Kinder haben gleiche Interessen wie Eltern - wieso?!

Mein Vater spielt Fußball. Er hat damit schon in sehr jungem Alter angefangen und wenn ich dann gefragt werde, ob ich denn auch Fußball spielen würde, reagieren alle immer sehr überrascht, wenn ich antworte, dass ich mich für Fußball überhaupt nicht interessiere. Meine Stärken liegen eher im musikalischen Bereich, ich spiele beispielsweise Gitarre. Wieso muss man denn unbedingt die gleichen Interessen haben wie die eigenen Eltern?

Ein guter Freund von mir spielt auch Fußball. Inzwischen ist er auf einem Sport-Internat, wo er weiter gefördert werden soll. Sein Vater steht voll und ganz hinter ihm, selbst eingefleischter Fußballer, der jedoch inzwischen nicht mehr spielt, was man an seinem Gewicht auch erkennen kann, denn der ehemalige Waschbrettbauch hat sich zu einem absoluten Couch-Patotoe mit Hängebauch entwickelt. Selbst spielt er keinen Fußball mehr, aber gibt natürlich lautstark an, wie gut sein Sohn doch wäre und wie groß er wahrscheinlich mal raus kommen würde.

Das macht er auf jeder Feier und es geht einem inzwischen schon sehr auf die Nerven. Manchmal denke ich er möchte nur ein bisschen angeben und durch seinen Sohn das erreichen, was er selbst nicht erreicht hat. So macht er sich immer ein bisschen lustig darüber, dass ich keinen Fußball spiele, gibt dann an, sein Sohn würde mich ja wohl locker bei einem Sprint überholen und dergleichen. Sein Sohn, mein Freund ist nicht so schlimm, die Angeberei kommt eigentlich nur von seinem Vater. Ich hoffe das färbt nicht irgendwann noch ab.

Ich muss allerdings zugeben, dass die meisten in meinem Bekanntenkreis selbst Fußball spielen, die ein Elternteil haben, das selbst Fußball spielt bzw. früher Fußball gespielt hat. Ist das denn so außergewöhnlich, wenn man sich dann als Sohn eines Fußballfreaks nicht für Fußball interessiert? Ich selbst schaue eigentlich außer den WM- und EM-Spielen so gut wie keinen Fußball, ich interessiere mich schlicht und ergreifend nicht dafür. Bilde ich damit jetzt eine Ausnahme oder gibt es noch mehr Menschen, die nicht die Interessen ihrer Eltern teilen?

Wie ist das bei euch? Habt ihr auch die selben Interessen bzw. Hobbys wie eure Eltern oder gehen eure in eine komplett andere Richtung als die eurer Eltern? Wieso meint ihr denken so viele Menschen, dass man als Kind das selbe macht wie seine Eltern? Wieso gehen so viele davon aus, dass man die selben Interessen hat? Wieso reagieren sie dann so erstaunt, wenn man sagt, dass man sich für etwas ganz anderes interessiert?

Ich habe in einigen Bereichen tatsächlich die gleichen Interessen wie meine Eltern, in anderen Bereichen habe ich aber auch ganz andere Hobbies. Meine Eltern reisen beide sehr gerne und so habe ich diese Reiselust schon von klein auf mitbekommen und auch übernommen. Meine Mutter liest sehr gerne und auch ich bin eine Leseratte.

Auch im Beruf setzt sich das bei mir fort. Mein Vater ist Chemielaborant und ich wollte diesen Beruf auch machen. Da ich aber in dieser Branche keinen Ausbildungsplatz fand, bin ich in der Apotheke gelandet, wo auch ein Labor ist und Sachen geprüft werden müssen.

Ich habe noch nie viel darüber nachgedacht, was davon Veranlagung ist und was man sich so abschaut. Ich denke mal, weil die Eltern eine Vorbildfunktion haben, schaut man sich vieles von ihnen ab und denkt, das was die Eltern machen, ist schon das Richtige. Sonst habe ich auch keine Erklärung dafür.

Ich würde sagen, dass ich nur ein Hobby habe, welches meine Eltern ebenfalls haben. Wir lesen alle gerne. Allerdings haben wir dabei auch eher unterschiedliche Geschmäcker. Ansonsten habe ich keine Interessen oder Hobbys meiner Eltern übernommen. Mein Vater interessiert sich eigentlich für sehr vieles und kann auch sehr viele zu den verschiedensten Themen sagen. Vor allem interessiert er sich für Oldtimer also LKW und andere technische Sachen. Bei den LKW habe ich ihm früher schon mal geholfen und weiß daher auch teilweise ein bisschen darüber. Aber ich gehe dem Hobby selbst nicht nach.

Ich bin sehr gerne kreativ und nähe und zeichne gerne. Ich interessiere mich für dekorieren und Mode. Ich mag eben alles was schön ist und schön macht. Da ist meine Mutter ganz anders. Sie hat kein Interesse an nähen oder basteln. Das scheine ich wohl eher von meiner Oma mitbekommen zu haben. Früher hat meine Mutter mal gestickt, aber das hat sie dann irgendwann aufgegeben und macht es heute schon lange nicht mehr. Ich denke daher, dass es nicht immer so sein muss, dass die Kinder auch die Interessen und Hobbys der Eltern übernehmen. Ich kenne einige, die nicht die gleichen Hobbys haben, wie ihre Eltern. Ich denke, dass die Kinder eher an solche Hobbys kommen, weil die Eltern sie dann mal mitnehmen und ihnen ihr Hobby zeigen. Aber die Kinder können dann ja immer noch selbst entscheiden, ob sie diesem Hobby auch nachgehen möchten.

Meine Hobbies ähneln den meiner Eltern gar nicht mehr. Früher, also vor etwa 3 Jahren, habe ich noch Volleyball gespielt und das entsprach dem früherern Hobby meiner Mutter, die jahrelang Volleyball gespielt hat. Danach habe ich für 2 Jahre Karate gemacht, was dem früheren Hobby meines Vaters entspricht. Aber ich habe mit beiden Sportarten aufgehört, weil ich keine Lust mehr hatte und weil mir die Hobbys keinen Spaß mehr gemacht haben.

Jetzt reite ich und ich gehe zum Rettungsschwimmen. Meine Eltern konnten vor allem mit dem 1. Hobby nichts anfangen, weil sie meinen, dass es gefährlich ist. Darum musste ich auch lange darum kämpfen. Mit dem Rettungsschwimmen waren sie von Anfang an einverstanden, weil es ein sinnvolles Hobby ist und weil ich damit dann ab nächstem Jahr in den Sommerferien Geld verdienen kann.

Die gleichen Interessen oder Hobbies bei Kindern und Eltern werden oft "anerzogen". Auch wenn das Wort etwas negativ klingt, ist dies keinesfalls negativ belastet. Denn Eltern machen mit Kindern vorzugsweise, was sie selber auch gerne machen und so wird das Kind auf einen bestimmten Weg geleitet. Natürlich kann sich dies auch anders entwickeln, denn Kinder merken relativ schnell mit welchen Aktivitäten sie sich wohl fühlen und dann gegebenenfalls Verhaltensweisen adaptieren und mit welchen sie sich nicht so wohl fühlen.

Bei mir ist es beispielsweise so, dass mein Vater sehr gut zeichnet und malt. Als ich ein Kind war, hat er mit mir daher sehr viele kreative Sachen gemacht und dies führte dazu, dass ich mich auch immer sehr für Kunst interessiert habe und immer noch in meiner Freizeit sehr gerne male. Bei sportlichen Aktivitäten war es so, dass mein Vater sehr gerne geschwommen und spazieren gegangen ist. Schwimmer hat mich auch immer sehr begeistert, Spazieren gehen jedoch nicht.

Meine beiden Elternteile haben immer gerne gelesen und mir daher auch sehr viel vorgelesen und dann auch sehr viele Bücher gekauft. Lesen wurde dann auch meine große Leidenschaft. Meine Mutter hat sich immer sehr für Mode und dafür interessiert, es in der Wohnung hübsch und ordentlich zu haben. Auch dieses Verhalten habe ich übernommen. Denn selbst in meiner eigenen Wohnung bin ich immer noch super ordentlich und habe diese Angewohnheit nie abgelegt.

Fußball ist ja nun nicht unbedingt etwas Seltenes, und ich kenne in meinem Alter auch nur Jungen, die zumindest als Kind oder Jugendlicher auch Fußball gespielt haben. Selbst mein älterer Bruder hat Fußball gespielt, aber mein Vater hat beispielsweise gar keinen Bezug zum Fußball und meine Mutter schaute sich halt die Spiele mal an und hat so Fußball verfolgt. Man kann also nicht immer davon ausgehen, dass ein Hobby oder ein Interesse zwangsläufig entsteht, weil es von den Eltern vorgelebt wird. Aber die Väter, die selbst in Fußball vernarrt sind, werden es auch versuchen, beim eigenen Sohn oder auch bei der Tochter so durchzusetzen. Für einige Personen ist Fußball schon quasi ein "Muss".

Aber ansonsten muss ich sagen, dass vieles schon vorgelebt oder anerzogen ist. Vielleicht hat man als Kind auch die gleichen Interessen, um den Eltern die Zuneigung zu zeigen, ohne Worte dafür zu nutzen. Früher oder später wird es sich aber herauskristallisieren, ob es wirklich aus eigenem Interesse oder aufgrund der Eltern zu einem Hobby wird oder auch wurde. Es gibt aber auch nicht wenige Eltern, die ihr Kind auf diese Art und Weise versuchen, unter Druck zu setzen.

Mein Faible für Gesellschafts- und Kartenspiele ist wahrscheinlich auch durch meine Eltern gekommen. Denn in Herbsten und Wintern saßen wir nicht selten zusammen und haben Rommé gespielt, an Weihnachten und zwischen den Jahren wurden Gesellschaftsspiele gespielt, die man geschenkt bekommen hatte und so weiter. Noch heute mag ich solche Abende total gern und daher wird die Prägung seitens der Eltern durchaus vorhanden gewesen sein.

Interessant finde ich auch, dass das Leben ebenfalls anerzogen ist. Hier war meine Mutter die treibende Kraft. Sie hat viel gelesen und viele Bücher aus ihrer Kindheit und Jugend aufgehoben. Diese habe ich dann auch selbst gelesen. Auch ist mein älterer Bruder eine Leseratte gewesen, ich gehe mal davon aus, dass dies auch aufgrund unserer Mutter sich so entwickelt hat oder sie zumindest ihren Anteil dazu beigetragen hat. Mein jüngerer Bruder hingegen hat mit Büchern so gar nichts anfangen können und den konnte man damit jagen.

Ich denke, es ist immer unterschiedlich und leider gibt es in nicht wenigen Familien der Fall, dass die Kinder unbedingt in gewissen Dingen den Eltern in nichts nachstehen wollen. Manche werden dadurch dann auch dazu gebracht, etwas zu machen, was sie nicht möchte. Ich finde es zwar wichtig, dass man ein Kind anleitet, damit es nicht nur herumhängt, aber es unter Druck zu setzen und sich für etwas zu interessieren, nur, weil es die Eltern machen, halte ich für falsch. Ein wenig mehr Freiheit und Mitbestimmung wünsche ich mir dann doch schon, aber eben auch, dass dem Kind gezeigt wird, wie wichtig es ist, an einem Hobby oder einem Interesse festzuhalten und es auch wirklich auszuüben. So ganz ohne Interessen sollte ein Kind nun nicht sein.

Ich denke schon, dass es oft einen gewissen Zusammenhang zwischen den Hobbys von Eltern und Kindern gibt. Mein Freund hat zum Beispiel einen Bootsführerschein und ich denke, dass er nicht auf die Idee gekommen wäre einen zu machen, wenn seine Eltern kein Boot hätten und ihn schon seit früher Kindheit immer mitgenommen hätten. und jemand, der in einem eher bildungsfernen und fernsehfixierten Haushalt aufwächst wird wahrscheinlich auch eine geringere Wahrscheinlichkeit haben sich zur Leseratte zu entwickeln wie jemand, dessen Eltern auch gerne und viel lesen.

Aber sicher wird doch niemand die Hobbys und Interessen der Eltern komplett übernehmen. Einiges probiert man aus und findet dann keinen Gefallen daran und einiges ist ja auch einfach eine Frage von Trends und ähnlichem. Ich denke zum Beispiel, dass in der Generation meiner Eltern die Zahl der Männer, die Kochen als Hobby hatten, sehr viel kleiner war als in meiner Generation.

Also wenn ich jetzt nach mir gehe, dann habe ich absolut keine Interessen, welche denen meiner Eltern ähneln. Als Kind war dies anders. Mein Vater hat Tennis gespielt und so musste ich mit 6 Jahren auch Tennis spielen. Das habe ich jedoch irgendwann aufgegeben, weil das Interesse abgeflaut ist. Aber mit der Zeit haben sich völlig gegensätzliche Interessen bei uns entwickelt.

Meine Eltern sind künstlerisch nicht sonderlich interessiert, während ich auch einige Bildbände von Monet oder sonstigen Künstlern besitze. Meine Mutter liest zwar ab und an, aber ich lese deutlich mehr. Auch musikalisch unterscheiden wir uns unheimlich. Das einzige gemeinsame Interesse, welches wir an sich haben, ist die Medizin. Meine Mutter hat den Rettungsassistenten gemacht und ich habe die Bücher mit Begeisterung mit durchgelesen. Und auch heute habe ich diese Bücher. Das ist jedoch das einzige gemeinsame Interesse.

Also dies kann ich nicht ganz unterschreiben. Ich habe eine Gemeinsamkeit mit meiner Mutter: Wir reisen beide sehr gerne. Jedoch reist sie anhand ihres Alters nur noch sehr wenig und war das letzte Mal mit uns zusammen auf den Malediven. Das war erst mal das letzte Mal für sie. Sonst unterscheiden sich meine Interessen total zu denen meiner Eltern.

Bei meinem Sohn kann ich es jedoch voll und ganz erkennen, das er total meinem Freund hinter her eifert und seine Hobbys zu seinen macht. Mein Freund war damals aktiver Fußballer und trainiert nun die Mannschaft, in der mein Sohn spielt. Er ist hoch motiviert und beide gehen immer zusammen zum Training oder auf Spiele. Mein Freund ist zudem noch F.C. Bayern München Fan. Dies macht natürlich mein Sohn nach und ist demnach auch von dieser Fußball Mannschaft Fan und eifert dieser ordentlich hinterher. Beide schauen zusammen Spiele dieses Vereins und tragen auch zusammen Trikots dieser Mannschaft. Ich denke das sich Jungs dies gerne vom Partner oder vom Vater abschauen, denn was der Vater macht oder wovon er schwärmt und Fan ist, ist für das Kind das Größte, denn der männliche Part ist so eine Art Vorbildfunktion und dem geht man gerne als Kind nach. Wie bei meinem Sohn eben der Fußball und der dazu gehörige Fußball Verein, der F.C. Bayern München.

Jedoch sind mein Vater und ich in einem gleich: Wir sind beide Arbeitstiere und brauchen die Arbeit wie die Luft zum Atmen. Er arbeitet mit seinen 71 Jahren immer noch und ich bin auch wie er kein Mensch, der zu Hause rum sitzen kann und ständig etwas machen muss. Das ist das Einzige, bei dem wir total gleich sind.

Das ist eigentlich ziemlich unterschiedlich. In manchen Bereichen habe ich die komplett gleichen Interessen wie meine Mutter, in anderen unterscheiden wir uns total. Bei meinem Vater ist es ähnlich, ich liebe es in der Natur zu sein wie er, ich hasse aber wandern, seine absolut größte Leidenschaft.

Mit meiner Tochter ist es ähnlich. Sie hat viele Interessen die ich mit ihr teile. Basteln, tanzen, Musik machen und ähnliches. Sie macht auch total gerne Sport, nun werde ich sie auch in einen Verein einschreiben. Allerdings sind wir in diesem Bereich grundverschieden. Die Sachen die mir gefallen findet sie langweilig. Ich bin eher Einzelkämpfer und verabscheue Teamsportarten. Sie ist das genaue Gegenteil, sie liebt diese ganzen Ballspiele die ich absolut nicht ausstehen kann. Soll sie, ich finde es auch gut wenn sie sich unabhängig von mir entwickelt und ihre eigenen Hobbys findet.