Verrat, wenn man Witwe ist und sich neu verliebt?
Ich habe hier weiteres Ausland: Wo kann Frau alleine hinreisen? von einer Freundin geschrieben, die alleine verreisen möchte. Sie ist seit 5 Jahren Witwe und hat ihren Mann sehr geliebt. Es war die perfekte Beziehung. So eine Beziehung kann man sich einfach nur wünschen und diese Beziehung wurde von heute auf morgen durch einen Herzinfarkt bei der Arbeit zerstört. Meine Freundin konnte nicht mal richtig Abschied nehmen. Für sie ist eine Welt zusammengebrochen.
Natürlich wollen wir Freunde, dass sie sich wohl fühlt und dass sie glücklich ist und nicht selten kommt dann das Gespräch darauf, dass sie sich doch mal wieder verlieben sollte. Aber alles, was mit einem Mann zusammenhängt blockt sie ab. Sie meint, dass es ein Verrat an ihren geliebten, verstorbenen Ehemann ist, wenn sie sich neu verliebt. Denn sie hat diesen Mann wirklich geliebt und sie hat ihm geschworen, dass sie ihn liebt bis an ihr Lebensende und sie lebt ja schließlich noch.
Irgendwie kann ich meine Freundin schon verstehen. Aber sie hört einfach dadurch auch nicht auf mit dem Trauern. Sie soll ja auch trauern. Sie soll auch an ihren Mann denken und ihn immer in ihrem Herzen haben. Aber ist es wirklich ein Verrat, wenn man sich nach dem Tod eines Partners neu verliebt?
Angenommen ihr könntet nach eurem Tod sehen, was euer Partner macht. Würdet ihr eifersüchtig sein, wenn euer Partner eine neue Liebe findet? Würdet ihr wollen, dass sich euer Partner neu verliebt? Würdet ihr es als Verrat ansehen? Meine Freundin meint immer, dass ihr verstorbener Partner sie auch noch sehen kann und über sie wacht und wenn er sehen würde, dass sie einen anderen Mann liebt, würde sie sich schlecht fühlen und ihr Mann wäre unendlich traurig da wo er jetzt ist.
Nur weil deine Freundin sich neu verliebt, heißt es doch nicht, dass sie ihren verstorbenen Mann vergisst und nicht mehr lieben wird. Ich denke, dass deine Freundin noch zu sehr trauert und es eben wirklich als Verrat ansieht, wenn sie einen neuen Mann finden würde. Ich denke aber, dass es ihren verstorbenen Mann eher glücklich machen würde, wenn er von seiner Wolke aus sieht, dass seine Frau glücklich ist und wenn dazu ein anderer Mann in der Lage ist, sollte er doch nichts dagegen haben.
Ich habe auch schon mal daran gedacht, was wäre, wenn ich sterben würde und dann meinen Partner sehen könnte. Ich würde ihm aber dann wünschen, dass er irgendwann wieder glücklich ist und den Rest seines Leben noch etwas genießen kann und nicht nur in Trauer verbringt. Da sollte man wirklich an das Wohl und Glück des Partners denken. Ihr verstorbener Mann wird ja trotzdem über sie wachen und er will sicherlich nicht, dass sie so traurig ist und nicht mehr viel vom Leben hat.
Bei mir besteht ja die Möglichkeit, das meine Mutter sich nochmal neu verliebt und ich behaupte auch, das die Ehe meiner Eltern sehr gut war. Denn größere Streitigkeiten kenne ich dort kaum. Wenn also meine Mutter einen netten Mann kennen und auch nochmal lieben lernen sollte, dann würde ich da als Tochter schon mal nicht querschießen. Ich würde dies weder als Verrat an meinem Vater ansehen, noch bin ich der Meinung, das meine Mutter mit ihren 60 Jahren nun für immer allein sein soll.
Ebenso würde ich mir für meinen Freund eine gute Partnerin wünschen, wenn ich frühzeitig aus dem Leben scheiden würde und ich weiß auch, das er genauso denkt. Wir würden nie voneinander erwarten, das der eine dem anderen so sehr nachtrauert, das man nicht offen für eine neue Beziehung wäre. Der Mann deiner Freundin hätte sicher auch nicht gewollt, das sie ewig alleine bleibt.
Zumal eine neue Liebe nach dem Tod des Partners sowieso nicht mit der quasi alten Liebe verglichen werden kann. Man liebt jeden Menschen anders und ein verstorbener Partner wird dadurch ja auch nicht vergessen. Jedenfalls kenne ich niemanden, der wegen einer neuen Beziehung deswegen den toten Partner vergessen hätte.
Die Vorstellung, was wäre wenn ich nach meinem Tod das Leben meiner Frau beobachten könnte, ist absurd. Werde ich dann auch all meine Gefühle behalte? Ja natürlich wäre ich dann eifersüchtig. Und zudem: Niemand will beobachtet werden, von da oben oder von sonst wo. Ich denke, um die Frage muss man sich gar nicht kümmern.
Die viel wichtigere Frage ist doch wohl, was man seinem Partner oder seiner Partnerin heute mit auf den Weg gibt, für den Fall, dass der schlimmste aller Fälle eintreten wird. Ich würde jedenfalls nicht wollen, dass meine Frau den Rest ihres Lebens damit verbringt, nur um mich zu trauern. Heute zu wissen, sie wird eine Zeit lang um mich trauern und mich nie vergessen, das sollte einem reichen. Aber irgendwann muss das mit der Trauer auch vorbei sein.
Sich wieder zwangsweise zu verlieben, das geht aber nicht und es wird wohl Menschen geben, die das auch nie wieder schaffen. Andere brauchen Jahre dafür und wieder andere nur Monate. Ob die Zeit kurz oder lang ist, wenn der Moment kommt, dann ist es in meinen Augen kein Vertrauensbruch zum alten Partner, wenn man mit sich selbst im Reinen ist.
Als Freund kann man nur Gelegenheiten anbieten, ohne zu sehr zu nerven. Wenn man mit dem Finger auf das Thema zeigt, dann baut man ohnehin nur Mauern auf. "Komm mit", oder "Nimm teil", "Hast du nicht Lust", aber mehr sollte man nicht tun.
Ich würde es nicht als Verrat ansehen, denn dass ein Partner früher aus dem Leben scheidet kommt nicht gerade selten vor, aber das ist kein Grund für den Hinterbliebenen, nie wieder verliebt sein zu dürfen. Meine Mutter ist seit über 12 Jahren Witwe und hat sich seit dem Tod meines Vaters auch keinen anderen Mann mehr gesucht. Sie möchte das einfach nicht, sie fühlt sich alleine wohl und lehnt jeglichen Kontakt zu Männern ab, die sich mehr vorstellen können. Für mich ist das unverständlich, denn eine Beziehung bietet gerade im Alter auch etwas Sicherheit und man ist nicht so allein. Das gilt auch für jüngere Witwen und Witwer, denn gerade das Alleinsein finde ich am aller schlimmsten.
Meiner Meinung nach verlängert so ein Verhalten auch die Trauerzeit, denn solange man der Meinung ist, es sei Verrat am verstorbenen Partner, wenn man sich einen neuen Partner sucht, wird man immer wieder mit der Trauer konfrontiert. Davon muss man eigentlich ablassen. Ich würde niemals von meinem Mann erwarten, dass er für immer alleine bleibt, wenn ich früher versterben sollte als er. Jeder Mensch hat das Anrecht auf Liebe und Zweisamkeit und ich finde es schade, wenn man sich selbst diese Chance nimmt.
Allerdings kann ich mir schon vorstellen, dass es sehr schwer für jemanden ist, der sehr an seinem Partner hing, wieder eine neue Beziehung einzugehen. Ich kann mir gar nicht vorstellen wie das sein muss, denn durch den Tod habe ich noch keinen Partner verloren. Aber einfach ist das sicher nicht, gerade wenn man Schuldgefühle entwickelt beim Gedanken an eine neue Beziehung. Manche Menschen brauchen auch deutlich mehr Zeit zum loslassen, vielleicht gehört deine Freundin zu diesem Personenkreis dazu. Möglicherweise wird sie es in einigen Jahren anders sehen können.
Ich habe mir manchmal über dieses Thema Gedanken gemacht, weil ja auch Verwandte von mir nach dem Tod des Partners z.T. eine neue Liebe gefunden hatten. Und wenn ich mir vorstelle, mein Partner würde, wenn mir etwas zustößt, danach eine neue Frau finden, sich neu verlieben oder sogar heiraten, muss ich sagen, würde mir dieser Gedanke nicht so behagen.
Also ich weiß natürlich nicht, was dann nach dem Tod passiert, aber die Idee, man sitzt dann auf seiner Wolke und schaut nach unten, hatte ich auch. Na ja, zumindest glaube ich daran, dass man dann chon mitbekommt, was die Lebenden so machen und ich würde ungern meinen geliebten Partner dann mit einer anderen sehen. Ich würde wollen, dass er mir auch über den Tod hinaus treu bleibt, bis er auch auf meiner Wolke sitzt
Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ich im umgekehrten Fall eine neue Beziehung eingehe, das würde mir wie Betrug vorkommen. Aber das heißt ja nicht, dass man dann nur noch trauert, es gibt doch viel Schönes im Leben außerhalb von Partnerschaft und Sexualität, das kann man ja auch weiterhin haben. Aber eine neue Beziehung würde mir wie Betrug erscheinen.
Ich kann es einfach nicht verstehen, dass es Freunde gibt, die ihrerseits einer Person etwas aufdrängen wollen, was diese nicht will. Warum kommen diese Freunde nicht auf den Gedanken, sich abwechselnd mal einen Tag in der Woche oder im Monat mit dieser Freundin zu treffen und mal etwas zu unternehmen, was die Freundin gerne möchte, was sie interessiert? Wenn sie keinen neuen Weggefährten möchte, soll man sie doch bitte in Ruhe lassen. Sie wird von ganz alleine ihre Meinung irgendwann ändern wollen, spätestens dann, wenn sie merkt, dass es völliger Blödsinn ist, dass ihr verstorbener Partner sie von oben – vielleicht auf einer Wolke sitzend – beobachtet und behütet, wie sie das glaubt. Natürlich ist das kein Verrat, wie sie denkt. Aber durch die vorhergehende innige Beziehung dauert die Trauer bestimmt länger bei ihr. Dass andere es gut mit ihr meinen, sieht sie momentan eben anders.
Warum sollte ich wohl traurig sein, wenn ich von oben sehen könnte, dass mein Partner sich neu verliebt hat nach meinem Tode. Da ich ja tot bin, kann ich nicht mehr für ihn da sein. Da ich aber wünschen würde, dass er glücklich sein soll in seinem weiteren Leben, wie er es mit mir war, bin ich glücklich, wenn er sich neu verliebt und auch glücklich wird. An wen sollte es wohl ein Verrat sein, Diamante? Der Mann ist tot!
Das halte ich ja mal für absoluten Schwachsinn. Der verstorbene Partner hätte sicher auch gewollt, dass man trotz seinem Tod den Rest seines Lebens glücklich ist. Von meiner Oma kam dieser Spruch auch anfangs: "Neben deinem Opa wird es nie einen anderen Mann für mich geben". Inzwischen ist der Tod meines Opas schon zehn Jahre her und inzwischen hat sie auch wieder einen Lebensgefährten aus dem Dorf. Ich finde das eigentlich gar nicht weiter schlimm, der Verstorbene wird doch sicher immer noch einen Teil im Herzen der Witwe einnehmen.
Ich halte es da schon für schlimmer, wenn man gleich zwei Wochen nach dem Tod schon wieder einen anderen hat. Denn das finde ich dann schon ziemlich respektlos. Vor ein paar Wochen war erst die Beerdigung und schon pendelt man mit einem neuen Mann an. Das kommt dann bei den anderen so herüber, als hätte man ihn schon die ganze Zeit heimlich geliebt und nur darauf gewartet, dass sein Ehegatte ins Gras beißt. Wenn es sich wie bei dir um fünf Jahre handelt, dann finde ich das nicht weiter schlimm.
Wenn deine Freundin jedoch noch nicht bereit dazu ist eine neue Partnerschaft einzugehen oder noch keinen geeigneten Partner gefunden hat, dann ist das doch auch nicht schlimm. Ich finde es kindisch von ihren Freunden, dass sie sie jetzt verkuppeln wollen, nur dass sie wieder ein glückliches Leben führt. Ich würde sie einfach mal selbst entscheiden lassen. Irgendwann kommt der Zeitpunkt wo man mit der Trauer abschließt und bereit ist für den Schritt neu zu starten.
Ich würde es tatsächlich sehr schade finden, wenn mein Mann den Rest seines Lebens alleine verbringen würde wenn ich frühzeitig sterben würde. Ich würde es begrüßen wenn mein Mann sich neu verliebt und dabei dann auch noch glücklich werden würde. Sicherlich hat es einen schalen Beigeschmack wenn sich der Partner direkt neu verliebt aber nach einer bestimmten Zeit finde ich es sehr in Ordnung.
Mein Mann und ich haben uns darüber schon mal unterhalten was er oder ich machen würde wenn der andere früh stirbt und wir haben uns beide erlaubt uns neu zu verlieben. Findet ihr nicht, dass es schade wäre wenn der Andere den Rest seines Lebens mit Trübsalblasen verbringen würde und mehr oder weniger darauf wartet auch zu sterben?
Dafür ist das Leben doch zu schön und kurz, nein für mich wäre es selbstverständlich, dass sich mein Mann wenn er mit der Situation zurecht kommt, genug getrauert hat und nicht mehr alleine sein möchte, sich eine neue Frau sucht. Ich würde auch nicht den Rest meines Lebens alleine bleiben wollen, sage ich jetzt, wie es am Ende wäre weiß ich nicht.
Sollte ich lang vor meinem Partner und in einem relativ jungen Alter sterben, würde ich von meinem Partner nicht wirklich wollen, dass er mir zuliebe auf eine neue Partnerschaft verzichtet. Solange er mich in Erinnerung behalten würde und mich nicht verleugnen würde, hätte ich damit keine Probleme, obwohl ich hier zugeben muss, dass diese Vorstellung doch sehr obskur ist. Immerhin will ich das gar nicht mitbekommen, wenn ich sterbe und was danach geschieht. Aber dass mein Partner dauerhaft wegen mir auf eine neue Partnerschaft verzichtet, wäre das letzte, was ich mir so wünschen würde.
Ja, ein wenig kann ich diese Frau verstehen, aber irgendwann einmal sollte sie doch auch wieder sich verlieben können und es vielleicht auch wollen. Trauer ist das eine, aber auf das Leben und die Liebe zu verzichten, finde ich schon etwas altmodisch. Gut, es kann sein, dass die Frau einfach keine Lust mehr hat, weil dieser Mann so etwas wie ihre Welt gewesen ist. Ich denke, es ist auch recht schwer, wieder da so zurück ins Leben zu finden, aber das muss jeder für sich selbst wissen, wie es für ihn am besten ist.
Vielleicht ist die Frau auch ohne einen Partner glücklich, vielleicht sehnt sie sich im Innersten nach einen neuen Partner, vielleicht hat sie aber auch Angst, einen potentiell neuen Partner genauso auf diese Art und Weise wieder zu verlieren oder oder oder. Aber ich denke, man sollte diese Frau wirklich so ihr Leben leben lassen, wie sie es möchte und wenn es ihr Wunsch ist, weiterhin allein zu bleiben, dann sollte man ihr diesen Wunsch auch lassen. Es ist schon schwer genug, einen Partner in einem so frühen Alter zu verlieren, da muss ihr das Leben nicht noch zusätzlich erschwert werden.
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