Wo hört Unterschicht auf und fängt Mittelstand an?
Ich habe mich mit ein paar Bekannten mal über die Finanzen unterhalten. Irgendwie sind wir nicht auf den Punkt gekommen, wo die Unterschicht aufhört und der Mittelstand anfängt. Fängt der Mittelstand da an, wo man keine Zuschüsse mehr vom Amt bekommt, obwohl man nicht mehr finanzielle Mittel zur Verfügung hat? Oder ist der Mittelstand erst dann, wenn man sich auch mal zwischendurch was leisten kann ohne an das Geld zu denken?
Würdet ihr euch eher finanziell zur Unterschicht oder zum Mittelstand zählen oder gehört ihr sogar zur Oberschicht? Wie definiert ihr den Begriff "Mittelstand" und "Unterschicht", was das Finanzielle angeht. Was das Soziale angeht, können Mittelständer oder auch Oberschichtler manachmal den Unterschichtlern die Hand geben und das möchte ich hier auch nicht diskutieren.
Das hat allerdings überhaupt nicht den geringsten Teil mit dem Geld zu tun, sondern in erster Linie mit der gesamten Einstellung der Menschen. Man muss hier nämlich die gesamte Einstellung zum Leben in Betracht ziehen, denn alle Aspekte fallen nämlich darunter. Ich kenne beispielsweise viele Personen, die zur Mittelschicht gehören und momentan sehr wenig Geld besitzen.
Allerdings stimmt bei diesen Personen die Einstellung und ihr jetziges Geldproblem kann man eigentlich unter dem Tisch fallen lassen, denn das beheben sie wieder. Bei der sogenannten Unterschicht läuft im eigentlichen Sinne nicht viel zusammen. Sie haben in der Regel sehr große Probleme, gesellschaftliche Veränderungen überhaupt richtig zu deuten und vor allen überhaupt zu verstehen. Das ist nämlich die eigentliche Hauptursache.
Es gibt so viele verschiedene Definitionen dieser Begriffe und oft sind diese ja auch ideologisch geprägt, von daher wundert es mich nicht, wenn man hier in einer Diskussion keine eindeutige Definition findet. Die Fachleute haben es schließlich auch nicht geschafft.
Ich denke aber, dass zur Unterschicht mehr gehört als nur wenig Geld. Würdest du zum Beispiel einen Studenten als Unterschicht bezeichnen? Viele haben auch wenig Geld und müssen schauen, wie sie irgendwie über die Runden kommen. In meiner Studienzeit gab es nicht wenige mit einem Einkommen unter Sozialhilfeniveau. Und viele Studenten beziehen auch Zuschüsse "vom Amt" in Form von BAFÖG.
Für mich gehört in eine Definition des Begriffs Unterschicht auf jeden Fall auch der Mangel an Perspektiven. Also der Mangel an Bildung und Ausbildung, der dann eben dazu führt, dass der Hilfsarbeiter auch fünf oder zehn Jahren keinen wesentlich besser bezahlten Job finden wird, während der Student, der heute vielleicht sogar weniger als dieser Hilfsarbeiter zur Verfügung hat, eben ganz andere berufliche Möglichkeiten in seiner Zukunft hat.
Ich finde schon, dass es auch was mit dem finanziellen zu tun hat. Auch wenn es natürlich auch was mit der Einstellung und dem leben selber zu tun hat. Aber eine Familie, die mit 2 Kindern von Hartz 4 leben kann man wohl kaum zum Mittelstand oder zur Oberschicht zählen. Arbeitslosigkeit ist ja nun mal auch ungewollt heutzutage und auch Langzeitarbeitslosigkeit kann jeden treffen. Wenn eine Familie immer zur Oberschicht gehörte und dann unverschuldet oder auch verschuldet in Not gerät, weil eine Firma den Bach runter gegangen ist, dann kann diese auch schnell zur Unterschicht werden, wenn das Geld fehlt. Da kann man noch so positive Einstellung haben.
Nein Diamante das kann die von dir beschriebene Familie eben nicht, denn sie bleibt ja von der Bildung, der sozialen Einstellung und ihren eigenen Willen in der Oberschicht. Wenn diese Familie nämlich ihre gesamte Bildung einsetzt, kann sie aus der finanziellen Schieflage wieder entkommen. Und wenn eine Firma wie du sagst den Bach runter geht, gehört man dann zur Unterschicht? Kennst du denn Personen aus den betreffenden Schichten? Wohl kaum, denn was du hier aufzählst, kann man so einfach nicht sagen. Es ist eben fern der Realität oder reines Wissen via RTL und Co.
Ein Durchschnittseinkommen einer erwachsenen Person soll laut einer Statistik etwa 1900 Euro und ein paar Zerquetschte betragen. Ist dieses Mindesteinkommen, leider weiß ich nicht, ob netto oder brutto, monatlich vorhanden, so soll zumindest finanziell da die Mittelschicht einsetzen. Alles, was dann darunter verdient wird, ist dann ein Schlechtverdiener und damit dann quasi zur finanziellen Unterschicht dazu gehörig. Wie gesagt, finanziell betrachtet, denn auch jemand, der nicht viel verdient, sich dennoch benehmen kann, sich anständig ausdrücken kann, gepflegte Kleidung trägt und generell eher gepflegt auftritt, kann ganz normal zur Mittelschicht gehören.
Nur, weil man von Sozialgeldern lebt, bedeutet das nicht gleich, dass er zur Unterschicht im Allgemeinen gehört, aber finanziell betrachtet eben schon. Es kommen definitiv mehrere Faktoren dazu, aber faktisch und finanziell betrachtet sind Leute mit einem Einkommen durch Sozialgeld und durch eine schwache Bildung schon eher die Unterschicht. Zumindest würde ich es so definieren.
Das ist ein sehr heikles Thema, mit dem ich mich auch schon mal beschäftigt habe. Klar, wir neigen dazu, dass die Unterschicht diejenigen sind, die Hartz4 bekommen. Das ist soweit sicherlich richtig. Sie haben nur das nötigste zum Leben.
Mittelstand ist eigentlich ein Begriff, der im Zusammenhang mit kleineren Firmen gebracht wird, weshalb ich mir nicht sicher bin, wer alles dazu zählt. Die Mittelschicht, wenn es so etwas gibt, sind diejenigen, die genügend Geld zum Leben haben, eine schicke Wohnung oder ein Haus haben, aber sich dennoch nicht alles leisten können beziehungsweise auf gewisse Sachen sparen müssen.
Ich persönlich würde mich auch zur Mittelschicht zählen. ich gehe arbeiten, wir haben ein Haus und jeder ein Auto. Aber alles in normalen Umfang. Ich habe zum Beispiel ein sehr altes Auto.
Alles in allem muss man sagen, dass man das gar nicht so genau sagen kann. Es gibt immer Menschen die mehr Geld haben als man selbst, im Normalfall gibt es aber auch Menschen die weniger haben.
karlchen66 hat geschrieben:Nein Diamante das kann die von dir beschriebene Familie eben nicht, denn sie bleibt ja von der Bildung, der sozialen Einstellung und ihren eigenen Willen in der Oberschicht. Wenn diese Familie nämlich ihre gesamte Bildung einsetzt, kann sie aus der finanziellen Schieflage wieder entkommen.
Ich musste herzlichst lachen als ich das gelesen habe, was meinst du gibt es noch 4 Millionen Arbeitslose? Sind diese alle nicht gebildet genug um ihrer finanziellen Notlage zu entkommen oder haben nicht den Willen dazu? Denn bedenke auch einmal, dass es genug Arbeitslose gibt die gerne einen Job hätten aber nichts bekommen obwohl sie nicht ungebildet sind. Deine Pauschale Antwort in allen Ehren, wäre das tatsächlich so, dann hätte Deutschland weit aus weniger Arbeitslose als es der Fall ist. Ziemlich naive Einstellung, und auch der erste Satz von dir. Du glaubst nicht, dass jemand der Arbeitslos ist die selben sozialen Einstellungen hat wie jemand der keine finanziellen Sorgen hat. Das hat schon einmal einen anderen Gesellschaftlichen Hintergrund, jemand der genug finanzielle Mittel zur Verfügung hat der fühlt sich in der Regel den anderen "überlegen" und zeigt das auch gerne. Hingegen jemand der nicht so viele finanzielle Möglichkeiten hat, der wird das wohl kaum machen können und gerade in der finanziellen Oberschicht wenn diese kein Geld mehr zur Verfügung haben wie vorher, dann kommen sie mit dieser Situation auch nicht mehr zurecht leben über ihre Verhältnisse machen Schulden, Freunde wenden sich ab - im Endeffekt verlieren sie alles, und dazu ändert sich auch die Einstellung und der Wille. Davon bleibt jedenfalls nichts gleich, somit kann man das Schichtsystem schon anhand der finanziellen grob Einschätzen und fest machen.
Sicherlich spielen auch andere Faktoren eine Rolle, aber denke einmal nach wie viele Kinder aus einer Hartz 4 Familie wirklich ein Gymnasium besuchen und hinterher ein Studium machen? Das sind nicht viele, es mag Ausnahmen geben aber im Regelfall bleibt man von der Bildung her gesehen, in der Schicht in der man bereits geboren worden ist, oder sinkt sogar noch ab. Ein Aufsteigen ist dort eher die Ausnahme. Auch ist es nicht gesagt, dass ein Student der nun studiert am Ende mehr bekommt als eine Fachkraft mit einer geringeren Schulbildung da durch die ansteigenden Studentenzahlen natürlich auch die Gehälter nach unten da die Fachkräfte zunehmen. Kann man in einigen Sektoren bereits seit Jahren beobachten, dass bereits über dem Bedarf ausgebildet wird und deswegen die Studenten mit ihrem fertigen Studium entweder gar keine Stelle bekommen oder eine mit einer geringen Bezahlung und somit, trotz Studium zur Mittelschicht gehören.
Die Schichten sind dabei sogar definiert worden, und das alleine nach dem Einkommen. So unterscheidet man zum einen Einzelpersonen von Familien und berücksichtigt dabei sogar die Anzahl der Kinder, da in diese finanziellen Einnahmen bereits die Sozialleistungen wie Kindergeld eingerechnet worden sind. Hier könnt ihr euch das ganze noch einmal schön grafisch anschauen, die Zahlen sind zwar nicht mehr aktuell da diese sich inzwischen nach unten korrigiert haben, aber so berechnet sich die Einstufung.
Es gibt verschiedene Definitionen. Eine der gängigen ist diie des DIW (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung), die auch das Statistische Bundesamt benutzt. Hier wird das Durschnittsnettoeinkommen ermittelt. Aber nicht der schnöde Mittelwert, sondern der Median. Die Angabe eines reinen Durchschnittes ist gepflegter Dünnpfiff (interessant ist er nur im Verhältnis zum Median), weil hohe und niedrige Werte der Grundgesamtheit den Wert zu sehr verzerren, was beim Median eben nicht der Fall ist. Ziehen 20 Millionäre in deine Stadt, wird das vermutlich die mittleren Einkommen erhöhen, aber eben nicht den Median verändern. Der realistischere Wert ist also der Median.
Nun definiert man einfach einen Bereich von 70-150% um diesen Median und das bezeichnet man als Mittelschicht. Der schwankt so um die 16000 € für einen Einpersonenhaushalt. Wer weniger verdient, gehört zur armutsgefährdeten Schicht und wer mehr verdient gehört zur einkommensstarken Schicht. Die EU setzt die untere Grenze allerdings bei 60% und die WHO bei 50%. Leider kommt es dadurch immer wieder zu Verwirrung bei den Zahlen.
Und um mal praktisch zu werden: 2 Personen mit 2 Kindern wurden oben angesprochen. Hier liegt der Mittelschichtenbereich bei ca. 23000 - 50000 € - Pi mal Daumen. 2 Erwachsene ohne Kinder ca. 17000-36000 €.
Bekannt dürfte sein, dass die Mittelschicht in den letzten 10 Jahren immer kleiner wurde, Tendenz anhaltend. Waren es Anfang des Jahrtausends noch etwa 62% der Bevölkerung, dürften es heute nur noch ca. 50% sein. Die Armutsgefährdete Schicht hat hingegen von ca. 19% auf ca. 28% zugenommen. Die einkommensstarke Schicht ist gewachsen von 19% auf ca. 21%. Leider habe ich so spontan keine ganz aktuellen Zahlen. Jedenfalls ist die Entwicklung dramatisch - aber politisch gewollt.
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