Gesetzliche Krankenkassen, warum so viele?
Ich habe mich vor einiger Zeit mal erkundigen wollen, welche gesetzliche Krankenkasse die besseren Konditionen hat und welche am günstigsten ist. Aber mir ist aufgefallen, dass die Krankenkassen sich selber kaum Konkurrenz machen und weder in der Leistung noch im Preis in irgendeiner Weise zurückstehen. Ich frage mich, warum es dann so viele Krankenkassen gibt und warum sich die Krankenkassen sich nicht irgendwie vereinigen.
Ich könnte verstehen, wenn sie sich gegenseitig Konkurrenz machen, dass sie sich unterbieten oder mehr Leistung bringen, damit sie mehr Kunden bekommen. Aber wenn doch alle Kassen gleich sind, frage ich mich wirklich, ob es nötig ist, dass man so viele Krankenkassen in Deutschland hat und der Kunde dadurch so verwirrt wird. Denn der normale Tarif, den man bei der gesetzlichen Krankenkasse abschließt ist doch überall gleich oder sehe ich das falsch?
Hier sehe ich das schon ein wenig anders und natürlich "buhlen" die Krankenkassen und die jungen, erfolgreichen und gesunden Kunden. Das sieht man natürlich nicht am Leistungskatalog, der ja weitgehend vorgegeben ist. Wie sollten hier auch bezogen auf Grundversorgungen abstriche gemacht werden können? Es ist sicher richtig, dass hier die Unterschiede eher fein sind.
Wo gepunktet wird, das sind dann "Zusatzleistungen". So wird dann z.B. von einer Kasse der Fitnessclub bezahlt oder bezuschusst. Andere wieder versuchen über "Gesundheitschecks" die Kunden zu gewinnen oder durch "Extraleistungen", welche sich aber eher "versteckt" zeigen.
Und gerade was die Kosten angeht, unterscheiden sich die Kassen doch sehr. Da gibt es dann einfach die Kassen ohne besonderen Kundenfokus. Die erweisen sich eben als besonders teuer, weil hier die Kundschaft 50+ Jahre alt ist. Wohingegen neuere Krankenkassen eben schon darauf achten, "Risikokunden" aus unterschiedlichsten Gründen lieber den anderen Kassen zu überlassen.
Das aber die Vielzahl der Kassen aus organisatorischer Sicht Unfug ist, ist natürlich richtig. Leider erlaubt aber unser aktuelles Wirtschaftssystem keine Vorstellung davon, dass es auch möglich sein kann (wenn politische Einflussnahmen verboten werden!), z.B. Staatsbetriebe trotz Monopol effizient zu führen und durchaus wirtschaftlich zu betreiben. Die Idee ist ja letztlich die, dass durch eine solche Kassenvielfalt (und die Krankenkasse als Unternehmen) der Markt dafür sorgt, dass die vorhandenen Mittel nur im Bedarfsfall genutzt werden. Das bedeutet aber immer mehr, dass nur die Wohlhabenden sich eine optimale Versorgung leisten können (weil nur wenn bezahlt wird, auch wirklich Bedarf erkannt besteht).
Die große Anzahl der Krankenkassen in Deutschland ist eigentlich eher geschichtlich gewachsen. Vor vielen Jahren fing das ganze einmal mit den allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) an. Danach haben sich eben Berufs-spezifische Krankenkassen gegründet, wie zum Beispiel die Knappschaft für Bergleute oder die Techniker Krankenkassen usw. Zu dieser Verteilung kamen dann irgendwann noch die Betriebskrankenkassen. Vor allem die Gründung der Betriebskrankenkassen hat damals dazu geführt, dass die Betriebsangehörigen dort vergünstigte Konditionen bekamen und bares Geld sparen konnten.
Mitte der 90er Jahre erfolgte dann die Öffnung der Betriebskrankenkassen für die Allgemeinheit, sprich jeder, der wollte, konnte nun auch hier Mitglied werden. Auch das war im ersten Moment eine tolle Geschichte. Ich erinnere mich noch daran, dass um 2002 die Taunus BKK einen Beitragssatz von 11,5% vom Bruttolohn hatte. Diese günstigen Konditionen waren natürlich für viele Kunden ein gutes Argument, die Krankenkasse zu wechseln und wieder bares Geld zu sparen. Allerdings kam es dann auch hier, wie es kommen musste. Die Betriebskrankenkassen mit den günstigen Beiträgen konnten diese auch nicht mehr so günstig halten, weil nicht nur gesunde Menschen Kunde wurden, sondern auch viele Kranke. Ab 2003 stiegen dann auch hier sukzessive die Beiträge an und ich glaube um 2005 waren auch die Betriebskrankenkassen auf einem ähnlichen Beitragsniveau angekommen, auf dem die anderen Krankenkassen bereits waren.
2007 erfolgte dann (mal wieder) eine Gesundheitsreform. Diese Reform sorgte zum einen dafür, dass ich Bereich der Gesundheitsversorgung für jeden Bürger erstmals Versicherungspflicht bestand. Seit dem muss sich jeder Bürger entweder in einer gesetzlichen Krankenkasse oder in einer privaten Krankenversicherung (sofern die Zugangsvoraussetzungen erfüllt sind) versichern. Ebenso wurde zu diesem Zeitpunkt der Beitragssatz gesetzlich geregelt, sodass bei allen gesetzlichen Krankenkassen der Beitrag für alle Kunden gleich ist.
Neben dem gleichen Beitragssatz haben auch alle gesetzlichen Krankenkassen 95 Prozent der Leistungen gleich, da diese auch wieder gesetzlich geregelt sind (im Sozialgesetzbuch). Diese geregelten Leistungen sind allerdings schon seit einigen Jahrzehnten für alle Krankenkassen gleich. Das bedeutet, dass bis 2007 die Kunden aufgrund der Beitragssätze hin und her gewechselt haben. Dieses Wechselargument hat sich nun erledigt. Dadurch bleiben bei fast allen Krankenkassen die Kundenstrukturen gleich und die Ausgaben werden auch hier immer weiter steigen, sodass irgendwann eine Beitragsanhebung wieder stattfinden wird (neben dem Zusatzbeitrag).
Geschichtlich gesehen ist es also verständlich, dass es so viele Krankenkassen gibt. Mittlerweile hat sich aber diese Kassenflut in meinen Augen erübrigt, da einfach keine Notwendigkeit mehr dazu besteht. Die kleinen Zusatzleistungen, die es von der einen oder anderen Kasse gibt, sind in meinen Augen kein wirkliches Argument, um unbedingt dorthin zu wechseln. Eher sollte man sich eine Kasse suchen, die von den Ärzten bevorzugt wird, weil diese eben schnell die gestellten Rechnungen begleicht oder eben weil die Kasse wenig aus den Leistungen der Ärzte heraus streicht. Leider weiß aber der normale Kunde nicht, welche Kassen das sind. Soviel sei hier gesagt: die Ortskrankenkassen sind es unter Garantie nicht.
Eine entsprechende Fusion der Krankenkassen wird es wohl in absehbarer Zeit eher selten geben, weil einfach zu viele Faktoren dagegen sprechen. Später vielleicht mehr dazu.
Na ja als es damals noch offensichtlichen Wettbewerb über die Beitragshöhe gab, sind halt überall Krankenkassen wie Pilze aus dem Boden geschossen. Nun, da der Staat das wieder gedeckelt hat, kommt es gerade schon zu einigen Konsolidierungen durch Fusionen. Wenn man mit Mitarbeitern der Kassen spricht, wird dieser Trend sich fortsetzen und es wird weiter fusioniert, so dass am Ende weniger Kassen übrig bleiben.
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