Als Beifahrer mehr Angst, als wenn man selber fährt?
Ich weiß ja nicht, wie es Euch geht, aber ich selber fahre ja schon zügig und manchmal auch 10 km/h mehr, als erlaubt. Aber wenn ich bei meinem Freund mit im Auto sitze, habe ich oft Angst, wenn er richtig Gas gibt oder überholt. Gut, er fährt auch manchmal sehr aggressiv, so dass ich ihn auch schon oft deswegen angeschnauzt habe. Vor allem hasse ich es, wenn jemand die Gänge immer so "hochziehen" muss und der Motor aufheult.
Aber ich selber überhole ja auch, wenn es mir zu lange dauert. Woran liegt es, dass man als Beifahrer mehr Angst oder überhaupt Angst hat? Liegt es daran, dass man als Fahrer das Auto unter Kontrolle hat und als Beifahrer nicht? Das wäre die einzige Erklärung, die ich dafür habe.
Ich selber mache ja jetzt erst meinen Führerschein, aber als Beifahrer bei meinem Mann kralle ich mich in manchen Situationen auch sehr schnell am Handgriff von der Tür fest vor Angst. Mein Mann fährt auch sehr gerne zu schnell und fährt auch nur all zu gerne zu dicht auf, wo ich manchmal denke, dass es einfach nicht gut gehen kann, wenn der vor uns Fahrende nun plötzlich bremsen würde.
Ich glaube aber auch, dass es etwas damit zu tun hat, dass man als Beifahrer schlicht weg einfach keine Kontrolle darüber hat, was als nächstes wann und wie passiert. Man ist einfach nur dem Fahrer überlassen und muss auf das Vertrauen, was er da auf der Straße fabriziert und das ist wirklich nicht immer so einfach das so über sich ergehen zu lassen.
Ich gehöre zu den eher vorsichtigeren Fahrerinnern, wobei ich ehrlich gesagt manchmal auch nur nach Gefühl und nicht nach Tacho fahre. Dadurch kommt es schon einmal vor, dass ich mich bei der Geschwindigkeit verschätze, aber eher nach unten als nach oben und damit bin ich wohl eher langsamer unterwegs als mein Partner, der nun schon etwas rasanter fährt. Aber ich kann bei ihm nicht sagen, dass ich da Angst habe. Es gibt manch eine brenzlige Situation, in der es schon mal vorkommt und wo ich ihn dann verbal schon mal bremsen muss, aber mich so richtig festklammern tu ich mich nicht. Manchmal ist es nur so aus Spaß, aber in der Regel fährt er zwar rasant, aber doch recht sicher.
Wir unterscheiden uns schon in den Fahrstilen, zugegebenermaßen und da schätze ich bei ihm andere Situationen als bei mir ein, denn auch er kann sehr schön recht dicht auffahren und vor allem bremst er manchmal wesentlich später als ich. Da sind dann schon mal Momente, wo ich unsere Front dann im Heck des vor uns sich befindlichen Wagen sehe, aber so weit ist es zum Glück auch noch nicht gekommen. Doch ein wenig Angst fährt da manchmal mit. Ich mache dann auch meinen Mund schon mal auf, aber das bewirkt nicht wirklich viel, leider.
Mein Vater bremst immer automatisch mit wenn er in seinem Auto Beifahrer ist und ich am Steuer sitze . So schlimm fahre ich gar nicht, aber anscheinend sieht man das als Beifahrer doch immer anders. Als Kind habe ich immer vorne gesessen weil mir immer schnell übel wurde und ich muss sagen dass ich mir da zu diesem Zeitpunkt noch nie Gedanken darüber gemacht hatte. Seit ich aber eine Fahrerlaubnis habe sehe ich die Sache doch anders und besonders wenn ich mit Freunden unterwegs bin dann bekomme ich schon einmal Schweißausbrüche. Sicher ist etliches harmlos, aber als Beifahrer kann man nun einmal schlecht einschätzen wie gut das Auto in der Beschleunigung ist und vor allem wie sicher der Fahrer ist.
Nun ja, als Beifahrer hat man ja keine Möglichkeit, einzugreifen, wenn etwas passiert. Man hat selbst überhaupt keine Kontrolle über das Fahrzeug und der Fahrer ist voll verantwortlich. Es gibt wirklich Leute, die extrem schlechte Beifahrer sind, obwohl sie vielleicht selbst nicht die besten Autofahrer sind und der Fahrer aber sehr sicher und vernünftig fährt. Meiner Meinung nach liegt das einfach daran, dass man als Fahrer eben das Gefühl hat, das Fahrzeug unter Kontrolle zu haben und dementsprechend richtig reagieren zu können, als Beifahrer muss man sich auf den Fahrer verlassen. Manchmal ist dieses "Angstgefühl" begründet, manchmal aber auch nicht.
Eine Freundin von mir fährt auch extrem schlecht Auto. Sie fährt zwar nicht besonders schnell, aber sehr unsicher und hat kein besonders gutes Reaktionsvermögen. Sie guckt beim Fahren durch die Weltgeschichte, reagiert erst sehr spät, wenn vor ihr ein Auto bremst, regt sich über alle anderen Autofahrer auf und fährt aber selbst extrem dicht beim Vordermann auf. Ich fahre deshalb inzwischen gar nicht mehr mit ihr, muss ich zum Glück auch nicht, weil wir uns nicht so häufig sehen und eigentlich nur selten die gleichen Strecken zurücklegen.
Ich denke, dass es unabhängig davon ist, wie jemand fährt. Jeder hat seinen eigenen Fahrstil und reagiert anders. Ich behaupte, dass selbst wenn es möglich wäre, dass jemand sein eigener Beifahrer ist, so würde dieser als Beifahrer in manchen Situation Angst bekommen. Als Beifahrer schätzt man Situationen einfach anders ein. Man hat kein Lenkrad an dem man sich festkrallen kann und die Füße sind auch nicht so beschäftigt, wie als Fahrer. Durch die vermeintlich entspannte Sitzposition spürt man jedoch die Kräfte, die auf das Auto einwirken sehr deutlich.
Des weiteren vergleicht man unbewusst innerlich jede Reaktion. Beispiel: Man fährt von der Autobahn ab und biegt in die Ausfahrt ein. Als Beifahrer hat man sehr häufig das Gefühl, dass der Fahrer zu schnell ist, obwohl dieser vielleicht langsamer in dieser Ausfahrt ist, als der Beifahrer es als Fahrer wäre. Der Zeitpunkt wenn der Fahrer bremst ist vielleicht ein ticken später, als man es selbst gemacht hätte und das registriert man unbewusst und ich denke, dass solche Dinge dazu führen, dass man das Gefühl hat der Fahrer heizt.
Das wird wohl fast jedem Autofahrer so gehen, der selber viel mit dem Auto unterwegs ist. Der entscheidende Punkt ist hier, dass man es selber nicht mehr gewöhnt ist als Beifahrer mitzufahren. Ich bin in der Regel auch nie der Beifahrer. Wenn dies dann doch mal der Fall ist, dann habe ich zwar keine Angst aber es ist ein deutliches Unwohlsein, welches einem da überfällt. Man ist nicht mehr Herr der Lage und hat keinerlei Einfluss auf das was passiert. Man fühlt sich so machtlos und genau das sorgt für Angst oder ein ungutes Gefühl, wenn man mal als Beifahrer unterwegs ist.
Es kommt eben auch mit auf dem Fahrstil des Fahrers an. Ich selber bin ein recht entspannter Autofahrer und meine Beifahrer genießen das auch in vollen Zügen. Ich fahre auch bewusst etwas etwas "reduzierter" wenn ich jemanden mitnehme. Ich möchte einfach, dass sich mein Beifahrer wohl fühlt und gerne bei mir mitfährt. Ich will ihm ja keine Angst einjagen und dann noch am Ende in einem Wortgefecht die Stimmung ruinieren. Das habe ich nicht nötig.
Hach, Jacqui_77, Du sprichst mir aus der Seele. Ich kann es auch nicht leiden wenn meine bessere Hälfte das Auto quält und er die Gänge bis zum erbrechen ausfährt, allerknappstens überholt und Geschwindigkeitsbegrenzungen als Anregung oder Vorschlag betrachtet und dann geflissentlich ignoriert. Außerdem liebt er es Extrarunden in Kreiseln zu drehen und dabei so auf die Tube zu drücken, dass das Auto in bedrohliche Schräglage gerät und mit quietschenden Reifen gegen die Misshandlung protestiert.
Ich hab das Gefühl, dass ich bei jeder Autofahrt als Beifahrer neben ihm kostbare Lebenszeit verliere, ständig dem Tod durch Herzinfarkt nah bin und ich schwöre, die grauen Haare wachsen doppelt so schnell wie sonst!
Ich hab auch schon öfter darüber nachgedacht woran es liegt dass ich regelmäßig Angst bekomme, nur noch am fauchen und motzen bin und mir immer wieder schwöre nie wieder neben ihm ins Auto einzusteigen wenn er fährt. Denn eigentlich vertraue ich ihm blind – zumindest solange er keine Pedale bedient. Ich glaube aber auch dass es schlicht und ergreifend daran liegt, dass man selbst glaubt zu wissen was man tut. Als Beifahrer bremst man mit (weil man vielleicht einen Tick früher gebremst hätte, und dafür nicht ganz so heftig), schaut mit in die Spiegel und überhaupt fährt man nicht nur mit sondern beinahe selbst – und das vermutlich weil man dem Fahrer ja nicht in den Kopf gucken kann, man nicht weiß ob er auch gesehen hat dass da noch andere Leute auf der Straße sind und so weiter.
Wenn ich mir nicht gerade schwöre nie wieder Beifahrer meiner besseren Hälfte zu sein sage ich mein Mantra auf: Ich will ein besserer Beifahrer werden und mich nicht wegen jedem Furz aufregen.
Ich selbst fahre ja noch kein Auto, aber ich kenne es von meiner Mutter, die oftmals die Beifahrerin spielen muss und immer ziemlich Angst hat, wenn mein Vater noch schnell überholt, wenn um die Kurve schon ein Auto kommt. Meistens kommt er noch gut vor dem kommenden Auto in die Lücke, aber meine Mutter ist da immer etwas vorsichtiger und würde sich so etwas nicht trauen. Letztens hockte sie dann auch wieder sehr erschrocken im Auto, als mein Vater wieder einmal einen Traktor überholen wollte.
Ich denke auch es kommt ganz darauf an, wie man selbst fährt. Ist man eher vorsichtiger, dann fährt man als aktiver Fahrer schon ganz anders wie der Partner. Sitzt man dann nebendran und der Partner wendet seinen Fahrstil an, hat man vielleicht öfter Angst, weil er manchmal waghalsieger agiert als man selbst.
Bei mir selbst ist das nicht so. Wenn ich mit meinem Mann fahre, habe ich kein schlechtes Gefühl oder gar Angst. Es kommt dann natürlich auch immer auf den Fahrstil der anderen Person an. Mein Mann fährt echt sehr vorsichtig - vor allem, wenn unser Sohn mit von der Partie ist. Von daher machst es mir auch gar nichts aus, als Beifahrer neben ihm zu sitzen. Ich selbst bin auch eher vorsichtig, was die Fahrweise angeht. Früher war das auch nicht immer so, aber seitdem ich Mama bin, hat sich mein Fahrstil schon ein wenig geändert.
Das Problem, welches du beschreibst, kenne ich aber von meiner Mutter sehr gut. Sie hatte damals einen schlimmen Autounfall, als sie mit meinem Bruder schwanger war und seitdem hat sie generell Angst im Auto. Wenn sie selbst fährt, ist das alles kein Problem, denn dann kann sie eben selbst das Tempo bestimmen. Fährt sie allerdings als Beifahrer mit, dann krallt sie sich auch des Öfteren am Sitz fest - und das auch bei mir, obwohl ich wirklich nicht schnell fahre. Ich habe sie auch schon gefragt, woran das liegt, und sie hat mir dann auch erklärt, dass sie es einfach nicht mag, wenn sie keine Kontrolle über das Auto hat. Sie fühlt sich dann wie damals bei dem Autounfall, als sie wegen Blitzeis nicht mehr lenken konnte.
Bei ihr hat das auf jeden Fall etwas mit dem Unfall zu tun, aber bei den meisten ist es wohl echt so, dass sie anderen nicht so vertrauen wie sich selbst und man als Beifahrer eben auch nicht eingreifen kann. Damit kommen manche eben nicht sonderlich gut klar, auch wenn es mir zum Beispiel überhaupt nichts ausmacht. Kommt aber auch darauf an, wie gut man mit dem Fahrstil des anderen zurecht kommt. Ich habe als Beifahrer nun keine Probleme, trotzdem gibt es Leute, zu denen ich nicht unbedingt ins Auto steigen würde, weil sie eben zu sehr rasen und ich so etwas nicht ausstehen kann. Da würde ich mich im Auto auch irgendwie gefangen fühlen und hätte vermutlich dann auch Angst.
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