Zeitarbeitsfirmen: Welche Vorteile haben sie?

vom 16.11.2011, 15:15 Uhr

Wenn ich in der Zeitung sehe, dass wieder einige Stellen durch Zeitarbeitsfirmen vermittelt werden, dann denke ich eigentlich nie positiv, sondern eher negativ. Mein Mann hat vor einigen Jahren, als er arbeitslos war in Zeitarbeitsfirmen gearbeitet. Er hat sehr viel weniger dort verdient als die Kollegen, die in der Firma, in der er eingesetzt war verdient haben, die in der Firma angestellt waren. Er machte Überstunden, die auf ein Überstundenkonto gezahlt werden mussten, damit er auch Geld bekam, wenn keine Arbeit da war. In einer Zeitarbeitsfirma ist er in knapp einem Jahr in 6 Firmen gewesen. Keine Firma hat die Anstalten gemacht, dass sie jemals einen Zeitarbeiter übernehmen würden.

Zeitarbeiter müssen oft weit fahren, damit sie arbeiten dürfen und bei einem Stundenlohn, wo andere beispielsweise ohne Zeitarbeitsfirma 12,50 Euro bekommen, bekommt der Zeitarbeiter nicht mal 8 Euro. Ein Bekannter hat 4 Jahre in einer Zeitarbeitsfirma für geringen Lohn gearbeitet eher er dann doch übernommen wurde und nun fast das Doppelte verdient. Aber dafür musste er erst für so geringen Lohn arbeiten, dass er Hartz 4 Zuschüsse bekam, damit er überleben konnte.

Ein anderer Bekannter wurde von einer Firma in die nächste geschickt. Er hat in der Umgebung bestimmt 10 Firmen kennengelernt und keine Firma wollte einen Zeitarbeiter länger als 1 Monat haben. Also musste er immer wieder neu eingearbeitet werden und bekam auch einen sehr geringen Lohn.

Ich kann einfach den Zeitarbeitsfirmen nichts positives abgewinnen. Aber vielleicht könnt ihr mich ja überzeugen, dass die Zeitarbeitsfirmen auch was positives haben. Vielleicht konnte ich es bisher nicht sehen oder aber die Zeitarbeitsfirmen sind hier anders als bei euch. Berichtet doch mal über eure Erfahrung und was ihr positiv an Zeitarbeitsfirmen findet.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Wie du bereits sagtest kann man einer Zeitarbeitsfirma nichts gutes abgewinnen. In vielen Magazinen und anderen Medien wird häufig über die Ausbeutung berichtet unter denen die vermittelten Leute leiden müssen. So kommt es zum Beispiel regelmäßig zu Problemen mit der Bezahlung und auch, je nach Arbeitsplatz, zu Defiziten was die Bereitstellung von Arbeitsmaterialien wie Schutzkleidung und ähnlichem angeht. Ich als Abiturient blicke vorab schonmal genauer hin, und ich hoffe, dass ich nie auf die Dienste einer Zeitarbeitsfirma zurückgreifen muss!

» JayPea » Beiträge: 14 » Talkpoints: 6,37 »


Die geringen Löhne, welche von Zeitarbeitsfirmen bekannt sind, wirst du aber nur bei den großen, bekannten Firmen finden. Es gibt genug Firmen, welche wesentlich kleiner sind oder halt unbekannter. Aber diese zahlen auch vernünftige Löhne, im Vergleich zu den anderen Firmen. Dazu kommen dann noch die Sonderzahlungen, wie Fahrtkostenzuschuss und Verpflegungsmehraufwand.

Gerade bei diesen Dingen, wie auch die Übernachtungskosten, welche ja im Normalfall von den Zeitarbeitsfirmen übernommen werden, muss man bedenken, das normal Angestellte Leute diese Dinge erst über den Lohnsteuerjahresausgleich ansetzen können. Somit hat der Leiharbeiter unter Umständen am Ende sogar mehr auf dem Konto, als der normale Angestellte.

Diese Erfahrungen habe ich bei einigen Bekannten gemacht und auch selbst schon bei einer Zeitarbeitsfirma gearbeitet. Dabei war unser Stundenlohn schon weitaus höher, wie der Lohn der Firmenangestellten. Also Zeitarbeit muss nicht immer was schlechtes bedeuten. Wobei auch Zeitarbeitsfirmen oftmals nur Bewerber für andere Firmen in Festanstellung suchen, damit der eigentliche Arbeitgeber noch unbekannt bleiben kann.

Daher würde ich immer wieder dazu raten, das man sich auch bei Zeitarbeitsfirmen bewerben sollte. Gerade in der Handwerkerbranche nicht Rübsam und Bruno Stärk meines Wissens nach die Firmen, welche die besten Konditionen für Arbeitnehmer bieten.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich persönlich habe mich vor kurzem bei einer Zeitarbeitsfirma beworben. Natürlich ist der Lohn dort vergleichsweise gering, aber für mich als Berufseinsteiger ist es, denke ich, eine ganz gute Möglichkeit, mal einen Fuß in die Tür zu bekommen. Dass man überall hingeschickt werden kann, wo man gerade gebraucht wird, um es mal etwas salopp auszudrücken, kann, wie ich finde, auch seine Vorteile haben. Auf diese Weise kann man die ein oder andere Firma kennen lernen, von der man vielleicht gar nicht wusste, dass sie überhaupt existiert - und wenn man dort besonders gute Dienste leistet, kann es einem sogar passieren, dass man dort das Angebot einer Festanstellung erhält.

Klar, dies sind jetzt alles recht optimistische Einschätzungen, aber ich wollte damit auch nur zum Ausdruck bringen, dass Zeitarbeitsfirmen insgesamt möglicherweise nicht so schlecht sind, wie sie häufig gemacht werden.

» Kris86 » Beiträge: 13 » Talkpoints: 6,18 »



Zeitarbeiter sollen laut Aussagen der Politiker durch diese Arbeiten wieder zu einer bezahlten Tätigkeit kommen und sich durch ordentliches Arbeiten bei den jeweiligen oder anderen Arbeitgebern für zukünftige Tätigkeiten empfehlen. Gut ausgedacht, aber leider in der Praxis kaum durchführbar. Ich hatte neulich bei einem Umzug geholfen wo der Großteil der Mitarbeiter der Spedition aus Zeitarbeitnehmern bestand. Ich habe die mal ein bisschen ausgefragt, sie verdienen 5,80 Euro die Stunde für diese körperlich schwere Arbeit und bei dem Umzug waren sie an diesem Tag von 10-22 Uhr beschäftigt. Darunter war auch ein Zeitarbeiter der für diese Tätigkeiten absolut nicht geeignet war, sehr schmächtig, kurz vor dem Rentenalter und etwas kurzatmig. Hier habe ich mich auch gefragt ob die vorgeschriebene Überprüfung der Arbeitsplätze hinsichtlich der Anforderungen und der Eignung des Zeitarbeiters wirklich immer vor Ort durchgeführt wird oder doch eher vom Schreibtisch aus. Auch die langen Arbeitszeiten wie in diesem Fall sind doch Wahnsinn, wer soll denn so lange Möbel schleppen ohne auf Dauer krank zu werden? Von den Verstößen zum Arbeitszeitgesetz mal abgesehen, es gibt auch Ruhezeiten in Höhe von 11 Stunden die bis zur nächsten Arbeitsschicht einzuhalten sind.

Das sind also oft Bedingungen die sich ein normaler Arbeitnehmer nicht lange gefallen lässt. Entweder wechselt er den Arbeitgeber oder er beschwert sich. Zeitarbeiter sehen meistens zu dass sie diese Zeit durchstehen, egal wie. So wie ich das durch meine berufliche Tätigkeit mitbekomme handelt es sich oft um ungelernte Arbeitnehmer die gnadenlos ausgebeutet werden. Sicherlich gibt es auch Zeitarbeiter die über bestimmte Qualifikationen verfügen, die sind aber eher selten. Für sie ist es vielleicht ganz gut wenn sie eine Tätigkeit in ihrem erlernten Beruf bekommen weil sie dadurch in der Praxis bleiben.

Sicherlich gibt es auch Betriebe die nach einer gewissen Zeit ehemalige Zeitarbeiter einstellen, dass ist aber eine absolute Minderheit. Meistens sind sie nur das 5. Rad am Wagen um kurzzeitige Engpässe zu überbrücken. Ich kenne auch Unternehmen die schon seit Jahren immer wechselnde Zeitarbeiter beschäftigt obwohl sie in dieser Zeit schon längst genügend Fachkräfte ausgebildet haben müssten. Für sie ist es leichter diese Arbeitnehmer auf Zeit in Flautezeiten wieder los zu werden ohne sich um arbeitsrechtliche Bestimmungen kümmern zu müssen.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Mein Partner arbeitet in einem Großbetrieb, in der er auch seine Ausbildung gemacht hat und danach sofort übernommen wurde. Er ist nun seit 12 Jahren beschäftigt, jedoch nimmt diese Firma nur noch Leiharbeiter. Mein Partner ist einer der wenigen letzten, die dort fest angestellt sind und einen sehr guten Stundenlohn hat. Ein Freund von ihm arbeitet dort auch, jedoch als Leiharbeiter. Wenn mein Freund einen Stundenlohn von 18 € hat, hat dieser einen Stundenlohn von 9 - 10 € und das merkt man dann schon. Auch wissen diese nie, wie lange sie beim jeweiligen Arbeitgeber bleiben können, denn meist ist dies nur befristet und als Leiharbeiter hofft man eben sehr, übernommen zu werden, verständlicherweise. Außer dem Gehalt jedoch werden in diesem Unternehmen Leiharbeiter wie normale Angestellte behandelt und das finde ich wiederum sehr gut.

Ich habe mich selbst auch bei diversen Zeitarbeitsfirmen beworben, jedoch ohne Erfolg. Diese wollen einem nicht mal mehr in ihre Kartei aufnehmen. Haben wohl zu viele und sind demnach überfüllt.

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» SybeX » Beiträge: 3896 » Talkpoints: 11,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich selbst habe auch nur schlechte Erfahrungen mit Zeitarbeit gemacht, denn mir konnte man keinen Job vermitteln, obwohl ich wirklich nahezu alles gemacht hätte. Daher versuche ich es auch erst gar nicht mehr weiter über eine Zeitarbeitsfirma, sondern suche Alternativen, die es ja schon auch gibt, wenn man die Augen offen hält. Dennoch kann ich sagen, dass selbst als Mann es nun nicht das Schlechteste ist, wenn man über eine Zeitarbeitsfirma hinein rutscht, aber ich denke, es kommt auch darauf an, ob es eine lediglich regional angesiedelte Zeitarbeitsfirma ist oder ob es eine deutschlandweit agierende Firma ist. Bei letzterem habe ich auch von Bekannten nur Schlechtes gehört und bin davon auch nicht ganz so überzeugt.

Mein Partner hat in seiner Arbeitslosigkeit auch die Hilfe einer Zeitarbeitsfirma in Anspruch genommen und er hatte sich hier bei einer kleinen Firma vorgestellt. Man hat ihn gerade vom Fleck weg eingestellt und auch, wenn das erste Gehalt nicht ganz so üppig gewesen ist, aber immerhin bereits nach Tarif vor all diesen Gesetzen und er hatte auch geregelte Arbeitszeiten gehabt, als auch Urlaubsanspruch. Nach relativ kurzer Dauer bei dieser Zeitarbeitsfirma wurde er direkt von der Firma eingestellt und hatte dadurch auch ein höheres Gehalt gehabt. Letztendlich konnte man es bei ihm eher von einer Jobvermittlung mit Probezeit sprechen, und es war nun nicht so, dass er weder bei der Zeitarbeitsfirma noch bei dem Unternehmen unmenschlich behandelt wurde. Auch, wenn er jetzt nicht mehr in diesem Unternehmen arbeitet, so würde er dennoch exakt diese Zeitarbeitsfirma wieder aufsuchen, wenn er in eine Arbeitslosigkeit geraten würde und man ihm beispielsweise bei der Arbeitsagentur nicht großartig weiterhelfen kann. Es geht also auch positiv und ich denke, man sollte sich vorher einfach erkundigen, welchen Ruf eine Zeitarbeitsfirma hat.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich war auch schon über mehrere Leiharbeiterfirmen beschäftigt und kann leider nichts Gutes darüber berichten. Erfahrungen habe ich mit den Firmen Optima, Pluss und ISP-Personaldienstleistung. Zuletzt war ich bei der Firma Pluss beschäftigt. Dieses Arbeitsverhältnis habe ich binnen von zwei Wochen wieder gekündigt, da die Bezahlung eher mit einer Ausbeutung zu vergleichen war. Ich war in einem Pflanzenlager beschäftigt und musste Paletten voller Pflanzen auf die Rollis verteilen und sie mit Folie umwickeln. Täglich fielen Überstunden an und obwohl es sich um körperlich schwere Arbeit handelte, ist der Stundenlohn mehr als nur mies. Dazu kam, dass ich etwa 40 Kilometer fahren musste, um das Lager zu erreichen. Ausbezahlt bekam ich pro Monat nur 400 Euro. Der übrige Lohn ging auf ein Stundenkonto, damit man auch nach der Pflanzensaison auf sein Geld kam.

Bei ISP war ich dagegen fast zwei Jahre beschäftigt. Ich saß bei der Drogeriemarktkette Rossmann an der Kasse. Der Stundenlohn war auch hier sehr gering, allerdings zahlte ISP wenigstens einen Teil der Fahrtkosten. Was mir komplett missfiel und auch der Grund für mein Austreten aus der Firma war, ist, dass ich die Kassenabrechnung immer erst nach Beendigung der bezahlten Arbeitszeit machen durfte. Die anderen Kollegen bekamen die Zeit, die sie für die Abrechnung benötigten, selbstverständlich bezahlt. Ich hatte mehrfach das Problem bei ISP angesprochen. Da sich aber nichts änderte, habe ich letztendlich die Stelle gekündigt. Auch in anderen Situationen fühlte ich mich dort wie ein Außenseiter. Während alle Kollegen mal zu Weihnachten und anderen Anlässen eine kleine Aufmerksamkeit bekamen, ging ich immer leer aus. Dabei hatte ich genauso viel wie sie in der Filiale gearbeitet und obendrein die unbeliebtesten Arbeitszeiten zu Sonderöffnungszeiten abgedeckt. Gedankt wurde es mir gar nicht und es gab auch keine Nachtzuschüsse, wenn ich an solchen Tagen mal bis 23 Uhr an der Kasse saß.

» Sternchen* » Beiträge: 2804 » Talkpoints: 2,78 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Bei Zeitarbeitsfirmen verdient die Firma am meisten. Die Mitarbeiter werden mit einem Minimal-Lohn abgespeist und verdienen weitaus weniger als die festangestellten Mitarbeiter. Aber durch Zeitverträgen hat man auch eher die Möglichkeit einen Festvertrag zu bekommen.

» kowalski6 » Beiträge: 3399 » Talkpoints: 154,43 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


kowalski6 hat geschrieben:Bei Zeitarbeitsfirmen verdient die Firma am meisten. Die Mitarbeiter werden mit einem Minimal-Lohn abgespeist und verdienen weitaus weniger als die festangestellten Mitarbeiter. Aber durch Zeitverträgen hat man auch eher die Möglichkeit einen Festvertrag zu bekommen.


Das ist doch eine pauschale Aussage, welche nur auf die großen Firmen in dieser Branche zutrifft. Ich kenne einige Zeitarbeitsfirmen, welche ihren Mitarbeiten einen Stundenlohn zahlen, welcher manchen Lohn von den festen Mitarbeitern des Auftraggebers überschreitet. Und das nicht nur um ein paar Cent.

Ich selbst habe auch schon bei einer Zeitarbeitsfirma gearbeitet und habe da wesentlich mehr verdient, als die Leute in der Firma, wo wir waren. Dazu bekamen wir unseren Nachtzuschlag schon ab 20 Uhr im Gegensatz zu den eigenen Angestellten, wo er erst ab 22 Uhr gezahlt wurde. Dazu noch die Fahrtkosten und der Verpflegungsmehraufwand. Das alles zusammengerechnet hat etwa 50 Prozent mehr Verdienst ausgemacht.

Mein Ex-Mann hat auch bei zwei Zeitarbeitsfirmen gearbeitet und dort den selben Stundenlohn gehabt wie jetzt bei der Firma, wo er täglich zu Hause ist. Dazu kamen dann eben auch noch Zuschläge für die Fahrt, Verpflegung und die Übernachtungskosten. Klar zahlen die bekannten Firmen weitaus weniger. Aber auch nur, weil diese wesentlich mehr Bewerber haben und damit immer jemanden finden, welcher für die Dumpinglöhne arbeitet.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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