Dialekt oder Hochdeutsch mit den Kindern sprechen

vom 10.03.2008, 16:56 Uhr

Mich würde interessieren, ob ihr mit Euren Kindern Dialekt sprecht. Ich komme ja aus dem Schwäbischen und hier ist es ganz normal, dass man Dialekt spricht. Wir versuchen zu hause, dass die Kinder nicht gerade das breiteste und kaum verständlichste schwäbisch sprechen, aber Dialekt darf sein. Im Kindergarten wird auch Dialekt gesprochen und meine Kinder kommen manchmal mit Wörtern nach Hause, da schlackere selbst ich mit den Ohren!

Jetzt habe ich aber schon mitbekommen, dass viele Eltern mit ihren Kindern bewusst hochdeutsch sprechen und den Dialekt nach Möglichkeit vermeiden! Als einen Grund gaben sie an, dass das Kind dadurch im späteren Berufsleben bessere Chancen hätte. Meint ihr, das stimmt so? Hat man wirklich weniger Chancen, wenn man kein reines hochdeutsch spricht?

Also ich muss sagen, ich finde es gibt kaum etwas Schlimmeres, als wenn ein Schwabe versucht hochdeutsch zu sprechen! Das hört sich so furchtbar an. Auf der anderen Seite werden im Fernsehen, viele Dialekte ja auch sehr stark veralbert und die Leute dann als dumm hingestellt.

Also wir werden wohl dabei bleiben, dass unsere Kinder Dialekt sprechen. Wie ist das bei Euch?

» Emmala » Beiträge: 652 » Talkpoints: -1,64 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Obwohl ich aus dem Rheinland komme und mein Vater aus Köln kommt habe wurde in meinem Elternhaus immer Hochdeutsch mit mir gesprochen. Dafür bin ich meinen Eltern heute sehr dankbar, da ich schon in der Schule merke, welche Nachteile es haben kann, wenn man es nicht beherrscht. Bei Vorträgen einiger Leute in der Schule, gibt es häufiger Ermahnungen, sie sollen doch einmal das kölsche in der Stimme ablegen.

Ich weiß nicht warum, aber ich spreche heute auch fließend kölschen Dialekt. Habe wahrscheinlich damals doch viel aufgeschnappt, wenn meine Eltern miteinander gesprochen haben. Es fehlen mit Sicherheit die ein oder anderen Redensarten, aber könnte ich mich mit einem Kölner bestens verständigen.


Auffällig ist jedoch, wenn man sich in anderen Regionen Deutschlands aufhält, wie zum Beispiel Bayern, wird man oft angesprochen, ob man aus dem Rheinland kommt. So ganz wird man seine Wurzeln in der Sprache wohl nicht los. Ich denke, dass heute eher wenige Leute reines Hochdeutsch reden, ohne das man in etwa raushört, woher sie kommen.

Trotzdem werde ich später bei meinen Kindern die Erziehung meiner Eltern in der Hinsicht fortführen, dass ich mit ihnen auch ausschließlich Hochdeutsch reden werde. Ohne jemanden näher treten zu wollen, muss man zugeben, dass sich das ganz auch um einiges kultivierter anhört.

» Marquis » Beiträge: 39 » Talkpoints: 13,15 »


Meine Mama hat immer sehr darauf geachtet,dass sie mit mir Hochdeutsch redet. Wir kommen aus Berlin und berlienrn sehr. Obwohl ich mit meinen Freunden viel berliner weiß ich durch die Erziehung meiner Mutter auch perfektes Hochdeutsch zu sprechen und kann sofort umschalten, wenn ich beispielsweise mit einem Lehrer spreche. Also ich finde es wichtig Hochdeutsch zu sprechen. Es wird später noch genug in der Schule beeinflusst,weil es in den meisten Elternhäusern einfach nicht der Fall ist. Auch wenn man dann später einen Job sucht kann einem ein vernünftiges Deutsch weiter helfen. Trotzdem zeige ich durch meine Art zu reden, dass ich aus Berlin komme.

» julia08 » Beiträge: 1991 » Talkpoints: -5,91 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Also in meinem Elternhaus wurde immer nur hochdeutsch geredet, was ich nur gutheißen kann. Denn in Schularbeiten oder Diktaten sind dialektische Begriffe natürlich unangebracht. Außerdem sind viele Begriffe aus dem Dialekt sehr verändert, vereinzelt kann man den Ursprung nicht sofort erahnen. Denn gerade wenn zu Hause Dialekt gesprochen wird, fällt das schreiben der Wörter für das Kind sehr schwer, weil die Wörter anders klingen, als sie geschrieben werden. Außerdem wird die Grammatik oder die Satzstellung im Dialekt meist nicht beachtet. Kurzum: Ich würde hochdeutsch mit dem Kind reden, um Probleme zu vermeiden.

» Jungle-Man » Beiträge: 15 » Talkpoints: 0,12 »



Wir Norddeutsche sprechen ja eigentlich gar keine Dialekt und somit erübrigt sich das bei uns, abgesehen vom plattdeutschen. Aber Platt hört man hier auch nur noch ganz, ganz selten und da mein Opa nicht mehr lebt und er der Einzige war der ab und an mal mit und platt "geschnackt" hat ist das auch vorbei.

» mauerbluemchen » Beiträge: 81 » Talkpoints: -0,10 »


Ich wohne ja auch seit ein paar Jahren im Schwäbischen und mir ist schon ein paarmal aufgefallen, dass die schwäbische Mundart sich sehr auf die Rechtschreibung auswirkt.

Mein Lieblingsbeispiel: In meinem Lieblingsrestaurant stand immer auf der Speisekarte: "Alles mit Äpfel". Auch heute habe ich wieder in einem Leistungsverzeichnis als Vorgabe "Anbringen von Bretter" stehen gehabt. Das ist ganz klar die schwäbische Mundart, aber es ist leider vollkommen falsch.

Da ich erstens stärkere Dialekte nicht sonderlich mag und zweitens nun auch noch festgestellt habe, dass Dialekte die Grammatik verfälschen können, wenn jemand nur seinen Dialekt kennt und der hochdeutschen Sprache nicht ansatzweise mächtig ist, gibt es für mich mittlerweile zwei starke Argumente, mit meinem Kind hochdeutsch zu sprechen (das tue ich übrigens auch so, denn ich bin in Norddeutschland aufgewachsen und habe auch durch unsere Umzüge nie einen Dialekt angenommen).

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich selber bin Nordfriesin, und mein Mann kommt aus der Nähe von Baden-Baden und hat eigentlich einen starken Dialekt. Wir legen Wert darauf, das bei uns Hochdeutsch gesprochen wird. Ich finde es wichtig, gerade bei meinem Schulanfänger das eine richtige Grammatik auch so ausgesprochen wird. In der Heimat meines Mannes wird zu Besen nur Bese gesagt. Oder zu Affe nur Aff. Ich finde, gerade wenn man beginnt zu lesen und zu schreiben sollte man schon auch so sprechen. Für mich gibt es nichts schlimmeres, als in Baden-Württemberg bei einer Versicherung anzurufen, und nicht alles zu verstehen.

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» Softeis » Beiträge: 2587 » Talkpoints: 5,21 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich komme aus dem Schwabenland und meine Eltern und Großeltern haben immer schwäbisch geredet. Das finde ich auch nicht falsch, denn wenn man hier zur Schule geht, übernimmt man den Dialekt sowieso früher oder später. Und heute, kann ich wirklich keine gutes Hochdeutsch sprechen, schreiben geht. Bestes Beispiel: Vor ungefähr 2 Jahren ist eine Chinesin auf unsere Schule gewechselt, sie sprach damals noch korrektes Hochdeutsch und jetzt fängt sie an zu schwäbeln.

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» valentin » Beiträge: 513 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Meine Eltern haben mit mir immer hochdeutsch gesprochen, ich beherrsche aber auch fließend unseren heimischen Dialekt, der wirklich sehr schlimm ist. Unter anderem sprechen ihn meine Großeltern ziemlich stark und auch in der Schule etc. bekommt man ja viel mit. Es hat mir aber sehr geholfen, dass bei uns zu Hause hochdeutsch geredet wurde, da in unserem Dialekt auch viele grammatikalische Fehler Gang und Gäbe sind (Beispiel: Ich jehe nach meine Oma) wie soll denn da ein Kind im Aufsatz wissen, wie es eigentlich richtig heißt, wenn zu Hause immer nur dieser falsche Dialekt gesprochen wird.

Ich habe früher höchstens mit meiner Mutti extra im Dialekt geredet und wir haben uns beide halb totgelacht. Aber es stimmt schon, dass die Menschen, die aus niedrigeren Schichten kommen eher einen starken Dialekt sprechen. Ich rede aber auch anders, wenn ich mit Fremden zusammen bin oder ein Praktikum mache, als wenn ich im engsten Familienkreis bin, da rutscht mir auch schon mal eher das eine oder andere Wort im Dialekt raus, weil es eben einfach leichter von der Zunge zu reden ist und man sich fürs Hochdeutsch schon ein bisschen anstrengen muss.

Aber so komplett gekünstelt innerhalb der Familie zu reden finde ich auch doof, da sollte man sich schon etwas gehen lassen können, man muss nur den Kindern auch beibringen, wie es eigentlich richtig heißt, damit sie in der Schule nicht auf die Nase fallen.

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» Grooovegirl » Beiträge: 3409 » Talkpoints: 11,54 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Naja, was Schwaben oder allgemein Leute unter Einfluss eines bestimmten, ausgeprägten Dialekts unter "Hochdeutsch" verstehen, ist für dialektlose Menschen ja auch immer noch ein ausgeprägter Dialekt, weswegen ichs ja ganz lustig finde, wenn dann dort Menschen sagen, sie versuchen den Dialekt zu vermeiden bzw. dass sie ausschließlich Hochdeutsch sprechen.

Ich bin nach dem Gymnasium ja von NRW nach Süddeutschland gegangen, genauer gesagt: nach Rheinland-Pfalz in unmittelbarer Nähe zu Baden-Württemberg und dem Elsass. In den ersten drei Monaten habe ich dort quasi niemanden verstanden und dann kam das, was wohl immer kommt, wenn man quasi alleine im "Ausland" und da noch auf dem platten Land in einem Minidörfchen; in dem untereinander nur Dialekt gesprochen wird; lebt: man gewöhnt sich den Dialekt an. Bei uns auf der Arbeit hatten wir Patienten aus ganz Deutschland, vornehmlich aber aus dem Süden, d.h. Pfälzer, Schwaben und diverse Münchner. Im Team sah es ähnlich aus und bei uns wurde sich auch grad angesichts dieser zig Dialekte immer darum bemüht, "offiziell" Hochdeutsch zu sprechen.

Mein Chef war immer ganz begeistert von meiner Sprache und hat mir ständig einen erzählt, wie toll mein Hochdeutsch doch sei und dass er mich so sehr um meine Akzentlosigkeit beneiden würde. Ich war auch die ganze Zeit der Meinung, ich spreche noch tolles Hochdeutsch und würde die Leute zwar inzwischen verstehen, aber selbst nichts mit dem Dialekt am Hut haben.

Aber dann musste ich feststellen: jedes Mal, wenn ich meine Familie besuchte oder sonstwie mit jemandem aus der "dialektfreien Heimat" sprach und irgendetwas erzählte, wurde ich nach ein paar Sätzen unterbrochen mit "Bitte nochmal von vorne und dann bitte auf Hochdeutsch; wir haben kein Wort verstanden!". Der absolute burner war, als ich dann nach einem Jahr in der Pfalz hier einen Termin bei der Bank hatte und mich ausweisen musste.
Mein aktueller Personalausweis ist in der Pfalz ausgestellt worden und die Dame in der Bank sah das dann und meinte ganz freundlich zu mir (ich war da erst ein Jahr fort und hab vorher 21 Jahre nur hier gewohnt): "Ach, Sie kommen gar nicht von hier! Ja, das hört man sofort, weil die Leute hier sprechen auch ganz anders.". Drei Tage später in der Pfalz bin ich übrigens wieder für mein perfektes Hochdeutsch gelobt worden.

Ich habe übrigens in der Pfalz auch niemanden kennengelernt, der prinzipiell Schwierigkeiten mit der hochdeutschen Grammatik oder Rechtschreibung gehabt hätte; also zumindest nicht mehr oder nicht weniger als es Leute hier oben auch haben, weswegen ich davon ausgehe, dass es nicht zwangsläufig etwas mit dem Dialekt zu tun haben muss, sondern viel eher damit, was man liest oder auch sonst auch sieht/hört. Ich habe in Süddeutschland auch noch keine Zeitung gesehen, die im Dialekt verfasst worden wäre und das TV-Programm wird auch nicht in die lokale Mundart übersetzt. Die Pfälzer, die Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache an sich hatten, waren auch allesamt alles andere als Leseratten und die Westfalen, die ich kenne, die im Deutsch-Unterricht genauso angeschmiert waren, haben freiwillig auch kein Buch oder sowas zur Hand genommen.

Von daher würde ich bei meinen eigenen Kindern nicht jeden Anflug eines Dialektes auszumerzen versuchen, sondern trotzdem weiterhin "frei Schnauze" reden und nur darauf achten, dass der Dialekt nicht die einzige Sprache ist, mit der sie konfrontiert werden.

» Tanniani » Beiträge: 341 » Talkpoints: -0,87 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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