Verstehen sich Raucher besser?!

vom 08.12.2011, 20:41 Uhr

In meinem Praktikumsbetrieb gibt es eine etwas ältere Frau, die raucht. Sie ist tagsüber eigentlich immer sehr nörgelich, heute sagte sie mir mal wieder ganz energisch, was sie von meinem Ergebnis hielt, sie gab mir eine Tabelle mit Terminen für das kommende Jahr, das an die verschiedenen Gemeindemitglieder verschickt werden muss. Ich sollte es kopieren und anschließend oben rechts den Namen des jeweiligen Vereins und den Namen des Empfängers hinschreiben. Anscheinend war ihr meine Schrift zu eng, sie meinte ich solle nicht alles oben in das Eck hinein knören, sondern zwischen den Buchstaben etwas mehr Platz lassen. Ich musste dann das Blatt nochmal neu ausdrucken, die anderen Mitarbeiter verdrehten nur die Augen, einer meinte "Mach dir nichts draus, da mussten wir alle mal durch".

Was komisch ist, ist, dass diese Frau sich jedoch wunderbar mit einer anderen Raucherin versteht. Im Betrieb rauchen nur diese zwei und wenn dann die jüngere von beiden schon zur Tür hereinkommt, wird sie freudig empfangen, beide machen Späßchen und ansonsten ist mit der Frau als Nichtraucher eigentlich kaum zu reden. Die anderen pflaumt sie immer total an, man kann es ihr eigentlich nie recht machen, ihre Mundwinkel gehen die meiste Zeit strikt nach unten und auch mit ihren Arbeitskollegen schimpft sie manchmal lautstark herum, sodass sogar ich es höre, obwohl ich ein paar Räume weiter sitze.

In der Mittagspause treffen sich die beiden dann zum rauchen. Auf einmal lacht die Frau wieder, sie spaßt mit ihrer Kollegin herum und dann gehen sie beide nach draußen zum rauchen. Mir fällt das immer so richtig auf. Mit allen anderen versteht sie sich kaum, hat eigentlich immer etwas auszusetzen, aber mit ihrer "Artgenossin" komischerweise versteht sie sich blendend. Liegt es wirklich daran, dass diese ebenfalls raucht? Wieso bauen Raucher schneller soziale Beziehungen zu anderen Rauchern auf, ist es euch auch schon einmal aufgefallen bzw. könnt ihr es durch eure persönlichen Erfahrungen bezeugen?

» iCandy » Beiträge: 1584 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Vielleicht mögen sich die beiden einfach. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es am Rauchen liegt, dass sie sich mit dieser Frau besser versteht. Ich finde es völlig unsinnig, es am Rauchen festzumachen, wer sich mit wem versteht und dass Raucher besser soziale Kontakte knüpfen. Wie ist das denn bei Leuten, die 30 Jahre geraucht haben und dann nicht mehr rauchen? Kündigen sie die Freundschaft zu Rauchern? Irgendwie kann ich deine Aussage absolut nicht verstehen und habe deinen Beitrag mehrmals gelesen um es einigermaßen zu verstehen. Was hat das Rauchen denn mit den sozialen Kontakten zu tun?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Mir ist noch nicht aufgefallen, dass sich Raucher untereinander unbedingt besser verstehen. Bei meiner Arbeitsstelle sind auch zwei Raucherinnen, die sich gut verstehen und meistens die Pause zusammen verbringen, aber ich denke nicht, dass das nur mit dem Rauchen zusammenhängt, außerdem kommen wir Nichtraucher auch gut mit den beiden klar.

Ich kann mir nur vorstellen, dass das gemeinsame Rauchen in der Pause doch irgendwie verbindet. Ich weiß ja nicht, ob die beiden bei euch im Innenraum rauchen dürfen, oder dazu nach draußen müssen. Ich kann mir aber vorstellen, dass es noch mehr verbindet, wenn man das gleiche Schicksal teilt, draußen in der Kälte rauchen zu müssen, während die Nichtraucher im Warmen sitzen. Außerdem kommt man ja auch ins Gespräch und lernt sich besser kennen, wenn man gemeinsam Pause macht.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich kann mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen, dass es nur daran liegt dass sie raucht. Da hat das eine mit dem anderen nicht wirklich was zu tun. Vielleicht sind die beiden einfach nur auf einer Wellenlänge, ich bin mir sicher die beiden würden sich auch verstehen, wenn eine von beiden Nichtraucherin wäre. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass sie sich in den Rauchapausen treffen und dort etwas von der Arbeit runterkommen, diverse Sachen besprechen die nichts mit der Arbeit zu tun haben. Draußen kann man einfach besser Spaß haben als im Büro.

In meiner alten Firma hatte ich auch eine Lieblingskollegin. Die hat auch immer wieder alle angepflaumt und kam ziemlich unsympathisch rüber. Sie war auch Raucherin, wie ich damals auch. Wir haben uns dann in den Rauchpausen über andere Sachen unterhalten und haben festgestellt, dass wir ziemlich viel gemeinsam hatten. Dadurch haben wir uns gut verstanden, auch im Büro. Das hatte aber nichts damit zu tun das wir Raucher waren. Als ich zum Rauchen aufgehört hatte haben wir uns übrigens immer noch sehr gut verstanden. Eine andee Kollegin, die auch raucht, konnte ich übrigens nie leiden. So eine Verallgemeinerung finde ich also leider ziemlich weit an den Haaren herbeigeholt.

» Inanna » Beiträge: 375 » Talkpoints: 0,45 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Glaube schon, dass man hierbei, durch das Rauchen unter Umständen, besseren Kontakt zu anderen Rauchern aufbauen kann. Ich weiß nicht ob man es mit deiner Situation vergleichen kann, aber ich bin derzeit beim Bundesheer und dort kommt es mir manchmal auch vor, dass ich mich mit den Rauchern meiner Kameraden eindeutig besser verstehe. Da ich oft mit diesen zusammenstehe, um eine zu Rauchen, habe ich mit diesen auch mehr Kontakt und rede mit ihnen über alles mögliche. Dadurch lernt man die Leute auch besser kennen. Hingegen kenne ich so manche Nichtraucher nicht einmal so richtig, da man mit diesen eigentlich nie etwas zu tun hat, denn Zeit um so richtig zu reden, hat man eigentlich nur beim Rauchen. Natürlich denke ich, dass man schon einen anderen Bezug zu Personen hat, wenn man diese halbwegs kennt und mit ihnen auch des öfteren gesprochen hat, als wenn man mit einer Person noch nie wirklich ein Gespräch hatte.

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» User92 » Beiträge: 936 » Talkpoints: 2,20 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich würde das auch nicht sagen, dass sie die Raucher untereinander im Allgemeinen besser verstehen. Aber ich glaube, dass es eben so ist, wenn sie am rauchen sind. Ich bin beispielsweise Nichtraucher und meine Mutter Raucher. So verstehen wir uns natürlich echt super. Nur, wenn es eben um das Thema "Rauchen" geht, haben wir unsere verschiedenen Meinungen dazu, wodurch dann auch mal eine kleine Diskussion entsteht.

Wenn ich also mit einem Raucher unterwegs bin, wie in einer Kneipe oder Disco, wo eben nicht geraucht werden darf, kommt es dann manchmal zu einer Meinungsverschiedenheit. Ich bin ja da der Meinung, dass man nicht ständig rauchen muss, und man auch mal eine Zeit lang ohne Zigarette auskommen kann. Wenn dann also der Raucher vor die Türe gehen muss, werde ich meistens auch gefragt, ob ich mit komme, damit derjenige nicht alleine da stehen muss. Aber das sehe ich eben nicht ein, was aber der Raucher nicht verstehen kann und dann ein wenig sauer ist.

Sieht man dann natürlich zwei Raucher, die dann zusammen vor die Türe gehen, um sich eine Zigarette zu rauchen, dann sind die der gleichen Meinung. Raucher halten irgendwie zusammen, sodass ein Nichtraucher dagegen keine Chance hat. Nur in dieser Beziehung, sind sich dann Raucher, bzw. Nichtraucher einig oder uneinig. Aber ich verstehe mich auch sehr gut mit Leuten, die eben rauchen und umgekehrt.

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» senny » Beiträge: 2589 » Talkpoints: 9,37 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Auch ich bin zufriedener Nichtraucher und kann deine Beobachtungen bestätigen. Es ist zwar nur ein kleines, glühendes Papierstängelchen mit Tabak drin, dennoch spielt es im Leben vieler Menschen eine große Rolle. Häufig sind die Leute durch die Sucht nach Nikotin so unzufrieden mit sich, dass sie sich im Alltag nach Mitmenschen umschauen, die ebenfalls Raucher sind - und oftmals nur zu diesen Menschen Sympathie aufbauen können.

Selbstverständlich spielt es auch eine Rolle, dass die Raucher ständig gemeinsam ihre Pausen auf dem Raucherplatz verbringen und sich so besser kennenlernen können, als nicht rauchende Kollegen. Da ich persönlich aber lieber auf meine Gesundheit achte und kein Passivraucher sein will, betrete ich solche Raucher-Treffpunkte nicht. Dadurch bleiben mir zwar einige Kollegen mehr oder weniger unbekannt, aber ich gefährde meine Gesundheit nicht.

» RS1 » Beiträge: 129 » Talkpoints: 6,53 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Die Logik erschließt sich mir nicht ganz. Gut, wenn man zusammen arbeitet und raucht, steht man vielleicht in der Pause zusammen und unterhält sich etwas mehr als mit den Leuten, die in der Pause in der Teeküche sitzen bleiben. Aber wenn man sich dann gut versteht liegt das doch nicht am Glimmstengel sondern an der Zeit, die man gemeinsam verbracht hat und in der man sich besser kennen gelernt hat.

Das funktioniert aber mit anderen Dingen genauso gut. Ich bin heute mit einem Kollegen befreundet weil ich früher, als ich noch ein festes Büro in der Firma hatte, immer zu ihm ins Büro gehen musste, wenn ich einen Plotter gebraucht habe und da die Geräte nicht gerade die schnellsten sind haben wir und eben unterhalten, während ich auf meine Zeichnungen gewartet habe. Und dann hatte ich auch mal zwei Kolleginnen, die beide Tee getrunken haben, während alle anderen Kaffeetrinker waren. Die beiden haben oft neue Teesorten mitgebracht und zusammen ausprobiert und waren auch außerhalb der Arbeit befreundet. Bauen Teetrinker vielleicht besser soziale Beziehungen zu anderen Teetrinkern auf? Ist man als Kaffeetrinker im Umgang mit Teetrinkern vielleicht irgendwelchen sozialen Hemmungen unterworfen? Oder ist der Teetrinker gar so unzufrieden mit seinem nicht konformen Verhalten im Büroalltag, dass er keine richtige Beziehung zu einem Kaffeetrinker aufbauen kann und sich lieber an seine Artgenossen hält?

Aus eigener Erfahrung kann ich übrigens sagen, dass sich mein Freundeskreis nicht geändert hat, als ich aufgehört habe zu rauchen. Und ich habe auch nicht die Erfahrung gemacht, dass ich als Nichtraucherin sozial gehemmter geworden bin im Umgang mit Rauchern oder, dass ich früher mit Nichtrauchern nichts anfangen konnte. Außerdem habe ich die Welt auch noch nie in Raucher und Nichtraucher aufgeteilt, denn es gibt nun wirklich wesentlich wichtigere Kriterien, nach denen man einen Menschen beurteilen sollte.

RS1 hat geschrieben:Häufig sind die Leute durch die Sucht nach Nikotin so unzufrieden mit sich, dass sie sich im Alltag nach Mitmenschen umschauen, die ebenfalls Raucher sind - und oftmals nur zu diesen Menschen Sympathie aufbauen können.

Schon lustig, du bist bekennender Nichtraucher, scheinst aber genau zu wissen, wie sich deine rauchenden Mitmenschen fühlen und diagnostizierst auch gleich noch Defizite im sozialen Umgang, die du auf das Rauchen zurück führst. Um deine Küchenpsychologie mal mit meiner eigenen Küchenpsychologie zu beantworten - du hast offensichtlich eine Abneigung gegen das Rauchen und projizierst diese Abneigung nun auf deine rauchenden Mitmenschen. Vielleicht hast du auch eine Erfahrung gemacht, die du nun unzulässig verallgemeinerst.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Interessante These, da frage ich mich dann aber, wieso bei uns auch einige Raucher untereinander Probleme und auch die Nichtraucher einander immer grün sind. Selbst die nicht, die eine Angewohnheit teilen, nämlich eine Tasse Kaffee und eine Kanne Tee pro Tag zu trinken und dann auch noch die gleich Wurst mögen. Das kann man doch wohl überall beobachten, dass das nicht der Fall ist.

Ich denke solche Antipathien oder auch Sympathien haben sicher nicht nur den Grund einer gemeinsamen Leidenschaft sondern auch andere Gründe. So habe ich mich sofort sehr gut mit einer inzwischen ehemaligen Kollegin gut verstanden. Das lag daran, dass wir in vielen Dingen zumindest ähnlicher Meinung und bei Unterschieden immer ehrlich zueinander waren. Diese Freundschaft besteht noch immer. Sicher hat es uns schneller zusammen geschweißt, dass wir die Mittagspause nicht im verrauchten Sozialraum sondern mit einem flotten Spaziergang an frischer Luft verbracht haben, da erzählt man dann eben noch ein wenig mehr als sonst so. Daher denke ich, dass die beiden im Eingangsbeitrag beschriebenen Kolleginnen sich auch ohne das Rauchen gut verstehen würden, durch die gemeinsame Leidenschaft aber eben schneller einen engeren Kontakt haben.

Und dass man einen Praktikanten schon eher mal anpflaumt, das kenne ich auch, hat aber nun wirklich nichts mit seinem Rauchstatus zu tun sondern mit dessen Auftreten, den eigenen Erwartungen des Betreuers und manchmal auch gar nichts mit dem Praktikanten, wenn der Betreuer diesen beispielsweise aufs Auge gedrückt bekommt.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Raucher verbringen zwangsläufig Zeit miteinander, da sie in den (Raucher)pausen zusammen stehen und sich unterhalten während sie rauchen. Raucher helfen sich gegenseitig bei der Befriedigung ihrer Sucht, indem sie andereren Rauchern Zigaretten und Feuer geben, wenn diese das nicht mehr haben. Und Raucher haben ein soziales Stigma, das heißt auch unter Anderem ein Thema, über das sie sich unterhalten können und wo nur sie verstehen was der Andere meint (Raucherprobleme). Nichtraucher würden dann mit irgendeinem abwertendem Kommentar parieren (mit Nichtrauchern übers Rauchen zu sprechen ist wie gegen Windmühlen zu kämpfen), Raucher sind hier verständnisvoll, da sie das selbst kennen.

Insofern werden Raucher natürlich sehr zusammengeschweißt. Die Voraussetzungen für den Aufbau einer Beziehung ist besser als zu Nichtrauchern. Wenn man irgendwo neu anfängt, kommt man auch besser ins Team wenn man ebenfalls raucht. Man lernt die Leute dabei echt kennen. Muss aber nicht heißen, dass die Beiden sich nur mögen, weil sie rauchen. Ist vielleicht Zufall, dass sie sich grade mit der Kollegin versteht, die ebenfalls raucht. Wer weiß. Ich bin jetzt übrigens seit fast einem halben Jahr Nichtraucher. Aber das Rauchen definitiv sozialer Kitt ist, das kann man nicht bestreiten!

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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