Woran macht man/ihr Suizidgefährdung fest?

vom 25.11.2011, 23:24 Uhr

In der Schule haben wir über Suizidgefährdung gesprochen und ich habe festgestellt, dass jeder eine andere Vorstellung davon hat, woran er Suizidgefährdung fest macht. Der eine sieht schon einen suizidgefährdeten Menschen, wenn er Tränen in den Augen hat und Liebeskummer hat und der andere erst, wenn er auf der Brücke steht und springen will. Wieder andere meinen, dass keiner, der sich wirklich umbringen will es irgendjemanden sagen würde. Es sei denn, dass er gerettet werden will und dann würde er es auch nicht ernst meinen.

Woran macht ihr eine Suizidgefährdung fest? Wann würden bei euch die Alarmglocken klingeln, wenn ihr einen Menschen in eurer Umgebung habt, der eurer Meinung nach eine Selbsttötung begehen will? Woran mancht man es überhaupt fest?

Benutzeravatar

» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Wir hatten mal den Fall eines depressiven jungen Mannes, der plötzlich verschwunden ist. Die Eltern haben das der Polizei gemeldet und es war ein großes Foto von ihm in der Zeitung. Man hat dann seine Papiere auf einem Parkplatz gefunden und das Schlimmste vermutet. Aber nach 2 Wochen ist er wieder zu Hause aufgetaucht und alles war gut.

Ich habe damals noch gesagt "Vorsicht, wenn ein Mensch einfach so verschwindet. Nicht das er sich mal etwas antut." Seine Familie hat auch höllisch auf ihn aufgepasst, dass er nie allein war. Aber 6 Wochen später nutze er leider einen kurzen Moment und konnte nur noch tot geborgen werden. Es war in einer Phase, in der alle dachten, dass es ihm jetzt wieder besser geht.

Ich denke, dass solche Menschen genau solche Phasen nutzen. Diese Phasen wo alle denken, dass es jetzt wieder besser wird. Wenn alle aufatmen. Zudem denke ich auch, dass der junge Mann seine Suizid genau geplant hat. Er wusste genau, wann er die Möglichkeit hat und hat dieses auch genutzt und seinem Umfeld vorgespielt, dass alles gut wäre.

» Friedmann » Beiträge: 561 » Talkpoints: -1,05 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Tränen in den Augen würde ich noch nicht als Anzeichen für einen drohenden Suizid ansehen. Eher das Gegenteil, wenn ein Mensch gar nicht mehr weinen kann, egal, was passiert. Denn dann scheint er schon innerlich wie tot. Und meiner Erfahrung nach, dauert es dann auch nicht mehr lange, bis die betreffende Person versucht sich das Leben zu nehmen.

Menschen, die nur vorsichtig andeuten, dass sie ihr Leben nicht mehr aushalten, halte ich zudem für gefährdeter, als diejenigen, die ständig davon sprechen, sich "weg zu machen" Letztere wollen nur Aufmerksamkeit, meiner Meinung nach.

Was ich hier gesagt habe, sind meine eigenen Erfahrungen, ich kenne mehrere Menschen, die Selbstmord begangen haben, oder es zumindestens versuchten.

» AngelHawk » Beiträge: 437 » Talkpoints: 5,40 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Meiner Meinung nach liegt das irgendwo dazwischen. Also zwischen den Tränen in den Augen und dem bereits auf der Brücke stehen und springen wollen. Das eine halte ich für eine Übertreibung, weil es jedem zusteht, dass er mal traurig sein kann, ohne das er sich selber etwas antun will und beim anderen ist es fast schon zu spät, um etwas zu unternehmen. Wenn man Suizidgedanken hat, dann ist man meiner Meinung nach bereit, sich selbst etwas anzutun und diese Schwelle muss man erst einmal übertreten. Allein der Gedanke einen Freitod in Erwägung zu ziehen ist eben schon etwas, was ich als unnormal bezeichnen würde.

Bedenken muss man aber auch, dass das auch etwas individuelles ist. Der eine hat da eine wesentlich höhere Toleranzgrenze und der nächste eben eine niedrigere. Bei dem einen muss viel passieren, damit er so etwas in Erwägung zieht und beim nächsten reicht vielleicht schon etwas aus, wo andere sagen würden, dass das doch lächerlich sei. Aber auch hier kann man als Außenstehender gar nicht wirklich sagen, was da nun lächerlich ist und was nicht. Auch das ist ein individuelles Empfinden.

Experten nutzen ja doch meistens eine Skala und die Anamnese desjenigen, um eine Diagnose zu stellen. Aber letzten Endes kann man in die wenigsten Menschen wirklich hinein sehen und viele können sich ja auch verstellen. Die menschliche Psyche ist in meinen Augen eh etwas, was man nur schwer erforschen kann, geschweige denn, dass man die wenigsten Menschen leicht einschätzen kann. Viele können sich selber ja nicht einmal einschätzen - wie soll es dann ein anderer können? Eventuell ist man auch deswegen das ein oder andere mal vom Freitod gewisser Menschen überrascht, weil man ihnen das nicht zugetraut oder angemerkt hätte.

Benutzeravatar

» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^