelle für Kleintiere wie Ratten, Mäuse, Hamster usw. Aber diese Tiere waren auch immer nur kurz bei mir. Wenn die Tierheime in der Gegend überfüllt waren, wurde ich kontaktiert und es wurde nachgefragt, ob ich Kapazitäten hatte. Dann brachte man mir die Tiere und ich habe sie versorgt. In der Regel bekommt man dann auch das Futtergeld bzw. Futter gestellt und auch die Tierarztkosten erstattet. Aber ich habe das meist selber übernommen.
Bei Hunden ist es ja oft so, dass es traumatisierte Hunde sind. Diese sollten dann auch besondere Pflege bekommen. Oft ist das dann auch gerne gesehen, wenn ein Zweithund da ist. Aber es muss auch ausreichend Platz da sein. Auch hier werden in der Regel Futter und Tierarztkosten übernommen. Aber es kann sein, dass ein Tier nach ein paar Wochen, Monaten oder Jahre dann eine neue Familie bekommt. Damit muss man immer rechnen.
Ich selbst habe keinen Pflegehund gehabt. Ich weiß aber, dass eine Bekannte mal vorübergehend ein Tier in Pflege hatte. Der Hund war sehr schwierig, wenn sie mit ihm unterwegs war. So viel ich weiß, hat sie aber das Futter für ihn gekauft. Nur die Arztkosten und Steuern brauchte sie nicht zahlen. Als der Hund sich endlich bei ihr eingelebt hatte nach einem dreiviertel Jahr, wurde er weitervermittelt und sie musste ihn wieder abgeben. Das war sehr schwer für sie, weil sie ihn inzwischen auch liebgewonnen hatte und er sich mittlerweile auch an sie gewöhnt hatte. Nochmals würde sie keinen Pflegehund aufnehmen.
Cid hat geschrieben: Als der Hund sich endlich bei ihr eingelebt hatte nach einem dreiviertel Jahr, wurde er weitervermittelt und sie musste ihn wieder abgeben. Das war sehr schwer für sie, weil sie ihn inzwischen auch liebgewonnen hatte und er sich mittlerweile auch an sie gewöhnt hatte. Nochmals würde sie keinen Pflegehund aufnehmen.
Hat sie etwa gedacht, dass sie für fast lau einen Hund halten kann? Wenn es ihr so schwer gefallen ist, hätte sie jederzeit die Möglichkeit gehabt den Hund selber zu übernehmen. Einfach den Vertrag unterschreiben, eine Gebühr bezahlen, von da an sämtliche Kosten für den Hund selber tragen und schon muss man sich nicht gegen den Willen/schweren Herzens trennen. Wer damit nicht klar kommt, dass der Hund weiter vermittelt wird, sollte sich auch nicht als Pflegestelle anbieten.
Ich finde, wenn man wirklich helfen will, dann übernimmt man auch die Futterkosten für das Tier. So ein Platz ist zwar wichtig und um einiges besser als wenn der Hund in ein Tierheim muss, aber damit hilft man dem Tierheim nicht wirklich weiter. Und es fällt einem je nach Hundecharakter eben auch schon nach wenigen Tagen nicht ganz leicht, wenn der Hund dann wirklich abgeholt wird. Aber so ist das eben in Tierheimen und Pflegestellen. Ein späterer Kontakt ist selten gewünscht. Das kann ich auch völlig nachvollziehen, weil es mir nicht viel anders gehen würde. Wenn ich einen Hund übernehme, dann möchte ich mir nicht noch den alten Anhang ans Bein binden. Die ständigen Nachfragen nerven irgendwann auch.
Was ich von Pflegestellen halte hängt ganz davon ab welchen Zweck sie erfüllen. So finde ich es bedenklich, wenn man Tiere aus dem überfüllten Tierheim auf private Pflegestellen aufteilt um sich aus dem Ausland eine Horde neuer Hunde zu holen, in dem Land selber aber nichts unternimmt. Ich gehöre sicherlich nicht zu den engstirnigen Leuten die meinen, dass man erst oder nur den deutschen Hunden helfen soll. So etwas finde ich völlig bescheuert. Aber bei einigen Orgas geht es wirklich nur darum die Hunde schnell an den Mann zu bringen und solche Organisationen möchte ich nicht unterstützen. Da hat zwar der betreffende Hund dann gerade etwas davon, den nächsten dort geborenen Hunden wird es dann aber wieder ähnlich ergehen und es wird nie ein Ende nehmen. Ähnlich wie bei den Hundemärkten in Polen.
Toll fand ich einen Verein, der für frisch operierte Hunde Pflegestellen gesucht hat bzw immer noch sucht. Ich bin nicht mehr auf dem Laufenden, da dies für mich schon lange nicht mehr in Frage kommt. Ich fand das damals klasse, denn diese Hunde würden im Tierheim völlig untergehen und könnten nicht so intensiv betreut werden wie es eigentlich nötig wäre. Damals war es so, dass man den Hund frisch aus dem OP-Saal bekommen hat. Die Hunde wurden einem sogar bis nach Hause gebracht. Ab da hat man dann die Verantwortung getragen und ist dann auch, wenn es nach dem Eingriff nötig gewesen ist zum Aqua- Muskelaufbautraining, Massagen und halt zu den Nachsorgeuntersuchungen gefahren. Ansonsten ging es um die Verpflegung und dass man darauf achtet, dass sich der Hund nach so einer Gelenkoperation schont. Erst wenn ein Hund genesen ist, wurde er in die Vermittlungsdatei aufgenommen. Vorherige Besuche hätten ihn nur zu sehr gestresst. Die wirklich hohen Kosten, die sich in den Wochen angesammelt haben, hätte keine der Pflegestellen selber übernehmen müssen. Man durfte aber unterstützend Spenden.
Pflegestellen die sich um so genannte Problemhunde kümmern, finde ich auch super. Das ist auch etwas, was ich immer wieder unterstützen würde. Zwar ist es viel Arbeit und man bindet sich gerade an solche Hunde extrem aber dieser Wandel und wenn man letztendlich aus einem angeblichen Monster ein umgängliches Tier gemacht hat, ist unbeschreiblich. Bei diesen Hunden finde ich persönlich es am schwersten sie nicht alle selber zu behalten sondern vermitteln zu lassen. Zu diesen Hunden muss man eine gute Bindung aufbauen, wenn man sie nicht mit irgendwelchen Hilfsmitteln bearbeiten möchte. Einen Hund, mit dem man nicht intensiv arbeiten muss und ihm nur eine Unterkunft bietet, kann man immer noch etwas auf Distanz halten. Bei diesen aber hilft einem nur der Gedanke, dass man den Hund an einen topp Platz abgibt.
Wie lange so ein Hund eine Pflegestelle benötigt, hängt davon ab wie alt er ist, wie er sich verhält und oft auch an der Rasse. So hatte ich einen jungen Tibet Terrier nur wenige Tage, weil er ratz fatz vermittelt wurde. Es war zwar schade, weil seine verrückte Art ziemlich witzig gewesen ist aber wirklich traurig fand ich es nicht. Er entsprach halt nicht meiner Rasse/Vorstellung von einem Hund. Der Hund ist mit einen Beautyköfferchen bei mir eingezogen. Das Fell hat wirklich viel Pflege benötigt und so etwas möchte ich nicht. Auch nicht mehr zur Pflege. Das war auch nur eine Ausnahme, weil er sofort untergebracht werden musste.
Wie so etwas abläuft, hängt immer davon ab, was vereinbart wird, um welche Tiere es sich handelt und welcher Verein dies betreut. Natürlich sollten die Personen, sowie ihr Umfeld geeignet sein. Für einen Hamster braucht man andere Räumlichkeiten als für einen großen Hund, der lange auf der Straße lebte.
Manchmal stehen vorher schon die endgültigen Besitzer fest, und es geht darum, Tierbabys großzuziehen oder Straßenhunde erst mal an ein Leben in der Wohnung zu gewöhnen. Außerdem ist die Betreuung in einem Haushalt natürlich etwas anderes, als in einem Tierheim. Und zahme, an den Menschen gewöhnte Tiere, lassen sich leichter vermitteln. Zudem kennen Vermittler ihre Tier oft besser, als es in einem Tierheim möglich ist.
Damit beide Seiten zufrieden sind, sollte man klare Absprachen schriftlich fixieren. Wie lange kann das Tier maximal bleiben? Welche Kosten werden übernommen? Gibt es Alternativen, wenn sich die persönliche Situation einmal ändert? Wie läuft die Zusammenarbeit zwischen Vermittler, Pflegestelle und Interessierten? Und natürlich sollte man sich darüber bewusst sein, dass das Tier einen im Idealfall wieder verlässt. Andernfalls sollte man anstelle eines Pflegetieres ein eigenes zulegen.
Ein Bekannter von mir hat auch als Pflegestelle für Hunde gearbeitet. Nun hat das bei ihm nicht so funktioniert. Er hatte alle Hunde mehrere Monate, da sie ziemlich Problemfälle waren. Und dann sind sie ihm immer so ans Herz gewachsen, dass er sie dann auch letztendlich behalten hat. Er hat nun vier Hunde und denen geht es total gut bei ihm. Sie sind auch sehr gut erzogen und er liebt sie über alles und sie verstehen sich auch untereinander super.
Eine Freundin von mir hatte auch mal einen Hund aus dem Tierheim zur Pflege. Dabei handelte es sich dann sogar noch um einen Welpen und den wollte das Tierheim dann eben in einer privaten Pflegestelle haben, damit er nicht im Tierheim bei den großen verstört wird. Sie hatte ihn zwar nur zwei Wochen vor den ersten Bewerbern, aber wollte ihn dann nicht mehr abgeben und hat ihn behalten.
Bisher ist das also bei meinen Bekannten immer schief gegangen, aber das muss es ja nicht. Ich persönlich könnte das auch nicht. Wir hatten auch mal einen Pflegehund, allerdings aus privater Hand und haben diesen dann auch behalten, da wir ihn nicht mehr abgeben wollten und die Besitzerin sich sowieso nicht gekümmert hat. Ich denke auch, dass es vielen so geht, dass sie die Tiere dann selber behalten, was natürlich irgendwie auch blöd ist, da sie dann wahrscheinlich nicht mehr so viele Pflegetiere aufnehmen. Ich würde auch kein Tier mehr vorübergehend aufnehmen, außer ich könnte mir vorstellen, dieses Tier auch langfristig zu behalten, aber würde es erst einmal kennen lernen wollen. Gerade bei Tieren aus dem Tierheim finde ich eine solche "Kennenlernphase" wirklich wichtig. Aber ansonsten würde ich das nicht mehr machen.
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