Schon vor dem Ernstfall über Seitensprung sprechen

vom 05.12.2011, 11:32 Uhr

Solche theoretischen Gespräche bringen meiner Meinung nach nur bedingt etwas. Man kann so oft sagen, dass man einen möglichen Seitensprung nicht verzeihen könnte oder dass man diesen unter bestimmten Umständen verzeihen könnte oder oder oder, aber in der Praxis kann doch dann ein ganz anderes Verhalten aufgezeigt werden. Ich würde in der Theorie vielleicht doch anders als in echt reagieren, und kann nicht sagen, ob, wann, wie ich einen Seitensprung verzeihen würde. Ich würde mich auch nicht darauf verlassen, was mein Partner zu einem Seitensprung sagen würde und ob er wirklich danach handelt. So etwas ist in meinen Augen ja schon ein Vertrauensbruch und ob es sich dann lohnt, wieder Kraft und Arbeit in die Beziehung und in den Vertrauensaufbau zu investieren, ist eine ganz andere Frage.

Dass mal ein Seitensprung auch in einer gut funktionierenden Partnerschaft vorkommen kann, kann ich mir schon vorstellen. Allerdings hat vielleicht auch jeder eine andere Vorstellung von einer intakten Beziehung, es sei denn, man legt nicht so viel Wert auf die körperliche Treue. Doch das sollte man in der Tat vor dem Eingang einer Beziehung besprechen, vielleicht auch zu Beginn. Unter Umständen kann sich aber auch wiederum die Einstellung dazu ändern, aber ich gehe schon immer davon aus, dass die meisten Menschen doch eher körperlich treu sein wollen, ob sie es können, ist dann eine andere Frage. Nur scheint es ja Bedarf zu Seitensprüngen zu geben, sonst käme es ja nicht stets zu den Zahlen, wie viele Frauen und Männer bereits einen Seitensprung in einer Beziehung hatten. Ich will mir irgendwie nicht vorstellen, dass es so viele zerrüttete Beziehungen gibt oder gegeben hat.

Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Seitensprung durch solch ein Gespräch wirklich provoziert wird. Vielleicht ist gerade dann der Reiz weg, wenn es heißt, der Partner würde es dann und dann verzeihen oder dergleichen. Jedenfalls würde ich es persönlich nicht wirklich ausprobieren wollen und erst gar nicht auf die Idee kommen, im Laufe einer Beziehung einen Seitensprung zu machen oder ihn selbst mitbekommen.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



@Diamante: dass Du das Thema Seitensprung aufgrund Deiner eigenen Erfahrung thematisiert hast, ist absolut nachvollziehbar. Du hast allerdings nur erwähnt, dass Du Deinem Mann gegenüber gesagt hast, dass ein Seitensprung für Dich nicht tolerierbar ist. Da würde mich aber doch interessieren, wie ihr denn das Thema angegangen seid. Denn rein theoretisch kann es doch auch gut sein, dass Du einmal fremd gehst.

Ich finde übrigens schon, dass solche theoretischen Gespräche etwas bringen. Allein schon die Tatsache, dass es kein Tabuthema ist, hat doch schon etwas befreiendes. Durch die Gespräche habe ich für mich auch festgestellt, dass ich mit einer körperlichen Untreue sicher irgendwie umgehen könnte. Sollte aber auch emotionale Untreue dazu kommen, dann gäbe es für mich sicher nur die Option Trennung. Und da wir jetzt wissen, dass solche Gespräche kein Tabu sind, werden vielleicht auch schon aufkeimende Probleme eher gelöst, da man weiß, wir können ja darüber reden.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


@JotJot: Ich habe doch geschrieben, dass er genauso denkt wie ich. Auch er würde es nicht tolerieren und er würde es mir nicht verzeihen und ich würde niemals (ja, ich kann sagen niemals) auf die Idee kommen fremd zu gehen, weil ich weiß, wie man sich als Betrogene fühlt und das kann ich keinem Menschen antun.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Das Sprechen über einen Seitensprung kenne ich in jungen Beziehungen – oder überhaupt in allen, die ich bisher hatte – eigentlich nur in der Form, dass man sich über seine gegenseitigen Vorstellungen von Treue verständigt. Dass man mit solchen Gesprächen, die sich konkret um Seitensprünge drehen, einen solchen überhaupt erst verursachen kann, glaube ich allerdings nicht wirklich. Ich denke aber genauso wenig, dass man ein solches Gespräch wirklich ernsthaft in einer frischen Beziehung führen kann, denn ich kenne es zumindest von mir so, dass ich in einer frischen Beziehung, die erst ein paar Monate alt ist, nicht wirklich darüber nachdenken kann, betrogen zu werden. Das löst in mir nämlich eine Form von Angst aus, die ich ganz schwer in den Griff bekomme, ich brauche in der Anfangszeit unbedingt ein Höchstmaß an Vertrauen in dieser Richtung, denn sonst kann ich eine Beziehung gar nicht erst eingehen oder in der Anfangsphase erhalten.

Ich denke außerdem, dass ich mir eine solche Seitensprungsituation in einer entsprechend jungen Beziehung nicht wirklich realistisch vorstellen könnte. Einerseits wäre ich selbst sicherlich nicht in der Lage, mir eine solche Situation vorzustellen, in der ich diesen noch so sehr begehrten Menschen betrüge, andererseits könnte ich mir einfach nicht vorstellen, dass der andere mir das antun würde. Vermutlich liegt das wiederum an dieser Verliebtheit, die ich in den ersten Monaten empfinde und die sich erst nach einiger Zeit in ein tieferes Gefühl empfindet, das aber auch nicht mehr so sehr von Verlustangst geprägt ist – jedenfalls in meinem eigenen Fall.

Das Einzige, was ich in dieser Hinsicht mal gehört habe, war wohl, dass der andere es nicht ertragen würde, wenn ich irgendwann fremdginge und dass er mich in diesem Fall wohl verlassen müsste, weil er so tief verletzt wäre, dass ein Fortführen der Beziehung für ihn dann nicht mehr denkbar wäre. Aus längeren Beziehungen habe ich allerdings die Erkenntnis gewonnen, dass man sich in einem solchen Fall dann doch noch mal ganz andere Gedanken darüber macht, ob ein Fremdgehen einer Partei nicht verziehen werden kann, vor allem dann, wenn es sich „nur“ um ein körperliches Fremdgehen handelte und keine wirklichen Gefühle im Spiel waren. Es scheint sich also im Laufe der Zeit einer Beziehung an der Wahrnehmung des anderen, seiner Selbst und auch der Beziehung ansich so vieles zu verändern, dass ein Gespräch in der Anfangszeit einer Beziehung über das Fremdgehen für mich eher unrealistisch zu sein scheint, deshalb aber eben auch mittelmäßig sinnfrei.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Wie aber bereits erwähnt, trenne ich Sex und Liebe eigentlich ziemlich klar und würde meinem Freund daher jeden Seitensprung kompromisslos verzeihen, zumal wir uns jetzt diese Freiheit sogar gegeben haben. Ich kann es nur sehr schwer nachvollziehen, dass es für andere Menschen nicht klar ist, dass Liebe und Sex zwei Dinge sind und man sie nicht auf eine Stufe stellen kann.


Ich denke, dass sie die meisten eher Deine Lebensweise nicht vorstellen können, denn für die Mehrheit der Pärchen gehören Liebe und Sex sicherlich doch zusammen. Ich kann mich gar nicht mit der Vorstellung anfreunden, dass jemand, den ich liebe, mit jemanden anderes schläft.

Natürlich spielen bei Sex der „Trieb“ oder eben gewisse körperliche Aspekte eine Rolle. Von daher würde ich sagen, kann man lieben ohne Sex zu haben und miteinander schlafen ohne sich zu lieben – da stimme ich Dir zu. Aber trotzdem ist für mich eine Partnerschaft ohne sexuelle Exklusivität nicht denkbar, ein Seitensprung wäre das k.O.-Kriterium. Wobei ich eigentlich immer vorausgesetzt habe, dass der andere auch ohne extra Gespräch weiß, dass Seitensprünge nicht toleriert werden.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich habe da mit meinem Freund schon vor der Beziehung drüber gesprochen, da wir ja auch sehr lange nur befreundet waren und er hatte da schon schlechte Erfahrungen gemacht. Für uns ist eigentlich ziemlich klar, dass die Beziehung dann auch beendet ist. Für uns selber haben wir auch eigentlich gesagt, dass man sich da keine Sorgen machen muss, wenn in der Beziehung alles in Ordnung ist und ich denke auch, dass das bei den meisten Paaren treffend ist. Manchmal merkt man nur gar nicht, wenn nicht alles in Ordnung ist. Aber es gibt sicherlich auch Ausnahmen.

Ich finde das aber ziemlich wichtig, dass man darüber redet. Ich habe da bisher glaube ich auch mit jedem Partner drüber geredet, da das einfach solche Grundsätze sind, die man dann abgleichen sollte. Wenn so etwas essentielles nicht passt, dann braucht man es meiner Meinung nach mit der Beziehung gar nicht erst versuchen und daher finde ich es sehr wichtig, dass man über so etwas auch schon zu Beginn der Beziehung oder idealerweise davor bespricht.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Dieses Thema kam in meinen Beziehungen zwar auch schon auf den Tisch, allerdings haben wir uns nicht gezielt zusammengesetzt, um darüber zu sprechen, sondern diese Gespräche haben sich letztendlich so ergeben. Ich finde es nicht schlecht, wenn man mal darüber spricht, wie der andere sich die Beziehung vorstellt und welche Einstellung er zu (physischer) Treue hat. Es schadet auch nichts, so etwas relativ zu Beginn der Beziehung zu klären, damit anschließend keine seltsamen Überraschungen auftreten. Natürlich kann man vorher nicht wissen, wie man in der konkreten Situation tatsächlich reagieren wird, aber man kann zumindest einige grundsätzliche Haltungen vergleichen und schauen, ob es hier Gemeinsamkeiten gibt oder ob man doch sehr unterschiedlich tickt, wenn es um die Treue geht.

Ich glaube nicht, dass man durch solche Gespräche Seitensprünge begünstigt. Falls das der Fall wäre, fände ich das reichlich kurios. Das ist ebenso abwegig wie die Idee, dass man einen Seitensprung verhindern kann, indem man dem Partner frühzeitig androht, dass man die Beziehung anschließend direkt beendet. Wenn jemand fremdgehen möchte, wird er sich dann einfach noch ein bisschen mehr Mühe geben, dies zu verschleiern. Man kann den Partner schließlich nicht rund um die Uhr überwachen und wenn doch, wäre es schon reichlich krankhaft, dies dann auch zu tun. Es gibt in (fast) jeder Beziehung Schlupflöcher und wenn sich jemand nicht allzu trottelig anstellt, schafft er es auch, seine Seitensprünge so gut in seinen Alltag zu integrieren, dass sie dem Partner nicht auffallen.

Ich trenne Liebe und Sex ebenfalls und bin darüber hinaus auch ein Verfechter offener Beziehungen. Schließlich geht es bei einem Seitensprung im Idealfall nur um Sex und ich fände es anmaßend, einem Partner vorzuschreiben, dass er seine sexuellen Bedürfnisse, die ja letztendlich auch nur Triebe sind, bloß nur mit mir ausleben darf. So etwas ist besitzergreifend und die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens einer von beiden irgendwann aus dieser Zwangstreue ausbricht, ist schon recht hoch. Nicht umsonst gibt es immer wieder solche hohen Zahlen, wenn es darum geht, wie viele Leute ihren Partner schon betrogen haben. Ich würde einen Seitensprung definitiv verzeihen, sofern es nur um Sex ging. Allerdings müsste ich da im Grunde genommen nichts verzeihen, weil der Partner sich weder dafür rechtfertigen noch dafür entschuldigen müsste. Was ich nicht verzeihen würde, wäre emotionale Untreue, wenn der Partner hinter meinem Rücken mit jemand anderem anbandelt und es dabei um mehr als Sex geht, wäre das ein Vertrauensbruch und damit hätte die Beziehung auch keine Grundlage mehr - was ja auch logisch ist, wenn einer sich anderweitig verliebt.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Mein Freund und ich haben über das Thema auch schon mal gesprochen vor einiger Zeit, allerdings war es kein intenstives Gespräch und wir haben auch nicht besprochen, was passiert wenn einer von uns fremd geht. Allerdings kommt das eigentlich für keinen von uns beiden in Frage, überhaupt fremd zu gehen. Ich denke schon, dass es wichtig ist das Thema mal besprochen zu haben aber glaube nicht dass es Seitensprünge fördert oder verhindert.

Selbst wenn es mal passieren sollte, halte ich ein Gespräch vorher darüber auch nur bedingt für sinnvoll, denn wie man letztlich reagiert kann man doch vorher gar nicht sagen. Ich könnte jetzt zum Beispiel sagen, dass die Beziehung für mich dann sofort aus wäre, aber vielleicht "entschuldige" ich meinem Freund dann doch einen Fehltritt, weil er mir doch zu wichtig ist.

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» Nana_2011 » Beiträge: 2250 » Talkpoints: 0,21 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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