Hund im Klassenzimmer - pädagogisch sinnvoll?
Eine gute Bekannte meiner Mutter ist Putzfrau in der örtlichen Grundschule. Sie putzt die Klassenzimmer mit Nachmittagsbetreuung und kann daher erst um drei Uhr mit dem Putzen anfangen, weil der Unterricht um ein Uhr endet und die Kinder dann dort ihr Mittagessen bekommen, kurz miteinander spielen können, es gibt auch ein extra Spielzimmer neben dem Klassenzimmer und dann werden zusammen die Hausaufgaben gemacht.
Die Lehrerin, die die Kinder die zwei Stunden über betreut, nimmt immer ihren Hund mit in die Schule. Dieser liegt dann den Unterricht über auch immer mit im Klassenzimmer. Dass es dementsprechend am Abend auch aussieht, ist klar bei einer wilden Grundschulklasse und einem Hund der ebenfalls im Klassenzimmer gefüttert wird. Sogar das Hundefutter steht dort am Spülguss herum und wird nicht mit heim genommen.
Vor dem Klassenzimmer haben sie alle einen kurzen Steckbrief über jeden Klassenkameraden hängen. Diesen haben die Kinder in der Nachmittagsbetreuung selbst gebastelt, von jedem Kind ist ein Foto aufgeklebt und darunter stehen die Hobbys. Der Hund hat auch einen extra Steckbrief, während bei den meisten Kindern etwas wie "Fußball oder Flöte spielen" steht, steht beim Hund "Stöckchen holen".
Die Putzfrauen haben die Lehrerin jetzt schon mehrmals drauf angesprochen, ob es denn erlaubt sei einen Hund mit im Klassenzimmer zu halten, denn gewöhnlich ist so etwas ja nicht. Der Hund müsste mehrmals am Tag nach draußen zum Gassi gehen und wenn er dann mal mitten im Unterricht an die Tür rennt, weil er mal dringend muss, was macht man dann? Die Lehrerin meinte, das Lehrerkollegium würde voll hinter ihr stehen, sie fände es pädagogisch sinnvoll einen Hund im Klassenzimmer zu halten. Angeblich würden die Kinder so lernen ihre Ängste abzubauen.
Sicher kann man als Grundschulkind gut lernen mit Tieren umzugehen, sie zu achten und zu schätzen und auch die Angst ihnen gegenüber abzubauen, aber welche Ängste sollte man sonst noch abbauen? Kann ein Hund einem Kind beispielsweise die Prüfungsangst nehmen, wenn eine Probe geschrieben wird? Vielmehr lenkt solch ein Hund doch dann die Kinder ab oder? Meint ihr man kann sich wirklich so gut auf das Unterrichtsgeschehen konzentrieren, wenn ein Hund im Klassenzimmer ist? Gerade die kleinen Grundschulkinder haben doch dann nur Augen für den Hund, meint ihr nicht auch?
Die Putzfrauen munkeln jetzt schon, ob die Lehrerin ihre Aussage mit dem pädagogischen Ziel nur als Vorwand dafür benutzt, weil sie alleine lebt und zu hause keine Aufsichtsperson für ihren Hund hat. Sie ist soweit alle wissen Single und wohnt in einer Wohnung, vielleicht hat sie einfach nur zu sehr Angst den Hund alleine zu hause zu lassen. Denn wer führt ihn Gassi, füttert ihn, beschäftigt ihn, dass er nichts anstellt?
Findet ihr es sinnvoll, einen Hund im Klassenzimmer zu halten? Welche pädagogischen Vorteile seht ihr darin? Kennt ihr ebenfalls Klassen, wo ein Hund mit im Klassenzimmer gehalten wird oder hört ihr davon zum ersten Mal? Also mir ist es zum Beispiel nicht geläufig und ich hörte davon in dieser Klasse zum ersten Mal, normalerweise sind Haustiere in der Schule ja strikt verboten.
Nun es scheint mir so, als habe die Lehrerin einfach keine andere Möglichkeit den Hund unterzubringen und will ihn nicht so lange alleine lassen und das hat für mich nicht unbedingt etwas mit pädagogischem Sinn zu tun. Ich denke aber trotzdem, dass es sicherlich sinnvoll ist einen Hund im Klassenraum zu haben. Allerdings nicht täglich und regelmäßig, sondern eher in bestimmten Ausnahmen. Und dann sollten auch andere Tiere mit einbezogen werden, bestimmte verschiedene Haustiere der Schüler. Das ist sicherlich interessant und für die Kinder auch toll, wenn sie mal unterschiedliche Haustiere aus der Nähe betrachten können.
Bei uns gab es auch solche Aktionen, allerdings dann innerhalb von zwei Wochen, wo jeden Tag jemand anders ein Tier mitbringen durfte, wenn die Eltern das erlaubt haben. Das fand ich auch sehr sinnvoll und da hat man verschiedene Tiere kennen gelernt und so lernt man auch mit der Angst vor verschiedenen Tieren umzugehen und nicht nur mit einem bestimmten Tier, das bringt meiner Meinung nach nicht so viel.
Ich kann mich daran erinnern, dass in einer der ersten Klassen des Gymnasiums auch mal ein Hund einer Klassenkameradin mit in die Schule kommen durfte. Allerdings geschah das nur an einem einzigen Tag und nur im Rahmen des Biologie-Unterrichts. Der Hund war also nicht jeden Tag mit in der Schule. Damals habe ich darüber nicht großartig nachgedacht und fand das auch nicht so gut, weil ich zu der Zeit noch Angst vor Hunden hatte und es sich auch um einen großen Hund handelte. Mittlerweile hätte ich damit kein Problem mehr und würde mich wohl zunächst fragen, wie es dem Hund dabei geht. Relevant ist dann natürlich auch noch, wie die Kinder damit umgehen und ob das Tier nicht zu sehr ablenkt.
Grundsätzlich kann ich mir vorstellen, dass Kinder zunächst durch ein solches Tier abgelenkt werden. Allerdings ist das ja auch eine Sache der Gewöhnung. Wenn der Hund wirklich immer dabei ist, wird seine Anwesenheit für die Kinder zur Gewohnheit und damit ist es auch nichts Besonderes mehr für die Schüler. Vielleicht kann genau dieser Umstand, dass der Hund eine potentielle Ablenkung darstellt, aber auch die Konzentration der Kinder steigern - eben weil sie sich nach einer Phase der Gewöhnung nicht mehr durch jede Kleinigkeit ablenken lassen. Das ist aber nur Spekulation.
Ob ein Hund einen großen pädagogischen Nutzen hat, kann ich nicht beurteilen. Wenn ein Kind mit einem Tier konfrontiert ist, kann es davon sicher profitieren. Allerdings frage ich mich, wie groß der Nutzen bei einem Hund ist, der letztendlich während der Schulzeit in der Klasse herumliegt und praktisch einfach nur da ist. Es geht dabei ja nicht um so etwas wie diese Therapien mit tierischer Unterstützung. Mich würde mal interessieren, wie die Lehrerin den pädagogischen Nutzen für die Kinder genau definieren würde. Ansonsten denke ich auch eher, dass dies eine Aussage ist, die die Gegner des Hundes zum Verstummen bringen soll. Es wird ja, gerade auch von Eltern, viel herumkritisiert. Wenn ihnen dann aber gesagt wird, dass ihre Kinder von einer bestimmten Sache oder in diesem Fall von der Anwesenheit des Hundes profitieren, sind sie vielleicht nicht mehr ganz so kritisch.
Grundsätzlich bin ich bei der Sache aber auch eher skeptisch, allerdings in Bezug auf den Hund. Für den Hund ist es sicher auch nicht so schön, dauernd unter lärmenden Kindern zu sein, die an ihm herum grabschen. Ich halte nichts davon, einem Tier die Anwesenheit mehrere unbeholfener Kinder zuzumuten, die dem Tier durch ihr trampeliges Verhalten vielleicht (unbeabsichtigt) noch wehtun. Bevor ein Hund mit in die Schule geht, würde ich also immer sicherstellen, dass die Kinder für das Tier bereit sind und dass sich der Hund dort auch wohlfühlt. Allerdings wage ich zu bezweifeln, dass eine Schule der Ort ist, an dem ein Hund sich auf Dauer wohlfühlt, dafür ist es dann doch zu laut, zu hektisch und er wird zu sehr bedrängt.
Die Lehrerin ist schon recht clever und wenn der Direktor mitspielt, davon gehe ich jetzt auch einmal aus, dann ist die ganze Sache auch sanktioniert. Vielleicht gibt es durch diese ungewöhnliche Methode sogar Lernerfolge und Nebeneffekte mit denen noch niemand rechnet. Ich könnte mir durchaus vorstellen dass ein kurzer Hinweis der Lehrerin genügt dass der Hund keinen Krach verträgt und schon ist es in der Stunde still oder dass der tagesbeste Schüler den Hund zum Gassi gehen bringen darf und schon strengt sich mancher mehr an als normal.
Ich würde einmal abwarten wie sich dass alles entwickelt. Wenn die geballte Elternschaft dagegen vorgeht dann würde sicherlich der Hund aus der Klasse wieder entfernt werden, aber vielleicht will das ja gar keiner weil die Kinder begeistert sind. Ich habe auch irgendwo einmal gelesen dass Tiere besonders bei sehr schwierigen Schülern eingesetzt werden um sie zu bändigen oder bei behinderten Schülern. Das wird ja auch nicht ohne Grund geschehen.
Für mich klingt das definitiv danach, als seien die pädagogischen oder vermeintlich pädagogischen Gründe einfach nur vorgeschoben worden. Die Frau weiß anscheinend nicht, wohin mit ihrem Hund während ihrer Arbeitszeit, und bringt ihn daher mit. So lange es die Schüler nicht beeinträchtigt, finde ich das auch nicht schlimm. Wieso sollte man es auch verbieten, wenn es keinem schadet? Nur aus veralteten Konventionen heraus? Das wäre ja auch nicht das Richtige.
Gedanken mache ich mir allerhöchstens, was mit Kindern wäre, die wirklich eine große Angst vor Hunden haben. Werden die dann nicht im Unterricht beeinträchtigt? Oder was ist mit Kindern, die eine starke Allergie gegen Hundehaare haben, oder gegen welche Sekrete von Hunden auch immer allergisch sind? Wenn der Hund im Tafelbereich liegt und die Hundehaare, je nach Rasse, da dann massenhaft herumfliegen, ist das für allergische Kinder sicher nicht toll.
In diesem Falle ist es vermutlich wirklich so, dass die betreffende Lehrerin ihren Hund nicht andersweitig betreuen kann, wenn sie ihn nicht mit in die Schule nehmen kann. Aber ein Klassenhund ist doch schon seit Jahren an vielen Schulen und ganz besonders an Grundschulen Gang und Gebe. Das sieht man im Fernsehen, davon liest man in der Zeitung und man hört es immer wieder von Eltern, die sich beklagen, dass die Klassenlehrer gewechselt wurden und jetzt der Klassenhund nicht mehr zur Verfügung steht.
Angeblich sorgt die Anwesenheit eines Hundes im Klassenzimmer für ein besseres Arbeitsklima unter den Schülern, da diese auf den Hund Rücksicht nehmen müssen und dies in vielen Fällen auch schon automatisch machen. Und der Angst vor Hunden wird auf diese Weise auch vorgebeugt. Und ich kann mir auch ganz gut vorstellen, dass ein Hund im Klassenzimmer für Entspannung sorgen kann.
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