Schon vor dem Ernstfall über Seitensprung sprechen

Ich habe am Wochenende mal wieder einen interessanten Beitrag gelesen, der Seitensprünge in Beziehungen und den Umgang damit zum Inhalt hatte. Ein Kernpunkt diese Berichts war die These, dass Seitensprünge nicht nur in zerrütteten Beziehungen stattfinden sondern auch in solchen, die intakt sind - und das nicht nur nach außen hin.

Daher sollte man schon vor dem eventuellen Ernstfall besprechen, wie man als Paar mit einem Seitensprung umgeht. Zwar könnte man dann auch unken, dass man durch solche Gespräche erst einen Seitensprung provoziert, aber dass sei wohl eher selten der Fall. Wenn es zu einem Seitensprung kommt, dann wäre der auch so passiert. Wenn man aber schon einmal über einen Seitensprung gesprochen hat, dann fällt der Umgang damit leichter.

Wie seht Ihr so ein Gespräch? Wäre das für Euch überhaupt eine Option oder habt Ihr schon einmal ein solches Gespräch geführt? Welche Erfahrungen habt Ihr damit gemacht?

Ich habe dieses Gespräch schon mit meinem Freund geführt. Nicht, weil ich vorhabe fremdzugehen oder weil ich bei ihm Angst hätte, dass er es tut, sondern damit man weiß, wo man bei dem anderen steht. Es scheint ja auch immer wieder Beziehungen zu geben, in denen nicht über Exklusivität gesprochen wurde und sich der Partner dann darauf "beruft", wenn er mit einer anderen Frau/ einem anderen Mann im Bett erwischt wird. Außerdem ist es auch ganz interessant, ob der Partner so tickt wie man selbst.

Also bei mir und meinem Freund war es relativ eindeutig, wir würden beide einen Seitensprung nicht verzeihen und sehen es auch als absoluten Trennungsgrund an. Natürlich ist es aber viel einfacher dies zu sagen, wenn man noch vergleichsweise jung ist und keine Kinder hat. Ich habe schon häufiger mitbekommen, dass verheiratete Frauen mit Kindern, die genau wusste, dass ihr Mann sie betrügt, diesen nicht verlassen haben, weil sie nicht gewusst hätten, wie sonst mit den Kindern und gegebenenfalls ohne Job oder auch ohne den Mann, der sie zumindest emotional noch unterstützt klarkommen sollen. Das macht meiner Meinung nach die Beziehung über kurz oder lang auch kaputt. natürlich kann man eine gewisse Zeit versuchen, die Fassade nach außen hin aufrecht zu erhalten, aber irgendwann bröckelt sie auch. Und dann endet es vermutlich schlimmer als wenn man sich sofort getrennt hätte.

So ein ähnliches Gespräch hatte ich tatsächlich mal mit meinem Mann geführt. Das war aber noch relativ am Anfang unserer Beziehung. Wir sind eigentlich auch nur darauf zu sprechen gekommen, weil ein befreundetes Paar sich nach 5 Jahren Beziehung getrennt hat, weil sie ihm mit einem Kollegen betrogen hat. Er konnte das dann einfach nicht verzeihen und hat sich dann eben von ihr getrennt. So kamen wir auf das Thema Seitensprung zu sprechen und wir haben dann auch gleich klargestellt, dass wir beide die Konsequenz unseres Bekannten nachvollziehen können. Würde einer von uns beiden Fremdgehen, dann wäre das auch das Ende unserer Beziehung. Einen solchen Vertrauensbruch könnte ich einfach nicht verzeihen und mein Mann sieht das genauso.

So stellt man gleich schon mal die Positionen klar und vielleicht ist das auch eher ein Grund, einen Seitensprung nicht in Betracht zu ziehen. Wenn man sie darüber geredet hat, dann weiß man auch nicht, wie der Partner auf das Fremdgehen reagieren würde. So kann man vielleicht denken, dass der Partner den Seitensprung schon verzeihen wird. Wenn man aber schon von Anfang an weiß, dass ein Seitensprung das sichere Aus der Beziehung bedeuten würde, dann überlegt man sich das Ganze vielleicht noch mal. Ist jetzt nur eine Theorie, das kann natürlich auch ganz anders sein. Man kann in die Köpfe der Menschen eben nicht hineinsehen und daher weiß man auch nicht, warum der eine oder andere seinen Partner betrügt.

Andererseits kann man im Vorfeld schon viele Dinge abklären, aber wie es dann wirklich aussieht, wenn es tatsächlich zu einem Seitensprung kommt, das ist dann natürlich wieder eine andere Sache. Ich kenne das nämlich von einer guten Freundin von mir. Sie hat auch immer gesagt, dass sie es niemals verziehen könnte, wenn ihr Partner sie betrügen würde. Sie würde dann in jedem Fall Schluss machen. Als es dann aber wirklich zum Seitensprung kam, hat sie ihrem Freund doch verziehen. Sie hat ihn eben über alles geliebt und sie hat ihm dann doch noch eine Chance gegeben. Vielleicht war es auch ausschlaggebend, dass sie zu der Zeit von ihm schwanger war. Ich persönlich finde es dann sogar noch heftiger, wenn man seine Freundin betrügt aber sie sind immer noch zusammen und auch wieder sehr glücklich. Ich könnte das aber nicht verzeihen und das weiß mein Mann auch.

Mit meinem ersten Mann habe ich kein derartiges Gespräch geführt und ich kann auch deine Aussage bestätigen, dass Seitensprünge nicht nur in zerrütteten Beziehungen passieren. Mir wollte das zwar keiner glauben, aber ich hatte niemals den Anlass darüber mit meinem Exmann zu sprechen, weil wirklich alles in unserer Beziehung ok war. Wie ich eben nur später erfuhr brauchte er eben nur mehrere Frauen und nicht nur mich und darüber hat er dann versäumt mit mir zu sprechen.

Ich habe mit meinem jetzigen Mann am Anfang der Beziehung über dieses Thema gesprochen. Er weiß von Anfang an, dass ich den kleinsten Seitensprung als Trennungsgrund sehe und ich es niemals mehr verzeihen würde, wenn ein Mann mir noch einmal fremd geht. Er denkt genauso und er würde es mir wohl auch nicht verzeihen.

Ich denke auch, dass man ziemlich am Anfang einer Beziehung darüber reden sollte, damit man weiß woran man ist, wenn es wirklich passieren sollte. Aber wenn ich ehrlich bin, würde ich, auch wenn ich es verzeihen könnte, niemals meinem Mann das sagen. Denn ich denke schon, dass es ein wenig abschreckt fremd zu gehen, wenn man weiß, dass man damit auf jeden Fall die Beziehung gefährdet. Wenn ich am Anfang der Beziehung zu meinem Mann gesagt hätte, dass ich einmal schon verzeihen könnte, vielleicht wäre er dann auch schon einmal fremd gegangen. Man weiß es nicht, ob da die Hemmschwelle nicht so groß ist, als wenn man weiß, dass man seine Beziehung aufs Spiel setzt.

Ein konkretes Gespräch dazu hat zwischen meinem Mann und mir noch nicht stattgefunden. Wir haben uns allerdings schon mal allgemein über das Thema Treue unterhalten und da kommt man zwangsläufig auch darauf zu sprechen, wie man selbst zu dem Thema steht. Somit weiß mein Mann, dass ich Treue für unabdingbar halte und einen Seitensprung nicht verzeihen könnte und umgekehrt.

Allerdings haben wir nicht geplant darüber zu sprechen und die Seiten zu klären, das halte ich eigentlich nicht für nötig. Ich bin auch der Meinung, dass ein Seitensprung in jeder Beziehung passieren kann, es ist nicht immer eine Frage dessen, ob die Beziehung gut läuft oder nicht. Die handelnden Akteure sind bei dieser Sache ebenso wichtig und man kann nicht einmal von sich selbst sicher sagen, dass einem so etwas niemals passieren würde. Aber ich muss jetzt dazu kein Gespräch führen bevor der Ernstfall tatsächlich eingetreten ist.

@Diamante Das was dein erster Mann gebraucht hat, ist doch wohl eher eine offene Beziehung. Nur das diese Thematik heute nicht mehr zu den sogenannten Tabuthemen gehört, sondern von immer mehr Menschen offen ausgelebt wird. Und das ist doch etwas anderes als der klassische Seitensprung.

Wobei ich persönlich bei meinem Freund nicht den Bedarf habe darüber zu reden mit dem was wäre wenn. Ich weiß, das er während der Beziehung mit seiner Ex-Frau auch mal eine Brieffreundschaft mit einer anderen Frau hatte. Sie kannten sich auch persönlich, aber mehr als Freundschaft war da nicht. Ich kenne auch seine Einstellung, das Beziehung eben auch Treue heißt.

Und da wir dabei die selben Einstellungen haben, muss man auch nicht über eventuelle Seitensprünge reden. Denn wenn es bei einem zu einer solchen Situation kommen würde, dann ist klar, das bei unserer Beziehung etwas nicht mehr stimmen kann.

Was manche dann immer für Argumente bringen, das man mit dieser Person eben das ausgelebt hat, was man zu Hause nicht bekommt, ist in meinem Augen auch sinnfrei. Denn wenn man dann genauer nachfragt, wurde mit dem Partner nie darüber gesprochen, was man sich wünscht.

Genauso glaube ich nicht daran, das es in einer intakten Beziehung zu Seitensprüngen kommt. Wenn dann noch einer der Partner etwas nebenbei am laufen hat, dann ist entweder die Person nicht für die monogame Beziehung geschaffen oder die Beziehung kriselt, auch wenn es noch niemanden aufgefallen ist.

Ich finde es gut, wenn in einer Beziehung auch ohne einen konkreten Zwischenfall in der Vergangenheit oder ein Vorhaben in diese Richtung über das Thema Fremdgehen ein offenes Gespräch geführt wird. Denn dadurch können eventuell vorhandene Interessen oder Ängste in diesem Bereich besprochen werden, bevor es zu Missverständnissen oder sogar zur Trennung kommt - ohne dass je ein einziger Seitensprung stattgefunden hat.

Selbstverständlich muss man hier einschätzen können, wie der Partner auf ein eventuelles Gespräch über das Fremdgehen reagieren könnte. Oftmals wird sofort beim Anschneiden des Themas an der Treue der besseren Hälfte gezweifelt oder der Partner glaubt, dass ihm kein Vertrauen entgegengebracht wird. Deshalb sollte man sich vorher sehr gut überlegen, ob für die Beziehung ein solches Gespräch nötig ist oder man nicht eher mit dem Ansprechen des Themas Seitensprung die Gefühle des Freunds bzw. der Freundin verletzt.

Ich persönlich weiss nicht wie ich reagieren würde, wenn meine Freundin mir ein Gespräch über dieses Thema vorschlagen würde. Einerseits wäre ich wohl froh, dass sie eventuelle Sorgen ansprechen will, andererseits hätte ich vermutlich Angst, dass sie mit mir nicht zufrieden ist.

Das Thema hat sich bei uns irgendwann mal zufällig ergeben. Wir haben uns nicht mit den Ziel zusammengesetzt Standpunkte zu Thema Seitensprung auszutauschen, sondern wie sich das eben manchmal in Gesprächen ergibt sind wie irgendwann bei diesem Thema gelandet. Eigentlich wusste ich aber schon vorher, dass wir und bei dem Thema ziemlich einig sind und dieses Gespräch hat den gemeinsamen Standpunkt dann einfach bestätigt.

Aber für mich gehören Sex und Liebe nicht zwangsläufig zusammen und deshalb definiere ich einen Seitensprung wahrscheinlich eh anders als die meisten hier. Ich könnte einen rein sexuellen Seitensprung ohne weiteres akzeptieren, aber wenn dann noch eine intellektuelle und emotionale Beziehung dazu kommen würde, würde ich mich betrogen fühlen. Von daher denke ich nicht, dass ein Gespräch in unserem Fall zu irgendwelchen Seitensprüngen führen kann, jedenfalls nicht von der Art, die ich nicht akzeptieren könnte.

Ich hatte mit meinem Partner auch schon so ein Gespräch. Allerdings kam das Thema irgendwann durch andere Gespräche auf. Wir sind uns auch beide einig, dass wir einen Seitensprung nicht verzeihen würden und es dann auch zur Trennung kommen würde. Ich denke auch, dass es wichtig ist, dann man in einer Beziehung mal über das Thema spricht. Es könnte ja sein, dass der Partner ganz andere Ansichten hat und einen Seitensprung als nicht so schlimm ansieht und diesen durchaus verzeihen würde. Aber der andere das eben komplett anders sieht.

Wie Diamante aber schon schrieb, würde ich es auch meinem Partner nicht sagen, wenn ich doch einen Seitensprung verzeihen würde. Das wäre für mich dann auch eher wie Art Erlaubnis dazu. Ob ich mich wirklich trennen würde oder doch verzeihen könnte, wüsste ich wohl erst, wenn es wirklich zu einem Seitensprung gekommen wäre.

Für mich ist ein Seitensprung nichts anderes, als eine sexuelle Phantasie, die man sich woanders erfüllen muss, weil der Partner es nicht kann. Und diesem triebhaften Befriedigungsdrang, kann eigentlich kaum eine Liebe standhalten, so sehe ich das zumindest. Wenn jemand seinen Partner in sexueller Hinsicht irgendwo einfach ein bisschen zu langweilig findet, dann ist es einfach nicht der richtige, es sollte schon durchaus so sein, dass man sich seine sexuellen Wünsche gegenseitig erfüllen kann. Ein Seitensprung, sofern nicht in absolut besoffenem Zustand passiert, ist letztendlich schon etwas wie eine Ergänzung zu einer nicht erfüllenden Beziehung.

Über einen Seitensprung zu reden, kann meiner Meinung nach durchaus was bringen, nur kommt es schon darauf an, auf welche Art man es macht. Als ich mit meinem Freund zusammen kam, war ich noch sehr jung und habe von Anfang an festgelegt, dass unsere Beziehung in den ersten Jahren offen ablaufen soll. Der Grund war zunächst der, dass ich mich noch nicht festgelegt hatte und auch gerne etwas mit Frauen probieren wollte, was ich dann natürlich auch gemacht habe. Vielleicht hatte mein Freund weniger Probleme damit, weil ich mich in erster Linie auf Frauen bezog, aber ich lies ihm die gleichen Freiheiten und letztendlich landeten wir meistens zu dritt im Bett, weil dann doch irgendwo der einen seinen Sexfreund nicht ganz für sich alleine haben wollte.

Jetzt kann man es machen wie in der typischen Standartbeziehung und sagen, dass bei einem Seitensprung verziehen/ nicht verziehen werden würde, man kann sonst wie daher kommen und besprechen, was dann passieren wird. Ist aber meistens zwecklos. Bei solchen Beziehungen ist die Eifersucht nahezu tödlich und wenn es dann auch noch eine Person ist die man kennt, mit der der Partner fremd gegangen ist, dann steigert sich das ganze ins unendliche und es wird ein höllisches Drama draus, egal was man vorher besprochen hat. Daher finde ich eigentlich schon, dass es eher wenig bringt, wenn es kommt, dann ist es eben doch ganz anders. Gegebenenfalls könnte man natürlich die Wohnungsaufteilung schon mal im voraus festlegen.

Wie aber bereits erwähnt, trenne ich Sex und Liebe eigentlich ziemlich klar und würde meinem Freund daher jeden Seitensprung kompromisslos verzeihen, zumal wir uns jetzt diese Freiheit sogar gegeben haben. Ich kann es nur sehr schwer nachvollziehen, dass es für andere Menschen nicht klar ist, dass Liebe und Sex zwei Dinge sind und man sie nicht auf eine Stufe stellen kann.