Weihnachtsdeko und Andersgläubige/Nichtgläubige?
Durch diesen Thread zur fehlenden Weihnachtsbeleuchtung von Geschäften habe ich mich gerade gefragt, wie die Leute ohne christlichen Hintergrund diesen alljährlichen Aufwand empfinden, der für die meisten Deutschen zum Weihnachtsfest dazugehört. Ich kenne es nur so, dass im Dezember, und oft genug schon einige Wochen vorher, alle Städte die Weihnachtsdekoration herausholen. Selbst die Laternen werden zum Teil mit weihnachtlicher Dekoration geschmückt, es glitzert an allen Ecken und Enden und für viele gehört dieses weihnachtliche Lichter- und Kitsch-Ambiente einfach dazu. Man kann dem ja auch praktisch nicht entkommen, weil es zur Weihnachtszeit fast überall so aussieht.
Gibt es hier vielleicht auch Leute, die Weihnachten überhaupt nicht feiern, zum Beispiel Andersgläubige? Falls ja, interessiert mich, wie ihr das empfindet, wenn einen Monat lang alles geschmückt und beleuchtet ist, ganz gleich wohin man kommt. Findet ihr den betriebenen Aufwand übertrieben? Stört ihr euch daran, weil dadurch ja auch signalisiert wird, dass es sich um etwas handelt, das jeden betrifft - und genau das ist ja gar nicht der Fall. Es gibt ja nicht wenige Menschen in Deutschland, die Weihnachten wirklich gar nicht feiern. Damit meine ich wirklich diejenigen, die entweder gar nicht gläubig sind oder einer anderen Religion als der christlichen angehören und auch keine christlichen Feste feiern. Gemeint sind damit keine Atheisten, die dennoch Weihnachten feiern, ohne religiösen Bezug. Mich interessiert das Empfinden derer, für die der 24. Dezember ein Tag wie jeder andere ist.
Ich glaube, dass viele von den nicht christlich geprägten Menschen trotzdem als angenehm empfinden, wenn sie abends durch die Stadt gehen, und alles ist geschmückt und hell erleuchtet. Gerade in den Monaten, wo es früh dunkel wird und sowieso alles trister erscheint, kann es auch ein Lichtblick für diejenigen sein, die es aus Tradition oder einem anderen Glauben heraus nicht kennen und gewohnt sind. Klar ist, dass viel übertrieben wird und man manches als Kitsch ansehen kann, weil es das auch wirklich ist. Aber eine nicht übertriebene Dekoration und Beleuchtung, die nichts mit Kitsch zu tun hat, wird eben auch von Andersgläubigen als angenehm empfunden.
Ich finde nicht, dass jeder sich angesprochen fühlen soll, dem es nicht gefällt. Man kann dem zwar nicht aus dem Wege gehen, aber man kann die geschmückte Stadt meiden, indem man die Einkäufe möglichst auf einmal tätigt und so dem Rummel ansonsten entgeht. Es kommen ja auch wieder dunklere Zeiten ohne Festbeleuchtung und Kitsch. Wer nicht will, muss es nicht mitmachen. Keiner wird dazu gezwungen, am 24. Dezember, am Heiligen Abend, zu feiern oder in sich zu gehen. Das ist eine individuelle Entscheidung jedes Einzelnen.
Ich selber mag Weihnachten. Nicht wegen dem ursprünglichem Sinn, sondern wegen der Zeit mit Lichtern und dem näher zusammen rücken. Gemeinsam Mandarinen schälen, warmen Kakao vor dem Kamin genießen. Dann gibt es noch die Geschenke, die mir selber eigentlich nicht so wichtig sind, wenn es aber um Menschen geht, die mir etwas bedeuten, beschenke ich die dann ach echt gerne. Allerdings beschenke ich eh jeden auch unter dem Jahr gerne mit irgendetwas. Normalerweise fällt das Weihnachtsgeschenk dann aber schon etwas größer aus. Ich könnte mich aber auch anfreunden mit anderen Gebräuchen oder Festen an diesem Tag.
Mich stört es also überhaupt nicht, zumal ich die meisten Menschen dann auch als etwas anders wahrnehme, ich finde Weihnachten ist ein schönes Fest, dass man mit seinen Leuten feiern sollte, die einem am Herzen liegen. Man könnte da auch mal zu dem Anlass etwas aus sich raus gehen, und schauen, wem es in der Zeit nicht so gut geht. Aber das könnte man generell auch das ganze Jahr über tun.
Also ich glaube, dass man selbst wenn es einen stören würde, nicht viel dagegen unternehmen kann. Wenn ich kein Weihnachtsfest feiern würde, würde ich wahrscheinlich meine Wohnung nicht mit Weihnachtsdeko und einem Christbaum ausschmücken, aber so etwas wie Lichterketten würde ich nicht unbedingt nur mit dem Weihnachtsfest in Verbindung bringen. Sicher stellen auch Andersgläubige zur Winterzeit Kerzen auf oder hängen eine Lichterkette ans Fenster.
Denn zur dunklen Jahreszeit geht es ja insbesondere auch darum, es warm und hell zu haben und da macht so eine Weihnachtsbeleuchtung, wie man sie auch in der Stadt findet, ganz schön was her. Und Motive wie Sterne oder Sternschnuppen würde ich auch nicht als unbedingt christlich bezeichnen. Zwar war es eine Sternschnuppe, die die Hirten zur Krippe geführt hat, aber Sternschnuppen gibt es ja manchmal auch unter dem Jahr.
Leider bin ich der Meinung, dass in der heutigen Zeit auch andersgläubige Mitmenschen nicht an Weihnachten vorbeikommen. Das Weihnachtsfest ist in den letzten Jahren zu einem reinen Konsumfest geworden und es geht nur noch darum, wer wem das größte Geschenk unter den Weihnachtsbaum legt. Ich denke da zum Beispiel gerade an den aktuellen Werbespruch eines großen Elektronikfachmarktes ("Weihnachten wird unterm Baum entschieden"), der genau das impliziert bei den meisten Leuten. Den wirklichen Grund, warum wir Weihnachten feiern, weiß doch kaum noch jemand, und auch die gefüllten Kirchenbänke zu den Weihnachtsgottesdiensten sind doch mehr als nur eine Farce, wie ich finde.
Aus diesen Gründen denke ich, dass selbst Andersgläubige auch irgendwie "Weihnachten feiern". Sie werden vielleicht ihre Wohnung nun nicht schmücken, Engelsfiguren aufstellen und in die Kirche gehen, aber Geschenke werden viele dennoch verschenken. Gerade wenn man Kinder hat, stelle ich es mir schwierig vor, wenn man Weihnachten dann nicht "feiert", weil die Kinder es eben von ihren Spielkameraden oder Mitschülern mitkriegen. Ich meine mich aber auch zu erinnern, dass es mal eine Nachricht gab über einen muslimischen Vater, der nicht wollte, dass seine Tochter im Kindergarten spezielle Sachen zu einem christlichen Fest bastelt (ich weiß nicht mehr, ob es Ostern oder Weihnachten war). Das finde ich dann schon etwas übertrieben, zumal man damit das Kind aus der Gruppe irgendwie ausgrenzt.
Weihnachten habe ich komplett gestrichen. Ich feier es schon seit Jahren nicht mehr und gehe mittlerweile auch nicht mehr zum Festessen. Und nein, ich verschenke auch nichts. Warum sollte ich das auch machen, wenn es für mich ein ganz normaler Tag ist? Nur weil es der Rest macht? Ich muss doch nicht jeden Mist nach-/mitmachen. Und auch wenn das einige schrecklich finden, ziehe ich das auch bei meinen Neffen durch. Sie müssen halt auch lernen bzw akzeptieren, dass die Menschen verschieden sind. In dem Fall eben, dass es verschiedene Glaubensrichtungen und auch Menschen gibt, die gar nicht gläubig sind.
Bei mir gibt es Daheim keinerlei Weihnachtsdeko und ich finde die blinkenden und bunten Lichter alles andere als schön. Genauso wie die Figuren, die sich manche in den Vorgarten stellen. Aber die Beleuchtung in der Stadt finde ich schön. Da sind keine bunten Lämpchen, keine Figuren oder Kitsch und vor allem ist es einheitlich. Ich finde es schrecklich, wenn jeder anders schmückt und es dann kreuz und quer in den verschiedenen Farben blinkt und flackert. In der Stadt wird bei uns immer nur so ein "Lichtbogen" über den Straßen und Einkaufsgassen gemacht. Es sind einfache Lichter ohne irgendwelche Symbole. Da dies schon ziemlich früh gemacht wird, gehört es für mich nicht zu Weihnachten sondern zur Winterzeit.
Ich finde es einfach urgemütlich da abends durch die Straßen zu schlendern. Vor allem wenn es geschneit hat und man durch den Schnee stapfen muss. Gehe ich dann aber in einen Laden rein, gibt es wieder eine geballte Ladung Übel. Da sind dann wieder die Weihnachtsmänner, die meiner Meinung nach eh nicht hierher gehören; die Musik, die 3 Wochen in Dauerschleife gespielt wird und mal wieder die bunten Lichter. Bis auf die Musik bzw die Ohrwürmer davon, stört es mich nicht wirklich. Es ist einfach nur zuviel "unschönes" was einem begegnet. Aber das hat man das ganze Jahr über. Mir vermittelt das alles auch nicht das Gefühl, dass ich da eigentlich mitmachen müsste oder zu einer Randgruppe gehöre.
Für mich ist es mit Weihnachten wie mit all den vielen Situationen, wo es eben Menschen gibt die mitmachen und jene, die sich nicht dafür interessieren. Auch wenn jeder CM hier geschmückt wäre, würde es mir nicht anders gehen. Und natürlich gibt es immer wieder Situationen, wo man schräge Blicke kassiert. Vor allem in der letzten Woche vor Weihnachten, wenn andere herumfragen ob man schon alle Geschenke hat und ich dann halt damit antworte, dass ich kein Weihnachten feiere. Erfahren die Leute dann aber, dass es nicht an einer "fremden" Religion liegt und ich eigentlich christlich erzogen wurde, heißt es immer wieder: "Aber Weihnachten feiern kann man doch trotzdem. Dafür muss man doch nicht gläubig sein. Das gehört einfach dazu." Ja wozu denn bitte? Frage ich nach geht es nämlich nie um den eigentlichen Sinn, ein paar schönen (wenn euch geheuchelten) Tagen mit den Liebsten sondern um das Beschenken und das lehne ich erst recht ab. Wie ein Außenseiter fühle ich mich dennoch nicht.
Weihnachtsbeleuchtung und Dekoration hat mit Religion ja nun erst mal gar nichts zu tun. Das sind doch wohl einfach nur die kommerziellen Auswüchse eines Festes, was für manche Leute einen religiösen Hintergrund hat und für andere eben nicht. Und auch als Weihnachten feiernder Mensch denkt man sich schließlich des Öfteren, dass ein Kurzschluss das Einzige wäre, was das Aussehen von gewissen Dekorationsobjekten verbessern könnte.
Du fragst nun, was man dabei empfindet, wenn man bunt blinkend auf ein Fest hingewiesen wird, das man selber nicht feiert. Nun, ich habe das gleiche Problem mit Karneval. Ich kann mit dem deutschen Karneval so gar nichts anfangen und feiere Halloween - trotzdem sehe ich natürlich jetzt schon die ersten Ständer mit Kostümen und Make-up und Dekoration, die in den Geschäften auftauchen. Und im nächsten Monat wird es sicher auch wieder auf sämtlichen dritten Programmen irgendwelche Übertragungen von Karnevalsveranstaltungen geben und wenn dann wirklich Karneval ist, wird man natürlich auch überall in der Stadt damit belästigt. Denn im Gegensatz zu Weihnachten wird Karneval nicht hinter geschlossenen Türen gefeiert.
Was empfinde ich dabei? Ich arrangiere mich damit und versuche die schlimmsten Auswüchse so weit wie es möglich ist zu vermeiden. Die Weihnachtsgegner werden das wahrscheinlich ganz genau so machen. Sie werden das eigene Haus nicht dekorieren und nicht auf Weihnachtsmärkte gehen und ansonsten das Spektakel einfach hinnehmen.
Ich bin auch ein Atheist und hasse die christlichen Lehren und die Kirche und alles was dazugehört. Allerdings ist doch Weihnachten für die Gesellschaft längst nicht mehr ein Fest der Besinnung auf die Ankunft von Jesus Christus, ich kenne nur wenige, die den christlichen Hintergrund vom Weihnachtsfestkreis bewusst feiern, und meistens sind das dann nur strenggläube und meist auch konservative Erwachsene. Auch meine Eltern sind leider gläubig, wenn auch nicht streng. Sie gehen zwar immer zur Adventsmesse und am Heiligen Abend, sowie zu Ostern in die Kirche, mehr als fünf Mal pro Jahr allerdings auch nicht.
Weihnachten ist wie gesagt kein religiöser Feiertag mehr, sondern mittlerweile eine gesellschaftliche Konvention geworden. Vermutlich hat auch der Handel durch die Verkommerzialisierung des Weihnachtsfestes dazu beigetragen, da Weihnachten ja auch für Atheisten einen positiven Aspekt mit sich bringt. Zwar ist der Anteil der Personen, die Mitglied einer Kirche sind, noch relativ hoch, allerdings ist der Prozentsatz der Menschen, die tatsächlich glauben, viel geringer. Trotzdem wird Weihnachten genauso wie Ostern von fast allen gefeiert, einfach weil es eine Norm der Gesellschaft ist, dass auf den christlich religiösen Hintergrund Bezug genommen wird.
Deshalb feier auch ich Weihnachten und werde es auch immer tun. Für mich gehört das zum Winterbeginn einfach dazu. Ich liebe es, durch die Stadt zu gehen, und die Weihnachtsbeleuchtung zu sehen, den Duft von Punsch und den Schnee am Boden. Allerdings hasse ich diese amerikanische Weihnachtsbeleuchtung, mit den leuchtenden Rentieren im Garten und blau-grün-weißen Lichterketten und so weiter. Unsere Nachbarn haben ihr Haus so geschmückt und ich kann in der Nacht manchmal kaum einschlafen, weil diese Lichter so stören. Auch das Keksebacken ist eine "Tradition", auf die ich nicht verzichten kann. Schon in der Kindheit backte meine Mutter immer mehrere verschiedene Kekssorten, das habe ich auch übernommen. Ich mag es, gegenseitig Kekse auszutauschen und außerdem ist der Geruch von frischgebackenen Keksen herrlich. Zu Heiligabend gehört das gegenseitige Schenken von Geschenken einfach dazu. Ich liebe es, Geschenke für die Personen, die ich mag, auszusuchen und dann zu sehen, wie sie sich freuen. Deshalb schenke ich auch nicht jedem etwas, nur um etwas zu Schenken, sondern wähle wenn dann ein passendes Geschenk aus, da ich selbst weiß, wie unangenehm es ist, so zu tun, als würde man sich über einen Fehlkauf freuen.
Die jenigen, die bewusst auf das Weihnachtsfest verzichten, kann ich auf der einen Seite verstehen, auf der anderen aber nicht. Denn damit kann man zeigen, dass man nicht bei jeder gesellschaftlichen Konvention mitmachen muss und dass es auch anders geht. Andrerseits ist man doch auch nicht glücklicher, wenn man auf jeden Feiertag verzichtet. Immerhin bereitet es eine Freude, die Familie zu treffen, sich gegenseitig Geschenke zu schenken und so weiter.
mendacium. hat geschrieben:Die jenigen, die bewusst auf das Weihnachtsfest verzichten, kann ich auf der einen Seite verstehen, auf der anderen aber nicht. Denn damit kann man zeigen, dass man nicht bei jeder gesellschaftlichen Konvention mitmachen muss und dass es auch anders geht. Andererseits ist man doch auch nicht glücklicher, wenn man auf jeden Feiertag verzichtet. Immerhin bereitet es eine Freude, die Familie zu treffen, sich gegenseitig Geschenke zu schenken und so weiter.
Was macht das denn bitte für einen Sinn? Warum sollte es mir schlechter gehen, wenn ich diese Feiertage nicht feier? Speziell für die Person ausgesuchte Geschenke gibt es zum Geburtstag. Und da freuen sich die Leute nicht weniger darüber. Die Familie kann man auch so mal treffen. Dafür braucht man keinen vorbestimmten Tag, an dem man einen auf Superfamilie macht.
Meine Eltern gehörten zu den Katholiken, die wirklich jeden Sonntag in die Kirche gerannt sind. Dementsprechend sah die Erziehung Daheim auch aus. Für mich stehen Weihnachten, Ostern und was es sonst noch gibt eben noch für das was dahinter steckt. Es sind christliche Festtage. Und da ich weder an die Auferstehung noch sonst so einen Quatsch glauben kann, werde ich diese Tage auch nicht feiern.
Was die Konsumenten aus den Feiertagen gemacht haben, interessiert mich kein Stück. Selbst wenn keiner mehr in der Kirche wäre, würde ich doch nicht plötzlich wieder Weihnachten feiern um dazuzugehören oder Geschenke einzusacken. Gerade letzteres finde ich besonders schlimm. Es wäre ziemlich verlogen diesen Tag mit meiner Familie, die eben nicht nur aus Konsumgeilheit feiert, zu verbringen und zu feiern.
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