Streiken für Gerechtigkeit - wie geht ihr damit um ?
Ich hör überall nur noch von Streiken, ob im allgemeinen öffentlichen Dienst zur Zeit oder vor kurzer Zeit bei der Bahn! Ich finde es natürlich berechtigt das man bei so wenig Lohn streikt aber irgendwann nimmt es nicht mehr verantwortliche Ausmaße an!
Was haltet ihr davon und wie sollte man in der Politik damit umgehen? Und was am wichtigsten ist, wie umgeht ihr, das zu spät kommen zur Arbeit oder anderen Terminen?
Naja bei den Drehbuchautoren in USA konnte ich das sehr gut nachvollziehen. Aber wenn man schon einen ganzen Haufen Kohle mehr bekommt wie der Rest Deutschlands dann kann ich das nicht nachvollziehen. Auch nicht wenn man über 50% mehr Gehalt fordert. Ansonsten finde ich das streiken manchmal ein notwendiges Übel ist.
Wie ich damit umgehe ? Ich finde es nicht mehr wie gerechtfertigt, denn viele Leute wissen gar nicht was Berufspolitisch hinter den Leuten im öffentlichen Dienst liegt da sie sich nicht damit befassen. Aber um hier mal etwas Licht ins Dunkel zu bringen, ich gehöre selbst in den Öffentlichen Dienst.
Vor 2 Jahren wurde aufeinmal das Weihnachts und Urlaubsgeld gestrichen, dazu die Arbeitszeit für uns auf 42 Stunden Woche angehoben bei gleicher Bezahlung. Danach ging es so weiter ohne das jemand etwas gesagt hatte, als dann im letzten Sommer für uns auch noch die Wechselschichtzulage gestrichen wurde (was für einen Rettungsassistenten ca. 300 Euro Netto im Monat ausmacht) wurde etwas gemacht. Viele haben gegen ihren Chef und den Landesverband geklagt und inzwischen vom Gericht recht bekommen!
Die Wechselschichtzulage steht den Leuten zu, denn inzwischen sind wir bei einer regulären 45 Stunden Woche angekommen für weniger Geld. Wieso sollten immer nur Metaller mehr Geld bekommen wenn die IG Metall mal wieder streikt ? Nur weil davon nicht so viele unbeteiligte Leute betroffen sind ? Ehrlich gesagt, interessiert es doch nur jemanden wenn es sie selbst in ihrer Bequemlichkeit einmal trifft. Es gibt genug Möglichkeiten als unbeteiligter den Streik zu überstehen.
Eine Möglichkeit pünktlich am Arbeitsplatz und bei Terminen anzukommen wäre, z.B. eine Fahrgemeinschaft oder wenn die Kindergärten geschlossen bleiben, dass man nur eine Kollegin oder Kollegen abstellt der auf alle Kinder aufpasst während der Rest arbeiten geht. Im Rettungsdienst kann man zwar nicht so einfach streiken, da die Notfallversorgung gewährleistet bleiben muss aber es gibt durchaus andere Mittel und Wege sich dort mit anzuschließen indem man z.B. die Protokolle der Einsätze zurück hält damit keine Rechnungen geschrieben werden können oder die Tagesaufgaben auf den Wachen nicht erfüllt werden (z.B. Fahrzeughalle wischen) nur sehen das die aussehenstehenden nicht.
Und das Kommentar von dem Vorposter kann ich nicht verstehen, würde seine/ihre Branche streiken wären solche Leute die ersten die nach Verständnis schreien und mehr Geld wollen. Oder würdest du 45 Stunden die Woche arbeiten gehen für nur noch 3/4 des vorherigen Gehaltes, um mal grobe Zahlen zu sprechen wir reden hier von 1100 Euro Netto.
Sorae: Heutezutage muss man damit leben. Ich war auch im Öffentlichen Dienst und man hat das Urlaubs-+ Weihnachtsgeld gestrichen. Klar fand ich das nicht toll. Und ich habe auch nur gesagt, dass ich es nur nicht nachvollziehen kann, wenn man streikt, weil man 20 % mehr Gehalt haben möchte. Klar fände ich es nicht toll wenn ich 45 STD mit weniger Gehalt arbeiten sollte. Dann würde ich auch streiken.
Nur gibt es leider auch viele Branchen die 6 Euro die Std verdienen und komplett ausgenutzt werden und nicht streiken können weil sie dann den Job verlieren. Also ich habe nie gesagt, dass ich es nicht nachvollziehen kann wenn jemand streikt. Ich habe lediglich gesagt, dass ich es nicht nachvollziehen kann wenn jemand streikt weil die einfach mal 20% mehr Gehalt haben wollen. Mehr nicht.
nicbeh hat geschrieben:Ich habe lediglich gesagt, dass ich es nicht nachvollziehen kann wenn jemand streikt weil die einfach mal 20% mehr Gehalt haben wollen. Mehr nicht.
Dann stellst du es gerade so hin, als wenn der öffentliche Dienst genug hat und diese Forderung nicht gerechtfertig ist. Wenn du selbst im öffentlichen Dienst gearbeitet hast, dann solltest gerade du wissen, dass diese Forderung nicht utopisch ist. Und das gleiche gilt für andere Branchen, ausser eine einizigste Branche seit Jahren schon regelmäßig ihr Gehalt erhöht bekommen und inzwischen überdurchschnittlich mehr Gehalt bekommen, wüsste ich niemanden in Deutschland der das einfach mal so "aus Spaß macht". Die oben genannten Leute, haben aber nicht die Probleme damit im Monat über die Runden zu kommen ausser die haben einen extremen Luxus Lebensstil.
Und das jemand rausgeschmissen wird, nur weil er oder sie mitgestreikt hat das geht nicht so einfach für einen Arbeitgeber. Dazu müsste man sich einfach mal mit den ganzen Verordnungen befassen und auch ein Mitglied der Gewerkschaft sein, ohne diese Absicherung würde ich es auch nicht tun. Über kurz oder lang werden die meisten Stellen eh gegen günstigere ARbeitskräfte ersetzt werden, ob man nun als Nachwirkung durch einen Streik rausfällt oder die Stelle einfach wegrationalisiert wird und ein paar Wochen später mit einer billigeren Arbeitskraft (oder Zeitarbeitsfirma) nachbesetzt wird, ist im Endeffekt egal.
Ich wollte damit nicht sagen, dass der Öffentliche Dienst das wegstecken kann. Das Geld hat sicherlich gefehlt. Ohne Streiks könnten die Arbeitgeber ja machen was sie wollen, deshalb sind die schon sinnvoll. Nur wie gesagt, bei manchen kann ich es nicht verstehen wenn die so viele Prozente mehr fordern. Ja wegen den geringeren Gehalt wäre es wirklich sinnvoll, dass ein Mindestlohn eingerichtet wird. Schließlich wird alles in Deutschland teurer nur die Gehälter steigen einfach nicht bzw wie Du schon angesprochen hast, fallen.
Ich finde das mit dem Streik okay, ich selber bin Hausfrau und mich berührt ein Streik der Bahnen nicht mehr direkt, aber früher war es auch möglich Fahrgemeinschaften zu bilden, früh genug werden die Streiks ja angesagt. Der öffentliche Dienst sind ja nicht nur die hohen Beamten, da steht ein sehr großer Apparat dahinter, den wir oft als selbstverständlich ansehen.
Und wie Sorae schon schrieb, sind in den letzten Jahren immer mehr Kürzungen gekommen ohne Lohnausgleich. Mein Mann ist Beamter, der darf nicht streiken, aber in Gedanken sind wir solidarisch mit den Angestellten, denn sie streiken für meinen Mann mit. Und das bischen, was wir dann wirklich mehr bekommen, wiegt mit Sicherheit nicht das weg gefallende Urlaubs und Weihnachtsgeld auf.
Auch ich habe von dem Streik in den letzten 4Monaten viel mitbekommen, ich meine wenn man es nicht mitbekommt, dann geht man blind durch die Straßen.
Und ich finde das der Streik gerechtfertigt ist, denn ein Busfahrer bei der BVG verdient 1200€ und ich finde das es für diese Branche nicht wirklich viel ist, wenn man bedenkt, das er den Kopf frei haben muss, um sich auf den Verkehr zu konzetrien. Und ein Busfahrer beispielsweise fährt weiß wieviele Leute täglich umher. Also hat er Verantwortung.
Genauso auch mit den Lehrern, sie bilden unsere Kinder, die später mal unsere Rente finanzieren sollen. Wenn ich aber mal so in manche Schulen schaue, wieviel Lust manche Lehrer noch haben den Kindern was beizubringen, dann wird mir bange. Und ich denke mal das liegt unteranderem daran, das viele Lehrer unterbezahlt sind.
Ich könnte jetzt Branchen über Branchen aufzählen.
Die Streiks die jetzt und in der frühen vergangenheit waren finde ich eigentlich gerechtfertigt, schließlich will jeder für das was er macht anständig entlohnt werden und das ohne das er/sie dazu sonstwielange arbeiten muss. Jedoch sollte man auch selbst als Streikender aufpassen wieweit ich das ganze treiben kann oder darf wenn ich Arbeiter eines gewissen Unternehmens bin.
Es kann meiner Meinung nicht angehen das die Bahn alle paar Wochen massive Ausfälle durch Streiks hat und das ja nun nichtnur im Personennah und Fernverkehr sondern auch im Güterverkehr und gerade dort müssen sich die Bediensteten der Bahn einer Verantwortung stellen die sie gegenüber den anderen der "Arbeiterklasse" haben.
Ich kann mir gut vorstellen das große Betriebe die ohne ein Lager Arbeiten sondern ihr Lager in den Waggons der Eisenbahn haben durch verspätete oder gar nicht erst eintreffende Lieferungen enorme Einbußen haben die sie sicherlich irgendwann auf die Belegschaft umwälzen. Und wenn dieser Punkt erreicht oder sogar überschritten ist bringt die dickste Streikkasse den oben erwähnten Arbeitern, Hilfsarbeitern, oder der Putzfrau nichts wenn sie "aus Betriebswirtschaftlichen Gründen" gefeuert werden. Ab hier hat der Streik eine Diminsion angenommen die durch Staatliche Gewalt begrenzt werden muss.
Aber das war nun nur ein Beispiel und es gibt noch einige Berufsgruppen mehr wo man sich genau überlegen sollte für was und für wielange man Streiken möchte
Aber das ist nur meine Meinung und sie muss in den Augen anderer nicht richtig sein.
nicbeh hat geschrieben:Ich wollte damit nicht sagen, dass der Öffentliche Dienst das wegstecken kann. Das Geld hat sicherlich gefehlt. Ohne Streiks könnten die Arbeitgeber ja machen was sie wollen, deshalb sind die schon sinnvoll. Nur wie gesagt, bei manchen kann ich es nicht verstehen wenn die so viele Prozente mehr fordern.
Ja nur wie schon gesagt wurde die Prozente saugen die sich auch nicht aus den Fingern weil sie grad die Gier gepackt hat. Dem ganzen gingen bei der Bahn oder bei Beamten / Angestellten im öffentlichen Dienst jahrelange Nullrunden vorweg wo das Gehalt teilweise nichtmal der Inflation angepasst wurde und somit die Reallöhne sogar sanken. Bei der Bahn ist das besonders extrem, da dort die Lokführer 15 Jahre um mehr auf Sparflamme gehalten wurden mit dem Argument man kann sich das nicht leisten und gefährde sonst die Arbeitsplätze.
Und wenn man dann mal 2 % pro Jahr zugrunde legt, was knapp über der Inflationsrate liegt und teilweise noch drunter, und das mal 4 - 6 Jahren bzw. 15 Jahren nimmt, dann weiß man auch woher die "abstrusen" Forderungen kommen nach 10 % oder 30 % mehr Lohn. Und im Grunde ist das nichtmal eine echte Steigerung sondern nur ein Inflationsausgleich.
Da sind einige Berufsgruppen schlimmer, die im 2 Jahrestakt 10 - 30 % mehr fordern!
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