Rückkehrer in die Politik von zu Guttenberg

vom 29.11.2011, 21:49 Uhr

Wie neuerdings in der "Zeit" zu lesen war, wird Karl-Theodor zu Guttenberg bald wieder in die Deutsche Politik einsteigen. Nun hat er ja die CSU - seine Heimatpartei - scharf in allen Punkten kritisiert. Aber in eine andere/neue Partei beizutreten, schließt er aber auch aus. Ich finde "KT" einfach einen super Mann, der auch mal einen Fehler gemacht hat und diesen nun eingesteht. - Macht nicht jeder von uns mal einen Fehler?

Zudem denke ich, dass er damals, wo er als "Nächster Bundeskanzler" gehandelt wurde, aus den eigenen Reihen (vielleicht sogar von Angela Merkel) kritisiert und diese "Doktorarbeit"-Schmutzkampagne gestartet wurde, sodass er keine große Konkurrenz mehr für die Politgrößen ist. Wie denkt ihr über die damalige Affäre? Und was sagt ihr zu seiner Rückkehr? Befürwortet ihr das Wiederkommen oder eher nicht?

» gostrider10 » Beiträge: 2 » Talkpoints: 0,59 »



Seinen Fehler hat er schon lange zugegeben und nicht erst heute. Er ist nicht der einzige Kandidat, der seine Doktorarbeit nicht korrekt geschrieben hat. Es werden wohl noch einige nicht entdeckte Politiker Angst haben müssen. So wie ich gehört habe, ist die Doktorarbeit von Frau Merkel komischerweise verschwunden. Mit ihrem eventuellen schlechten Gewissen müssen die nicht herausgefilterten Damen und Herren selbst fertig werden, falls sie überhaupt wissen, was das ist.

Wenn die CSU keine Kritik vertragen kann, sollte sie von der Bildfläche verschwinden. Das Vergehen von zu Guttenberg ist genug ausgewalzt worden, was soll das jetzt noch? Und ob er jemandem in der Politik gefährlich werden kann, muss man abwarten. Und wenn er meint, neu anfangen zu wollen, muss er es versuchen. Ich denke, man soll erst abwarten.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Auf jeden fall Respekt das er es nochmal versucht, denn er wird es sicher nicht einfach haben. Egal ob andere ihre Doktorarbeit gefälscht haben, bei ihm wurde es nunmal über Monate breitgetreten. Persönlich fand ich ihn auch immer sehr sympathisch und würde es ihm auch gönnen, allerdings glaube ich nicht das er nochmal auf einen hohen Posten kommen wird mit dem Verweis auf seinen "Skandal".

» Averry » Beiträge: 7 » Talkpoints: 1,16 »



Ja, ich finde es auch erschreckend, wie schnell sich Karl Theodor zu Guttenberg verziehen hat. Keine neun Monate hat das gebraucht. Und er kann nicht umhinkommen, zwar eine "Dummheit" zuzugeben. Dies aber gleichzeitig mit einer doppelten Mengen an Kritik an seinen Kritikern zu schmücken. Offenbar sieht sich der Ex-Minister immer noch in der Opferrolle und sein Vergehen sieht er eher als lässliches Versehen an.

Durch diesen "Skandal" (und da bin ich einer Meinung mit seinen "Fans" auch hier im Forum - das hätte nie der Grund für einen Rücktritt sein müssen) wurde leider davon abgelenkt, dass es zahlreiche andere Gründe gegeben hätte, diesen Mann zum Rücktritt aufzufordern. Selbstinszenierung allein reicht aber aus, um alle Pannen in seiner Arbeit vergessen zu machen. Auch heute hat er mehr was von einem verkannten Star als eben das eigentlich verdiente Image eines Ministers, der wirklich nichts richtig gemacht hat.

So klagt er sogar heute noch, dass er unfair behandelt wurde. Obgleich doch unstrittig (nach längerem hin und her hat er es ja auch eingesehen) ist, dass er "einen Fehler" beim Verfassen der Doktorarbeit gemacht hat. Wie wenig Zimperlich er mit "seinen Soldaten" nach der Kundus Affäre umgegangen ist, oder auch nach dem Skandal auf dem Ausbildungsschiff der Bundeswehr, erwähnt er hier nicht. Dabei waren seine überzogenen und unfairen Maßnahmen allesamt nichtig und die betroffenen Personen, die sich gegen die Entscheidungen gewehrt hatten, haben auch Recht bekommen. Zu Guttenberg hingegen hat definitiv einen Fehler begangen. Wieso glaubt er, hier zu Unrecht und unfair behandelt worden zu sein.

Die katastrophalen Auswirkungen "seiner" Bundeswehrreform (also erst reden und dann über die Umsetzung und Folgen nachdenken) macht sich heute sicher auch keiner Gedanken. Und im besten Fall wird Thomas de Maizière dafür nicht zur Rechenschaft gezogen. Denn der hatte die undankbare Aufgabe, den hinterlassenen Scherbenhaufen zu übernehmen. Ungewöhnlich für de Maizière war auch, dass er sein Unbehagen über die Zustände nach seinem Vorgänger zu Beginn der Amtszeit sogar öffentlich kritisiert hatte. Von Vertretern der Bundeswehr mal ganz abgesehen, die in zu Guttenberg ebenso eine Fehlbesetzung gesehen haben.

Erfolge kann man ihm jedenfalls nicht nachweisen. Wohl aber die Fähigkeit, all das vergessen zu machen. Außerdem scheint er sogar in der Lage zu sein, Prüfungskomitees von Universitäten davon überzeugen zu können, trotz seines "Versehens" bei der ersten Doktorarbeit, immer noch geeignet zu sein, an einer Promotion zu arbeiten. Welch Zufall: hätte man das Verfahren vorher nicht eingestellt, wäre er zumindest in Deutschland nicht mehr als Doktorand zugelassen worden.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich persönlich halte ihn nach wie vor für einen guten Politiker. Ja er hat einen Fehler gemacht, und ja er hatt sich dann falsch Verhalten, aber deswegen muss man ihn ja nicht für immer weg jagen. Ich denke er hat genug dafür Gebüßt. Und ob Doktortitel oder nicht, dass ändert nichts an der Arbeit die er geleistet hat. Ich denke es war richtig dass er zurück getreten ist, freue mich aber wenn er einen neuen Versuch startet und wieder in die Politik zurückkehrt.

Ich denke nicht, dass es eine gute Idee war, so über die Deutschen Politiker herzu ziehen kurz bevor er einen wieder Einstieg Versucht, aber naja jeder muss selber wissen was er macht.

Ich denke auch nicht, dass man jetzt Merkel und etc. das auf decken der Fälschung in die Schuhe schieben darf. Sind wir mal ehrlich lieber früher als später. Den so ist denke ich der wieder einstieg einfacher. Mal sehen was er daraus gelernt hat, und jetzt macht. Ich denke er hat noch alle Möglichkeiten, wenn er sich nur etwas anstrengt.

» milli23 » Beiträge: 1214 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Als Guttenberg noch aktiver Verteidigungsminister war, wurde er von Seiten der deutschen Soldaten hoch gelobt. So waren Besuche in Afghanistan keine Seltenheit und auch das Feedback nahm er immer offen auf. Ich denke dass die Frage nach Guttenbergs Wiederkehr eher eine Frage danach ist, ob in der Politik menschlicher Charakter und die politischen Qualitäten über der Ausbildung und Fehler eines Politikers stehen. Jedenfalls spreche ich mich klar für eine Wiederkehr von Guttenberg in die Politik aus.

» fussballer5 » Beiträge: 1 » Talkpoints: 0,15 »


Auch wenn Herr zu Guttenberg vor seiner Plagiatsgeschichte sehr von den Menschen und auch von den Politikern gemocht wurde, schließe ich dennoch eine Rückkehr in unsere Politik aus. Das Vertrauensverhältnis ist nun einmal dahin, da kann man sagen was man will.

Ich denke er wird wie viele Politiker, die mit der aktiven Politik abgeschworen haben, sich in Aufsichtsräte von großen Firmen wählen lasse und versuchen, aus seinem persönlichen Misserfolg doch noch das Bestmögliche herauszuholen. Im Endeffekt kann er einem ja auch Leid tun, ich meine na klar, wir machen alle Fehler, aber wir werden meistens auch dafür bestraft. Fazit: Wirtschaft ja, Politik nein.

» dorodeluxe » Beiträge: 40 » Talkpoints: 13,24 »



gostrider10 hat geschrieben:Ich finde "KT" einfach einen super Mann, der auch mal einen Fehler gemacht hat und diesen nun eingesteht. - Macht nicht jeder von uns mal einen Fehler?

Ja, ich mache auch mal einen Fehler. Ich habe gestern ein Schnittmuster falsch herum auf den Stoff übertragen und habe es gerade noch gemerkt, bevor ich die Schere angesetzt habe. Ironie beiseite - systematischer Betrug ist wohl ein bisschen mehr als mal einen Fehler machen und nein, ich habe tatsächlich noch nie jemanden betrogen und ich habe mich in meinem Beruf tatsächlich noch nie mit fremden Federn geschmückt. Und nein, ich hatte bei meinem Universitätsabschluss auch nicht mehr die geistige Reife eines abschreibenden Fünftklässlers.

Zudem denke ich, dass er damals, wo er als "Nächster Bundeskanzler" gehandelt wurde, aus den eigenen Reihen (vielleicht sogar von Angela Merkel) kritisiert und diese "Doktorarbeit"-Schmutzkampagne gestartet wurde, sodass er keine große Konkurrenz mehr für die Politgrößen ist.

Wie kommt ihr Fans eigentlich immer auf diese Verschwörungstheorie? Ist es so schwer zu glauben, dass sich hier einfach ganz normale Bürger hingesetzt haben und einen Betrug ans Licht gebracht haben, weil sie der Überzeugung waren, dass auch Politiker nicht mit so etwas durch kommen sollten? Und ist es so schwer zu verstehen, dass Akademiker, die ihre Abschlüsse ehrlich erarbeitet haben und die sehr viel Zeit investiert haben, nicht wollen, dass diese Arbeit dadurch abgewertet wird, dass ein Söhnchen aus reichem Hause seinen Doktortitel behalten kann, den er nicht ehrlich erworben hat? Ich bin nicht Teil von irgendeiner Verschwörung und habe für die "Politgrößen" auch wenig Sympathie, aber wenn ich Juristin wäre hätte ich selbstverständlich auch geholfen diesen Betrug ans Tageslicht zu bringen.

Aber von dieser Affäre ganz abgesehen - was hat dieser Mann großes geleistet, dass man ihn zurück haben wollte? Als Verteidigungsminister hat er ein totales Chaos angerichtet, das können andere genauso gut. Ich habe nicht mal so ein großes Problem mit einem Betrüger in der Politik, der sich mit Papas dicker Brieftasche von einer Verurteilung freigekauft hat. Ich denke andere Politiker sind auch nicht viel besser, nur werden die meisten weniger narzisstisch veranlagt sein und deshalb geschickter und vor allem vorsichtiger bei ihren Betrügereien sein. Aber ich sehe einfach den "guten Politiker" nicht, von dem die Fans so beharrlich reden.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Jetzt will ich weder "milli23" noch "fussballer5" Kompetenzen bei der "Beurteilung" von Politikerleistungen absprechen. Aber so sehr sie auch versuchen, Guttenberg als "guten Verteidigungsminister" zu beschreiben, so wenig erwähnen sie seine "guten Taten". Es ist doch tatsächlich so, dass er nur vom Entertainment gelebt hat und allen ausschließlich deshalb vielleicht in "guter Erinnerung" geblieben ist, weil er sich wie kaum ein anderer selbst in Szene gesetzt hat und - einen starken Verbündeten hatte: die "Bild"! Denn nur so lässt es sich erklären, dass keine Affäre um den Minister (der ja auch als möglicher Kanzler im Sinne eines Merkel-Nachfolgers hoch gewettet wurde!) so durchgenommen wurde, wie es eigentlich gerade für die Boulevardmedien üblich war. Dabei ist die Plagiatsgeschichte aus meiner Sicht politisch die harmloseste Geschichte. Sie zeigt eigentlich nur die Abgründe des Menschen "zu Guttenberg", der sich hier als Opfer sieht und offenbar einen unendlichen Vorrat von Arroganz, Überheblichkeit, Selbstüberschätzung und Selbstmitleid hat.

Vielleicht gerne dann auch noch mal im Konkreten. Heute spricht er ja davon, dass er von vielen Ahnungslosen vorschnell abgeurteilt wurde, ohne selbst Stellung zu nehmen. Bis zum Schluss hat er sich in dem Sinne gewehrt, dass er ja gar nichts schlimmes getan hätte und es eben nur ein kleiner Fehler war. Aber wie war es damals nach der Bombardierung des Tanklastzuges bei Kundus, als 91 Menschen (Zivilisten!) starben? Wie hat der Minister damals reagiert und wie war die Kommunikationspolitik dazu? Heute kann man in Seminaren an diesem Beispiel lernen, wie Risikokommunikation genau NICHT geht und was immer zur Katastrophe führt. Denn es war eine Vermischung von planlosen Schuldzuweisungen (Wahlweise waren die Schuldigen abwechselnd Peter Wichert und/oder der einstige Generalinspekteur der Bundeswehr Wolfgang Schneiderhan - und weil es letztlich keine echte Aufklärung gab, wurden am Ende als Bauernopfer beide entlassen) und Verheimlichungen (nur das bestätigen, was sowieso nicht mehr zu leugnen war). Aus dem Verteidigungsministerium gab es zu keinem Zeitpunkt einen Hinweis, die Sache wirklich aufklären zu wollen. Bild schwieg übrigens dazu, nachdem die Toten nachweislich keine feindlichen Kämpfer waren und offenbar auch Kinder gestorben sind.

Danach gab es (wieder bei Kundus) einen toten Soldaten zu beklagen. Und wieder gab es nur ein Chaos was die Aufklärung angeht. Eben weil hier wohl der Soldat durch die Hand eines Kameraden gestorben ist. Auch hier kamen die Informationen nicht vom obersten Dienstherren (auch nicht auf Nachfragen aus dem Parlament). Vielmehr musste der Wehrbeauftragt hier herhalten. Auch da stellt man sich die Frage, was ein Kriegsminister so zu tun hat, wenn er nicht cool mit Sonnenbrille und Sturmgewehr für die Bildzeitung posiert. Zum ersten Mal gab es wohl keinen Aufschrei nach Aufklärung durch die Bildzeitung, weil die Aufarbeitung schleppen lief bzw. die Sachlage sich von "tragischer Unfall" über "Nachlässigkeit" zu "dummen Spielen mit der geladenen Waffe" entwickelt hat. Dafür eben der erste Kriegsminister der sich gerne mit Helm und Uniform ablichten ließ. Er hatte wohl vergessen, oberster Dienstherr zu sein. Nicht der oberste Soldat. Diese lässige Darstellung und Glorifizierung des Soldatentums ist übrigens gerne ein weiterer Kritikpunkt an Guttenberg.

Dann war da ja auch der Tod der Soldatin auf dem Ausbildungsschiff. Auch hier gab es keine Aufklärung und keine wirklich Nachforschung. Dafür reagiert der Minister, indem der Kapitän abberufen wurde. Ohne Stellung nehmen zu können. Schon war er der Hauptschuldige. Das war dann endgültig das Markenzeichen des Ministers, der "endlich auch mal was macht". Nämlich erst zu handeln, danach zu überlegen. Ehrlich gesagt, ist das keine clevere Taktik. Nebenbei sei vielleicht angemerkt, dass alle Minister vor ihm regelmäßige Berichte von solchen Vorgängen angefordert. So eine Schlamperei wie unter Guttenberg wäre eben vorher nie möglich gewesen.

Ohne Erwähnung sollte auch der Fall der geöffneten Feldpost nicht sein. Auch das hat den Minister nicht weiter gestört und nachdem er feststellen konnte, dass es keine "Unregelmäßigkeiten" gab. Geöffnet war die Feldpost dennoch. Auch hier: ergebnislos ohne weiteres Aufheben. Wobei hier (soviel zur Informationspolitik) er endgültig seine Maxime gefunden hat und immer erst die Presse informiert hat - danach das Parlament.

Nicht zu letzt das ernste Thema: Bundeswehrumbau. Zuerst gab es hierzu ein "Nein" von Guttenberg. Aber das revidierte er nach Merkels Machtwort und gab den Sparsamen. Was dann aber wieder revidiert wurde und er nicht nur kein Geld eingespart hätte, sondern durch den Umbau auch noch mehr Geld ausgeben wollte. Im Grunde hat er seinem Nachfolger auch hier einen Scherbenhaufen hinterlassen, den de Maiziere als Buhmann aufzuräumen hat. Aber gerne kann man sich an Guttenberg als "guten", "fairen", "weitsichtigen" und "erfolgreichen" Minister und Politiker erinnern.

Bei alledem: meinet wegen kann er seinen Doktor behalten!

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich stimme dem, der dieses Thema eröffnet hat zu, denn Gutenberg ist ein klasse Politiker, der auf der Seite der Menschen ist und nicht irgendwelche anderen Ziele verfolgt. Ich fand das Spektakel um seien Dr. Arbeit schon ziemlich idiotisch, ich meine, dass hat so ein toller Mann nicht verdient. Ganz und gar nicht. Auch die Kritik seinerseits an seine Partei für vollkommen angebracht.

» gerhartd.Sylvia » Beiträge: 10 » Talkpoints: 3,59 »


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