Mehr Exorzisten für Europa?
Hi,
habe gerade gehört, dass der Vatikan 3000 neue Exorzisten ausbildet. Angeblich gibt es in Deutschland zu wenig davon.
Was haltet ihr davon? Glaubt ihr das jemand vom Teufel bzw. Dämon besessen werden kann? Wenn nicht, wie erklärt es sich, dass eine Person plötzlich in einer anderen unbekannten Sprache sprechen kann?
Ich selber habe da noch nie so wirklich drüber nachgedacht. Ist vielleicht auch besser. Denn ich möchte gar nicht wirklich wissen ob so etwas existriert. Klar glaube ich an was Gutes und was Böses. Aber was genau? Keine Ahnung.
Wie sieht es bei Euch aus?
Hallöchen,
Ich habs auch gerade gehört. Also ich halte das ja für totalen Schwachsinn und ehrlich gesagt hätte ich das "unserem" Papst auch nicht zugetraut, dass er sich dafür einsetzt, das man 3000 Exorzisten mehr einsetzt. Angeblich würde Deutschland ja gezielt "anfragen" ob man Exorzisten hätte.
Gerade weil der Papst aus Bayern kommt verwundert mich das auch. Da gab es doch den berühmt-berüchtigten Fall eines Mädchens, die gestorben ist,weil die eltern sie ausschließlich durch einen Exorzisten behandeln ließen, aber nicht wollten,dass sie von einem Arzt oder Psychater (sie hatte wohl psychische Störungen oder Probleme) behandelt wird. Traurig wirklich . Das es sowas in der heutigen Zeit noch gibt.
Um mal deine Frage gezielt zu beantworten - nein ich glaube nicht daran das Exorzisten den teufel austreiben können, weil ich nicht denke,dass es einen Teufel gibt den sie austreiben können, sondern dass solche Menschen fast imemr irgendwelche tiefgehendere Probleme haben - und dazu brauchen sie in jedem Fall einen Arzt!
Liebe Grüße
winny
Ich hab den Bericht auch gerade gesehen auf RTL, falls du davon inspiriert wurdest
Es ist so, dass ich noch nicht einmal an Gott glaube, also glaube ich auch an keinen Teufel und an sonst irgendetwas, was damit zu tun hat. Für mich ist das alles eine große Witzveranstaltung und meiner Meinung nach sind Leute, die glauben, jemand könnte vom Teufel besessen sein, wirklich reif für eine psychische Betreuung.
Ich bin da auch strikt dagegen, werden dabei doch eigentlich nur Leute mit Billigung der katholischen Kirche gefoltert um "den Teufel auszutreiben". Und das nicht gerade harmlos, sind doch schon viele Leute bei diesen Teufelsaustreibungen umgekommen.
Oftmals sind es auch nur ganz normale Erkrankungen, wie z.B. epileptische Anfälle, die dann als "vom Teufel besessen" interpretiert werden und ein Exorzist diesen dann austreiben darf. Dass dieser dabei dann keinen großen Erfolg hat und der "auszutreibende" dabei wahrscheinlich stirbt, weil er ja medizinisch nicht behandelt wird, wundert mich auch nicht.
Dass sowas in Deutschland überhaupt erlaubt ist (ist es das überhaupt?) wundert mich doch stark!
Danke für diese Informationen. Ich meine fast jeder kennt den Film der Exorzist. Mir ist aber gar nicht so bewusst worum genau es geht und vor allem,dass dabei sogar Menschen umgekommen sind. Ich finde es aber auch ihnr dieses Wissen völlig überflüssig,da ich nicht denke,dass jemand vom teufel besessen ist . Es wird dafür ganz einfache medizinische Erklärungen geben,die sich vielleicht mit dem heutigen Wissensstand unserer Medizin noch nicht erklären lassen. Ich finde solche Austreibungen nicht sinnvoll und vor allem wie es hier geschrieben wurde gefährlich. Ich wusste auch gar nciht,dass man das so durchführen darf. Da gibt es doch auch bestimmte Reglungen oder?
Grüße Julia
Servus!
Die Nachricht kam auch in Österreich in den Medien auf, habe ich vor ein paar Tagen in einer Lokalzeitschrift während der Straßenbahnfahrt gelesen und mich darüber amüsiert, auf welche Ideen man kommt. Die Beantwortung dieser Frage setzt schon am Grundsatz an, ob man einen Teufel glaubt oder nicht. Meiner Meinung nach gibt es einen, was aber keinesfalls heißen soll, dass ich an Exorzisten glaube, noch an die Handlungsakte dieser "Persönlichkeiten". Dass Menschen vom Teufel besessen sind, kann ich ja in irgendeiner Weise irgendwie nachvollziehen, falls das einer glaubt und meint, aber dann noch zu behaupten, dass sich der Teufel auch noch in "Dingen" oder "Sachen" versteckt, diese man dann verbrennen oder zerstören muss, finde ich schon ziemlich pervers.
Hochachtungsvoll - Näugelchen
Cheerio!
Hallo nicbeh,
auch ich glaube nicht an Gott und genausowenig an den Teufel, folglich auch nicht, daß man von einem Teufel oder Dämon besessen sein kann und diesen "austreiben" kann/muß.
Ich habe grade im Internet die Meldung nachgelesen, ganz ehrlich, ich finde es erschreckend dass die Kirche allen Ernstes 3000 neue Exorzisten ausbilden möchte. Exorzismus fällt für mich in eine ähnliche Kategorie wie Aberglaube und Hexenverfolgung, und die gehört ins Mittelalter und nicht in unsere heutige Zeit.
Viele Grüße von
wölfchen
Ich finde, das ist ein Übrigbleibsel aus dem Mittelalter und es ist meiner Meinung nach eigentlich peinlich, dass sich die katholische Kirche sich noch zu solchen Praktiken bekennt. Da will die Kirche modern sein und dann verkündet sie so etwas.
Und wenn man sich überlegt, dass einige Menschen bei solchen Praktiken schon zu Tode gekommen sind, dann bekommt das Ganze erst recht einen bitteren Beigeschmack. Die Kirche hat meiner Meinung nach in der Vergangenheit schon genug Schaden auf der Welt angerichtet.
Hallo nicbeh,
ich bin zwar katholisch erzogen worden und der katholische Glauben wurde mir auch vermittelt, allerdings finde ich immer wieder äußerst befremdlich, was die katholische Kirche so alles meint, einführt und gutheißt.
Allerdings wundert mich insofern kaum, was nun bezüglich der Ausbildung von Exorzisten wieder geplant wird, das passt einfach zur katholischen Kirche und festigt das Bild, das der Großteil der nichtkatholischen Öffentlichkeit von ihr haben dürfte. Schade.
An Besessenheit glaube ich auch nur im psychologischen Sinne, in dem dieser Begriff für eine psychische Störung oder auch Geisteskrankheit steht. Dass jemand vom Teufel besessen sein kann, halte ich für absoluten Humbug.
Für alle, die hier nicht wussten, was es mit dem Exorzismus auf sich hier, hier ein Link zum Thema. Das bayerische Mädchen, das hier erwähnt wurde, war Anneliese Michel (übrigens sehr interessant für jeden, der sich für diese Geschichte interessiert).
LG,
moin!
Ich finde man darf den Glauben an Teufelsbesessenheit nicht verurteilen, schließlich ist er Bestandteil der religiösen Tradition vieler Menschen (aber dass mir hier niemand religiösen Fundamentalismus unterstellt!) und wer an das Reich Gottes glaubt, glaubt meist auch an das gegenteilige Reich des Teufels - in der Bibel namentlich als "Erde" bezeichnet. Nach der euch vielleicht bekannten verstärkten Bürokratisierung von offiziellen Exorzismen, die erst eine Antragstellung und dann nach einiger Wartezeit und langwieriger Untersuchung, medizinischen und psychologischen Gutachten etc., eine Genehmigung erfordern, gehen Teufelsaustreibungen in Deutschland mehr und mehr im Verborgenen von statten. Kirchenvertreter und Exorzisten sind sich einig, dass jeden Tag irgendwo in Deutschland der Große Exorzismus gesprochen wird, auch wenn der Klingenberger Fall (Anneliese Michel, man erinnert sich...) angeblich der letzte offizielle Exorzismus in Deutschland gewesen sein soll.
Viele Exorzisten sind der Meinung, wenn eine Besessenheit vorliegt, müsse schnell gehandelt werden, man könne nicht noch Wochen, Monate oder Jahre auf Gutachten und Genehmigungen warten, daher wird oft im Verborgenen agiert. Dieser Tatendrang ist allerdings nicht unproblematisch – viele Anzeichen, die von der katholischen Kirche als Anzeichen für Besessenheit gewertet werden, sind „normale“ Symptome verschiedener psychischer oder physischer Erkrankungen. Für eine solche Beurteilung muss ein Fachmann herangezogen werden, was nur in den seltensten Fällen geschieht.
Bei Anneliese Michel beispielsweise wurde bereits Jahre vor ihrem Exorzismus eine Temporallappenepilepsie festgestellt, eine Erkrankung, die Symptome zeigt, die später von katholischen Vertretern als Besessenheit interpretiert wurden, wie etwa Wahrnehmungsstörungen, Körperstarre, Sprachstörungen, Amnesie, sonderbare Geschmacks- und Geruchsempfindungen. Außerdem weisen an Temporallappenepilepsie Erkrankte ein erhöhtes Risiko auf, noch andere Störungen wie Hysterie oder Depressionen zu entwickeln. All diese Anzeichen waren bei der jungen Studentin zu finden, die auch einige Jahre medikamentös behandelt wurde, dann aber die Behandlung aus eigenem Willen abbrach, woraufhin die anscheinende Besessenheit folgte. Sie starb schließlich nach 67 offiziellen Exorzismen.
Das problematische am Fall Klingenberg ist, dass Anneliese Michel sich selbst für besessen hielt, wie sie in ihrem Tagebuch schrieb. Sie wuchs in einem streng katholischen Elternhaus auf, was Auswirkungen auf die durch ihre Krankheit hervorgerufenen Wahnvorstellungen hatte – sie sah teuflische Fratzen und hörte Stimmen, die sie verdammen, welche sie eindeutig als Stimmen aus der Hölle identifizierte. Es gibt viele Fälle, in denen sich Menschen selbst als besessen ansehen. Manchmal ist es lediglich die Suche nach Aufmerksamkeit, die sie dazu verleitet, oft allerdings sind die Betroffenen wirklich davon überzeugt. Die Sekten-Information in Essen gibt an, dass sich bei ihr durchschnittlich alle zwei Wochen jemand meldet, der sich für verflucht oder besessen hält.
Wenn sich solche Personen nun stattdessen an den Pfarrer ihres Vertrauens wenden, ist es möglich, dass er wirklich Anzeichen für Besessenheit gegeben sieht und den Großen Exorzismus anwendet. Ohne glaubhafte, unabhängige Gutachten von medizinischen und psychologischen Fachkräften ist dies ein Schritt in die absolut falsche Richtung. Bei einigen Krankheiten, die oft als Besessenheit bewertet wurden, wie beispielsweise Epilepsie, Schizophrenie oder Hysterie, wird durch die gesprochenen Formeln durch den Exorzisten die Symptomatik nur verstärkt. Die Betroffenen werden in Panik versetzt, wenn man ihnen suggeriert, sie gehörten nicht mehr zu sich selbst und seien ganz und gar in den Händen des Teufels, der bösen Schlange, die beim Exorzismus ja immer und immer wieder mit Namen angesprochen und beschworen wird.
Der Glaube an die Existenz von Teufeln und Dämonen, die vom menschlichen Körper Besitz ergreifen, ist ernst zu nehmen. Unabhängig davon, ob die Realität des „Bösen“ auch wissenschaftlich gegeben ist – für die Betroffenen, die sich als besessen ansehen, und für die Exorzisten ist diese Vorstellung Realität. Und es mag in solchen Fällen hilfreich und befreiend sein, über Menschen, die davon überzeugt sind, sich in der Macht Satans zu befinden, ein religiöses Ritual zu sprechen. Bei kranken Personen, die sich nicht besessen fühlen und doch exorziert werden, kann es dafür zu Traumatisierungen kommen.
Gefährlich wird der Exorzismus auch dann, wenn er im Verborgenen abläuft, ohne offizielle bischöfliche Genehmigung, wie es angeblich täglich der Fall ist. Es ist als sehr problematisch einzuschätzen, wenn Exorzisten es nicht für nötig halten, sich an die vom Vatikan vorgegebenen Regeln zu halten und medizinische Berater herbeizuziehen und auf eigene Faust handeln. Letztendlich lässt sich sagen, dass Exorzismus und Besessenheit tatsächlich alltägliche Phänomene sind. Dementsprechend sollte ihnen aber auch begegnet werden und auch in Deutschland sollte es endlich dazu kommen, wie der Vatikan schon seit Jahren mahnt, jedes Bistum mindestens einen offiziellen Exorzisten benennen zu lassen, um dem Missbrauch des ganzen Prozedere entgegenzuwirken, denn dann verringert sich hoffentlich auch die Zahl inoffiziell ausgeführter, gefährlicher Teufelsaustreibungen.
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