Bruder- Wie Angst vor dem Heiraten nehmen?

Ich denke, dass dein Bruder sicherlich nicht dumm ist, er merkt schon, dass seine Freundin heiraten möchte, aber er scheint scheinbar gewisse Gründe zu haben, ihr keinen Antrag zu machen und da habe ich ehrlich gesagt auch nichts gegen. Ich weiß, dass es heute immer noch sehr weit verbreitet ist und viele Leute meinen, dass man irgendwann in seinem Leben heiraten müsse, wenn man Kinder, Frau und Haus hat, aber das muss nicht zwangsläufig so laufen und wenn man sich dabei nicht wohl fühlt und gewisse Gründe kennt, die dagegen sprechen, wieso sollte man es trotzdem tun? Weil die Gesellschaft das von uns erwartet?

Ich würde aus diesem Grund keine Versuche unternehmen, ihm die Angst vor einer Hochzeit zu nehmen, weil seine Ängste begründet sind. Viele Frauen wünschen sich eine Hochzeit und nicht selten spielt dabei auch die finanzielle Absicherung eine Rolle, wenn seine Freundin zurzeit keinen Job hat, dann wäre das für mich ehrlich gesagt auch ein kleiner Alarmpunkt und ich würde es mir gut überlegen. In meinen Augen spricht daher nichts dagegen, dass ganze so zu belassen, wie es momentan ist, wenn er seine Meinung darüber ändert, dann werden es schon alle beteiligten merken, aber falls nicht, kann man gar nichts machen, weil seine Bedenken durchaus begründet und zurecht sind.

Ich kann deinen Bruder verstehen und würde auch nicht heiraten wollen. Ich erwarte auch, dass eventuelle Partner darauf Rücksicht nehmen und ich fände es fast schon ein bisschen naiv bis respektlos, wenn ein Partner oder eine Partnerin dann glauben würde, dass er oder sie mich da umkrempeln kann. Ich mache daraus auch keinen Hehl und so weiß direkt jeder, woran er ist. Das scheint bei deinem Bruder ja ebenso gelaufen zu sein und daher verstehe nicht, warum seine Freundin sich nun Gedanken um eine Heirat macht. Dass es scheinbar sogar ein Ultimatum gibt, finde ich absolut daneben und anstelle deines Bruders würde ich mir Gedanken darum machen, ob diese Haltung mit echter Liebe unter einen Hut zu bringen ist.

Eine Heirat bringt keinerlei Vorteile für die Beziehung an sich mit. Natürlich wäre der eine Partner durch den anderen besser abgesichert und in manchen Fällen können auch steuerliche Vorteile vorliegen. Solche rationalen Gründe könnte ich nachvollziehen, aber sie erscheinen mir nicht gewichtig genug, um deswegen direkt zu heiraten. An der emotionalen Situation wird eine Heirat nichts ändern, auch wenn genau diese Hoffnung bei manchen Leuten im Raum steht. Eine Heirat wird die Beziehung nicht verbessern, nicht festigen und auch in sonst keiner Weise auf diese einwirken.

Sehr kurios finde ich es, dass diese Frau scheinbar unbedingt heiraten will und erwartet, dass dein Bruder um ihre Hand anhält, während hier mit keiner Silbe zu lesen ist, dass sie einen entsprechenden Antrag von sich aus formuliert hat. Steht da vielleicht die völlig überholte Ansicht im Raum, dass der Mann gefälligst einen Antrag auszusprechen hat? So eine Haltung finde ich geradezu albern und in dem konkreten Fall ist das natürlich eine ziemlich witzige Geschichte, weil ausgerechnet derjenige, der gar nicht heiraten will, um die Hand der Person anhalten soll, die diese Ehe unbedingt durchboxen will.

Ich finde, dass du dich aus dieser Geschichte heraushalten solltest. Falls du doch etwas dazu beitragen möchtest, würde ich an deiner Stelle eher deinem Bruder unter die Arme greifen als ihn auch noch zu etwas zu drängen, das er doch gar nicht möchte. Niemand muss heiraten und eine Beziehung funktioniert auch ohne diese Formalitäten. Wenn sich diese Partnerin trennen sollte, nur weil dein Bruder sie nicht heiraten will, fände ich das arg merkwürdig. Wer sich wegen einer solchen Lappalie trennt, hat den Partner dann auch einfach nicht verdient. Eigentlich sollte die Qualität einer Beziehung ausschlaggebend sein, ob man zusammen bleibt – nicht mehr und nicht weniger.

@cologneboy2009: Ich glaube die meisten Frauen können noch so emanzipiert und selbstbewusst auftreten, tief im Inneren sind sie aber immer noch die kleine Prinzessin die von ihrem Prinzen gefragt werden möchte. Es ist aber schon echt paradox solche Situation, das hast du richtig erkannt. Jemand der absolut nicht heiraten möchte soll den Antrag machen. Ich fände aber auch nichts dabei wenn von der Frau ein Antrag kommen würde.

Inzwischen ist schon exakt ein Jahr seit der Eröffnung meines Threads vergangen und an der Grundsituation hat sich im Prinzip nichts geändert. Der Kleine kann schon laufen, die Freundin musste zu ihrem großen Verdruss die Rathaustreppe fegen und mein Bruder macht noch keine Anstalten sich zusammen schreiben zu lassen. Sicherlich war das Eingangs erwähnte Ultimatum auch nicht so ernst gemeint oder es gab eine einseitige Verlängerung, so einfach trennt man sich ja auch nicht wenn man sich trotzdem liebt und so viele Gemeinsamkeiten hat. Ich meine, es gab klare Ansagen die vorher bekannt waren, einerseits das man nicht heiraten möchte von meinem Bruder, andererseits dass man unbedingt eine Ehefrau sein will. Dass da irgendjemand zurück stecken muss war also von vornherein klar, einen Kompromiss gibt es da in dieser Sache einfach nicht. Ich halte mich da auch zurück und mische mich auch nicht ein, spaßeshalber ziehe ich ihn aber schon ab und an damit auf wenn seine Freundin nicht dabei ist. Er sagt dass es ein ganz heikles Thema ist und er froh ist wenn niemand daran rührt.

Von den Grundeinstellungen hat sich also nichts geändert, wobei ich wahrscheinlich schon längst nachgegeben hätte weil es mir egal wäre ob ich nun einen Trauschein habe oder nicht. Mein Bruder ärgert sich ja auch ein bisschen darüber dass er beim Kinderarzt mit dem Nachnahmen seiner Frau aufgerufen wird weil der Kleine den Namen der Mutter als kleine Rache trägt. Das empfindet er auch als unangenehm, aber wahrscheinlich ist es doch nicht so schlimm wie eine Heirat.